Michael Pohl. Hotelgeschichte(n) weltweit - 75 Herbergen, in denen das Bett zur Nebensache wurde

Kategorie: Reisebücher des Monats ǀ

Bei den Hotels scheiden sich die Geister. Viele Zeitgenossen meiden sie wie der Teufel das Weihwasser, weil sie sich dort nicht wohlfühlen, sich fremdbestimmt und vielleicht sogar über den Tisch gezogen wähnen. Für andere stellen Hotels eine attraktive Alternative zur Alltagsroutine des eigenen Heims dar, sind Orte zum Verwöhnen und Genießen, die oft auf Grund ihrer abwechslungsreichen Geschichte und der dort abgestiegenen illustren Persönlichkeiten einen eigenen Reiz ausstrahlen. Michael Pohl macht mit seinen Hotelgeschichten keinen Hehl daraus, welcher Kategorie Mensch er angehört.

 

Die wunderbare Welt der internationalen Hotels in unerhaltsamen Geschichten

Der Reisebuchautor stellt in seinem unterhaltsamen wie informativen Band 75 "Herbergen", meist Hotels der oberen Kategorien vor, die vor allem mit bedeutenden Persönlichkeiten oder herausragenden Ereignissen der realen oder auch fiktiven Welt in Zusammenhang gebracht werden können.
Er gliedert sein Werk in sechs Hauptkategorien wie z.B. "Leinwand und Literatur" oder "Geschichten und Geschichtliches", wobei diese Einteilungen zuweilen etwas willkürlich oder zufällig erscheinen, denn "Prominente und Prominentes" beherrschen eigentlich nahezu alle der insgesamt wirklich lesenswerten Geschichtchen.
Diese zielen bewusst auf die menschliche Neugier und das kuriose Bedürfnis, vielleicht einmal an Orten oder gar in Betten zu nächtigen, wo schon bedeutende Menschen zu schicksalshaften Ereignissen ihre Zeit verbrachten; vielleicht könnte man sich ja dadurch ein wenig von diesem Glanz auf die eigenen Durchschnittlichkeit übertragen. Es soll sogar betuchte Reisende geben, die über viel Zeit und Geld verfügen, die ihre Unterkünfte danach aussuchen.

Michael Pohl gibt für eine solche Reise in die Welt der durch Prominenz oder spektakuläre Ereignisse geadelten Hotels genügend Beispiele und Anregungen, von Hamburg bis Singapur, von London bis Melbourne.
Zunächst erfährt der geneigte Leser, was sich in dem vorgestellten Hotel ereignet oder welche prominente Persönlichkeit hier einmalig oder gar häufiger genächtigt hat. Das mag im realen Leben Udo Lindenberg im Hamburger Atlantik Hotel oder in der fiktiven Welt James Bond im Stoke Park Hotel bei London sein. Wer den Film Lost in Translation mit Bill Murray und Scarlett Johannsen kennt und vielleicht liebt, wird u.U. gerne erfahren, was sich im Park Hotel von Tokio ereignete und dass man dort in der Hotelbar einige Szenen für sich ganz persönlich nachspielen oder auch nur die fantastische Aussicht auf die Hauptstadt Japans genießen kann.
Aber auch politische Ereignisse und Größen und die damit verbundenen Hotels wie der Erfurter Hof in Erfurt (Willy Brandt) oder die Villa Rothschild in Königstein (Gründung der BRD) werden angemessen gewürdigt.

Neben der jeweiligen Story um das Hotel gibt es abschließend noch ein paar harte Fakten, vor allem für diejenigen interessant, die in Erwägung ziehen, das Haus einmal aufzusuchen oder es gleich zu buchen.
Im Anhang liefert der Autor noch eine Übersicht der deutschen Sternekategorien mit den zugeordneten Kriterien, entnommen der Website hotelsterne.de - prinzipiell interessant, aber eigentlich nicht ganz zum Thema gehörig.

Insgesamt ist dieses Buch für 10,95€ eine lohnende Investition in die große Welt der schönen Hotels. Leider noch nicht als E-Book verfügbar.