Reiseführer Stuttgart

Stuttgart Panorama; pixabay CC0

Stuttgart ist eine von elf deutschen Me­ro­­polregionen. Je nach dem, wie eng oder großzuügig man die geografische Region definiert, leben in dem urbanen Ballungsraum 2,7 bis 5,3 Millionen Men­schen. Auf Stuttgart (600.000) folgen als die fünf nächstgrößten Städte Heilbronn (121.000), Reutlingen (109.00), Ess­lingen (90.000), Ludwigsburg (87.000) und Tübingen (85.000). Als Wirtschafts­standort gehört der Raum Stuttgart zu den führenden Hightech-Zentren Europas, Motor im wahrsten Sinne des Wortes ist die ansässige Automobilindustrie plus zahlreicher Zulieferer. Und auch in Sachen Kunst und Kultur hat die Region viel mehr zu bieten als gemeinhin ange­nommen, allen voran die Landesmetro­pole Stuttgart. Viel Flair versprühen die Universitätsstadt Tübingen und die Fach­werkperle Esslingen am Neckar.

Ankommen & Umschauen

Der erste Eindruck mag enttäuschen. Für eine Stadt dieser Größe – mit 600.000 Einwohner immerhin die Nummer sechs in Deutschland – wirkt die baden-württembergische Landeshauptstadt auf nicht wenige Besucher bieder und provinziell. Manchmal gar etwas spießig, man denke nur an die schwäbische Kehrwoche. Einen heimeligen Altstadtkern sucht man genauso vergebens wie einen lauschigen Spazierweg am Neckar.

Als ein Standort der Rüstungsindustrie wurde Stuttgart gegen Ende des Zweiten Weltkriegs stark zerstört. Der Wiederaufbau orientierte sich mehr an verkehrstechnischen Erfordernissen als an einer bürgernahen Stadtplanung. Der Zugang in die in einem Kessel gelegene Innenstadt erfolgt heute auf etlichen untertunnelten Einfallstraßen, zu den Stoßzeiten steht man dennoch vielfach im Stau.

Und nun soll es noch dicker kommen: Mit dem Projekt Stuttgart 21 will man die Gleise des Kopfbahnhofs unter die Erde legen und auf dem so gewonnenen 100 Hektar großen Areal ein ambitioniertes Wohn- und Geschäftsviertel hochziehen. Bauzeit mitten in der City zehn Jahre, geschätzte Kosten mehr als sieben Milliarden Euro. Die meisten Einwohner sind dagegen und artikulieren ihren Unmut lautstark – man darf gespannt sein, wie sich die Sache entwickelt.

Zwischen viel funktionaler Zweckarchitektur und dem von vierspurigen Bundesstraßen zerschnittenen Stadtgebiet verstecken sich etliche Sehenswürdigkeiten von Rang. Am Beispiel des extravaganten neuen Kunstmuseums oder den ultramodernen Automuseen merkt man eines sofort: In der Region Stuttgart wird viel Geld verdient. Die Autoindustrie und große Zulieferer wie Bosch, dazu Deutschland-Niederlassungen von IBM und Hewlett-Packard spülen reichlich Steuern in die Kasse der Metropolregion. Für Architektur, Kunst und Kultur fällt davon immerhin einiges ab.
Lebensader im Zentrum ist die am Hauptbahnhof beginnende Königsstraße, an der das Kunstmuseum und der Schlossplatz liegen. Die Besuchermagneten außerhalb des Zentrums sind der Fernsehturm, die Wilhelma und die Automuseen von Daimler und Porsche. Sie sind alle gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Auch für Tagesausflüge ins Umland empfiehlt sich das gut ausgebaute S-Bahn-Netz. Dies spart vor allem morgens und abends während des starken Pendlerverkehrs auf den Straßen viel Nerven.

Internet

  • www.stuttgart.de
    Portal der Landeshauptstadt Baden-Württemberg für Stuttgarter, Zugewanderte und Gäste.
  • www.stgt.com
    Seite der Stuttgart-Information u.a. zu Nahverkehrsmitteln, Kunst und Kultur und als speziellen Service ein Schwäbisch-Lexikon.
  • www.stuttgarter-zeitung.de
    Online-Ausgabe der mit einer Auflage von 150.000 Exemplaren am meisten gelesenen Lokalzeitung.

Information

Touristik Information
Königstr. 1A
70173 Stuttgart
Tel. 0711/22280
Mo-Fr 9–20, Sa 9–18, So 11–18 Uhr
www.stuttgart-tourist.de

Das Infozentrum gegenüber vom Hauptbahnhof hilft bei der Hotelsuche, unterhält einen Kartenservice für Theater, Konzerte und Musicals und bietet ein breites Programm an geführten Stadtrundgängen und Rundfahrten an. Typisch für Stuttgart ist die „Stäffelestour“ mit den schönsten Treppenwegen der Stadt, je nach Jahreszeit lohnt auch der Weinwanderweg durch die Reblagen am Neckar.

Tipp

Für einen Drei-Tage-Aufenthalt ist die in der Tourist-Information oder deren Internetadresse erhältliche Stuttcard ideal. Die Erlebniskarte gewährt nicht nur freie Fahrt im öffentlichen Nahverkehrsnetz, sondern bietet auch in vielen Museen, Theatern, Bädern u.a. bis zu 50 % ermäßigten Eintritt.

Das Beste im Überblick

  • Schlossplatz mit Kubus und Altem Schloss
  • Gemäldesammlung der Staatsgalerie
  • Motorkutschen und Silberpfeile im Mercedes Benz-Museum
  • 360-Grad-Panorama vom Fernsehturm
  • Botanisch-zoologischer Garten Wilhelma
  • Ritter Sport in Waldenbuch

 

Vom Hauptbahnhof zum Schlossplatz

Die Stadtmitte ist weitgehend autofrei, dafür tobt auf dem Ring an den Rändern der Verkehr umso lauter. Am besten beginnt man den Rundgang am Hauptbahnhof. Die Aussichtsplattform auf dem 56 m hohen Bahnhofsturm erlaubt einen Rundblick auf die City und das Areal von Stuttgart 21 (kostenloser Lift, täglich 10–18 Uhr, Do und im Sommer bis 21 Uhr).

Schräg gegenüber vom Bahnhof nimmt die Königsstraße ihren Anfang. Gleich am Eingang der Einkaufsstraße befindet sich der i-Punkt der Tourist-Information. Die Königstraße ist selbst sonntags, wenn alle Geschäfte und Kaufhäuser geschlossen sind, eine viel frequentierte Flaniermeile. Restaurants oder Cafés sind allerdings dünn gestreut. Die exorbitanten Mieten in der teuersten Einkaufsstraße Baden-Württembergs können sich lediglich große Mode- und Kaufhäuser leisten.

Der breite Fußgängerboulevard mündet auf den großzügig angelegten Schlossplatz. Der ehemalige Exerzierplatz der Württemberger ist heute die gute Stube der Stadt. An schönen Tagen ist die Liegewiese um die beiden Springbrunnen fast schwarz von Menschen. Die Westseite des Platzes wird von der 135 m langen spätklassizistischen Kolonnadenreihe des Königbaus flankiert, hinter denen sich ein schickes Einkaufszentrum versteckt. Die Säule auf dem Schlossplatz wurde 1841 zum 25-jährigen Regierungsjubiläum von König Wilhelm I. aufgestellt.

Nach Osten schließt die breite Frontfassade vom Neuen Schloss den Platz ab. Der Barockbau war eigentlich als Residenz der württembergischen Könige gedacht, doch der damalige Herzog Carl Eugen (1728–1793) zog es zum Verdruss der Stuttgarter vor in Ludwigsburg zu residieren. Erst seine Nachfolger brachten Leben in den Zweiflügelbau. In dem Schloss sind heute die Büros verschiedener Ministerien untergebracht.

Im nur wenige Schritte entfernten Alten Schloss am Schillerplatz stellt das Landesmuseum Stuttgart (ge- öffnet Di–So 10–17 Uhr; Eintritt frei) Prunkuhren, Glaskunst und den Kronschatz des württemberger Hochadels samt Königskrone aus. Die sehenswerte archäologische Abteilung spannt den Bogen vom Faustkeil über das Löwenköpfchen aus Mammutelfenbein bis zu keltischen Grabfunden aus der Bronzezeit. Das Alte Schloss gilt als die Keimzelle Stuttgarts. Es ging aus einem um 1316 auf einer ehemaligen Pferdewiese namens „Stutengarten“ erbauten Wasserschloss hervor. Architektonische Merkmale sind zwei dicke Rundtürme und der von Arkaden gesäumte Schlosshof.
www.landesmuseum-stuttgart.de

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