Föhr – Die Grüne Insel: Marsch, Kultur und friesische Gelassenheit
Föhr ist eine Landschaft in sattem Grün. Die Marschgebiete rund um Alkersum, Nieblum und Utersum erinnern an das Festland, doch der salzige Wind und der Blick auf die Halligen machen klar, dass man mitten im Meer ist.
Wyk auf Föhr, der Hauptort mit rund 5.000 Einwohnern, verbindet Tradition und Kurleben. Entlang der Strandpromenade reiht sich die klassisch norddeutsche Bäderarchitektur an kleine Boutiquen und Cafés. Der drei Kilometer lange Stadtstrand bietet freie Sicht auf Hallig Langeneß – besonders stimmungsvoll bei Ebbe, wenn Wattführer ihre Gruppen hinaus ins UNESCO-Weltnaturerbe führen.
Für die Mittagspause empfiehlt sich das Café Steigleder an der Promenade: hausgemachter Kuchen, Windschutz auf der Terrasse und Blick auf den Fährverkehr. Fischfreunde finden im „Fietis Bistrorant“ am Sandwall 9 regionale Küche, Krabben und Dorsch ohne Effekthascherei, aber mit Qualität.
Nieblum, das schönste Dorf der Insel, präsentiert sich mit makellosen Reetdachhäusern, alten Kapitänsgärten und dem Friesendom St. Johannis. Auf dem Kirchhof erzählen Seefahrergrabsteine von Walfang und Stürmen, manche Inschrift auf Friesisch. Wer dort durch die Gassen schlendert, spürt, warum Föhr eine so enge Bindung zu seiner Geschichte hat.

Kulturell ist das Museum Kunst der Westküste (MKdW) in Alkersum das wichtigste Haus. Es widmet sich dem Motiv des Meeres in der Kunst und zeigt Werke von Anna Ancher, Edvard Munch, Jacob Alberts und Hendrik Willem Mesdag. Besonders an Regentagen lohnt der Besuch – mit Café, Buchshop und wechselnden Sonderausstellungen.
Föhr ist außerdem ein Paradies für Familien. Über 8.000 Veranstaltungen jährlich – von Kinderzirkus über Wattführungen bis zu Musikabenden – sorgen dafür, dass auch die Hochsaison nie in Beliebigkeit abgleitet. Der Radverkehr ist vorbildlich geregelt, mit vielen autofreien Strecken. Räder und E-Bikes gibt es z. B. bei Fahrradverleih Föhr Aktiv oder Welluuper (Nähe Hafen und Nieblum), ab ca. 14 € pro Tag für Tourenrad, E-Bikes ab 28 €, Kinderanhänger ab 8 € pro Tag.
Amrum – Die Insel der Weite und des Windes
Wer mit der Fähre von Föhr nach Amrum übersetzt, spürt sofort: Hier regiert der Himmel. Der Blick öffnet sich über das Meer und endet in Sand. Der Kniepsand ist kein Strand im herkömmlichen Sinn, sondern eine wandernde Sandbank, die sich im Lauf der Jahrzehnte mit der Insel verbunden hat. Sie reicht über 15 Kilometer Länge und bis zu 1,5 Kilometer Breite – eine Fläche, die selbst im Hochsommer Ruhe garantiert.
Wittdün ist optimaler Einstiegspunkt: Fährhafen und Einkaufszentrum der Insel. Nordwärts folgen Süddorf, Steenodde, Nebel und Norddorf, die alle in die Dünenlandschaft eingebettet sind. In Nebel erzählen Reetdachhäuser, Kopfsteinpflaster und das Öömrang Hüs, ein original erhaltenes Friesenhaus, vom Leben früherer Generationen.
Herausragend ist der Amrumer Leuchtturm, mit 41,8 Metern der höchste an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Der Aufstieg über 295 Stufen lohnt sich, sollte aber geplant werden: geöffnet werktags vormittags (Mai–Oktober, meist 9:30–12:30 Uhr). Bei klarer Sicht reicht der Blick bis Sylt.
Ein lohnendes Quartier ist das traditionsreiche Hotel Hüttmann in Norddorf – friesischer Klassiker mit feiner Küche, Kaminbar und Inselgeschichte seit 1892, heute geführt von der Sonnenhotel-Gruppe. Preislich gehoben, aber authentisch. Wer es familiärer mag, findet in Steenodde oder Süddorf viele Ferienwohnungen unter Reet, oft mit Blick über die Dünen.
Kulinarisch überrascht Amrum mit einer Reihe kleiner, ernsthafter Adressen:
- Strand 33 (Wittdün): Fisch, Pasta, Burger – unkompliziert, verlässlich, direkt am Meer.
- Seekiste (Nebel): saisonal-friesische Küche mit Tagesfang und Lamm, gute Weinkarte.
- Café Schult: klassischer Treffpunkt für Friesentorte, Sanddorntorte und Meerblick.
Vier Jahreszeiten auf zwei Inseln
Frühling (März–Mai)
Wenn die Salzwiesen erblühen und der Zug der Brandgänse und Brachvögel beginnt, starten die ersten Wattführungen zwischen Dagebüll, Föhr und Amrum. Besonders reizvoll ist die Tour „Zu Fuß durchs Watt von Dagebüll nach Föhr“ (nur mit zertifizierten Führern). Auf Föhr öffnen die Hofcafés wieder, in Nieblum und Alkersum beginnt die Radsaison.
Sommer (Juni–August)
Badeurlaub, Strandkorb, Familienleben. Auf Föhr: Sandstrand in Wyk oder Nieblum, häufig mit Rettungsschwimmern. Strandkörbe sollten frühzeitig online gebucht werden. Auf Amrum ist der Kniepsand so weitläufig, dass Reservierungen kaum nötig sind; hier findet man selbst im August stille Plätze. Wassersportangebote (SUP, Segeln, Windsurfen) sind bei Amrum Sailing oder Föhr Fun Sport professionell organisiert.
Herbst (September–November)
Jetzt kehrt Stille ein. Spaziergänge am Kniepsand, Fahrradtouren durch Föhrs Marsch, Muscheln sammeln, Krabben pulen. Die Gastronomie wechselt zu herbstlichen Menüs: frischer Dorsch, Amrumer Lamm und Grünkohl mit Kasseler. Viele Wellnesshotels – etwa das Upstalsboom Wyk auf Föhr – bieten Arrangements mit Sauna und Meerblick. Ideal für Kurzurlauber, die Ruhe und gutes Essen suchen.
Winter (Dezember–Februar)
Wenn der Wind über die Dünen pfeift, wird es besonders friesisch. Im Februar lodern überall die Biikefeuer – Teil des bundesweiten Verzeichnisses des immateriellen Kulturerbes. Am 21. Februar versammeln sich Insulaner und Gäste, um den Winter zu verabschieden und Grünkohl mit Pinkel zu essen. Viele Gasthäuser – etwa das Friesen-Café in Oldsum – öffnen eigens dafür.
Zur winterlichen Inselkultur gehört auch die Teezeremonie mit Kluntje und Wölkchen – nicht umrühren, nur beobachten. Sie steht für das, was viele Gäste suchen: Entschleunigung im besten Sinn.
Kulinarik – Von Krabben, Lamm und Friesentorte
Die Küche beider Inseln bleibt der Tradition verpflichtet. Auf Föhr lohnt der Besuch in Alt Wyk (regionale Küche, Krabben und Labskaus) oder in Bi de Pump in Oevenum, wo nordfriesische Gerichte mit moderner Note serviert werden. Amrum hält mit der Seekiste und dem Hüttmann dagegen.
Typisch für die Region:
- Krabben frisch vom Kutter, besonders im Sommer im Hafen von Wyk erhältlich.
- Amrumer Lamm, von Schafen, die in den Dünen weiden – zart und aromatisch.
- Friesentorte und Pharisäer, beides fast Pflicht am Nachmittag.
- Im Herbst starten viele Restaurants die Grünkohlwochen – deftige Hausmannskost, gern begleitet von friesischem Inselbräu.
Mobilität – Inseln ohne Stress
Beide Inseln sind kompakt, das Fahrrad ist das Hauptverkehrsmittel. Die Preise sind fair: Tourenrad ab 14 €/Tag, E-Bike ca. 28 €, Kinderanhänger ab 8 € verfügbar. Auf Amrum ist das Wegenetz sandiger, auf Föhr ideal asphaltiert. Für eingeschränkt mobile Gäste gibt es Elektroscooter und Seniorenmobil-Angebote (bis 15 km/h).
Die Anreise erfolgt über Dagebüll mit der Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.). Bahn+Fähr-Tickets sind unter „DB+WDR Inselabenteuer“ erhältlich und kombinieren Bahn-, Fähr- und Busfahrt – perfekt für Reisende ohne Auto. Parken auf dem Festland ist problemlos möglich, z. B. beim Parkservice Dagebüll ab 7 €/Tag.
Ausflüge – Watt, Halligen, Hochsee
Das Wattenmeer macht Föhr und Amrum zu idealen Ausgangspunkten für Tagesfahrten:
- Hallig Hooge: ab Wyker Hafen (ca. 1 Std. Überfahrt). Sehenswert: Königspesel, Halligkirche, Sturmflutkino. Kutschenfahrt empfehlenswert.
- Langeneß: ruhiger, mit weitem Blick über die Prielsysteme.
- Helgoland: mit dem Katamaran „Adler Cat“ (Sommerfahrplan Mai–Oktober) ab Föhr/Amrum, ca. 4 Stunden Aufenthalt.
- Wattwanderung Föhr–Amrum: Klassiker für Geübte, nur mit Führer, Gezeitenfenster beachten!
Praktische Checkliste
| Thema | Empfehlung | Bemerkung |
|---|---|---|
| Strandkorb | Frühzeitig online buchen (Föhr) | Besonders Juli/August schnell ausgebucht |
| Amrum Leuchtturm | Mo–Fr, 9:30–12:30 Uhr (Mai–Okt) | Früh aufbrechen, begrenzter Einlass |
| Biikefeuer | 21. Februar | Bundesweites Kulturerbe, wichtigste Winterfeier |
| Regentage | MKdW / Öömrang Hüs | Hochwertige Kultur auf beiden Inseln |
| Fahrradverleih | Föhr Aktiv, Welluuper, Wittdün Bike | Reservierung empfohlen |
| Unterkunft | Frühjahr ab März buchen | Mindestaufenthalt-HS in vielen Häusern |
(Änderungen bei Öffnungszeiten, Preisen und Fahrplänen vorbehalten.)
Wer nach Föhr reist, findet die grüne, gepflegte Inselwelt, die Kultur und Aktivität verbindet. Wer nach Amrum übersetzt, erlebt die Nordsee elementar: Dünensand, Wind, Himmel und Ruhe. Beide Inseln stehen für das, was der Norden am besten kann – klare Horizonte, ehrliche Gastlichkeit und die Fähigkeit, den Alltag abzuschütteln, ohne in Kulisse zu verfallen. Zwischen Marsch und Kniepsand lebt ein Stück Nordfriesland, das seine Besucher nicht überwältigt, sondern zum Ankommen im eigenen Tempo einlädt.
Tipps
Museum Kunst der Westküste – www.mkdw.de
Fahrradverleih Föhr: die-gruene-insel-foehr.de
Nordseetourismus: Überblick – nordseetourismus.de
Fahrradverleih Seefahrer Wyk – fahrradverleih-wyk.de
Amrum-News: Online Zeitung – amrum-news.de
Tourismus Föhr: foehr.de
Offizielle Tourismusseite – amrum.de
Fahrradverleih Welluuper Nieblum – welluuper.de
