Meerfenchel in Mallorcas Küche

Viele Jahrhunderte bevor der Meerfenchel (Crithmum maritimum) auf Mallorca zu einer kulinarischen Delikatesse geworden ist, wurde er an den Küsten des Mittelmeeres schon von Frauen und Kindern gesammelt und durch Einlegen in Essig haltbar gemacht. Sie gaben ihn den Seeleuten mit, die lange Zeit mit ihren Schiffen auf den Meeren unterwegs waren, da das Kraut reich an Vitamin C ist und dem Skorbut vorbeugend entgegen wirken konnte.

Meerfenchel wächst wild und muss nicht angebaut werden. Daher war er auch für die ärmere Bevölkerung erschwinglich. Da ihm auch sonst noch heilende Wirkungen zugeschrieben wurden, erhielt er in Deutschland den Beinamen „Bazillenkraut“.

Meerfenchel sieht aus wie ein unscheinbares Grasbüschel, wenn auch die Blätter etwas dickfleischiger sind. Die gelben Doldenblüten können bis zu 40 cm hoch werden. Da sie denen des wilden Fenchels ähneln, verdankt der Meerfenchel ihm seinen Namen. Meerfenchel gehört zu den Sukkulenten. Er wächst in Felsspalten im Gischtbereich, braucht kaum Erde und gedeiht bestens mit dem salzigen Meerwasser.

Auf Mallorca heißt der Meerfenchel „Fonoll Mari“. Während er in anderen Mittelmeerbereichen längst wieder in Vergessenheit geriet, ist er aus der mallorquinischen Küche nicht mehr wegzudenken.
Die Ernte beginnt im Mai kurz vor der Blüte. Heute sind es hauptsächlich Rentner, die mit ihren Autos entlang der Küste unterwegs sind und innerhalb weniger Tage etliche Tonnen des begehrten Krautes pflücken oder mit Sicheln schneiden. Den Meerfenchel auszureißen, ist seit vielen Jahren verboten, da in diesen Narben nichts mehr nachwachsen kann.

Nach der Ernte wird der Meerfenchel gewaschen und für etwa einen Monat in einer Lake aus mildem Weinessig, Salz und Wasser eingelegt und in Gläser abgefüllt. Durch das Einlegen erhält er seinen ganz besonderen Geschmack. Es gibt viele Gerichte, die durch sein salzig-aromatisches Aroma bereichert werden. Er gilt als Geschmacksverstärker, als Gewürz, ist Bestandteil von Salaten und wird bisweilen auch zu warmen Gerichten wie Arrós brut, einem Reiseintopf, gegessen.

Als Mallorca-Tourist wird man den Meerfenchel wohl am ehesten auf dem „Pa amb Oli“ kennen lernen: 2 Scheiben ungesalzenes Graubrot werden mit Olivenöl beträufelt und mit Tomate eingerieben. Darauf kommen luftgetrockneter Schinken und Mallorquinischer Käse. Ein Zweig eingelegten Meerfenchels darüber ist geschmacklich das Tüpfelchen auf dem i.

Mittlerweile kann man Meerfenchel wie Oliven und Kapern in Gläsern kaufen.

In letzter Zeit fragte sich ein findiger Mallorquiner, ob er, wegen der gestiegenen Nachfrage, den Meerfenchel nicht in der Nähe der Küste auf Plantagen anbauen solle, um höhere Erträge zu erzielen. Doch dabei würde der Spaß auf der Strecke bleiben, und so wird alles wohl weiterlaufen wie bisher.

E.K.

Menzel Mallorca genießen