Emanuel Stickelberger, Der König von Mallorka

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Wenn heutzutage vom "König von Mallorca" die Rede ist, dann meint man in der Regel einen deutschen Schlagersänger, der seit Jahrzehnten in den Partyhochburgen vor allem der Playa de Palma seine Fans mit "kultigen" Auftritten beglückt. Der Schweizer Schriftsteller Emanuel Stickelberger hatte aber 1922, als er seiner kleinen Novelle diesen Titel verlieh, von solchem volkstümlichen deutschen "Kulturimperialismus" noch keine Ahnung.

 

Emanuel Stickelbergers Novelle "Der König von Mallorka"

Emanuel Stickelberger (1884 – 1962) war ein Schweizer Schriftsteller, der Gedichte und Theaterstücke, vor allem aber Romane und Novellen in der großen literarischen Tradition der Vertreter des poetischen Realismus seines Landes wie Gottfried Keller, Jeremias Gotthelf und  Conrad Ferdinand Meyer verfasste.

In seiner kurzen, pointierten und durchaus spannend geschriebenen Novelle Der König von Mallorka  beschreibt  er in einer bewusst antiquierten, aber reizvollen Sprache voller archaischer Ausdrücke und Formen das traurige Schicksal des letzten in direkter Linie stehenden Vertreters des mittelalterlichen Königreich Mallorcas, Jaime IV (1337 – 1375).

Die romantisch verklärende Tendenz der Erzählung wird der historischen Wirklichkeit zwar nicht ganz gerecht, erfreut aber das Herz eines jeden Mallorcafreunds. In der profanen Realität des späten Mittelalters war dieser letzte "König von Mallorka" wohl eher ein ungeschliffenes Rauhbein als ein idealer, höfisch gebildeter Ritter.

Die Wiederentdeckung dieser liebenswerten Erzählung geht auf eine Anregung Axel Thorers zurück, der in seiner unkonventionellen wie empfehlenswerten Liebeserklärung an Mallorca Stickelbergers Novelle lobend hervorhebt.

Bei Reisebuch.de ist das kleine literarische Juwel nun als E-Book und Taschenbuch erschienen, versehen mit Illustrationen von Stefan Theurer und einem Portrait des Autors.