Ein ganz persönlicher Reisebericht
1.Tag: Anreise, Fußgängerzone Strøget
In der Liste der lebenswertesten Städte der Welt belegt Kopenhagen den zweiten Platz. Die Stadt bietet eine hohe Lebensqualität, ausgezeichnete Infrastruktur und ein starkes Augenmerk auf Nachhaltigkeit.
Kopenhagen ist bekannt für seinen hohen Lebensstandard, innovative Gastronomie und ein reiches kulturelles Angebot, einschließlich Museen, Theatern und Festivals.
Insgesamt bietet die Stadt eine harmonische Mischung aus Geschichte, Kultur und modernem Leben, was sie zu einem attraktiven Ziel für Touristen und Einheimische macht.
Darauf sind wir gespannt und freuen uns auf unseren Kurzurlaub in dieser Stadt.

Nach kurzem Flug ab Köln Bonn (1 Stunde) landet das Flugzeug pünktlich um 16 Uhr in Kopenhagen. Bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel haben wir die Ostsee überflogen, sahen Schwerin, die Wismarer Bucht, Warnemünde und das Fischland von oben, und schon im Sinkflug auch die dänische Insel Møn und die Brücke über den Øresund nach Malmø.
Auf der anderen Seite des Bahnhofs liegt der Vergnügungspark Tivoli, daran links vorbei ist man bald auf dem Rathausplatz. Hier ist eine Menge los. Eine Indiogruppe macht Musik, an einem Straßenstand werden Kaffee, Hotdogs und Eis angeboten. Touristen und Einheimische verweilen hier an diesem schönen Sonntagnachmittag. Das Rathausliegt im besten Licht und wird aus allen Perspektiven fotografiert.
Die Fußgängerzone Strøget wirkt etwas schmuddelig, da die Straße wohl schon länger nicht ausgebessert worden ist. Sie gilt als die älteste Fußgängerzone Europas. Bereits 1963 sind die Autos aus der Straße verbannt worden. Außerdem ist die Strøget eine mit 1,5 km eine der längsten Fußgängerzonen der Welt mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und Cafés.
Viele lebende Statuen in allen möglichen Metallfarben und weiß treiben Schabernack mit den Passanten. Auf einmal weitet sich die Straße zu einem Platz, besser gesagt, zu zwei Plätzen: links Gammeltorv und rechts Nytorv. Noch ein Stückchen weiter erreichen wir den Höjbroplatz, wo eine Menschenmenge um eine flotte Musikgruppe geschart ist. Am Ende der Fußgängerzone stoßen wir auf einen Kanal und das Schloss Christiansborg, das ebenso wie die Türme einiger Kirchen und dem Drachenturm der Börse im schönsten Abendlicht liegt.
Kopenhagen ist eine Fahrradstadt, etwa 62% der Einwohner nutzen das Fahrrad regelmäßig als Fortbewegungsmittel. Die Radwege sind sehr breit angelegt und werden fleißig genutzt. Als Fußgänger muss man immer aufpassen, ob die Straße wirklich frei ist.
Die Uhr zeigt 18.15. Die Entfernungen sind hier nicht groß. Man schafft viel in einer Stunde. Langsam schlendern wir auf einem anderen Weg zurück.
2.Tag: Kongens Nytorv, Schloss Amalienborg, Wachablkösung, Kastellet, Nyboder, Runder Turm, Botanischer Garten, Tivoli
Das Frühstücksbüfett am nächsten Morgen hat alles, was man sich wünscht, wenn auch nicht in unendlicher Vielfalt. Uns begeistern die vielen verschiedenen frischen Brotsorten. Dafür lassen wir glatt die Brötchen liegen.
Um 9 Uhr brechen wir auf. Zuerst erstehen wir in der Tourist Information (zwei Schalter besetzt, fast leer, aber man muss eine Nummer ziehen) die Copenhagen Card für 72 Stunden ab 14 Uhr. So können wir sie noch für die Rückfahrt zum Flughafen verwenden. Mit dieser Karte können Busse und Bahnen kostenlos benutzt werden, man hat freien Eintritt in Museen, Schlösser und Ausstellungen und erhält außerdem Rabatt auf vieles andere. Es wird sich schon rechnen.
Durch die Strøget gehen wir bis zur Helligandskirke. Heute macht die Straße einen ganz anderen Eindruck. Keine Gaukler mehr, noch kaum Touristen, dafür Geschäftsleute und Kunden. In einem Teil der Kirche ist Büchermarkt. Auch in deutscher Sprache gibt es welche.
Die Kirche selber ist geschlossen. Das nächste Ziel ist der Danish Art & Christmas Shop in der Knabrostræde 3. Hier gibt es so gut wie keine Krippen zu sehen sind, dafür Wichtel mit roten Zipfelmützen in allen Variationen. In der skandinavischen Tradition sind dies die Helfer des Weihnachtsmanns.
Am Kongens Nytorv endet die Strøget. Der Platz ist 1680 auf Veranlassung von König Christian V. am Rande der mittelalterlichen Altstadt angelegt worden. Sein Reiterstandbild ziert ein großes Blumenbeet in der Mitte des Platzes. Am Platz befinden sich das Königliche Theater, das große Hotel Angleterre und die Französische Botschaft.

Um 12 Uhr wollen wir zur Wachablösung der Königlichen Leibgarde im Schloss Amalienborg sein und kommen um 11.15 Uhr an. Noch eine ¾ Stunde Zeit, um sich den achteckigen Schlossplatz anzuschauen, um den herum vier baugleiche Gebäude gruppiert sind. In der Mitte steht das Reiterstandbild von König Frederik V. Hier in Amalienborg wohnt die Königin Margarete II. mit ihrer Familie. Eine Fahne auf dem Dach signalisiert ihre Anwesenheit.
Die Wachsoldaten marschieren jeden Morgen um 11.30 Uhr vom Kasernenhof beim Schloss Rosenborg durch die Stadt bis zum Schloss Amalienborg zur Wachablösung. Kurz vor 12 Uhr biegen sie um die Ecke. Was nun folgt, ist akribisch einstudiert und folgt einem geregelten Protokoll. Mehrere zackige Stellungswechsel später machen sie sich wieder auf den Rückweg nach Rosenborg. Die Uniform der Garde besteht aus blauen Hosen, schwarzem Rock mir roten Biesen und gekreuzten weißen Koppeln, und nicht zu vergessen: die riesigen schwarzen Bärenfellmützen. Bei besonderen Anlässen tragen sie rote Röcke.
Die Marmorkirche, eigentlich St. Frederiks-Kirke, steht nur wenige Meter vom Schloss entfernt. Sie ist die größte Kirche in Skandinavien und erinnert an den Petersdom in Rom. Ihre 46 Meter hohe Kuppel hat einen Durchmesser von 31 Metern. Mit dem Bau wurde schon im Jahre 1749 begonnen, Eigentlich hätte sie aus norwegischem Marmor errichtet werden sollen, doch das überforderte den Staatshaushalt. Von 1770 bis 1847 ruhte der Bau, da der Nachfolger König Frederiks V. den Bau nicht weiter unterstützte. Schließlich wurde die Kirche aus dänischem Sandstein zu Ende gebaut und konnte 1894 geweiht werden. Doch allein die Tatsache, dass die Kuppel auf 12 Marmorsäulen ruht, trug ihr den Namen Marmorkirche bei. Leider ist sie geschlossen. Wegen technischer Arbeiten, was auch immer das heißen mag.
Ein kleines Stück weiter in der Bredgade steht die russisch-orthodoxe 1883 geweihte Alexander-Newsky-Kirke mit ihren drei goldenen Zwiebeltürmen. Es hätte uns echt gewundert, wenn sie offen gewesen wäre.
Inzwischen sind wir schon weit im Norden der Stadt und gehen auf das Kastellet zu. Dabei handelt es sich um den letzten Rest der ehemaligen Stadtbefestigung. Das Kastell wird noch heute vom Militär genutzt. Die Wallanlage mit ihren fünf Schanzen ist ganz von Wasser umschlossen und hat nur zwei Zugänge über Holzbrücken und durch Tore im Wall. Einige der Gebäude im Inneren sind ockerfarben gestrichen, wie z.B. die Kirche und das Kommandantenhaus und Vorratshäuser, die Kasernengebäude strahlen weinrot. Auf der östlichen Bastion steht eine Windmühle. Über den gesamten fünfeckigen Wall verläuft ein schöner Spazierweg, der von Kopenhagenern gerne zum Joggen, Spazieren oder Picknicken genutzt wird. Heute läuft hier eine Schulklasse, Mädchen im, Jungen gegen den Uhrzeigersinn, unter den wachsamen Augen ihres Sportlehrers ihre Runde. Da wir nicht vorhaben, die komplette Runde zu gehen, kehren wir an der zweiten Schanze wieder um, überqueren wieder die Brücke und gehen nach links bis zum Gefionbrunnen, einer für einen Brunnen riesigen Anlage.

Der Sage nach hat die Göttin Gefion Seeland von Schweden getrennt. Gylfi, der König von Schweden sagte, dass sie alles Land, was sie innerhalb einer einzigen Nacht in ihren Besitz zu bringen vermochte, behalten dürfe. Gefion hatte vier Söhne, die sie in kraftvolle Ochsen verwandelte. Mit Ihnen grub sie eine tiefe Furche in die Erde, dass sich das Land vom Festland trennte. Die Insel Seeland war geboren.
Durch Esplanaden und Gernersgade geht es in den Stadtteil Nyboder. Hier stehen viele meist einstöckige, lange und gleichförmige Wohnhausanlagen aus dem 17. Jahrhundert. Sie sind ockerfarben angestrichen und werden bis heute bewohnt. Sozialer Wohnungsbau der Renaissance.
Durch die Kongensgade führt uns der Weg bis zum Kongens Nytorv.
Hunger! Mitten auf der Strøget (Østergade 57) lassen wir uns an einem Tisch bei Mamarosa, einer italienischen Pizzeria, nieder und bestellen eine typisch dänische Pizza Capricciosa. Frisch gestärkt wollen wir anschließend weitermarschieren. Zuvor frage ich den Kellner noch nach der Toilette. „Take the elevator to the 5th floor, change the elevator, go to the 10th floor, there will be a hole in the bottom. – – – No, I’m just kidding. It’s downstairs.”
Durch die Køpmagergade, eine weitere Fußgängerzone, erreichen wir die Trinitatiskirche und das, was wie ihr Kirchturm aussieht, den Runden Turm. Diesen kreisrunden Turm ließ König Christian IV. in den Jahren 1637 bis 1642 errichten. Die Kirche ist erst kurz danach gebaut worden. Im Turm befindet sich das älteste noch funktionierende Observatorium Europas. Als solches diente es bis 1861 der Kopenhagener Universität.

Oben über dem Gewölbe der Trinitatiskirche befand sich die Universitätsbibliothek. Um die Bücher dort hinauf zu bringen, brauchte man Pferdefuhrwerke. Daher wurde der 34,8 Meter hohe und 15 Meter dicke Turm mit einem spiralförmigen Gang ausgestattet, der sich in 7 ½ Umrundungen 209 Meter immer weiter emporwindet. Heute kann man über eine kurze Wendeltreppe hinaufsteigen bis zum Dach des Turms, von wo aus man eine tolle Aussicht auf die Stadt genießen kann. Auf dem bequemen Weg hinauf kann man gleich zu Beginn durch eine Glastür einen Blick ins Innere der Trinitatiskirche werfen. Weiter oben dienen die Räume der ehemaligen Bibliothek als Ausstellungsräume. Das interessante Geländer trägt an mehreren Stellen die Buchstaben RFP. Sie stehen für den Wahlspruch des Königs: Regna Firmat Pietas – Frömmigkeit stärkt Königreiche.
Der Eintritt in den Botanisk Have (Gothersgade 128) ist kostenlos. Der 10 Hektar große Park ist etwa 125 Jahre alt und beherbergt unter anderem dänische Pflanzen, Rosen, Rhododendren, Berg-, Gewürz- und Wasserpflanzen. Es gibt viele lauschige Eckchen, wo man auf einer Parkbank ungestört relaxen kann.

Nach einer kleinen Stärkung im Café neben dem Palmenhaus fahren wir von der Station Nørreport zwei Stationen mit der S-Bahn zum Bahnhof und begeben uns schnurstracks zum Tivoli. Das alles überragende, 80 Meter hohen Kettenkarussell Himmelskibet und den Goldenen Turm, wo die Leute im freien Fall runtersausen, kann man schon von draußen sehen.
Der Park wurde am 15.8.1843 eröffnet und ist damit weltweit einer der ältesten. Das sieht man ihm aber nicht an, den ständig wird renoviert, restauriert, umgebaut und neu gebaut. Eine Statue des Gründers von Tivoli, Georg Carstensen (1812-1857), steht vor dem Konzerthaus. Ungefähr 40 Restaurants soll der Park beherbergen und etwa 23 Fahrgeschäfte.
Das prachtvolle Restaurant Nimb sieht aus wir ein orientalischer Palast aus 1001 Nacht. Im Wasserbecken davor blubbern Luftblasen in wassergefüllten Glasröhren nach oben und sorgen für einen abwechslungsreichen Vordergrund.

An einem Eisstand gönnen wir uns ein Softeis, ein kleines gemischtes reicht, nachdem wir beim Vordermann die Dimensionen der mittleren Größe abmessen konnten. Auch die kleine Portion ist noch sehr reichlich. Es schmeckt köstlich.
Lange Zeit beobachten wir die große Achterbahn, die bezeichnenderweise Daemonen heißt. Sie ist immer voll besetzt, vor allem mit Jugendlichen, die sich kreischend dem Nervenkitzel hingeben. Laute Schreie und Gekreische dringen von allen Seiten ins Ohr: vom Himmelsskibet und von der ältesten Holzachterbahn der Welt, die noch im Einsatz ist, der Rutschebahnen.
Tivoli ist gut besucht. Alt und Jung mischen sich, Kinder und Jugendliche jagen von einer Attraktion zur anderen, Familien besuchen die harmloseren Karussells, Großmütter und Enkel sitzen in Schaukeln, alte Damen schlendern von Parkbank zu Parkbank, und von Zeit zu Zeit finden auf verschiedenen Bühnen Konzerte statt. Wer einen Platz ergattert, setzt sich dazu, die anderen lauschen stehend.

Große Springbrunnen inmitten bunter Blumenbeete sind echte Hingucker. Mehrere in voller Blüte stehende Engelstrompeten grenzen die Anlage zum nächsten Bereich ab.
Der Mix von Rummel und gemütlichen Sitzplätzen, von Aufregung und Entspannung, von Luxus und Einfach ist hier wirklich gelungen. Man ist von Action pur umgeben und kann dennoch völlig abschalten. Am Restaurant Nimb sind inzwischen 1000 Lichter angegangen und verstärken seinen orientalischen Eindruck.
Wer umgerechnet € 620 (2024 1000 DKr) erübrigen kann, hat die Möglichkeit hier zu übernachten, denn Nimb ist zugleich ein Luxushotel mit 5 Zimmern und 8 Suiten. Die beste Suite mit Parkblick muss man allerdings € 1.600 (2024 2300 DKr) berappen. Wohlgemerkt Euro, nicht Dänische Kronen!
3. Tag: Schloss Christiansborg, Thorwaldsen Museum, Holmens Kirke, Nyhavn, Kanalrundfahrt, Bernsteinmuseum, Tivoli
Draußen scheint es heute kühler und windiger zu sein. Die Fahne vor dem Haus, die gestern schlaff herunterhing, flattert hin und her. Auf der Straße bläst uns ein heftiger Wind entgegen. Am Himmel ballen sich dicke, graue Wolken, aber die Sonne scheint. Am Busbahnhof warten wir auf die Linie 11, die Circle Line. Im 7-Minuten-Takt fährt sie auf immer derselben Runde alle wichtigen Punkte der Stadt an.
Beim Schloss Christiansborg steigen wir aus. 1167 gründete Bischof Absalon hier die Stadt Kopenhagen. Das Schloss ist heute Sitz des Folketing, des dänischen Parlaments. Wie das Gebäude heute dasteht, ist es aus den Jahren 1907-1928, nachdem zuvor an derselben Stelle 1736 und 1806-1828 bereits zwei Schlösser gleichen Namens errichtet worden sind.
Es ist kurz vor 10 Uhr, gleich öffnet das Museum Königliche Empfangsräume.
Am Eingang bekommt jeder Besucher Müllsack-blaue Schutzüberzüge für die Schuhe. Im großen Rittersaal empfängt die Dänische Königin ihre Staatsgäste. Beeindruckend sind die 11 Gobelins, welche die Wände zieren. In frischen, kräftigen Farben beschreiben die Wandteppiche die Geschichte Dänemarks und die Weltgeschichte: die Wikingerzeit, das Mittelalter, die Reformation, den Zweiten Weltkrieg, die Gegenwart und die Zukunft. Der Künstler Bjørn Nørgaard hat die Teppiche entworfen. Sie sind ein Geschenk der dänischen Industrie an die Königin zu deren 50. Geburtstag im Jahr 1990. Fertiggestellt waren sie erst 10 Jahre später zu ihrem 60. Geburtstag. Zu besichtigen sind auch der Kronsaal, wo am 15.1.1972 die Proklamation Margrethes zur Königin (und am 14.1.2024 ihres Sohnes Frederik zum König) von Dänemark stattfand, und der Bankettsaal.

Draußen hat der Sonnenschein aufgehört. Einmal um die Ecke ist gleich das Thorwaldsen Museum. Bertel Thorwaldsen (1970-1844) war der bedeutendste Bildhauer seiner Zeit. Er hat 175 Porträtbüsten geschaffen, Skulpturen und Reliefs. Einen großen Teil seines Lebens hat er in Rom zugebracht. Seine Werke vermachte der Stadt Kopenhagen, die ihm 4 Jahre nach seinem Tod dieses Museum widmete, in dessen Innenhof Thorwaldsen auch begraben liegt. Fast in seinem gesamten Werk thematisierte Thorwaldsen mythologische Gestalten, die er meist idealisiert, aber auch mit leisem Humor, in ihrer Einfachheit darstellte. So amüsiert uns zum Beispiel über ein Relief, das etliche Frauen zeigt, die damit beschäftigt sind, übermütige Amor-Engelchen einzufangen. Eines wird an den Flügeln gehalten und davongetragen. Es zieht einen Flunsch und hat trotzig die Ärmchen verschränkt.
Wie hat Thorwaldsen das alles schaffen können!? Er muss sich, bevor er sich ans Werk machte, mit den Inhalten auseinandersetzen, musste sich in Geschichte, Religion, Mythologie und Anatomie bestens auskennen. Dazu kommt noch, dass er oft zunächst einmal Modelle schuf, wie zum Beispiel die Figuren im Christussaal. Christus mit ausgebreiteten Armen und die 12 Apostel sind nur Modelle! Die Originale aus weißem Marmor stehen in der Vor Fru Kirke. Man kann sich gar nicht alles genau anschauen. Es ist einfach zu überwältigend, was dieser Mann hinterlassen hat.
Kaum sind wir wieder draußen, fallen die ersten Tropfen. Der Himmel hat eine Farbe angenommen, die uns gar nicht gefällt, und es wird immer dunkler und bedrohlicher. Der Wind wird noch stärker, es fängt an zu prasseln. Nach zwei Minuten ist der Schirm drei Mal umgeschlagen, man weiß gar nicht mehr, wie man sich drehen soll. Dann knackst es noch einmal, und der Schirm ist kaputt. Aber es hat schon wieder zu regnen aufgehört, über der Holmens Kirke ist der Himmel schon wieder blau. Der Wind schiebt die Wolken schnell über Kopenhagen hinweg.
Die Holmens Kirke ist die Hauskirche der Königsfamilie. Es ist nicht so einfach, den Eingang zu finden. Zwei völlig identische, für eine Kirche recht kleine Türen hinter einem größeren Portal tragen winzige Hinweisschilder. Auf der rechten Tür steht „Toilet“, auf der linken „Kirke“. Hier in dieser Kirche wurden 1967 Königin Margarethe und Prinz Henrik getraut. Zudem ist es die Kirche der Marine.
Im Inneren ist sie weiß gestrichen und lichtdurchflutet. Dadurch kommen der hölzerne Altar, die riesige Kanzel und die Galerien besonders gut zur Geltung.

Mit der Circle Line geht es vom Schloss Christiansborg weiter bis zum Nyhavn, einem malerischen Hafen mit bunten Häusern und vielen Restaurants, ideal für Bootstouren. Vor einem Boot ist ein kleiner Bauernmarkt aufgebaut, und eine Bäuerin in Tracht bietet Kostproben an. An einem Bootsanleger für Kanaltouren lässt der Entschluss mitzufahren nicht lange auf sich warten.
Das Wetter verdient inzwischen wieder das Prädikat „super“. Trotzdem sind nur 18 Personen an Bord des offenen Schiffes, obwohl 120 drauf passen. So hat jeder einen Logenplatz. Eine Stunde dauert die Fahrt, und wir sehen die schönsten Fleckchen der Stadt von einer ganz neuen Seite. Erst geht es durch den Nyhavn, dann am Schauspielhaus vorbei zur Oper und weiter Richtung Øresund.
Kurz hinter dem Kastellet wird umgekehrt. Hinter der Festung sitzt auf einem Findling am Wasser die Kleine Meerjungfrau, das berühmteste Wahrzeichen Kopenhagens, inspiriert von Hans Christian Andersens Märchen.
Vom Amaliehaven, wo ein polnischer Dreimaster vor Anker liegt, fahren wir kurz hinter dem Inderhavnen auf der anderen Seite in einen Kanal und sind im Stadtteil Christianshavn. Hier liegen Hausboote und Segelboote. Manchmal müssen wir uns ducken, so niedrig sind die Brücken. Hinter einer Brücke heißt es: Augen nach links, wo man einen besonders schönen Blick auf die Vor Frelsers Kirke hat, die durch ihre außen um den Turm herum verlaufende Wendeltreppe auffällt.
In den 1970er Jahren besetzten Jugendliche hier ein ehemaliges Militärgelände und riefen den Freistaat Christiania aus. Ungefähr 900 Personen lebten hier und verwalteten sich nach eigenen Grundsätzen selbst. Bisher haben die Behörden stets nachgegeben, doch ob nicht doch noch eine Räumung droht, wird sich vielleicht erst bei einer Verhandlung in den nächsten Jahren entscheiden.
Wieder auf dem Inderhavnen sehen wir vor uns die Königliche Bibliothek, wegen der Architektur des neuen Teils auch „Schwarzer Diamant“ genannt wegen des zum Bau verwendeten schwarzen Granits aus Simbabwe. Eine fast schon filigrane Glaskonstruktion verbindet den neuen mit dem alten Gebäudeteil.
Wir fahren am Gammelstrand vorbei, ziehen links am Schloss Christiansborg vorbei und biegen wenig später wieder in den Nyhavn ein. Das Boot, das nun ablegt, ist voll besetzt.
An der Ecke befindet sich das Bernsteinmuseum (Kongens Nytorv 2), das wir uns anschauen. Wenn man es recht bedenkt, ist Bernstein ein Abfallprodukt aus der Natur und kommt in den unterschiedlichsten Brauntönen vor. Es ist begehrt und teuer. Im Museum kann man an beleuchteten Vitrinen Einschlüsse sehen: Fliegen, Spinnen, Käfer etc. Auch Schmuck ist ausgestellt und weitere kleine Kunstwerke aus Bernstein.
Das nächste Ziel heißt Tage Andersen in der Ny Adelgade 12. Das ist ein kleiner Blumenladen, aber eigentlich auch wieder nicht, denn verkauft wird hier eigentlich nichts. Es handelt sich eher um ein Museum (Eintritt 40DKr), in dem der Künstler seine ungewöhnlichen Arrangements ausstellt. Er arrangiert echte mit unechten Blüten, schmiedet, verwendet Naturmaterialien und treibt ein Spiel mit Farben und Formen, so dass ein Kohlrabi einer Rose in nichts nachsteht. Florale Kunst vom Feinsten.
Im Royal Kopenhagen“(Amagertorv 6) wird edles Porzellan hergestellt und verkauft. Bereits vor 235 Jahren wurde die Manufaktur gegründet.
Geradezu riesig ist das Kaufhaus Illums in der Østergade 52, das in Dänemark führend ist für Mode, Design und Schönheit.
Vom Højbroplatz nehmen wir die Metro und wollen eigentlich nach Østerbro. Es ist schon seltsam, da steht man unten auf dem Bahnsteig erst einmal vor einer Glaswand. Ein Zug kommt an, der völlig führerlos fährt. Einige Passagiere sitzen in der ersten Reihe. Wie von Geisterhand bewegt, öffnen sich erst die Glaswand, dann die Zugtüren. Nach einer Weile, keine Ahnung, wie das kontrolliert wird, schließt sich beides wieder und der Zug fährt ab. Leider sitzen wir in der falschen Bahn und landen in Fredericksberg, wo wir gar nicht hin wollten. Also wieder zurück.
Wir beschließen den Abend wieder im Tivoli, wo wir heute ganz neue Ecken und Attraktionen entdecken. Wir umrunden den See und entdecken eine kleine Meerjungfrau, die hier wesentlich mehr Gesellschaft hat als ihr Original normalerweise im Inderhavnen.
Langsam wird es dunkel und die ersten Lichter gehen an. Immer noch sind viele Menschen im Park, und es strömen immer mehr herein. Hier ist bis spät in die Nacht immer etwas los.
4.Tag: Schloss Rosenborg, Kongens Park, Latiner Kvarter, Vor Frue Kirke, Rathaus, Design Center, Tivoli

Um 9 Uhr fahren wir mit der Circle Line bis Kongens Have, dem Königspark oder Schlossgarten, um von dort aus das Rosenborg Schloss zu besuchen, das zwischen 1606 und 1634 im niederländischen Renaissance-Stil erbaut worden ist. Es war die Hauptresidenz von König Christian IV. In der Mitte des weitläufigen Parks steht ein Gebilde aus Spalierobst (Äpfel), die geometrisch gepflanzt und gezogen worden sind, in Verbindung mit Lavendel und Rosen. Nutzpflanzen und Zierpflanzen gehen eine schöne Verbindung ein.
Über eine kleine Brücke geht es über den Schlossgraben zum Schloss. Drei Etagen und das Untergeschoss sind zu besichtigen. Die Räume sind sehr klein, und es stellt sich die Frage, wie man sie im Winter beleuchtet hat. Ganz mit niederländischen blauen Fliesen gekachelt ist der königliche Abort, ein Edel-Plumpsklo. Einrichtung und Ausschmückung sind üppig. Vor einem Gerät bleiben alle Besucher ratlos stehen. Wir fragen eine Dame von der Aufsicht, was das sei, und erhalten als Antwort: die Elfenbein- und Bernstein-Werkbank des Königs und seiner Söhne. Sie hätten wunderschöne Kunstwerke geschaffen, zu besichtigen im Untergeschoss. Und mit einem Zwinkern fügt sie hinzu: „Sie hatten ja sehr viel Zeit.“
Ein Raum geht in den anderen über, im Erdgeschoss sind es sieben, in der ersten Etage 13. Lediglich das zweite Stockwerk erstreckt sich wandlos über die ganze Fläche. Hier ist der Lange Saal, wo auch noch der Thron von König und Königin stehen. In kleinen Kämmerchen befinden sich das Glas- und das Porzellankabinett.
Im Keller befinden sich auch die Schatzkammer und der Weinkeller. Ein großes Repertoire an Weinfässern und Weinflaschen lässt vermuten, dass der König kein Kostverächter gewesen ist. In Vitrinen kann man Reitzeug, Schwerter, Kronen, Zepter und Kronjuwelen diverser Christiane bewundern, und vor allem die von königlicher Hand geschaffenen Elfenbein-Kunstwerke. Wie haben die das gemacht: winzige, aus einem Stück gefertigte Ketten! Einfach toll!
Um 11.30 Uhr marschiert von hier die Garde zur Wachablösung nach Amalienborg. Das schauen wir uns draußen an. Neben dem Schloss auf dem Parkgelände befindet sich die Kaserne. Auf dem Platz davor wird trainiert. Die „einfachen“ Soldaten, auch die Wache vor dem Schloss Rosenborg, tragen eine Art Kampfanzug in oliv, schwarz und beige gesprenkelten Tarnfarben.
Nach dem Besuch des Schlosses schauen wir noch kurz in den daneben liegenden Rosengarten, danach verlassen wir den Kongens Park wieder.
Nach ein paar Schritten sind wir wieder in der Fußgängerzone am Runden Turm und biegen nach rechts ab, gehen an der unscheinbaren Synagoge vorbei bis zur St. Peter Kirke, der Kirche der deutschen evangelischen Gemeinde von Kopenhagen. Im Eingangsbereich ist eine eindrucksvolle Ausstellung über den Umgang der Menschen mit der Natur.
Um dem Kopenhagen-Aufenthalt nach dem Besuch der ganzen Schlösser noch einen weiteren royalen Anstrich zu verleihen, suchen wir jetzt nach Sømods Bolcher (Nørregade 24), dem königlichen Hoflieferanten für süße Leckerlis. Die Bonbons werden wie vor 100 Jahren von Hand gemacht, und man kann dabei zuschauen. Es gibt phantastische Sorten, wie z.B. Afrobananer (Lakritz/Banane) und die schwarz/gelb/roten Sultansrocks. Über die Website www.soemods-bolcher.dk kann man sich die Bonbons auch pfundweise nach Hause schicken lassen.
An den Landkarten, die als Tischdecken dienen, merken wir, dass wir uns dem Landkarten- und Reiseführerladen Nordisk Korthandel (Studiestræde 26) nähern. Drinnen Landkarten und Reiseführer so weit das Auge reicht. Die Auswahl ist riesig. Die Topographischen Karten von Dänemark sind nahezu komplett über alle Maßstäbe vorrätig. Die Kartenschnitte hängen als Rollos von der Decke. Praktisch. Genial ist die riesige Weltkarte, die im Raum für Übersee-Reiseziele den Fußboden ziert. Das erleichtert bestimmt so manches Kundengespräch.
Wir sind im Latinerkvarter, dem Lateinerviertel. Hat das was mit dem Quartier Latin in Paris zu tun? Ohne Zweifel ist es das lebendigste Viertel, in dem wir seit unserer Ankunft gelandet sind. Hier ist die alternative Szene zu Hause. Viele Kneipen und kleine Läden gibt es, manche sogar im Keller, und vor fast jedem Haus stehen Tische und Stühle auf dem Bürgersteig. Auf den Straßen ist viel los, vor allem jüngere Leute scheinen hier zu wohnen. Man sieht mehr Einheimische als Touristen.

Eher unscheinbar ist die Kirche am Ende der Studiestræde, die Vor Frue Kirke, Liebfrauenkirche. Es ist die Kathedrale des Kopenhagener Bischofs und wird auch als Kopenhagener Dom bezeichnet. In dieser Kirche wurden Kronprinz Frederik und Mary Donaldson vor 6 Jahren getraut.
Die Kirche ist innen ganz in Weiß gehalten, auch die Kassettendecke strahlt hell. Sie wurde 1829 geweiht und in den Jahren 1977/78 gründlich renoviert. Hier stehen die Originale von Bertel Thorvaldsens Christusfigur und den 12 Aposteln, deren Modelle wir bereits im Thorvaldsen Museum gesehen haben. Diese sind aus schneeweißem Marmor und kommen in der ansonsten recht schlicht gehaltenen Kirche wunderbar zur Geltung.
Angrenzend an das Kirchengelände befindet sich die Kopenhagener Universität.
In einer windgeschützten Straße setzen wir uns zum Mittagessen vor eines der zahlreichen Lokale an einen Tisch. Es ist warm, fast schon heiß geworden, und die Jacken können eine Weile ausgezogen werden.

Durch eine kleine Passage erreichen wir anschließend wieder die Strøget und gehen die wenigen Schritte weiter bis zum Rathausplatz. Der Platz ist riesig und bringt das ebenfalls recht wuchtige Rathaus gut zur Geltung. Der Arbeitsplatz des Kopenhagener Bürgermeisters wurde zwischen 1892 und 1905 erbaut. Über dem Eingangsportal befindet sich eine goldene Statue. Sie zeigt den Bischof Absalon (1128-1201), der 1167 am Øresund eine Klosterburg errichten ließ. Aus der in der Folge entstehenden kleinen Siedlung erwuchs die Stadt Kopenhagen.
Der Rathausturm ist 106 Meter hoch. Man könnte die 300 Stufen hinauf gehen und hätte einen schönen Blick über die Stadt, aber dafür sind wir zu spät dran.
Leider ist es auch für eine Führung bereits zu spät, aber in die etwa 1.000 qm große Halle kommt man auch so. Sie ist von einem hohen Glasdach überspannt und von Arkaden mit schön verzierten Säulen umgeben. Entlang der Wände erstreckt sich eine lange Holzbank, die von einigen Einheimischen dankbar in Anspruch genommen wird, um in Ruhe die Zeitung zu lesen. Rundherum lassen ungefähr 20 Danebrogs keinen Zweifel darüber aufkommen, in welchem Land wir uns befinden. Der Danebrog ist die dänische Flagge, ein weißes skandinavisches Kreuz auf rotem Grund. Es ist eine der ältesten Flaggen der Welt und soll der Sage nach am 15. Juni 1219 vom Himmel gefallen sein, als König Waldemar II. (es gab also auch Könige, die nicht Christian oder Frederik hießen) in der Schlacht von Lyndanisse gegen die heidnischen Esten kämpfte und sie besiegte.

Rechts vom Eingang führt eine Doppeltür zu einer besonderen Sehenswürdigkeit im Rathaus. Der Uhrmacher und Astromechaniker Jens Olsen (1872-1945) hat jahrelang am Bau der Weltuhr gearbeitet, die hier zu sehen ist. Sie hat einen eigenen Raum im Gebäude. Die Uhr besteht aus 15.448 Einzelteilen. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass Olsen die Einweihung selber nicht mehr erleben konnte. Er starb 10 Jahre vor ihrer Fertigstellung. Am 15.12.1955 und 15 Uhr wurde die Uhr in einem festlichen Akt von König Frederik IX. und Olsens Enkelin in Gang gebracht. Sie hat 12 Uhrwerke, zeigt die Uhrzeiten auf der ganzen Welt an, sowie den Verlauf der Sonne und der Sterne und überdies noch den gregorianischen und den julianischen Kalender.
In vielen Büchern wird die große Uhr am Rathausturm mit der Olsen-Uhr gleichgesetzt. Es ist eher unwahrscheinlich, das da ein Zusammenhang besteht. Immerhin ging im August 2010 eine Meldung durch die Presse, dass wegen eines mechanischen Fehlers die Turmuhr stehen geblieben sei und repariert werden müsse. Die Weltuhr ist in den 55 Jahren ihres Bestehens ein Mal gründlich restauriert worden und tut ihren Dienst wohl auch noch in den nächsten Jahrzehnten.

Unser Weg führt vorbei am Andersen-Denkmal durch den Andersen Boulevard vorbei an üppig blühenden Blumenbeeten zum Dänischen Design Center. Dank Copenhagen Card kommen wir kostenlos in die Ausstellung.
Hier wird sehr anschaulich demonstriert, dass Design kein Selbstzweck ist, sondern dass man immer darauf bedacht ist, bei der Entwicklung schon darüber nachzudenken, was den Alltag praktischer und sicherer machen kann. Das kann man bei Küchenutensilien, Werkzeug, Möbeln, Spielzeug, Reisebedarf und anderen Dingen erkennen. Ein Film zeigt zum Beispiel, worauf bei Gartengeräten geachtet wird, dass es ergonomisch geformt sein sollte, um die Kraft optimal einsetzen zu können.
Verblüffend ist ein Film über japanische Zahnstocher. Sie sehen an der
einen Seite aus wie gedrechselt, und wer hat sich schon mal Gedanken darüber gemacht, warum das so ist. Durch die eingefrästen Rillen lässt sich das Hölzchen leicht brechen und jeder weiß dann, es ist benutzt. Außerdem kann die benutzte Spitze auf dem abgebrochenen Teil abgelegt werden. Vielleicht nicht gerade das, was die Menschheit braucht, aber mit Sicherheit ein Beispiel für praktisches Design.

Heute sind wir früher als sonst im Tivoli. Es ist sehr windig, und es fällt auf, dass sich das hohe Kettenkarussell nicht so schnell dreht wie sonst. Wir laufen im Park herum und gönnen uns einmal mehr ein Softeis. Anschließend hören wir ein kostenloses Konzert, das alle paar Stunden auf einer der drei Bühnen stattfindet. Diesmal ist es Musik von dänischen Komponisten.
Kurz vor 19 Uhr nehmen wir im Zuschauer-Bereich unter freiem Himmel am Pfauen- oder Pantomimentheater Platz. Der falsche Diener heißt das Stück.
Pünktlich öffnet sich der Vorhang bzw. der Pfau, dessen Rad die Bühne umspannt, faltet seine Federn zusammen. Harlekin, Pierrot, ein bisschen Ballett, ein bisschen Slapstick, Live-Musik und sehr viel Spaß und Freude bestimmen die nächste halbe Stunde. Alles ohne Worte, daher für jedermann verständlich. Toll ist das Bühnenbild, das in sekundenschnelle wechseln kann von einer Wohnungseinrichtung zur Straßenszene oder zu einem Wald. Alles ist auf Platten gemalt, die schnell raufgezogen oder runtergelassen werden. Königin Margarethe persönlich soll Bühnenbild und Dekoration entworfen haben.
5.Tag: Københavns By-Museum, Tycho Brahe Planetarium, Ny Carlsberg Glyptotek,

/Unser Abreisetag beginnt mit Kofferpacken. Nach dem Frühstück laufen wir einmal in die entgegengesetzte Richtung, nach Westen, vom Bahnhof weg. Hier sieht man kaum noch Touristen, dafür Leute mit Einkaufstaschen und ein paar mehr Sexshops.
Immer wieder überraschen uns die kurzen Wege. So auch jetzt, als wir an der Vesterbrogade 59 auf einmal vor dem Københavns By-Museum, dem Stadtmuseum stehen, das wir viel weiter weg vermutet hatten. Im Hof steht ein Modell Kopenhagens im Mittelalter, 1500 steht auf der Tafel daneben. Jedes Haus ist aus Ton gebrannt und liebevoll gestaltet, dazwischen stehen Bonsai-Bäumchen, den Boden bedecken Kriechpflanzen. Wir schauen uns die Miniaturstadt von allen Seiten an, ins Museum gehen wir jedoch nicht.
In einer Parallelstraße befindet sich ein markanter Bau, der wie ein schräg abgeschnittener runder Turm aussieht. Dies ist das Tycho Brahe Planetarium (Gammel Kongevej 10). Tycho Brahe (1546-1601) gilt als Begründer der modernen Astronomie. Dieser Bau jedoch ist erst gut 20 Jahre alt, ist Europas größtes Planetarium und beherbergt zudem ein IMAX-Kino und 3D-Kino.

Neben dem Tivoli am Andersen Boulevard befindet sich Ny Carlsberg Glyptotek am, schräg gegenüber vom Dansk Design Center. Der Eintritt ist mit der Copenhagen Card wieder gratis. Zwei große Löwen bewachen das imposante über 100 Jahre alte Gebäude. Eigentlich handelt es sich um zwei Gebäude, die durch einen gedeckten Hof, den Wintergarten, verbunden werden. Ruhebänke unter Palmen und Springbrunnen laden zum Verweilen ein, aber dazu ist leider keine Zeit. In einem Brunnen liegt eine schneeweiße Marmorfigur, die von Dutzenden von kleinen Säuglingen umgeben ist, ein Werk Kay Nielsens mit dem Titel Water Mother.
Die umfangreiche Kunstsammlung geht auf die Privatsammlung des (Carlsberg) Brauereibesitzers Jakob Christian Jacobsen zurück. Die Brauerei finanziert noch heute das Museum mit, da von jeder verkauften Flasche Bier ein Teil der Glyptothek zugeführt wird.
Die sehr großzügig präsentierten Exponate reichen von der Antike bis Thorvaldsen. Römische und griechische Köpfe, seltsamerweise fast alle mit abgeschlagenen Nasen, Ägyptische und Etruskische Kunst, Reliefs und lebensgroße Figuren begeistern durch ihre Detailtreue.
Zum dritten Mal stehen wir vor dem Thorvaldsen-Christus. Klar, dass seine geniale Kunst auch hier nicht fehlen darf.
Moderne Treppenanlagen verbinden die Etagen miteinander. In einigen Räumen werden Gemälde gezeigt, zum Beispiel von Renoir und Degas, Gauguin und Manet. Aber am besten gefällt mir die Leichtigkeit, mit der so harter Stein wie Marmor bearbeitet worden ist, um so großartige Skulpturen und Reliefs entstehen zu lassen, wie sie hier zu bewundern sind.

Ein allerletztes Mal betreten wir Tivoli, um zum Abschluss noch ein Softeis zu genießen. Leider müssen wir feststellen, dass die Eisverkäufer noch nicht geöffnet haben. Auf dem Kiesplatz vor der großen Bühne findet heute ein Boccia- bzw. Petange- oder Boule-Wettbewerb statt. Eine Weile schauen wir zu. Es wird mit Kugeln auf eine kleinere Zielkugel geworfen, wobei man einerseits mit der eigenen ziemlich nahe herankommen und andererseits die gegnerischen Kugeln aus dem Weg schießen muss.
So langsam wird es Zeit zu gehen. Nachdem wir die Koffer aus dem Hotel geholt haben, fahren wir mit dem Bus 2 A Richtung Kastrup Flughafen. Nach einer Weile sitzen wir alleine im Bus, und der Fahrer lässt uns aussteigen mit dem Hinweis, dass wir mit dem nächsten zum Flughafen fahren sollen. Dieser endet hier. Es gibt also zwei Linien, und nicht jeder 2 A fährt durch. Nach 5 Minuten geht es weiter. An der Endstation Kastrup steigen wir aus, aber da ist weit und breit kein Flughafen! Wir müssen noch eine Station mit der Metro fahren, und dann sind wir endlich da.
Germanwingsfliegt vom Terminal 2 ab. Wir haben noch etwas Zeit bis zum Einchecken. Um 17.10 Uhr fliegen wir ab und landen eine Stunde später nach einem ruhigen Flug über dichte Wolken in Köln/Bonn.
Rückwirkend betrachtet hat sich der Kauf der Copenhagen Card mehr als gelohnt. Eingesetzt haben wir sie für den doppelten Wert des Kaufpreises.
Informationen zu Unterkunft, Gastronomie, Sehenswürdigkeiten, Nahverkehre, Aktivitäten und Unterhaltung:
Tourist Information Wonderful Copenhagen
Vesterbrogade 4a, an der Ecke gegenüber dem Tivoli und dem Hauptbahnhof.
www.visitcopenhagen.de/
Text und Fotos, soweit nicht anders angegeben: © Edith Kölzer/reisebuch.de
Aktualisiert März 2024