Sterben und Tod auf Mallorca

Wenn ein Angehöriger stirbt, müssen die Hinterbliebenen nicht nur Trauer und Verlust bewältigen, sondern auch jede Menge Formalitäten. Das ist auf Mallorca nicht anders als in Deutschland.

Auf der Insel ist es aber üblich, sich zunächst an eines der 14 Bestattungsinstitute (Serveis Funerarïs) zu wenden, die rund um die Uhr erreichbar sind. Die Adressen finden sich in den Gelben Seiten (Paginas Amarillas) und im Internet www.serveisfunerarisintegrals.com). Die Institute werden von den Gemeinden verwaltet und sind nicht privatisiert, weshalb es unter den Bestattern ganz anders als in Deutschland keinen Preiskampf gibt. Die Kosten der Beisetzungen sind auf Mallorca überall gleich.

Das Bestattungsinstitut erledigt auf Wunsch sämtliche Formalitäten, angefangen bei der Verständigung des Arztes bis zum Ausfüllen des Antrags auf Hinterbliebenenrente. Zunächst aber kommt ein Mitarbeiter, ein sogenannter gestor ins Haus. Mit der Familie plant er die Bestattung, setzt die Traueranzeige auf, die in kleineren Ortschaften in Läden und Apotheken aufgehängt wird und benachrichtigt den Pfarrer, um die Uhrzeit für die Trauerfeier festzulegen. Meist findet ein Requiem statt, oft am selben Tag, spätestens am darauffolgenden. Das mag ungewöhnlich schnell erscheinen, den laut deutschem Recht darf erst 48 Stunden nach Eintritt des Todes bestattet werden, u.a. um einen Scheintod auszuschließen. Wegen der hohen Temperaturen besonders im Sommer musste auf Mallorca der Verstorbene von jeher so rasch wie möglich beerdigt werden - eine Gewohnheit, die sich erhalten hat, obwohl es mittlerweile üblich ist, den Leichnam in Kühlräumen aufzubewahren.

 

 

 

Wer den Hinterbliebenen in der Kirche sein Beileid mitteilen möchte, sagt auf Spanisch : „En el cielo la/lo veamos“ oder auf Mallorquì „En el cel la/el veguem“, übersetzt: „Im Himmel sehen wir sie/ihn wieder“. Während sich die Trauernden zur Messe in der Kirche treffen, befindet sich der Leichnam bereits im Tanatorium, im Trauerhaus, wo er angekleidet und geschminkt wird. Im Tanatorium sind das Bestattungsinstitut, eine kleine Kapelle, Lager- und Arbeitsräume und schlichte Zimmer untergebracht, in denen sich die Trauergemeinde nach der Messe versammelt, um in der Regel einen ganzen Tag lang am geöffneten Sarg zu wachen- ein alter Brauch, der auf Mallorca flächendeckend praktiziert wird. Wie wichtig er ist, zeigen psychologische Studien: Sie belegen, dass der Verlust eines lieben Menschen besser und zügiger verkraftet wird, wenn ein intensives Abschiednehmen inklusive Berühren des Verstorbenen vorausgegangen ist.

Mallorca Friedhof © by Reisebuch.de
Typisch mallorquinischer Friedhof

Bestattungsformen und ihre Kosten

Das Bild eines Sarges, der an Seilen hinab in das frisch geschaufelte Grab gleitet, kennen die Mallorquiner nur aus Filmen. Auf Mallorca werden Särge zwar zum Teil  auch unter der Erde aufbewahrt, aber in nichos, in Fächern eines großen Regals. Oberirdisch wird dann eine kleine Grabplatte mit den Daten und einem Foto des Verstorbenen befestigt, ähnlich einem Grabstein. Üblicher sind jedoch Beisetzungen in einer Grabwand. Darüber hinaus sind viele alteingesessene Familien in Besitz eines Familiengrabs, ein steinernes Häuschen, in oder unter dem die Angehörigen die letzte Ruhe finden.

An Allerheiligen werden die Gräber bzw. die Grabplatten eifrig geputzt und üppig mit Blumenschmuck verziert. Auf den Friedhöfen herrscht dann ein großer Rummel und es geht lauter und heiterer zu als an deutschen Ruhestätten.

Es sind nur rund 20% aller Mallorquiner, die nach ihrem Tod verbrannt werden wollen, während fast alle Deutschen, die auf Mallorca beigesetzt, eingeäschert werden möchten. In Spanien hat das auch einige Vorteile: Im Unterschied zu Deutschland gilt die Asche, die beim kremieren anfällt, nicht als menschlicher Überrest, deshalb darf sie auch ohne Sondergenehmigung mit nach Hause genommen oder im Garten, auf dem Feld, im Wald und über dem Meer verstreut werden. Die Kosten einer Einäscherung plus den oben beschriebenen Serviceleistungen betragen um die 2500€. Erdbestattungen und Beisetzungen in der Wand im Mittel 5000€.

Seebestattungen können von deutschen oder mallorquinischen Bestattungsunternehmen organisiert werden. Dabei wird die aus Muschelkalk bestehende Urne (sie soll sich innerhalb von 24 Stunden auflösen) außerhalb der drei Meilen Zone in seemännischer Tradition dem Meer übergeben. Angehörige und Geistliche können, müssen aber nicht anwesend sein.

Überführung nach Deutschland

Rund zehn Prozent aller Verstorbenen auf Mallorca sind Deutsche, die fast alle nach Deutschland überführt werden, seien es Residenten oder Touristen. Hilfreich sind auch hier die Bestattungsinstitute, die alle Formalitäten erledigen. Die Kosten betragen rund 3500€.

Einige Residenten, die lange auf Mallorca gelebt und kaum mehr Familie in Deutschland haben, möchten allerdings auf der Insel beigesetzt werden. Der deutsche evangelische Pfarrer und sein katholischer Kollege beerdigen zusammen jährlich rund 50 Deutsche. Die christlichen Zeremonien finden dann meist in den  Trauerhäusern statt, oft kommt die Musik von CD. Seltener aber durchaus möglich sind Trauerfeiern in einer Kirche mit Orgel- oder Geigengeleit.

Sterbebegleitung

Auch auf Mallorca wird meist in Krankenhäusern und nicht zu Hause bei der Familie gestorben. Doch mehr als in Deutschland sitzen die Angehörigen am Bett der Kranken und helfen bei der Pflege. Die Krankenhäuser stellen bereitwillig Stühle und Sessel zur Verfügung. Wer will, kann seine Luftmatratze mitbringen, um auch nachts beim Sterbenden zu sein. Seit rund zehn Jahren finden sich auf Mallorca auch zwei Hospize, die an das Hospital General (Tel. 971 212225) und an das Hospital Joan March (Tel. 971  212152)  angegliedert sind. Wer hier professionelle Sterbebegleitung bekommen möchte, muss sich zunächst an seinen Hausarzt wenden.

Hinterlassenschaften

Sofern Touristen und Residenten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, werden sie nach deutschem Erbrecht beerbt, auch wenn ein nach spanischem Recht gültiges Testament vorliegt. Häufig kommt es dabei zu Streitereien, wenn sich beispielsweise der getrennt lebende Ehepartner aus Deutschland wieder meldet und gleichzeitig der Lebenspartner auf Mallorca auf seine Ansprüche pocht.

Vermittelnd wirkt hier das deutsche Konsulat . Letztendlich wird aber darauf verwiesen, dass Streitereien um das Erbe Sache des Rechtsanwalts sind.