Portocristo, ein altes Fischerstädtchen ohne neuere Hotels, befindet sich – soweit es die Übernachtungen betrifft – überwiegend in britischer Hand. Deutsche Veranstalter bieten dort zur Zeit nur eine Handvoll Häuser an. Der Ort besitzt – wegen seiner Höhlen – in erster Linie Bedeutung als Ausflugsziel.

Aber nicht wegdenken lässt sich Portocristo aus den Programmen der Ausflugsveranstalter, denn mit der Tropfsteinhöhle Coves del Drac verfügt der Ort über die wahrscheinlich meistbesuchte Touristenattraktion Mallorcas und mit den Coves dels Hams über eine weitere populäre Höhle.

Stadtbereich

Wegen der Dominanz der Höhlen wird dem Städtchen Portocristo selbst weniger Aufmerksamkeit zuteil, als es eigentlich verdient. Der zentrale Bereich an der geschützten Hafenmole und über dem sich daran anschließenden Strand bietet ein für Mallorca ungewöhnliches Bild. Unmittelbar hinter der im Süden flach auslaufenden, aber ansonsten rundherum durch Steilküste gekennzeichneten Bucht liegt die Mehrheit der Hotels, Läden und Lokale. Der schattige Platz hinter der Hafenpromenade und die ansteigende Allee in Richtung Cala Millor verleihen Portocristo ein freundliches Gepräge. Leider entspricht die – im Hafenbereich dichte – Infrastruktur nicht ganz heutigen Ansprüchen. In den Blocks hinter der »ersten Reihe« spielt sich so gut wie nichts mehr ab. Nördlich der Bucht beginnen weniger attraktive Wohnviertel, aber südlich und im Bereich zwischen Hafen und Meer findet sich auch neben den Höhlen noch Erwähnenswertes:

Karte der Stadt Porto Cristo / © RKH-Verlag
Karte der Stadt Porto Cristo / © RKH-Verlag Grundmann GmbH

Ostseite der Bucht

Unübersehbar überragt der Club Náutico auf der Ostseite des Hafenbeckens die Szenerie. Hinter ihm erstreckt sich ein Villenviertel bis zum alten Wachtturm.

Restaurants

Die Gastronomie Portocristos ist nicht umwerfend. Rustikale Einrichtung und deftiges Essen kennzeichnen das Restaurant Siroco am Hafen. Eine prima Rundumsicht und Sonne bis zum Abend bietet das voll verglaste Restaurant Flamingo ganz hinten links in der Bucht über dem Strand. Moderate Preise. Man sitzt dort auch gut für einen Kaffee oder Drink auf der Außenterrasse.

Coves del Drach

Dass die Drachenhöhlen es zu großer Beliebtheit brachten, ist im Prinzip verständlich. Für den (angeblich) weltweit größten unterirdischen See (bis zu 177 m lang und 40 m breit) fiel den Betreibern nämlich ein besonderes Spektakel ein, das man nun seit Dekaden täglich x-mal wiederholt: aus der Tiefe der verdunkelten Höhle gleiten lautlos drei nur dezent beleuchtete Boote über das glasklare Wasser. Musiker, die – unterstützt oder mitunter, wie es scheint, ersetzt durch verborgene Lautsprecher – populäre klassische Weisen spielen, sind ihre einzigen Passagiere.

Konzert auf dem unterirdischen See

Über 1000 Menschen können auf einer riesigen Tribüne, die sich dank einer perfekten Organisation im Stundenrhythmus füllt und leert, das Schauspiel bzw. »Konzert« verfolgen. Die immer schon ziemlich kitschige Inszenierung zwischen den Stalagmiten und Stalaktiten ist als Massenveranstaltung ein Vergnügen, das manchem Besucher nur sehr bedingt Freude bereiten dürfte.

Im Gegensatz zu den meisten Höhlen findet in den Coves del Drac keine Führung statt. Vielmehr wird ab 10 Uhr bis 17 Uhr stündlich (April-Oktober, kein Einstieg 13 Uhr) der schmale Eingang geöffnet, durch den sich danach die Scharen drängen und durch lange Gänge (die Höhle ist ca. 1.700 m lang) zum See eilen (müssen). Angemessen Zeit, um die tatsächlich großartigen unterirdischen Formationen gebührend zu betrachten, bleibt kaum. Nach der Vorstellung geht es für das Gros der Zuschauer über eine Brücke schleunigst zum Ausgang. Wer geduldig Schlange steht, darf per Boot über den See setzen.

Zeiten und Eintritt

Die Höhle als solche wäre durchaus auch ohne das Musikprogramm sehenswert. Geöffnet: November bis März nur 4x täglich Einlass: ca. 10.45, 12, 14, 15.30 Uhr; ohne »Konzert« 16.30 Uhr. Eintritt €14,50; Kinder bis 7 Jahre frei. Info unter Tel. 971 820753 und im Internet: www.cuevasdeldrach.com. Discountcoupons über €3 gibt’s in Touristeninfos und Hotels. Parken ist kostenlos.

Zum Ablauf

Die Abfertigung funktioniert auch bei großem Andrang perfekt. Tickets – mit Zeitvorgabe – erhält man am Zentralgebäude (wo sich auch der Ausgang befindet); von dort geht es etwa 200 m zu Fuß bis zum Höhleneingang. Manchmal sind »Vorstellungen« im voraus ausgebucht. Gute Chancen auf Einlass ohne Wartezeit hat man gleich morgens oder mit dem letzten Schub des Tages.

Coves del Hams © by Hans-R. Grundmann - Reise-know-how - Verlag
Coves del Hams © by Hans-R. Grundmann - Reise-know-how - Verlag

Coves dels Hams

In den Coves dels Hams (breite Zufahrt an der Straße nach/von Manacor) finden Gruppenführungen statt. Durch lange Gänge geht es in Gruppen im Gänsemarsch an bunt beleuchteten unterirdischen Räumen und Felsspalten vorbei, die vielfältig geformte Stalagmiten und Stalaktiten beherbergen. Filigrane, Harpunen (Hams) ähnliche Gebilde gaben der Höhle ihren Namen. Auf einem Minisee wird die Show der Drachenhöhle (mit einem Boot) imitiert. Als kostenpflichtige Zugabe (€5) wird in der sog. "digitalen Höhle" eine virtuelle Show geboten: "Phantasieträume des Jules Verne". Der Erfinder der Science Fiction besuchte zwar nie die Coves dels Hams, aber 1869 immerhin zusammen mit den berühmten Literaten Alexandre Dumas und Victor Hugo die Höhlen von Artá.

Man betritt die Coves dels Hams über einen tiefen, dicht bewachsenen Felstrichter, der auch ohne Höhlenbesuch vom Parkplatz aus zugänglich ist. Unten befindet sich eine Bühne mit Open-Air-Restaurant. Im Sommer finden dort (als Sonderveranstaltung) Konzerte und Folklore-Vorführungen mit Barbecue u.a.m. statt.

Geöffnet täglich April-Oktober 10-18 Uhr, Nov-März 10.30-17Uhr; Eintritt €21 (!), unter 12 Jahre frei; www.cuevas-hams.com.