Formentera für Anfänger

Formentera ist die kleinste der vier bewohnten Baleareninseln und gilt seit Jahrzehnten als Rückzugsort für Individualisten, Künstler und stille Genießer. Im Schatten des großen Nachbarn Ibiza gelegen, hat sie sich ihren besonderen Charakter bewahrt: kein Flughafen, keine Hochhäuser, keine laute Clubszene – stattdessen Natur, Ruhe und ein ausgeprägter Sinn für nachhaltigen Tourismus.

formentera strand
Typischer Sandstrand auf Formentera; Bild von gefe62 auf Pixabay

Die stille Schwester Ibizas – eine Einführung für Erstbesucher

Für Erstbesucher wirkt Formentera oft wie ein Gegenentwurf zu den touristischen Massenströmen anderer Mittelmeerinseln wie Mallorca. Wer sie verstehen will, muss langsamer reisen – und genauer hinschauen. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über Anreise, Inselstruktur, Unterkünfte, Mobilität, Kulinarik, Strände und Besonderheiten.

Anreise: Nur über Ibiza erreichbar

Formentera besitzt keinen eigenen Flughafen. Die Anreise erfolgt grundsätzlich über Ibiza – von dort sind es rund 30–45 Minuten per Schnellfähre (Trasmapi, Balearia oder Aquabus). Abgelegt wird in der Regel im Hafen von Ibiza-Stadt (Eivissa), das Ziel ist der kleine Hafen La Savina auf Formentera.

In der Hochsaison (Mai–Oktober) verkehren Fähren im 30-Minuten-Takt, auch mit Mitnahmemöglichkeit für Fahrräder, Motorroller oder Autos (eingeschränkt). In der Nebensaison (November–März) ist der Fahrplan deutlich reduziert. Kombitickets mit Busanschluss vom Flughafen Ibiza sind erhältlich.

Geografie & Klima: Flach, karg, aber doch auch schön

Formentera ist rund 20 km lang und wirkt auf den ersten Blick flach und trocken. Doch die Landschaft ist subtil reizvoll: Dünenlandschaften, Salinen, Karstplateaus, Feigenbäume auf Trockenmauern, dazu das durchsichtige, türkisfarbene Wasser. Im Osten ragt das kleine Hochplateau La Mola mit 192 m über dem Meer auf – der einzige „Berg“ der Insel.

Das Klima ist mild-mediterran, mit rund 300 Sonnentagen im Jahr. Die Sommer sind trocken und heiß (Juli–August oft über 30 °C), die Winter regenarm und mild (selten unter 10 °C). Beste Reisezeit: Mai bis Juni und September bis Oktober – dann ist es warm, aber nicht überlaufen.

Mobilität auf der Insel: Fahrrad, Roller oder E-Auto

Formentera ist klein – rund 85 km² –, aber nicht fußläufig erschließbar. Viele Besucher mieten Fahrräder oder E-Bikes, was bei windigem Wetter und leicht hügeligem Gelände allerdings anstrengend sein kann. Sehr beliebt sind daher Motorroller, die unkompliziert und günstig gemietet werden können.

Autos sind prinzipiell erlaubt, doch in der Hauptsaison gilt eine Fahrzeugbeschränkung für Touristen (Juni–September), mit Registrierungspflicht unter formentera.eco. Viele entscheiden sich deshalb bewusst für öffentliche Buslinien oder E-Mobilität. Wer Ruhe sucht, wird durch diese Regelungen belohnt.

Unterkünfte: Weniger ist mehr

Die Unterkunftsauswahl auf Formentera ist deutlich kleiner als auf Ibiza oder Mallorca – und das ist gewollt. Es gibt keine Hotelburgen oder Pauschalanlagen. Stattdessen dominieren kleine Hostales, Appartements, Ferienhäuser und einige stilvolle Boutiquehotels.

Preislich liegt Formentera über dem Balearen-Durchschnitt. Selbst einfache Unterkünfte sind in der Hauptsaison teuer und schnell ausgebucht. Empfehlenswert ist daher eine frühzeitige Buchung, vor allem in den Orten Es Pujols, Sant Ferran, Sant Francesc oder rund um La Savina.

Camping ist auf Formentera verboten!

Strände: Karibik im Mittelmeer

Die Strände Formenteras zählen zu den schönsten Europas. Besonders bekannt ist Playa de Ses Illetes, ein weißer Sandstrand im Norden, mit flach abfallendem Wasser, ideal zum Baden. Der Strand liegt im Naturpark Ses Salines, der Eintritt für Fahrzeuge ist gebührenpflichtig.

Ebenfalls attraktiv:

  • Playa de Llevant – ruhiger, windiger, ideal für Spaziergänge.
  • Cala Saona – windgeschützt und familienfreundlich im Westen.
  • Migjorn – ausgedehnte Südküste mit mehreren Strandabschnitten, teils naturbelassen, teils mit Bars.
  • Es Caló des Mort – kleine Bucht mit Felsen und klarem Wasser, oft überlaufen.

Nacktbaden ist weit verbreitet und wird allgemein toleriert. Viele Strände sind unbewacht, Sonnenschirme und Liegen gibt es meist nur an den größeren Stränden.

Rauchverbote an den Stränden

•   Rauchen ist zurzeit an ausgewählten Stränden Formenteras, insbesondere Es Pujols, verboten.
•   Die rauchfreien Strände sind durch Schilder gekennzeichnet.

Angestrebt wird ein generelles Rauchverbot an den Stränden Formenteras!

Essen & Trinken: Regional und mediterran

Die Gastronomie Formenteras orientiert sich an mediterraner Küche mit regionalem Bezug. Typisch sind Fischgerichte, Eintöpfe (z. B. Bullit de Peix) und Gemüsegerichte. Auch italienische Einflüsse sind stark vertreten – nicht zuletzt wegen der vielen italienischen Gäste und Zweitwohnsitzbesitzer.

Es gibt zahlreiche Chiringuitos (einfache Strandbars), kleine Tapas-Bars sowie einige ambitionierte Restaurants, etwa in Sant Francesc oder Es Pujols. Bio- und Slow-Food-Angebote nehmen zu. Preislich ist auch hier Zurückhaltung selten: Einfache Gerichte unter 15 Euro sind eher die Ausnahme.

Orte & Infrastruktur: Kompakt, überschaubar, charmant

Die größte Siedlung ist Sant Francesc Xavier, das Verwaltungszentrum mit kleinem Ortskern, Kirche und einigen Boutiquen. Etwas lebhafter ist Es Pujols – tagsüber entspannt, abends mit Bars und Restaurants belebt.

Sant Ferran de ses Roques gilt als alternatives Zentrum, mit Livemusik, Kunst und handgemachtem Kunsthandwerk. Das Dorf El Pilar de la Mola im Osten beherbergt den bekannten Hippiemarkt (mittwochs und sonntags in der Saison).

Es gibt keine Einkaufszentren oder Großmärkte. Kleine Supermärkte, Bäckereien und Apotheken decken den täglichen Bedarf. Bankautomaten sind vorhanden, Kreditkarten werden fast überall akzeptiert. WLAN ist in vielen Unterkünften und Restaurants Standard.

Aktivitäten & Besonderheiten: Langsamkeit als Programm

Formentera lebt von der Ruhe. Statt Erlebnisparks oder großen Museen bietet die Insel kleine Sehenswürdigkeiten:

  • der Leuchtturm von La Mola, einsam über dem Meer, bekannt aus Jules Vernes „Le Phare du bout du monde“
  • das Cap de Barbaria, landschaftlich eindrucksvoll mit Wachtturm und Höhle
  • das ethnographische Museum in Sant Francesc mit Einblicken in das frühere Inselleben
  • zahlreiche Wander- und Fahrradwege (teils alte Römerstraßen)

Yoga- und Meditationsangebote, Bootsausflüge, Kajaktouren oder Schnorcheln runden das Angebot ab. Nachtleben ist nur punktuell vorhanden – etwa in Es Pujols oder bei Open-Air-Veranstaltungen, selten jedoch laut oder exzessiv.

Sprache, Verhalten, Sicherheit

Die offiziellen Sprachen sind Katalanisch (Variante: Formenterenc) und Spanisch, in touristischen Zusammenhängen wird Englisch und teilweise auch Deutsch verstanden.

Formentera gilt als ausgesprochen sicher. Die Kriminalitätsrate ist niedrig, das soziale Miteinander höflich und entspannt. Besucher sollten sich respektvoll verhalten – etwa im Umgang mit der Natur (z.B. keine Dünen betreten; Müll entsorgen, keine Zigarettenkippen achtlos wegwerfen), im Straßenverkehr (Radfahrer haben Vorrang) und gegenüber den oft sensibel auf Tourismus reagierenden Einheimischen.

Formentera für Fortgeschrittene: Die Nebensaison entdecken

Wer nicht auf Badewetter fixiert ist, sollte einen Besuch in der Vorsaison (April–Mai) oder im Herbst (Oktober–November) in Betracht ziehen. Dann sind Strände leer, Unterkünfte günstiger und das Licht weicher. Einige Hotels und Restaurants haben jedoch geschlossen – Planung ist nötig.

Weiterführende Links:


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