Kleiner Reiseführer Staufen im Breisgau und das Markgräfler Land
Das attraktive, idyllische Städtchen Staufen mit einer Historie von über 1250 Jahren (8200 Einwohner inkl. der beiden Vororte/Dörfer Grunern und Wettelbrunn) liegt ca. 20 km südlich von Freiburg am Fuße des Schwarzwalds, an der Öffnung des landschaftlich reizvollen Münstertals.
Die Senke des kleinen Flusses mit dem kuriosen Namen „Neumagen“ (urspr. keltisch für „neues Feld“) geht direkt in die weite Rheinebene über. Nördlich des Talausgangs erhebt sich steil der Schlossberg mit seiner dominierenden Burgruine, südwestlich erstreckt sich die von Weinbergen geprägte Hügellandschaft des Markgräflerlandes.
Die überschaubare Altstadt Staufens, die man in ca. 45 Minuten hinreichend besichtigt hat, ist bestückt mit zahllosen schönen, meist sorgfältig restaurierten historischen Bauten, die Wohnungen, vielfältige Geschäfte und gastronomische Betriebe beherbergen.
Die Silhouette der Gesamt-Stadt ist allerdings etwas getrübt von etlichen, leider weithin sichtbaren architektonischen Wohnblock-Sünden mit 4 bis 11 Geschossen aus den frühen 70er Jahren. „Bei den abgestuften Höhen der Falkenstein-Hochhäuser ließen sich die Architekten von der Silhouette der Burg inspirieren…“, heißt es dazu auf der offiziellen Webseite Staufens. Und auch die Bauwut der post-2000er Jahre hat das Zentrum hinter dem Schladerer-Platz mit dicht an dicht gruppierten, gesichtslosen neo-modernen Kastenbauten nicht verschont.
Und seit 2007 gibt es in der Altstadt viele Gebäude mit teils dramatischen Rissen im Mauerwerk aufgrund von Bodenhebungen nach missglückten Bohrungen, die Geothermie als umweltfreundliche Energiequelle erkunden sollten. Einige Häuser mussten sogar abgerissen werden, andere werden aufwändig restauriert, ein Ende des Albtraums scheint bislang nicht in Sicht. Die Gesamtkosten werden auf über 50 Millionen Euro geschätzt, eine Stiftung unter dem Motto „Staufen darf nicht zerbrechen“ kümmert sich um die Einwerbung von Spendengeldern.
Der Besuch in Staufen wird durch die erwähnten kleinen Defizite allerdings nur im geringen Maße beeinträchtigt, die Vorzüge dieser herausragenden touristischen Destination überwiegen eindeutig.
Faust
Bekannt geworden ist Staufen kulturgeschichtlich auch durch Goethes Faust, dessen historisches Vorbild, Johann Georg Faust (um 1480 – 1539), ein berühmt-berüchtigter Wunderheiler, Alchemist, Magier, Astrologe und Wahrsager, in Staufen zeitweise lebte und dort unter mysteriösen Umständen starb. Angeblich war er von dem verschuldeten Burgherren Anton von Staufen gerufen worden, für ihn Gold herzustellen, was, wie man heute weiß, nicht gelingen konnte. Dabei soll sich Faust mit den „dunklen Mächten“ eingelassen haben, aber schließlich „holte“ ihn Mephistopheles, „der obersten Teufel einer“, wie eine zeitgenössische Chronik berichtet. Tatsächlich soll Faust im Jahr 1539 im Zimmer Nr. 5 im Gasthaus zum Löwen (am Marktplatz) bei einer Explosion, vermutlich bei einem alchemistischen Experiment, ums Leben gekommen sein. Von der gruseligen Historie berichtet noch heute eine Inschrift samt Bild an der Fassade des schönen Gasthauses, in dem man u.a. in der Faust-Stube gepflegt tafeln kann. Heute tragen u.a. das Gymnasium der Stadt und eine Apotheke seinen Namen.
Burgruine
Der ehemalige Sitz der Freiherren von Staufen aus dem Hochmittelalter ist seit einem Brand von 1633 in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges eine (recht ordentlich konservierte) begehbare Ruine (Eintritt frei). Der schweißtreibende, etwa halbstündige, gut ausgeschildete Aufstieg aus dem Zentrum durch Weinberge (mit Info-Tafeln) wird belohnt mit einem herrlichen Panoramablick auf Schwarzwald, Rheinebene, Kaiserstuhl und Vogesen.
Theater
Über die Region hinaus bekannt ist Auerbachs Kellertheater. Das beliebte Privattheater befindet sich in einem alten Gewölbekeller, einem ehemaligen Lager der heimischen Spirituosen-Firma Schladerer, und bietet Platz für knapp 100 Besucher. Gespielt werden vor allem Klassiker der Weltliteratur in „authentischer Übertragung der großen Stücke auf eine kleine Bühne“.
https://auerbachs-kellertheater.de/
Wochenmarkt
Beliebter Treffpunkt der Einheimischen und Besucher vor dem Rathaus jeden Samstag und Mittwoch. Klein, aber fein.
Unterkünfte
Staufen ist ein beliebtes Ziel für Touristen, an den Wochenenden oder zu Events auch schon mal überlaufen, ansonsten aber eher noch beschaulich ruhig. Der Ort mit Umgebung verfügt nur über ein begrenztes Angebot an Unterkünften, im Detail:
• 220 Hotelbetten
• 12 Betten in Privatzimmern
• 250 Betten in Ferienwohnungen
• 150 Betten in Sanatorien und Kurkliniken
• 213 Stellplätze auf dem Campingplatz
Rechtzeitiges Buchen ist deshalb dringend zu empfehlen!
Übersicht: https://www.muenstertal-staufen.de/Uebernachten
Restaurants/Cafés/Gasthöfe
Staufen verfügt über ein vielfältiges gastronomisches Angebot für jeden Geschmack auf einem guten Niveau. In der Umgebung laden zahlreiche „Straußwirtschaften“ preisgünstig zu gutem Wein und einfachen Gerichten ein.
Die Krone
Sehr gute, von Gault Millau und Michelin empfohlene Küche, die Nr.1 unter den Restaurants in Staufen, aber natürlich nicht günstig. Unbedingt rechtzeitig reservieren!
Hauptstraße 30
Der Löwen – mit Faust-Stube
Frische badische und mediterrane Küche in edel-rustikalem Ambiente der Gaststube oder auf der sonnigen Terrasse zum Markt.
Hauptstraße 47
Bahnhöfle
Schönes Restaurant in restaurierter Villa am Bahnhof. Familiär geführter Betrieb in 4. Generation mit frischer saisonaler Küche zu bezahlbaren Preisen in der modernen Gaststube oder im lauschigen Biergarten unter Kastanien.
Bahnhofstr. 6
Mayer Mühle: Onkel Karls
Kneipenrestaurant in einer alten stillgelegten, renovierten Mühle samt schönem Biergarten mit einfachen kalten und warmen Gerichten zu fairen Preisen.
Bahnhofstr. 6c
Trattoria Mediterrane Leidenschaft
Einfaches, service-orientiertes italienisches Restaurant mit überschaubarer Karte und frisch zubereiteten Speisen. Zentral gelegen, immer gut besucht, vor allem die dicht gestellten Terrassentische. Preise, die auch ein junges Publikum bezahlen kann.
Kirchstr. 8
https://de-de.facebook.com/pages/category/Interest/Mediterrane-Leidenschaft-215518615651942
Café Decker
Seit Anfang der 60er Jahre die „süße Oase für Genießer. Pralinen und Torten, Kaffee und Kuchen in bester Qualität“, so heißt es auf der Firmen-Website, und man kann reinen Gewissens zustimmen. Bäckerei, Konditorei, Confiserie, Café und Eisdiele in einem. Sehr professionell geführtes Haus mit überwältigender Auswahl. Großzügige Räumlichkeiten und Sonnenterrassen in einer Villa am Rande der zentralen Altstadt an der denkmalgeschützten Neumagenbrücke.
Hauptstraße 70
Bäckerei Café Konditorei Faller
Weniger spektakulär als das Decker, aber qualitativ ebenfalls auf sehr gutem Niveau. Tolles Angebot an täglich frischen Backwaren.
Hauptstraße 27
Schwarzwaldschön im Rathaus Café Staufen
Sicherlich die attraktivste Caféterrasse in Staufen direkt am Marktplatz auf der „richtigen Seite“. Beliebt bei Einheimischen und Touristen. Süßes und Herzhaftes. Unter der Woche große Frühstückskarte, am Wochenende reichhaltiger Brunch.
Hauptstraße 51
Täglich von 9.00 – 18.00 Uhr geöffnet!
https://schwarzwaldschoen.de
Weingüter
Staufen liegt in einer Gegend, die eine hohe Dichte an Weingütern mit im wahrsten Sinne des Wortes „ausgezeichneten“ Weinen aufweisen kann. Es dominieren die Traubensorten Gutedel und Spätburgunder, aber auch Weißer und Grauer Burgunder sowie Chardonnay sind prominent vertreten.
https://www.muenstertal-staufen.de/Essen-Trinken/Schaetze-aus-der-Region/Weingueter
Straußwirtschaften/“Straußen“/“Straußies“
Diese ursprünglich eher informellen Wirtschaften auf Weingütern sind mittlerweile mit zunehmender Professionalisierung ein echtes Highlight in der Region.
„Eine Straußwirtschaft ist ein von Winzern und Weinbauern saisonal oder tageweise geöffneter Gastbetrieb, in dem die Erzeuger zu bestimmten Zeiten ihren selbsterzeugten Wein direkt vermarkten. In Straußwirtschaften werden oft auch kleinere zum Wein passende Tellergerichte gereicht.“
Mehr dazu unter https://www.deutscheweine.de/tourismus/strausswirtschaften/
Regionale Übersicht
Die auf den Weingütern/Straußen ausgeschenkten Weine, vorwiegend Gutedel, jung auch vom Fass, oder Spätburgunder, sind durchweg auf gutem Niveau, also zu empfehlen und ihren Preis wert. Was den persönlichen Geschmack am besten trifft, findet man nur heraus, indem man verschieden Strauße aufsucht, probiert und vergleicht, eine auf alle Fälle lohnenswerte Freizeitbeschäftigung. Hat man seinen Lieblingswein gefunden, kann man gleich vor Ort ein paar Flaschen oder mehr einkaufen.
Auch das Angebot an Speisen ist verlockend, meist sind es im weiteren Sinne regionale Spezialitäten wie Flammkuchen, Käsespätzle, Badischer oder Elsässer Wurstsalat, Schnitzel oder Bratwürste, Brägele (Bratkartoffeln) bzw. Badischer Kartoffelsalat, zunehmend auch vegetarische/vegane Gerichte.
Empfehlungen im engeren Umkreis
Probst
„Die älteste Strauße im Markgräflerland“ thront auf einem Hügel über Grunern/Staufen mit tollem Ausblick von den in der Saison immer gut belegten Außenplätzen. Gute Küche mit wechselnden Tagesgerichten. Eigener Kinderspielplatz.
Schleifsteinhof 2
79219 Staufen – Grunern
https://www.schleifsteinhof.de/strausse.html
Ziegelhof
Ebenfalls sehr beliebte Strauße mit guter Küche, reichlichen Portionen und überschaubarer, erhöhter Außenterrasse. Etwas abseits der Landstraßen ruhig mitten in den Weinbergen gelegen.
Ziegelhofstraße 28b
79282 Ballrechten-Dottingen
Auf der Breite (ehemals Kerber Straußie)
Am Hang auf der Rückseite des Schlossberges gelegene, moderne Strauße mit Bemühen um abwechslungsreiche saisonale Küche. Im Sommer mittwochs ab 17.00 Uhr „Grillen&Chillen“ mit live Bands oder DJs. Schöner Blick auf das Rheintal.
Aussiedler Breite 1
Weingut Löffler und Strauße
Im Ortsteil Wettelbrunn, etwas abseits der Straße nach Bellrichten, sehr gelobt für Weine und Küche, immer gut besucht.
Aktuelles Programm mit Weinverkostungen, Weinwanderungen, Weinfest etc. unter
https://de-de.facebook.com/Weingut.Loeffler/
Fohrenbergstraße 43
79219 Staufen-Wettelbrunn
https://www.weingut-loeffler.de
Landmann
Moderner „Weinbrunnen“ mit Ausschank der Weine vom nahen Weingut (und einigen kleinen Speisen) direkt im Zentrum von Staufen. Täglich Betrieb von 11.00 bis 22.00 Uhr.
Auf dem Rempart 2
Traditionsbrennerei Schladerer
Ökologisch und nachhaltig ausgerichtete, zertifizierte Brennerei von Obstbränden und anderen Spirituosen im gehobenen Preissegment – seit 1844. Führungen nach Anmeldung mittwochs um 10.00 Uhr.
Alfred-Schladerer-Platz 1
https://schladerer.de/
Mehr Weingüter/Straußen
In und um Heitersheim (siehe unten)
https://www.alemannische-seiten.de/deutschland/heitersheim_suche.php?id=straussen-vesperstuben
Praktisches
Konus Gästekarte
Wer in Staufen übernachtet und über seinen Gastgeber die täglich anfallende Kurtaxe entrichtet, hat Anspruch auf die KONUS-Gästekarte. Sie gilt als Freifahrt-Ticket für Busse und Bahnen in der Gesamt-Region Schwarzwald für alle neun Verkehrsverbünde. Man kann sie beliebig oft ohne weitere Gebühren nutzen. Sogar Fahrten nach Basel sind inkludiert.
https://www.schwarzwald-tourismus.info/planen-buchen/konus-gaestekarte
Touristeninfo im Rathaus
Freundliche, individuelle Beratung und Mengen an Material.
Hauptstraße 53
https://www.muenstertal-staufen.de
Wanderung nach Bad Krozingen
Für jedermann geeignet, aus dem Ortszentrum ohne Anstiege am Neumagen entlang, geht es durch schöne Natur- und Kulturlandschaft auf getrennten Geh- und Radwegen. Endpunkt am großen Kurpark (ca.5 km). Dort Einkehr möglich. Rückfahrt ggf. mit der Münstertalbahn vom stadtnahen Bahnhof.
Münstertal
Das Münstertal erstreckt sich von Staufen im Breisgau hinauf in den Schwarzwald. Es teilt sich in mehrere Seitentäler und zieht sich so in Richtung Belchen, über den Ortsteil Stohren in Richtung des Freiburger Hausberges Schauinsland und über die Münsterhalde in Richtung Badenweiler. Die Höhenlage von Münstertal dehnt sich von 380 m bis 1414m auf dem Belchengipfel und weist damit einen Höhenunterschied von 1060 Meter auf.
Münstertal/Schwarzwald besteht aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Obermünstertal und Untermünstertal mit insgesamt 65 Dörfern, Weilern, Zinken, Höfen und Häusern. (Quelle: Wikipedia.org)
Von Staufen aus gelangt man in das langgestreckte schöne Münstertal auf einer gut ausgebauten Straße mit parallelen Rad- und Wanderwegen flussaufwärts am Neumagen entlang. Man verlässt die Rheinebene und taucht in den Südschwarzwald ein, dessen Berge zu beiden Seiten des Neumagen emporragen. Von Münstertal-Bahnhof aus gibt es wenige Male am Tag Busverbindungen (mit Umsteigen) zur Talstation der Seilbahn des Belchen, dem dritthöchsten und angeblich schönsten Gipfel des Schwarzwalds.
Münstertalbahn
Die modernen elektrifizierten Triebzüge von Bad Krozingen nach Münstertal über Staufen und zurück verkehren regelmäßig etwa im Halbstundenmodus auf einer der landschaftlich schönsten Strecken Deutschlands.
https://www.alemannische-seiten.de/deutschland/muenstertalbahn.php
Gasthof Belchenblick
Stattlicher Gasthof mit einladender (Sonnen-)Terrasse, gepflegten Gasträumen, guter regionaler Küche sowie bemühtem, zugewandten Service. Und man kann auf den markanten Belchengipfel schauen.
Wasen 72
Münstertal
https://gasthof-belchenblick.de
Kloster St. Trudpert
Die großzügige, imposante barocke Anlage nordöstlich auf einer Anhöhe etwa 2,5 km außerhalb der Ortschaft Münstertal gelegen, ist ein ehemaliges Benediktinerkloster, entstanden im frühen 9. Jahrhundert und säkularisiert 1806. Es war u.a. Ausgangspunkt für die Christianisierung des Südschwarzwalds. Heute ist das Kloster Ordenshaus der Kongregation der „Schwestern vom heiligen Josef zu Saint Marc“, wo man Ruhe finden und an Gottesdiensten teilnehmen kann.
Das Kloster unterhält zwei eigene Gästehäuser, in denen Einzelpersonen und Gruppen nach Anmeldung übernachten können. Regelmäßige Führungen freitagnachmittags um 16.00 Uhr. Gruppentermine nach Absprache.
Parkplätze reichlich vorhanden, Busanbindung.
Vom Bahnhof Münstertal gut zu Fuß am Neumagen entlang zu erreichen.
http://www.kloster-st-trudpert.de/willkommen.html
Café-Gasthof zum Kreuz
Einkehr am Fuße des Klosters im freundlichen Gastraum oder auf der schönen Sonnenterrasse.
Heitersheim
Heitersheim (ca. 6000 Einwohner) liegt zentral im Markgräflerland zwischen Rhein und Schwarzwald am romantischen Sulzbach und ist verkehrstechnisch optimaler Ausgangspunkt im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz. Auf Grund der klimatisch und geologisch bevorzugten Lage war das heutige Stadtgebiet schon von den Kelten und später von den Römern besiedelt. Relikte davon kann man im Römermuseum „Villa Urbana“ besichtigen. Weitere kulturelle Highlights sind das ehemalige Malteserschloss, das Johanniter- und Maltesermuseum sowie das Dreieckland-Museum.
Weinbau/Gastronomie
Die Stadt ist traditionell ein bedeutendes Zentrum des Weinbaus mit einer stattlichen Anzahl an Weingütern und Straußenwirtschaften (siehe oben).
Römerkeller
Gutes Preis-/Leistungsverhältnis für bodenständige deutsche Küche und regionale Weine im urigen Kellergewölbe oder auf den wenigen Außenplätzen an der nicht sehr stark frequentierten Hauptstraße.
Badenweiler
(450m, knapp 4000 Einwohner)
Nur wenige (Kur-)Orte in Deutschland sind so vom Klima begünstigt wie der Thermalkurort Badenweiler, gut 13 km südlich von Staufen gelegen.
Grund dafür ist die Burgundische Pforte, die milde Luft aus dem Rhonetal heranführt und der Region Badenweiler den Frühling zwei bis drei Wochen früher bringt als üblich.
Für zusätzlichen Reiz sorgt die Lage im Markgräflerland am Fuß der westlichen Vorberge des Schwarzwaldes. Von den Weinbergen rund um den Ort kommt der bekannte Gutedel.
Die Badetradition in Badenweiler reicht bis in die Antike zurück, unter den Römern hieß der antike Kurort Aquae Villae. Die artesische Quelle fördert täglich fast eine Million Liter Quellwasser. Beim Austritt ist es 26,5° C warm. Da die meisten Kurgäste es noch ein bisschen wärmer mögen, wird es auf 30 bis 36° C aufgeheizt. Es soll bei Rheuma, Rückenbeschwerden und Kreislaufstörungen gute Dienste leisten. Die heilende Kraft des Wassers wird durch verschiedene Kuranwendungen verstärkt, in Badenweiler gängig sind Natur-Fango, Rhassoulbäder und Krankengymnastik.
Badenweiler gehört zu den bekanntesten Kurorten Deutschlands. Berühmte Dichter und Denker wie die Nobelpreisträger Elias Canetti, Thomas Mann und Hermann Hesse fühlten sich von dem Heilbad genauso angezogen wie die Politiker Theodor Heuss und Johannes Rau.
Kulturelles und Sehenswertes
Mittelpunkt des Kurbetriebs ist neben der Cassiopeia Therme (siehe unten) das Kurhaus im Stil der frühen 70er Jahre, damals preisgekrönt, heute ästhetisch eher abschreckend und oft verwaist wirkend. Es fungiert als Veranstaltungszentrum für Konzerte, Vorlesungen und Tanzabende.
Kurpark
Der nach englischem Vorbild angelegte Kurpark profitiert sichtlich von der Burgundischen Pforte. Angesichts von Bananenstauden, Orangen- und Feigenbäumchen, Opuntien, Hibiskus-Sträuchern und Palmen fühlt man sich ans Mittelmeer versetzt. Die Hanglage des Parks, der von einigen schönen Spazierwegen durchzogen ist und herrliche Aussichtspunkte enthält, dürfte allerdings für viele der vornehmlich älteren Besucher eine Herausforderung darstellen.
Römische Bad-Ruine im Kurpark
Die römische Badruine ist in den Kurpark integriert, sie liegt unmittelbar unter der heutigen Cassiopeia Therme und wird durch eine moderne Glasüberdachung vor Witterungseinflüssen geschützt. Unter Kaiser Vespasian bauten die Römer um 75 n.Chr. eines der schönsten Bäder nördlich der Alpen, das bis ins 3. Jahrhundert in Betrieb war.
Die 1784 unter Markgraf Karl-Friedrich von Baden freigelegten Fundamente lassen verschiedene Becken erkennen. So gab es wohl Warm-, Kalt- und Schwitzbäder und auch an einen entspannenden Ruheraum war bereits gedacht.
Cassiopeia Therme
Die Cassiopeia Therme ist der Dreh- und Angelpunkt von Badenweiler. Der Badekomplex umfasst die Thermalbäder und eine Saunalandschaft. Sehr beliebt ist das textilfreie Römisch-Irische Bad, eine Kombination aus Dampfbädern und trockenen Heißluftbädern.
Schön ist auch die Ruhezone auf der Dachterrasse. Als Extra kann man sich noch eine entspannende Seifenbürstenmassage gönnen. Im Preis inbegriffen ist die Nutzung der Thermalbäder. Zu diesen gehören das Außenbad (30° C) mit Strömungskanal und Nacken- duschen, das Kuppelbad (32° C) und das Marmorbad (34° C).
Anton Tschechow Museum
Der berühmte russischer Schriftsteller (1860–1904) kam von einer schweren Lungentuberkulose bereits stark angegriffen Anfang Juni 1904 nach Badenweiler. „Du ahnst nicht, was das hier für eine Sonne ist, sie brennt nicht, sie liebkost“, schrieb Tschechow kurz nach seiner Ankunft in einem Brief an seine Schwester Mascha. Doch alles half nichts. Der Dichter starb bereits am 15. Juli und wurde eine Woche darauf mit der Bahn nach Russland überführt. In Badenweiler macht ein sehenswertes literarisches Museum mit dem Werk des Schriftstellers und anderen illustren Literaten mit Bezug zum Kurort bekannt.
Öffnungszeiten täglich von 10:00 bis 17:00 Uhr. Eintritt frei.
Ernst-Eisenlohr-Straße 4
http://www.literaturmuseum-tschechow-salon.de/de/
Burgruine
Weithin sichtbares Wahrzeichen von Badenweiler ist die Burg Baden auf einer Anhöhe über dem Kurpark. Auf Spazierwegen kann in wenigen Minuten zur mächtigen Schildmauer der Ruine aufgestiegen werden, von wo man einen schönen Ausblick auf Ort und Landschaft hat.
Der Eintritt ist frei.
Shopping
Einkaufen kann man in Badenweiler vor allem in der Luisenstraße zwischen Schlossplatz und Zöllingplatz.
Weine aus der Region kauft man aber am besten direkt von einer Winzergenossenschaft z.B. in der Sofienstr. 4 oder in der Vinothek in der Luisenstr. 3.
www.winzergenossenschaft-laufen.de
Kulinarisches
Markgräfler Winzerstuben
Schöne Gasträume im traditionellen Landhausstil. Kleine, gepflegte Terrasse (leider ohne Ausblick) auf der Rückseite. Exzellente Küche, ordentlicher Service. Reservierung empfohlen!
Luisenstraße 6
Hotel zur Post
(Wellness-)Hotel mit traditionellem Restaurant im Zentrum mit schönster, erhöhter Terrasse des Ortes und Ausblick auf die (Wein-)berge und das Rheintal. Die Küche und der Service halten leider nicht immer, was sie und das Preisniveau zu versprechen scheinen. Vorwiegend älteres Publikum. Hausgäste werden bevorzugt platziert.
Sofienstraße 1
https://www.privathotel-post.de
Ratskeller
Restaurant im Kellergewölbe einer Jugendstilvilla mit zwei großen Terrassen, zentral oberhalb des Kurparks gelegen, modern-stilvoll, beliebt und günstig. Durchgehend warme, vorwiegend italienische Küche.
Kaiserstraße 5
https://ratskeller-badenweiler.de
Café Gerwig
Café im alten Stil mit toller Auswahl an Torten und Gebäck. Drinnen und unter der hell leuchtenden, gelb-weiß gestreiften Marquise serviert man u.a. die beste Schwarzwälder Kirschtorte weit und breit!
Luisenstraße 15
Fazit
Badenweiler hatte innerhalb des deutschen Kurbetriebs einen der klangvollsten Namen, kann jedoch nicht mehr ganz an die große Zeit von vor hundert Jahren anknüpfen, als das Thermalbad einen internationalen Ruf genoss. Positiv hervorzuheben ist das breite Angebot an Unterkünften, angefangen vom einfachen Gästehaus bis zum *****-Nobelhotel.
Der Ort wird überwiegend von Kur- und Thermalgästen besucht, ganz „normale“ Urlauber“ kommen eher wenige, zumal es außer dem schönen Kurgarten nicht allzu viel zu sehen gibt.
https://www.badenweiler-tourismus.de
https://www.staatsbad-badenweiler.de
Weitere Empfehlungen für Tagesausflüge:
Freiburg i.Br.
Basel
Colmar
© Hartmut Ihnenfeldt, reisebuch.de 2023