Reiseführer Reutlingen

Die Große Kreisstadt (376 m, 109.000 Einwohner) nennt sich gerne „Tor zur Schwäbischen Alb“. Während das Stadtgebiet im Albvorland liegt, steht der zur Gemarkung gehörige gut 700 m hohe markante Bergkegel Achalm bereits in der Ostalb.

Der Geist sitzt in Tübingen, aber das Geld in Reutlingen. Ankommen & Umschauen
Volksmund

Ankommen & Umschauen

Die ehemalige Reichsstadt gehört zu den am schnellsten wachsenden Großstädten Baden-Württembergs. Durch Eingemeindungen und Zuzug hat sich die Einwohnerzahl seit 1950 mehr als verdoppelt. Mit rund 50.000 Arbeitsplätzen ist Reutlingen ein bedeutendes Wirtschaftszentrum im Großraum Stuttgart.

Einen Eindruck von dem pulsierenden Technologie- und Bildungsstandort bekommt man bereits von der B 28, die als breite Schneise den südlichen Rand der City streift. Geruhsamer geht es dagegen in der weitgehend verkehrsberuhigten Innenstadt zu.

Zu den einschneidenden Ereignissen in der Stadtgeschichte gehört der Stadtbrand von 1726, bei dem nach einem dreitägigen Feuersturm etwa 80 % aller Wohnhäuser zerstört wurden.

Reutlingen Information

Tourist-Information
Markplatz 2
72764 Reutlingen
Tel. 07121/93935353
www.tourismus-reutlingen.de

Stadtrundgang

Die Lebensader in der Innenstadt ist die Wilhelmstraße. Die Fußgängermeile zieht sich von der Karlstraße am Westrand der City fast einen Kilometer bis zum Albtorplatz im Osten. Die Mitte der von Geschäften gesäumten Flanierzeile nimmt der Marktplatz ein, der jeweils dienstags, donnerstags und samstags voll von Marktständen in Beschlag genommen wird. Anstelle des beim großen Stadtbrand von 1726 abgebrannten Renaissance-Rathauses hält heute ein schnöder Bau aus den 1960er-Jahren die Stellung. Geblieben ist der Marktbrunnen (1570), dessen Brunnenstock eine Skulptur von Kaiser Maximilian II. in ritterlicher Ausrüstung ziert. Beherrschendes Gebäude am Markt ist der Spitalhof mit markantem Fachwerkturm und Spitalwappen über dem Torbogen. Im Mittelalter beherbergte der Bau das städtische Armenhaus. Der Spitalhofsaal ist heute ein Veranstaltungsort, im Untergeschoss hat das Theater in der Tonne seine Spielstätte.

Über die ebenfalls den Fußgängern gehörende Katharinenstraße lohnt ein Abstecher zum Tübinger Tor (1220–1240). Es ist eines von zwei erhaltenen Türmen der mittelalterlichen Stadtbefestigung und zeigt noch Reste gotischer Malereien aus dem 14. Jahrhundert. Den schmucken Fachwerkaufsatz erhielt es erst später. An der stadtauswärts gewandten Seite ist eine spätgotische Kreuzigungsgruppe beachtenswert.

Der zweite Torturm ist das Gartentor (1392) am Ende der vom Markt abgehenden Krämerstraße, ebenfalls mit aufgesetztem Fachwerk. Nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt steht die Marienkirche (1247–1343). Sie gilt als eine der herausragenden hochgotischen Bauwerke in Schwaben und darf sich seit 1988 „Nationales Kulturdenkmal“ nennen. Der 71 m hohe Westturm wird von einem vergoldeten Engel gekrönt, kann jedoch nicht bestiegen werden.

Das Alte Lyzeum (1726) am Weibermarkt gegenüber von der Marienkirche beherbergt hinter seinem prächtigen Fachwerkgiebel das Naturkundemuseum (geöffnet Di–So 11–17, Do bis 19, So bis 18 Uhr). Auf vier Stockwerken werden die naturgeschichtlichen Besonderheiten der Region gewürdigt, u.a. kann eine Fossiliensammlung bewundert werden.

Am Albtorplatz am Ende der Wilhelmstraße finden sich noch Reste der Stadtmauer. Weitaus interessanter ist allerdings die Spreuerhofstraße. Lediglich 31 cm breit ist sie laut dem Guinnessbuch der Rekorde die schmalste Straße der Welt.

Im Spendhaus (1519), einem ehemaligen Getreidespeicher am Südrand der Altstadt, widmet sich das Kunstmuseum (Di–Sa 11–17, Do 11–19, So 11–18 Uhr) vornehmlich dem Holzschnitt und stellt in einer Dauerausstellung den Künstler HAP Grieshaber vor.

Sehenswertes außerhalb von Reutlingen

Das Stadtgebiet wird im Osten von der Achalm (706 m) überragt. Vom Parkplatz am Hotel Achalm erreicht man auf einem Wanderweg in einer halben Stunde den Gipfel. Auf dem kegelförmigen Hausberg befand sich im 15. Jahrhundert eine Burg, von der noch ein 1838 erneuerter 18 m hoher Bergfried kündet. Von dem Aussichtsturm bietet sich eine prächtige Aussicht auf Alb und Albvorland.

Namen & Werke

HAP (Helmut Andreas Paul) Grieshaber, 1909–1981, Grafiker, Maler und Holzschnittkünstler. Der ab 1947 in Eningen unter Achalm lebende Künstler widmete sich vornehmlich dem Holzschnitt. Als eine seiner ersten Arbeiten erschien 1935 ein Buch mit sieben Holzschnitten über die Reutlinger Marienkirche. Das Kunstmuseum in Reutlingen besitzt die umfangreichste Sammlung von Grieshabers Werk.

Stöbern & Einkaufen

Die am meisten frequentierte Einkaufsstraße ist die autofreie Wilhelmstraße mit der Müllerpassage.

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Reutlingen Reiseinfos

  • Zucca
    Auf der sonnigen Terrasse sind die begehrtesten Plätze zwei Strandkörbe. Geboten werden Pasta- und Pizza-Klassiker, Saltimbocca und Flammkuchen. Innen gibt es eine lange Bar, an der man abends einen Cocktail trinken kann.
    Kanzleistr. 24
    72764 Reutlingen
    Tel. 07121/320560
    www.zucca-reutlingen.de
  • Maximilian
    Das Trendlokal befindet sich in einem geräumigen Backsteinbau aus der Gründerzeit mit Außenbereich über dem Ufer der Echaz. Spezialitäten sind Albschweinkoteletten, Lammspieße und diverse Maultaschen-Variationen. Mit Bar und Lounge. Montag Ruhetag
    Kanzleistr. 48
    Seestr. 6-8
    77764 Reutlingen
    Tel. 07121-340203
    www.maximilian-rt.de
  • Il Panino
    Kleines Stehlokal mit leichter mediterraner Küche, das vor allem am Samstagmittag immer brechend voll ist. Die Weine aus der Toskana und dem Piemont kommen aus eigenem Import. Mo–Fr 8–17, Sa 8–14 Uhr
    72764 Reutlingen
    Tel. 07121/321973
    www.ilpanino.de
  • Café am Markt
    Die Lage am Markt und Tür an Tür zur Tourist-Information könnte nicht besser sein. An Markttagen ist auf der sonnigen Terrasse kaum ein Platz zu ergattern. Gute Kuchen, pikante Flammkuchen.
    Marktplatz 2
    72764 Reutlingen
    Tel. 07121/9943040

Wohnen & Schlafen

  • Württemberger Hof
    Das inhabergeführte ****-Hausg ehört zu den besten Adressen der Stadt, was nicht heißen muss, dass es uneingeschränkt zu empfehlen ist. Es liegt zentral am Bahn- und Busbahnhof und ist leider vom Verkehrslärm nicht unberührt, doch alle Fenster sind schallisoliert. Schön ist der holzgetäfelte Speisesaal. Das Publikum besteht fast ausschließlich aus Geschäftsleuten. DZ 85–140 €
    Bahnhofstr. 12 (Ecke Kaiserstr.)
    72764 Reutlingen
    Tel. 07121/947995
    www.hotel-wuerttemberger-hof .de
  • Hotel Achalm
    Das ***-Hotel in sehr ruhiger Alleinlage auf der Achalm wird von Reutlingen aus auf einer Bergstraße angefahren. Fast alle der 35 Nichtraucherzimmer haben einen aussichtsreichen Balkon. Haustiere sind nicht erlaubt. Das angeschlossene Ausflugslokal ist auch bei Wanderern sehr beliebt. DZ 98–102 €
    72766 Reutlingen
    Tel. 07121/4820
    www.achalm.com

Abends & Nachts

Für klassische Musik ist die 1945 gegründete Württembergische Philharmonie zuständig, die sich in den letzten Jahren zu einem gefragten Orchester mit internationalem Bekanntheitsgrad entwickelt hat. Kartenvorverkauf unter Tel. 07121/8201226 (8–12.30 Uhr) und
www.wuerttembergische-philharmonie.de

Ausflüge

Metzingen

Die Große Kreisstadt (350 m, 22.000 Einwohner) ist überregional durch Fabrikverkäufe bekannt geworden. Vornehmlich an Wochenenden sind tausende von Schnäppchenjägern auf der Suche nach preisreduzierter Ware. Über 80 Firmen sind mittlerweile mit Läden in Metzingen vertreten. Mit 4000 m² der größte ist Hugo Boss, der auch sein Stammwerk vor Ort hat. Daneben finden sich praktisch alle großen Marken aus den Bereichen Mode, Freizeitbekleidung und Design, angefangen von Adidas, Nike und Puma bis hin zu Bogner, Diesel, Joop, Lacoste, Marc O’Polo und Tommy Hilfiger. Ein Standort-Schwerpunkt liegt im Bereich vom Lindenplatz.
www.outletcity-metzingen.com

 

Man würde der Stadt am Fuß der Schwäbischen Alb Unrecht tun, sie auf eine Schnäppchenmetropole zu reduzieren. In der Altstadt sind die spätgotische Martinskirche (um 1500) und das von Blumenkästen geschmückte Fachwerk-Rathaus (1562) beachtenswert. Die Attraktion sind die bis auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden Sieben Keltern, sie zeugen von der einst großen Bedeutung des Weinbaus in Metzingen. In dem Herrschaftskelter (1655) ist ein Weinmuseum untergebracht.
www.weinbaumuseum-metzingen.de

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Ausflüge

Schloss Lichtenstein
Das „schwäbische Märchenschloss“ steht exponiert auf einer Felsnase über dem Tal der Echaz und scheint mit seinem aufstrebenden Rundturm wie aus dem Fels gewachsen zu sein. Die Baugeschichte könnte kurioser nicht sein. Als Vorlage dazu diente Wilhelm Hauffs 1826 erschienener Roman „Lichtenstein“. Der begeisterte Leser Graf Wilhelm von Württemberg ließ daraufhin auf dem Burgfelsen (817 m) von 1837–1842 ein neugotisches Schloss erbauen. Im Rahmen einer Führung können der bemalte Ahnen- und holzgetäfelte Rittersaal sowie eine umfangreiche Waffensammlung besichtigt werden. Geöffnet April–Okt. tgl. 9–17.30, Feb., März und Nov. Sa und So 10–16 Uhr; Eintritt in den Schlosshof 2 €, Führungen 3 €.
www.schloss-lichtenstein.de

Bärenhöhle
Die imposante Tropfsteinhöhle beim Sonnenbühler Ortsteil Erpfingen wurde erst 1949 entdeckt. Seither gehört sie zu den größten Sehenswürdigkeiten auf der Alb. Von der mit der Karlshöhle verbundenen Schauhöhle sind 271 m begehbar. Dabei geht es durch sieben Hallen mit teils prächtig ausgeformten Stalagmiten und Stalaktiten. Zu besichtigen ist auch ein in der Höhle gefundenes Skelett eines eiszeitlichen Höhlenbären. Geöffnet April–Okt. 9–17 Uhr, März und Nov. nur Sa und So, Eintritt 4 €.

Tipp
Auf der Webseite der Gemeinde Sonnenbühl gibt es ein fünf Minuten langes Video über die Bärenhöhle.
www.sonnenbuehl.de

Der im Sommerhalbjahr geöffnete Freizeitpark Traumland direkt neben der Bärenhöhle profitiert von dem mitunter beträchtlichen Rummel. Sofern man nicht mit dem Riesenrad fahren will, kann allerdings getrost auf das „Traumland“ verzichtet werden, zumal der Eintrittspreis von 9 € dafür ziemlich happig ist.

Nebelhöhle
Der Eingang der Tropfsteinhöhle bei Genkingen ist bereits seit 1517 bekannt, der hintere Teil seit 1920. Wie auch die Bärenhöhle weist die Höhle interessante Sinterbildungen auf, ist jedoch nicht ganz so spektakulär wie ihre berühmte Nachbarin, hat jedoch den Vorteil, dass der Rummel nur halb so groß ist. Die Nebelhöhle kann von der bislang erforschten Länge von 813 m auf 420 m begangen werden. Warm anziehen sollte man sich in beiden Höhlen, die Innentemperatur beträgt kaum 10 Grad. (Öffnungszeiten und Eintrittspreis wie in der Bärenhöhle)

Fazit

Angesichts der für Touristen nur schwach ausgebildeten Hotellerie bietet sich Reutlingen weniger als Standort, sondern für einen Tagesausflug an. In der jüngsten Großstadt Baden-Württembergs paaren sich mittelalterliche Fachwerk-Romantik mit moderner Architektur, enge Altstadtgassen mit quirligen Einkaufsstraßen.

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