Schleswig Holsteins Osten - Schleswig Holsteins Westen und Süden - Reisen damals und heute von Peter Wenners

Kategorie: Reisebücher des Monats ǀ

Die beiden Bücher bieten insgesamt 80 kurze Auszüge aus historischen Reiseführern (z.B. Baedeker und Meyer) und Berichten von Reiseschriftstellern (z.B. Paul Verne, Johann Gottfried Seume), überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert, als sich das Reisen unter der wohlhabenderen Bevölkerung weiter verbreitete. Beschrieben werden jeweils 40 Orte oder Sehenswürdigkeiten.

Schleswig-Holsteins Osten: Die 40 Kapitel befassen sich mit den Regionen Nordosten (Flensburg bis Schleswig), Mitte (Eiderkanal, Kiel bis zum Nord-Ostsee-Kanal) und Osten (Plön, Eutin, Oldenburg bis nach Fehmarn).

Schleswig-Holsteins Westen und Süden: Auch hier gibt es wieder 40 Kapitel, eingeteilt in die drei Abschnitte Nordwesten (Sylt bis Stapelholm), Südwesten (Helgoland bis Glücksstadt) und Süden (Bramstedt – Heide bis Travemünde). Zu den Reiseschriftstellern gesellt sich nun Theodor Fontane. Wie erwartet gibt es auch hier einige interessante Ziele, die mir bisher nicht bekannt waren, etwa Witzwort mit dem berühmten Haubarg oder Stapelholm. Einige Einträge betreffen Orte, die laut der alten Reiseberichte noch zu Schleswig-Holstein gehörten, heute aber Teile von Hamburg sind wie Altona, Wandsbek oder Bergedorf.

Die Struktur der Bücher ist ungewöhnlich. Die 40 kurzen Kapitel beginnen stets mit einer alten Abbildung und einem Zitat aus einem historischen Führer oder Bericht, ehe Wenners den historischen Text einordnet und der aktuellen Gestalt der jeweiligen Orte gegenüberstellt. Dann folgt ein Abschnitt mit der Überschrift „Warum sich ein Besuch in X lohnt“, dem sich eine gastronomische Empfehlung und zahlreiche Links anschließen. Das alles ist stets kurz und knapp gehalten, so dass man das Kapitel auf einen Rutsch lesen kann. Weitschweifigkeit kann man Wenners wirklich nicht vorwerfen. Am Ende aller Kapitel erhält der Leser darüber hinaus noch besondere Tipps, zum Beispiel in Bezug auf Schloss Gottorf etwas zur „Erholung nach dem Museumsbesuch“. Beim Kapitel über die Schwentine gibt es dann auch den „Tipp für die Stille“.

Oft erfährt man auf diese Weise etwas über faszinierende Objekte, die zumindest mir bisher unbekannt waren. In Gottorf etwa gilt das für den begehbaren Globus von 1651 mit einem Durchmesser von drei Metern. Den muss ich mir unbedingt ansehen! Und das ist nicht der einzige mir bisher unbekannten Orte. Bei größeren Orten gibt es stets mehrere Einträge zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, um die jeweiligen Kapitel kurz zu halten. So gibt es für Kiel ein Kapitel über die Stadt selbst, eines für die Kieler Förde und weitere für Preetz, Laboe und die Probstei.

Nicht alle Orte faszinieren mich, aber das liegt in der Natur des Reiseführers und ist ja bei „normalen“ Reiseführern“ auch nicht anders. Die beiden Bücher sind meines Erachtens nicht für das gemütliche Dauerlesen von Anfang bis Ende am Stück gedacht, dafür erscheint mir das Schema zu starr. Sie eignen sich aber hervorragend zum Schmökern in einigen Kapiteln.

Aufgrund ihrer Ausrichtung sind dies keine „richtigen“ Reiseführer zu Mitnehmen, um sich unterwegs danach zu orientieren, dazu fehlen etwa Detailkarten und Öffnungszeiten. Aber das macht man heute ja sowieso mit Open Street Maps, Komoot oder Google Maps. Das Buch ist eher für die Vorbereitung eines Ausflugs und zur Anregung geeignet. Über die zahllosen Links findet man dann auch weitere Informationen wie Anreise oder Öffnungszeiten.

So bleiben die Bücher aber auch "zeitlos" (durch die alten Reisebeschreibungen) und lange "aktuell", da man die permanent wechselnden Informationen ohnehin dort nachschlägt, wo sie am besten zu finden sind: im Internet.