Die Bräutigamseiche im Dodauer Forst bei Eutin Neudorf

Braeutigamseiche © by Armin von Werner - wikipedia.org
Die Bräutigamseiche in Eutin © by Armin von Werner - wikipedia.org

Die Bräutigamseiche beherbergt das vermutlich eigenartigste Postfach in Deutschland. Dieses befindet sich in der Mitte des Dodauer Forsts, rund vier Kilometer außerhalb Eutins, in einer mehrere Jahrhunderte alten Eiche bzw. in deren Astloch. Und bis heute hinterlegt der Briefträger dort Briefe sowie Postkarten von Kontakt Suchenden, die wie folgt adressiert sind: Bräutigamseiche, Dodauer Forst, D-23701 Eutin.

Seit dem Jahr 1927 werden Briefe oder Postkarten zugestellt und im Astloch abgelegt. Mithilfe einer an der Bräutigamseiche angelehnten Leiter ist es jedem möglich, hinaufzuklettern und die hinterlegte Post zu begutachten. Und wer möchte, kann den jeweiligen Verfassern der Briefe und Postkarten antworten. So hinterlegen hier nicht nur Menschen mit dem Wunsch nach einem Ehepartner ein entsprechendes Schreiben, sondern auch jene, die sich eine nette Brieffreundschaft aufbauen möchten.

Was ist die Geschichte dieses besonderen Postfachs? Dazu gibt es mehrere Überlieferungen, eine davon handelt von einer nicht standesgemäßen Liebe: So verliebten sich im 19. Jahrhundert eine Förstertochter und der Sohn eines reichen Fabrikbesitzers ineinander – eine solche Liebe war zur damaligen Zeit offiziell einfach nicht angebracht.

Und so kam es, dass die zwei Liebenden heimlich Liebesbotschaften über die heutige Bräutigamseiche austauschten und schließlich zeigte sich, dass wahre Liebe doch stärker als sämtliche Standesgebote ist und so wurde am Ende Hochzeit gefeiert – und zwar selbstverständlich unter besagtem Baum. Seither wird diese Eiche zum Austausch von Briefen genutzt – und das soll laut Information des örtlichen Tourismusbüros bereits zu mindestens vier Eheschließungen geführt haben.

Wer dieses kuriose Postfach selbst einmal aufsuchen möchte, hält sich an folgende Beschreibung: Von der B76 (Eutin/Plön) ist beim Apfelhof A. Münster in den Wald abzubiegen, nach rund 200 Metern befindet sich ein Parkplatz. Nach weiteren 200 Metern der Asphaltstraße folgend, erscheint erblickt man links ein Holzschild, welches auf den Weg zur Bräutigamseiche im Wald verweist. Achtung: Dieses Schild ist leicht zu übersehen. Nach ca. 50 Metern steht man schließlich vor dem umzäunten Eichenbaum mit seiner Leiter.

Natürlich kommt man auch per pedes zur Bräutigamseiche: Dazu startet man am Bahnhofsvorplatz, begibt sich an der Mühle vorbei zur Plöner Straße. Auf dieser spaziert man nach links über die Bahnschienen (Brücke), im Anschluss sofort rechts in den Waldweg abbiegen, welcher schließlich als Schützenweg fortführt. Knapp vor dem nächsten Häusergrüppchen findet sich ein nach links abzweigendes Weglein, welchem man bis zur geteerten Querstraße folgt. Hier sollte man sich rechts halten und nach weiteren 100 Metern links in den Welt abbiegen. 100 Meter später wählt man den linken Weg („Bodenlehrpfad“), nach rund 1,5 Kilometern befindet sich an einer Gabelung nach Links das ausgeschilderte Kreuzfeld, nach einem weiteren halben Kilometer findet sich dann auch das Schild zur Bräutigamseiche.

Die Bräutigamseiche Eutin hat auch Hochzeit gefeiert

Der 25. April 2009 ist jener Tag, an dem die legendäre Bräutigamseiche, welche seit dem 19. Jahrhundert für diverse Eheschließungen verantwortlich sein soll, nun auch jemandem das Ja-Wort gegeben hat. Seither ist die „Himmelsgeister Kastanie“ in Düsseldorf ihr Ehegatte. Die Hochzeit wurde vor der besonderen Eiche am jährlich stattfindenden „Tag des Baumes“ mit großem Aufwand zelebriert. Das Hochzeitsversprechen wurde um 18 Uhr per Handy nach Düsseldorf mit einem lauten, stellvertretenden „Ja“ aller versammelten Hochzeitsgäste übertragen.

In den Medien ist die Bräutigamseiche stark präsent, selbst im japanischen Fernsehen war ein Bericht über sie zu sehen und so ist sie auch ein äußerst beliebter Anziehungspunkt für Touristen der Region. Manchen erscheint die Beliebtheit vermutlich zu groß: Immer wieder lässt sich nämlich beobachten, wie große und kleine Neugierige sich über die hinterlegte Liebespost im Astloch des Baumes, das als Briefkasten dient, belustigen – besagte Besucher fischen entsprechende Briefe heraus und lesen in voller Lautstärke auffallende Textpassagen vor, über die sich alle Anwesenden dann lustig machen. Geschmackvoll ist das jedenfalls nicht.

Für den Tourismus bedeutet der jahrhundertealte Baum aber auf jeden Fall einen Glückfall, deshalb wird die von ihrem Alter bereits gezeichnete Bräutigamseiche seit Längerem offiziell vom Forstamt umsorgt.

Lebenserhaltende Maßnahmen

Im Sommer 2014, Ende Juli, musste man die alte Eichendame, die mehr als 500 Jahre auf ihrem Buckel hat, etwas stutzen: Im Zuge dessen verkürzte sich die Krone um ein paar Meter, außerdem stützen Seile und Gurte zwischen den Zweigen nun die Eiche, die teilweise schon etwas brüchig war. Das Forstamt unternimmt alles Notwendige für den Erhalt des kranken Baumes, schließlich finden sich hier jährlich bis zu 3000 Besucher ein, mit dem Ziel, das einmalige Phänomen der Bräutigamseiche zu begutachten.