Danzig - Schmelzpunkt der Kulturen

Hafenfront in Danzig / © .Pete. - flickr.com
Hafenfront in Danzig / © .Pete. - flickr.com

Die ereignisreiche Geschichte von Danzig ist noch heute in den Straßen der Stadt spürbar. Vor allem Kaschuben, Polen und Deutsche prägten das Stadtbild Danzigs, aber auch Einwanderer aus aller Welt kamen hierher.

Danzig war seit dem Mittelalter und lange Zeit eines der wichtigsten Handelszentren an der Ostsee. Für die Händler der Hanse nahm die Stadt eine wichtige Funktion ein, viele Kaufleute investierten auch in Grund und Boden, in Gebäude und Prachthäuser in Danzig.

Im Zweiten Weltkrieg jedoch wurde Danzig schwer in Mitleidenschaft gezogen. Über 90 Prozent der historischen Gebäude wurden durch Bombenangriffe vollkommen zerstört. Die Stadtväter trafen jedoch im Anschluß eine hervorragende und weittragende Entscheidung: Anstatt kommunistischer Betonbauten wurden die alten Patrizierhäuser nach Originalplänen wieder aufgebaut. Daher findet man heute noch Gebäude aus den verschiedensten Stil-Epochen. Altehrwürdige Patriziergebäude findet man hier neben gotischen Backsteinbauten, Kirchen mit enormer Gewölbehöhe neben Bürgerhäusern aus den unterschiedlichsten Epochen.

Der Reichtum Danzigs zog auch Künstler und Architekten aus ganz Europa an. Die berühmtesten Baumeister arbeiteten hier an den Prestige-Gebäuden der Patrizier.

Auch die Politik hat in der Geschichte Danzigs immer wieder eine Rolle gespielt. Genau genommen startete hier in den 1980er Jahren das lange Ende des Kommunismus. Nachdem 1970 ein Aufstand der Werftarbeiter gegen die kommunistische Unterdrückung scheiterte, kam es zunächst zu gesetzlichen Änderungen - der Aufstand scheiterte. 

Im Jahr 1980 jedoch erzwangen Arbeiter, die für die Lenin-Werft arbeiteten, die Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc. Deren Anführer Lech Walesa spielte in den folgenden Jahren eine entscheidende Rolle beim Umsturz der kommunistischen Herrschaft, und er wurde 1990 zum ersten demokratisch gewählten Staatspräsidents Polens. Es waren vor allem die Ereignisse in den Danziger Werften in den 1980er Jahren, die zum Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa führten, der dann im Fall der Berliner Mauer gipfelte.

Die beste Reisezeit für Danzig ist zwischen Mai und September.

Danzig - Sightseeing

Eine Erkundungstour durch Danzig kann man besonders gut am Ratusz Staromiejski, dem städtischen Rathaus beginnen, Ulica Korzenna 33/35. Das Backsteingebäude wurde im sogenannten niederländischen Maniereismus gebaut und fungiert heute noch als Rathaus. Neben der ungleichmäßigen Fensterfront beeindrucken hier vor allem die vielen Türmchen auf dem Dach. Als einziges der umliegenden Gebäude hat das Rathaus die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs überstanden und gehört zu den wenigen Originalgebäuden der Danziger Altstadt aus der Vorkriegszeit.

Nicht weit entfernt befindet sich die Katherinenkirche, die Kosciol sw. Katazyny, Ulica Wielki Mlynyr. Der gotische Hallenbau brannte nach einem Bombenangriff komplett aus. Immerhin konnten einige der bedeutenden Gemälde, etwa von Isaak van den Blok, gerettet werden. Um den Bau originalgetreu wiederzuerrichten, benötigte man mehrere Jahrzehnte. Erst in den 1980er Jahren wurde der Turm mit seinem berühmten Glockenspiel wieder fertiggestellt.

Weiter geht es zu einer anderen Kirche, der Kosciot Sw. Mikolaja oder Nikolaikirche, Ulica Swietojanska 72. Das Gotteshaus aus dem 12. Jahrhundert ist eine der besterhaltendsten Kirchen in Danzig. Auch sie überlebte den Krieg relativ wenig beschädigt.

Ein Wahrzeichen Danzigs ist das historische Krantor, das sogenannte Zuraw, Ulica Szeroka 67/68. Dieses wurde 1444 erbaut und sollte mit seiner hölzernen Hebevorrichtung bei der Verladung von schweren Gütern helfen. Zur Zeit seiner Erbauung war das Zuraw der größte Hafenkran der Welt. Heute befindet sich in dem Gebäude das Meeresmuseum.

Über die Sw. Ducha gelangt man zur Marienkirche, der Kosciot Mariacki, Podkramarska 5. Die gewaltige Kathedrale gilt als die größte Backsteinkirche der Welt und bietet angeblich bis zu 25.000 Besuchern Platz. Der Innenraum beeindruckt insbesondere mit seiner 30 Meter hohen Gewölbedecke und einer astronomischen Uhr aus dem 15. Jahrhundert. Nebenan befindet sich die Königliche Kapelle, Kaplica Krolewska. Sw. Ducha 58.

Von der Marienkirche geht es durch die Ulica Piwna, weiter über die Ulica Tkacka zur Ulica Dluga, wo sich das goldene Tor befindet. Ebenfalls in der Nähe ist der Dom Uphagena, das Uphagenhaus, Ulica Dluga 12. Dieses ist das alte Patrizierhaus der Familie Uphagen, in dem man die einstigen Wohngewohnheiten der reichen Handelsfamilie bestaunen kann.

Der Königsweg, Ulica Dluga, heisst deswegen so, weil die früheren Herrscher auf diesem Weg in die Stadt eingezogen sind. Hier steht das Rechtsstädtische Rathaus, Ratusz Glownego Miasta, Ulica Dluda 47. Auch dieses Rathaus wurde im Stil des Manierismus erbaut, nachdem ein gotischer Backsteinbau bei einem Brand im 16. Jahrhundert zerstört worden war. Bereits von Weitem sieht man den vergoldeten Rathausturm. Auch das Innere ist mit seinen bemalten Holzdecken, farbigen Fresken und Holzgalerien sehr sehenswert.

Danzig im Winter / © MJL - flickr.com
Danzig im Winter / © MJL - flickr.com

Weiter führt der Königsweg zum Artushof, Dwor Artusa, Dlugi Targ 44. Die Artushöfe stammen aus dem 14. Jahrhundert und sind eine Besonderheit Danzigs. Tatsächlich wurden die Höfe nach dem legendären Keltenkönig benannt, dienten aber als Versammlungsräume reicher Bürger und Adliger. Die Fassade wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet und erstrahlen seit 1617 im manieristischen Stil.

Sehr lohnenswert ist in Danzig auch ein Besuch des Nationalmuseums, Muzeum Narodowe, Ulica Torunska 1. Hier gibt es Gemälde, gotische Kunstwerke, Skulpturen, alter Schmuck, Gewänder und Wandteppiche.

Danzig-Insidertipps: eine Schiffsrundfahrt

Danzig ist nah am Wasser gebaut, und so ist eine Schiffahrt besonders attraktiv. An der Anlegestelle am Grünen Tor und am Pszystan Zielona Brama etwa starten die Schiffe der weißen Flotte. Zu sehen bekommt man die weitläufigen Danziger Werften, die alte Festung, sowie Weichselmündung und Westernplatte. Die Touren gibt es in unterschiedlicher Länge. Buchen kann man sie bei der Zegluga Gdansk, Ulica Ponczosznikow 2.

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