Sprache auf Mallorca: Mallorquín vor Castellano

Vielen ist bereits bekannt,  dass das Mallorquinische (Mallorquí) eine Mundart des in der Region um Barcelona verbreiteten Catalán ist, einer alten, aber lebendigen Sprache. Deren Erhalt und Pflege wird heute von Staats wegen nach Kräften finanziell gefördert, sogar durch EU-Zuschüsse zur Veröffentlichung katalanischer Literatur. Aber nicht einmal alle geborenen Mallorquiner beherrschen die Inselsprache, schon gar nicht die über 50.000 Festlandspanier, die in den Sommermonaten als saisonale Arbeitskräfte auf die Balearen kommen.

Gesetz zur sprachlichen Normalisierung

Ohne Rücksicht auf die dadurch entstehende Sprachbarriere verfügte die Balearenregierung 1997 in ihrem »Gesetz zur sprachlichen Normalisierung«, dass in Ämtern und Banken die Kunden in erster Linie auf Mallorquinisch angesprochen werden sollen und alle Formulare sprachlich anzupassen seien. Und auch für einen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst (z.B. auch als Arzt) ist das Beherrschen der Inselsprache Voraussetzung. Dabei sind die Balearen – bei aller Autonomie, die der deutscher Bundesländer ähnelt – eine spanische Provinz und damit eigentlich der nationalen Amtssprache Spanisch (Castellano = Kastilisch) verpflichtet. Bereits seit 2003 müssen darüber hinaus Einzelhändler alle angebotenen waren (auch) in katalanischer Sprache auszeichnen. Die Bestrebungen der Regionalregierung, das Katalanische in sämtlichen Bereichen des Lebens als vorrangig zu etablieren, stoßen aber immer wieder auf heftige Widerstände, vor allem der Zuwanderer. Eine Lösung des Konfliktes ist bislang nicht absehbar. Aktuelle Befragungen von offizieller Seite haben kurioserweise ergeben, dass trotz der massiven Förderung des Mallorquinischen die Sprache auf dem Rückzug ist. Nur bei den über 65jährigen ist sie noch primäre Verkehrssprache, bei Jugendlichen dominiert eindeutig das Hochspanische.

Mallorquinisch in der Schule

Auch in den staatlichen Schulen ist Mallorquinisch längst Pflicht. Jede Schule auf den Balearen muss theoretisch mindestens 50% des Unterrichts in katalanischer Sprache abhalten, oft liegt der Prozentsatz mittlerweile sogar noch höher. Viele ausländische Residenten, die ihre Kinder auf lokale Grundschulen schicken, betrachten diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Bei nicht-katalanischen Spaniern ist die Skepsis sogar noch stärker ausgeprägt. Wer sich dieser Problematik entziehen möchte, kann sein Kind auf eine der renommierten spanischen oder internationalen (Privat-)Schulen Mallorcas schicken; das allerdings hat seinen Preis. Mehr zu diesem Thema steht hier.

Mallorquinisch lernen

Nähere Informationen zu den Sprachkursen erhält man in den Rathäusern der jeweiligen Orte. Teilnehmer sind überwiegend Berufstätige der jungen bis mittleren Generation. In einem Vierteljahr werden in zwei bis drei Unterrichtstunden pro Woche die Grundlagen für eine simple Alltagskommunikation gelegt. 

Streng genommen, müsste dieser Supermarkt seine Abteilungen auch auf Katalanisch benennen. Und »Supermarket« heißt es weder auf Spanisch, Katalanisch oder Deutsch, sondern nur auf Englisch.