Glücksspiele auf Mallorca

Spielen und Zocken auf Mallorca

Nirgendwo macht offenbar das Spielen und Zocken so viel Spaß wie auf Mallorca, denn die Mallorquiner sind Spaniens besessenste Spieler. Über €500 pro Einwohner machen die Mallorquiner jährlich für Glücksspiele locker.

Das spanische Lotteriesystem hat eine lange Tradition (seit Anfang des 19. Jahrhunderts) und ist sehr differenziert und für Außenstehende ziemlich kompliziert. Die Regeln wurden im Laufe der Zeit immer wieder den veränderten sozialen und technischen Entwicklungen angepasst. Die Chancen auf einen Millionen-Hauptgewinn sind zwar – wie beim deutschen Lotto – verschwindend gering, aber der »Magie der großen Zahl« und dem Traum vom plötzlichen Reichtum können sich offensichtlich nur wenige Mallorquiner entziehen.

Lotterien

Die hohen Umsätze führt man zwar gerne auf den Tourismus zurück, zumal hinter den Balearen – was die Summe der Einsätze angeht – gleich die Kanaren rangieren. Sicher sind unter den über 200.000 jährlichen Besuchern des Spielkasinos und unter den Automatenspielern viele Touristen, aber für das Gros der Umsätze sorgen die Insulaner selbst, nämlich in diversen Lotteriesystemen:

  • Bono Loto (Zahlenlotto mit geringen Mindest-einsätzen, 4 Ziehungen pro Woche: Mo, Di, Mi, Fr)
  • La Primitiva (Zahlenlotto donnerstags und samstags und jeden Sonntag El Gordo: €5 Mio.)
  • Quiniela (Fußballtoto)
  • Loteria ONCE (Blinden-Lotterie)
  • Loteria Nacionál (Nationallotterie)
  • Bingo

Wie bereits erwähnt, ist das spanische Lotteriesystem eine Wissenschaft für sich. Es gibt scheinbar unendliche Variationsmöglichkeiten, die den Spielern hohe Gewinnchancen vorgaukeln, letztendlich aber nur dazu dienen, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wer der Versuchung nicht widerstehen kann und sich in den spanischen »Lotteriedschungel« wagt, sollte sich vorher detailliert informieren.
Dafür sind fortgeschrittene Spanischkenntnisse von Vorteil. Dank des Internets kann man seit geraumer Zeit an den spanischen Lotto-Glücksspielen auch von zu Hause oder von unterwegs aus auf einschlägigen deutschsprachigen Portalen teilnehmen.

ONCE

Die Lotterie des spanischen Blindenverbandes ONCE ist eine Erfindung des faschistischen Diktators Franco aus dem Jahre 1938, mit der er die Kriegsblinden des von ihm initiierten Bürgerkrieges versorgen wollte. Dass er damit ein Wirtschaftsimperium gründen würde, war dem Caudillo sicher nicht bewusst. Heute stehen die grünen Verkaufshäuschen der ONCE unübersehbar überall in ganz Spanien. Außerdem werden die Lose vor Supermärkten verkauft. Die Einzeltickets kosten je nach Tag und Ausschüttungssumme zwischen €1,50 und €3. Die Gewinnspannen sind groß und reichen von einigen tausend Euro bis zu einigen Millionen bzw. einer großzügigen jährlichen Dauerrente (25 Jahre) von 100.000 Euro.

Nach wie vor beschäftigt ONCE im Losverkauf vorwiegend sehbehinderte Mitarbeiter, insgesamt mehr als dreißigtausend. Auf den Balearen gehören die ca. 700 Losverkäufer an ihren Stammplätzen zum Straßenbild auch der kleineren Städte. ONCE ist einer der größten Finanziers des spanischen Staates, verfügt über Beteiligungen an vielen großen Unternehmen und unterhielt eine zeitlang sogar ein eigenes Profi-Radrennteam.

Die Organisation hat sich zu einem Musterbeispiel für die Behinderten-Selbsthilfe entwickelt. Aus den Einnahmen der Lotterie finanziert sie viele Projekte zur Integration Blinder, Arbeitsplätze in Firmen und Werkstätten, Bücher in Blindenschrift, Blindenhunde u.a. Etwa ein Zehntel des insgesamt in Spanien für Glücksspiele ausgegebenen Geldes fließt der ONCE-Lotterie zu.
Mehr infos unter www.once.es.

Nationallotterie

Die Ziehung der Loteria Nacional erfolgt zwei Mal wöchentlich am Donnerstag und am Samstag; Lose gibt es in speziellen Verkaufsstellen, z.B. in Estancos, den Tabakläden, und im Internet. Mit Einsätzen zwischen €3 (donnerstags) und €6 (samstags) erwirbt man ein décimo (Zehntellos), mit dem man €30.000 (donnerstags) bzw. €60.000 (samstags) und maximal €200.000 beim Gordo (dem »Dicken«) gewinnen kann. Etwa 70% der Einnahmen werden an die Spieler als Gewinne ausgeschüttet, die restlichen 30% gehen an den hoch verschuldeten Staat.

Ein nationales Fieber bricht jährlich am letzten Wochenende vor Weihnachten aus, wenn bei einer Sonderziehung (Prozedur im Kern nahezu unverändert seit 1812!), ganz Spanien an den Rundfunk- und Fernsehgeräten sitzt und lauscht, wenn die gezogenen Nummern singend (!) verkündet werden.

Bingo

Das in Deutschland als Glücksspiel (außer im Fernsehen) verbotene Bingo ist auf Mallorca ähnlich beliebt wie in england. Es rangiert auf Mallorca auf der Beliebtheitsskala der Glücksspiele nach den Geldspielautomaten und der allgegenwärtigen Nationallotterie auf Rang 3. Bingo wird in großen Sälen zelebriert.

Einen eleganten Rahmen für die banale Dauerziehung bietet das Bingo Teatro Balear in Palma (beim Mercat d’Olivar, nahe der Plaça Espanya). Gespielt wird täglich von 15 Uhr bis 4 Uhr morgens, aber schon nachmittags herrscht reger Betrieb. Das Publikum gehört überwiegend der Mittelschicht an, wobei Frauen um die 50 überwiegen. Viele verbringen den ganzen Abend im Teatro. Der Besuch ist wegen dessen besonderer Atmosphäre auch für Leute interessant, die dem monotonen Spiel nichts abgewinnen können.

Beim Bingo werden laufend Zahlen gezogen und gleichzeitig angesagt und auf Bildschirmen angezeigt. Die Mitspieler streichen jede Zahl auf ihrem Spielschein aus, die gezogen wird. Unterbrochen wird das Spiel, wenn jemand »Linea« ruft und damit signalisiert, fünf Zahlen in einer Reihe zu haben. Das Spiel ist beendet, wenn der erste Mitspieler mit Bingo bekannt gibt, dass alle Zahlen auf seinem Spielschein getroffen wurden. Das dauert selten länger als 5 Minuten. Nach kurzer Pause zur Gewinnauszahlung und zum Verkauf neuer Spielscheine folgt die nächste Ziehung usw.

Die Höhe der Gewinne richtet sich nach dem Gesamtwert der verkauften cartones (Spielscheine), die jeweils €2 kosten. Davon wandern erst einmal 20% an den Fiskus, 10% bleiben beim Betreiber der Anlage. 70% der Einnahmen werden für Gewinne ausgeschüttet. Je nach Besetzung des Saals und der Anzahl der Einsätze kann man mit Bingo in 5 Minuten zwischen €250 und €1000 gewinnen. Um ihre Gewinnchance zu erhöhen, kaufen viele Teilnehmer mehrere Scheine für jede Ziehung.

Gran Casino de Mallorca

Noch schneller als beim Bingo kann man sein Geld im Spielkasino loswerden. Das Kasino befand sich über Jahrzehnte in abseitiger Lage der Urbanisation Sol de Mallorca südwestlich von Magaluf, ist aber Ende 2011 nach Palma ins Einkaufszentrum Porto Pi umgezogen. Dort belegt es eindrucksvolle 3000 m².

Ein Parkhaus befindet sich in den Untergeschossen des Zentrums im Westen des Stadtteils El Terreno oberhalb des Übergangs des Meeresboulevards in die Autobahn Richtung Peguera. Der Eintritt kostet €5, aber dafür sind die ersten beiden Stunden im Parkhaus für Kasinobesucher gratis. Geöffnet ist das Kasino täglich 18-5 Uhr. es besteht Ausweispflicht, jedoch keine Kleiderordnung; Es geht leger zu. Roulette, Baccara, Black Jack und viele »einarmige Banditen« bzw. ihre elektronischen Varianten warten auf Besucher.
Infos (Spanisch und Englisch) unter www.casinodemallorca.com