Axel Thorer, Liebeserklärung an Mallorca

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Wenn nicht Axel Thorer dieses Buch geschrieben hätte, würde man es vermutlich wegen seines seichten Titels gar nicht erst in die Hand nehmen. Das aber wäre schade, denn die 223 Seiten enthalten unterhaltsamen wie aufschlussreichen Lesestoff, obwohl man zuweilen nicht alles glauben sollte, was der schelmische Autor über „unser aller Lieblingsinsel“ so verbreitet.

 

Axel Thorers ganz eigene "Liebeserklärung" an Mallorca

Man würde denken, dass mittlerweile über Mallorca so ziemlich alles bekannt sei und dass neue Bücher das Altvertraute nur noch aus anderen Blickwinkeln darstellen können.

In der Tat ist das Repertoire an spezifischen Mallorca-Themen überschaubar und weitere können vermutlich nur durch neue soziale oder politische Entwicklungen auf der Insel hinzukommen. Axel Thorer aber versteht es, den vermeintlich abgedroschenen Standards neue Aspekte abzugewinnen und auch ein paar bislang eher vernachlässigte Themen elegant aus dem Hut zu zaubern.

Wenn der Autor sich beispielsweise über die Kathedrale von Palma oder George Sand und Frederic Chopin in Valldemossa auslässt, dann kann der Leser sich darauf gefasst machen, dass er hier mit „neuen Informationen“ konfrontiert wird, auch wenn diese zuweilen nur in der eigenwilligen Betrachtungsweise Thorers bestehen. Diese allerdings zieht sich leitmotivisch durch sein skurriles aktuelles Mallorcabuch, und nicht immer kann der gutgläubige Leser sicher sein, ob der schelmische Insider ihn nicht auf „seiner Insel“ vergnüglich-gekonnt an der Nase herumführt.

Zu abenteuerlich muten einige seiner „Geschichten“ an, wenn es z.B. um betrügerische Immobiliendeals oder um eine riesige „geheime Gemäldegalerie“ eines verarmten mallorquinischen Adligen geht. Aber man muss dem Autor dankbar sein, dass er das Thema „Adel auf Mallorca“ aufgreift und unterhaltsam aufbereitet, denn die wenigsten Besuchern dürften eine Vorstellung von dieser komplexen Subkultur der Insel haben, auch wenn eigentlich allen bekannt ist, dass Spanien nach wie vor eine Monarchie ist.

Thorers Zusammenstellungen und Listen z.B. der „stillsten“ oder „magischen“ Orte bzw. der „wichtigsten Bücher“ wirken subjektiv bis zufällig, und seine Kritik an „schlimmen Fehlern“ in Reiseführern aus der Vergangenheit erscheint kleinlich und ein wenig selbstgerecht, zumal der Autor z.B. bei seinen Ausführungen über die Inselgruppe Cabrera und das Informationszentrum in Colonia de Sant Jordi sich auch nicht gerade auf der Höhe der Zeit zeigt.

Nichtsdestotrotz ist dies ein Buch, das jedem wahren Mallorcafan ans Herz gelegt sei, es ist unterhaltsam, amüsant und lehrreich, sollte aber mit wachem, kritischem Verstand gelesen werden, so dass man die "Spreu vom Weizen" trennen kann.

Axel Thorer, Liebeserklärung an Mallorca, Stürtz Verlag, 12,99€