Pub-Kultur in England
Wer als Reisender England besucht, sei es aus privaten, touristischen oder geschäftlichen Gründen, wird in der Regel vor Ort mit der vielfältigen Pub-Kultur in Berührung kommen und diese im Idealfall näher kennen- und vielleicht sogar lieben lernen. Das englische public house hat eine lange Geschichte und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, obwohl der beschleunigte Strukturwandel der Öffentlichkeit die Pubs in den Zustand einer Dauerkrise versetzt hat, den viele Betreiber als existenzbedrohend empfinden. Auch die Corona-Pandemie der letzten Jahre hat dazu beigetragen, dass die Anzahl der „Kneipen“ in England von dem Jahr 2000 bis 2024 weiter um gut ein Drittel, von ca. 60.000 auf etwa 40.000, zurückgegangen ist.
Der Aufstieg der Pub-Kultur
Die Wirtshäuser in England gehen alle zurück auf die „Tabernas“ aus der Zeit der römischen Besatzung „Britannias“ im Zeitraum von 43 bis etwa 440 n. Chr., wo in meist primitiven Gebäuden an stärker frequentierten „Verbindungsstraßen“ importierter Wein aus Italien oder Spanien ausgeschenkt sowie einfache „Snacks“ wie Oliven und Brot angeboten wurden. Noch heute ist tavern eine gängige Bezeichnung für anspruchsvollere (und teurere) Pubs mit Geschichte – die Bedeutung des Begriffs hat also über die Zeit eine Aufwertung erfahren. Nach Abzug der Römer und dem damit verbundenen Versiegen des Weinnachschubs kam mit den Angeln und Sachsen und den Dänen die Bierbraukultur auf die Britischen Inseln. Mit dem „Ale“ kreierte man eine eigene Biersorte und begründete damit eine Tradition, die sich im Vereinigten Königreich bis heute als nationales Kulturgut gehalten hat.
Das Wort „Ale“ wird in Großbritannien zwar häufig als Synonym für Bier im Allgemeinen verwendet, ist aber im engeren Sinne ein Sammelbegriff für obergäriges Bier mit mittlerem Alkoholgehalt, das ursprünglich ohne und später mit wenig Hopfen gebraut wurde. Seit dem 16. Jahrhundert müssen Wirte übrigens eine Lizenz erwerben, um einen Pub mit Alkoholausschank eröffnen und betreiben zu dürfen.
Jeder gute Pub hat seitdem eine Auswahl an (lokalen) Ales, dem oft bernsteinfarbenen „Bitter“, das etwas weniger kühl gezapft bzw. gepumpt wird als die aktuell populäreren untergärigen Biere (Pils, Lager), die erst Ende des 19. Jahrhunderts aufkamen. Im Vereinigten Königreich wird Bier immer noch in Pint- oder Half-Pint-Gläsern mit Eichstrich ausgeschenkt und traditionell bis zum Rand gefüllt ohne Bierschaum oder -krone. Das mindert zwar das Aroma, ist aber nach angelsächsischer Rechtsauffassung die einzig redliche Art des Bierausschanks. Ein Pint entspricht ca. 0,57 Liter und kostet als Bier zurzeit im Schnitt 7 Pfund (gut 8 €).
Die eigentliche Blüte der Pub-Kultur in England begann im 18. Jahrhundert mit dem Aufstieg der Mittelschicht, der Industrialisierung und der gesteigerten Mobilität. Seit dieser Zeit wurden Pubs immer beliebter als Orte für soziale Kontakte, Unterhaltung und Geselligkeit, aber auch als Unterkünfte für Reisende. Solche spezialisierten Gasthöfe, die bis heute „Inn“ genannt werden, gab es schon seit dem späten Mittelalter. Das älteste noch bestehende Inn Londons ist das „George Inn“ in Southwark, südlich der Themse. Es wurde 1542 erbaut, das ältere Tabard Inn wurde bereits 1388 in Geoffrey Chaucers berühmten „Canterbury Tales“ erwähnt, aber leider 1874 trotz Protesten der Bevölkerung abgerissen. Heute erinnert eine Gedenkplakette in der Tabard Street an das legendäre Gasthaus.
Im 19. Jahrhundert zu Zeiten von Königin Victoria erreichte die Pub-Kultur ihren ersten Höhepunkt. Es gab ca. 100.000 Pubs in England, was etwa einem Wirtshaus pro 400 Menschen entsprach. Pubs waren ein integraler Bestandteil der englischen Kultur geworden und spielten eine wichtige Rolle in der Gemeinschaft. Sie waren Orte, an denen Menschen zusammenkamen, um zu trinken, zu essen, zu spielen, zu diskutieren und einfach nur Gesellschaft zu pflegen. Pubs waren gemeinhin gemütlich eingerichtet und boten eine entspannte Atmosphäre; manchmal gab es auch eine Bühne und/oder einen Tanzsaal.
Auf dem Höhepunkt der Pub-Kultur Ende der 1930er Jahre verbrachten viele Menschen mehr Zeit in Pubs als in anderen Einrichtungen – außer in Privathäusern und an Arbeitsplätzen. Als soziale Institution war die Kneipe wichtiger als Kirche, Kino, Tanzlokal und politische Organisationen zusammen. Nach dem 2. Weltkrieg aber begann der langsame Niedergang. Und heute gilt: Der Pub spielt eine geringere Rolle im Leben der Menschen als jemals zuvor, aber Totgesagte leben länger, wie wir im weiteren Verlauf dieses Artikels sehen werden!
Schilder und Namen
In der Frühzeit der Pub-Kultur, dem ausgehenden Mittelalter, als die meisten Menschen noch nicht zuverlässig lesen oder schreiben konnten, hatten Pubs schlichte Namen, die zur eindeutigen Identifikation mit einfachen Motiven auf Schildern visualisiert wurden, wie z.B. „The Goat“, „The White Horse“, „The Bell“ oder „The Cross“. Seit dem 14. Jhd. waren solche Pub-Schilder angeblich Pflicht in England.
Im Laufe der Zeit wurden die Namen der Pubs insgesamt kreativer, ausdrucks- und anspruchsvoller. Oft wurden sie von lokalen Mythen (z.B. „The Mermaid“), historischen (z.B. The Battle of Waterloo“) bzw. aktuellen Ereignissen (z.B. „The Brexit Arms“) inspiriert oder bedienten sich bei Adelsnamen (z.B. „The Lord Nelson“) bzw. -titel (z.B. „The Queen´s Head“, „The Prince of Wales“). Beliebt waren auch ländliche Motive (z.B. „The Hare & Hounds“). Viele beziehen sich auf einen bestimmten Sport („The Cricketers“), eine Region („The Manchester Arms“) oder auf bestimmte Verkehrsmittel (z.B. „The Coach & Horses“). Hinter besonders eigenwilligen, oft rätselhaften Namen verbirgt sich gelegentlich eine lustige Geschichte, wie z.B. „The Elefant&Castle“ – eine Verballhornung des spanischen „Infanta de Castile (oder Castilla)“.
Übrigens: Wenn das Wort „Arms“ im Namen erscheint, wie z.B. „The King´s Arms“ oder „Carpenters Arms“, dann hat das eher nichts mit den Armen der Person oder deren Waffen zu tun, sondern in der Regel mit ihrem “coat of arms“, dem Wappen.
Pubs als Spiegel der Klassengesellschaft
Die meisten Pubs boten mehrere Räume für unterschiedliche Zielgruppen – mit unterschiedlichen Preisen! Frauen durften üblicherweise nur in Begleitung eines/ihres Mannes einen Pub betreten und sich dort aufhalten (siehe unten)!
Die folgende Übersicht zeigt die Vielfalt der möglichen Raumstruktur. Üblicherweise bestanden Pubs aus zwei – drei verschiedenen Räumen, oft mit eigenen Zu- und Ausgängen:
In britischen Pubs waren die Saloon Bar, die Public Bar und die Private Bar drei verschiedene Bereiche, die unterschiedliche Klientelen und Anspruchsniveaus bedienten.
Die Public Bar (auch Tap Room oder Lounge Bar genannt) war und ist heute oft noch der Haupt- und Gemeinschaftsbereich eines Pubs. Typischerweise herrscht dort eine lockerere und lebhaftere Atmosphäre, mit einer großen Auswahl an Sitzmöglichkeiten, darunter Barhocker, Nischen und Tische. Auch die Einrichtung ist entspannter, wobei der Schwerpunkt eher auf Funktionalität als auf Eleganz liegt. Öffentliche Bars sind im Allgemeinen die günstigste Option für Getränke und Essen.
Die Saloon Bar war und ist ein eleganterer und gehobenerer Bereich des Pubs und befindet sich meist an der Vorderseite des Lokals. Die Raumaufteilung ist großzügiger und heimeliger, mit bequemen Sitzgelegenheiten, komfortablen Sesseln und manchmal sogar Kaminen. Die Einrichtung ist anspruchsvoller und einladender und schafft eine intimere und entspanntere (Wohnzimmer-)Atmosphäre. Saloon-Bars bieten standardmäßig eine größere Auswahl an Getränken und Speisen.
Die Private Bar war ein exklusiverer und diskreterer Bereich des Pubs und befand sich in einem separaten Raum oder im hinteren Teil des Lokals. Es war vor allem für private Zusammenkünfte, Geschäftstreffen oder besondere Anlässe gedacht. Private Bars hatten oft einen Portier oder Gastgeber, der dafür sorgt, dass nur autorisierte Gäste Zutritt haben. Die Einrichtung war typischerweise elegant und luxuriös, mit hochwertigen Möbeln, Kunstwerken und entsprechendem Ambiente. Private Bars boten häufig eine größere Auswahl an erlesenen Getränken, Speisen und Service.
Die Unterscheidung zwischen diesen drei Arten von Bars ist im Laufe der Zeit weniger streng geworden, und viele Pubs haben heute eine einheitliche Struktur. Die ursprüngliche Trennung spiegelte jedoch die historischen sozialen Klassenunterschiede in Großbritannien wider, wo die öffentliche Bar traditionell von Männern der Arbeiterklasse besucht wurde, die Saloon-Bar eher bei Kunden aus der Mittelschicht beliebt war und die private Bar der Elite, der „upper class“ vorbehalten war.
In Pubs konnten aber trotz der unterschiedlichen Räume Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten zusammenkommen, sich kennenlernen und austauschen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts veränderte sich jedoch die Struktur der Pubs. Kleine Kneipen wurden zunehmend durch größere Häuser ersetzt, die eine breitere Auswahl an Getränken und Speisen boten.
Pub-Food – meist gut und günstig
Wie bereits erwähnt, gab es schon in den antiken Tabernas ein kleines Angebot an Speisen, das mit dem Aufstieg der Pub-Kultur entsprechend den Bedürfnissen der Gäste angepasst und erweitert wurde. Beim Pub Food handelt es sich bis heute normalerweise um einfache, bewährte Gerichte, die relativ schnell zubereitet und „preiswert“ angeboten werden können. „Pub Grub“ ist auch gerade für Touristen eine unkomplizierte Alternative zu den regulären und oft viel teureren englischen Restaurants oder zu internationalen Fast Food Ketten.
Hier sind einige Beispiele für Gerichte, die in Pubs häufig angeboten werden:
• Fish and Chips ist das vielleicht beliebteste klassische Pub-Gericht, das aus frittiertem Fisch (Kabeljau, Schellfisch) mit Remoulade und Pommes Frites besteht.
• Shepherd’s Pie ist ein Auflauf aus Hackfleisch, Kartoffeln und Erbsen/Möhren.
• Steak and Ale Pie: Eine herzhafte Pastete mit Rindfleisch, oft in einer reichhaltigen Ale-Sauce gekocht und mit einer Teigkruste bedeckt.
• Lamb Curry ist ein klassisches indisches Curry mit Lammfleisch.
• Bangers with Gravy, Mash and Peas: Ein weit verbreitetes Gericht aus Würstchen und Kartoffelpüree, dunkler Bratensoße und Erbsen.
• Cottage Pie: Ein Eintopf aus Hackfleisch, Zwiebeln, Karotten und Kartoffeln.
• Ploughman´s Lunch: Eine kalte Platte mit Käse, Brot, Chutney, Gewürzgurken, Zwiebeln und Pickles und manchmal Schinken oder diversen Wurstsorten.
• Burger-Variationen: Ein großes Bun, gefüllt hauptsächlich mit einer gegrillten Scheibe aus Rinderhackfleisch, etwas Salat und Zwiebeln serviert, oft mit Chips
• Full English Breakfast: Das klassische herzhafte englische Frühstück mit Speck, Würstchen, Eiern, Bohnen, Tomate und Toast.
• Selection of Freshly Cut Sandwiches: Die Auswahl der Sandwiches kann je nach Pub variieren, einige beliebte Optionen sind: Cheddar- und Schinken-Sandwich, Club-Sandwich, Egg-Mayo-Sandwich, Chicken-Salad-Sandwich.
Aber auch Varianten ohne Fleisch oder Fisch, wie z. B. Sandwiches mit Käse, Gemüse oder Hummus werden immer häufiger angeboten. Die Sandwiches werden normalerweise mit einer Auswahl an Saucen und Dips serviert, wie z. B. Senf, Ketchup, Mayonnaise oder Hummus. Sie können auch mit einer Beilage zu einem Tellergericht erweitert werden, wie z. B. Pommes Frites, Kartoffelsalat oder Salat.
Vegetarische Angebote
• Vegetarische Pasteten oder Pies, z.B. Gemüse-Pie oder Käse-Pie.
• Halloumi-Burger oder Gemüse-Burger als Alternative zu Fleischburgern.
• Gerichte wie vegetarische Lasagne, Gemüse-Curry oder Risotto.
• Jacket Potatoes (Ofenkartoffeln) mit verschiedenen vegetarischen Belägen wie Baked Beans, Käse, Gemüse oder Salat. Vegane Angebote
• Vegane Burger mit Gemüse-Patties oder pflanzlichen Fleischalternativen.
• Gerichte wie veganes Curry, Chili sin Carne (ohne Fleisch) oder vegane Pasta.
• Falafel-Teller oder Wrap mit Hummus und gegrilltem Gemüse
• Pommes frites oder Sweet Potato Fries mit veganen Saucen.
Sunday Roast
Der Sonntagsbraten, auch Sunday Lunch genannt, ist eine traditionelle britische Mahlzeit, die aus gebratenem Fleisch, gerösteten Kartoffeln, Yorkshire-Pudding, Füllung, Soße und Gemüse besteht. Der Sunday Roast erfreut sich anhaltender Beliebtheit und wird normalerweise sonntags mittags bis abends in Pubs serviert.
Die am häufigsten für einen Sonntagsbraten verwendete Fleischsorte ist Rindfleisch („Roast Beef“), es können aber auch Lamm, Schweinefleisch, Huhn und sogar Fisch zubereitet werden. Das Fleisch wird typischerweise im Ofen geröstet, bis es perfekt gegart und gebräunt ist, dann geschnitten und zusammen mit den anderen Beilagen auf einem Teller serviert.
Geröstete Kartoffeln sind ein Grundbestandteil des Sonntagsbratens und werden so lange gebraten oder gegrillt, bis sie außen goldbraun und knusprig und innen locker sind. Der Yorkshire-Pudding ist ein leichter und luftiger Teig, der in einem heißen Ofen mit dem Fleisch gebacken wird, bis er aufgeht und eine hohle Schale bildet. Die Füllung besteht aus einer Mischung aus Brot, Kräutern und Gewürzen, die ebenfalls oft zusammen mit dem Fleisch gebacken wird. Die dunkle Soße wird aus dem Bratensaft des Fleisches und weiteren Zutaten wie z. B. Zwiebeln, Knoblauch, Mehl, Butter und Brühe hergestellt. Dieser Gravy ist ein wichtiger Bestandteil des Sunday Roast, da er dem Essen zusätzliches Aroma und Geschmack verleiht. Er wird reichlich über das Fleisch, die Kartoffeln, den Yorkshire Pudding und die anderen Beilagen gegossen.
Gemüse ist ein wichtiger Bestandteil des Sonntagsbratens und kann geröstete Karotten, Pastinaken, Rosenkohl und Erbsen umfassen. Einige Pubs bieten optionale Extras wie Meerrettichsauce und die berühmt-berüchtigte Minzsauce an.
Der Sonntagsbraten ist eine herzhafte und sättigende Mahlzeit, die sich perfekt für ein Familientreffen im Pub eignet und ein willkommener Anlass, sich ein oder zwei „pints of bitter“ oder „lager“ zu gönnen..
“Last orders!“ – die Sperrstunde
Die Sperrstunde in englischen Pubs war eine gesetzliche Regelung, die es Pubs verbot, Alkohol nach einer bestimmten Uhrzeit auszuschenken. In England und Wales wurde die Sperrstunde 1915 während des Ersten Weltkriegs eingeführt, um den Alkoholkonsum zu reduzieren und die Arbeiterproduktivität zu steigern. Diese Maßnahme war anscheinend erfolgreich und wurde nach dem Krieg beibehalten und somit zu einer festen Institution der britischen Pub-Kultur.
Das folgende Ritual lief mehr oder weniger variantenreich jeden Abend in allen Pubs ab. Gegen 22:45 Uhr läutete der Wirt am Tresen eine laute Glocke, und es konnten nach dem unüberhörbaren Ausruf “Last Orders!“ noch schnell die letzte Bestellungen getätigt werden. Die Gäste durften sich aber weiter im Pub aufhalten, bis sie ihr Glas ausgetrunken hatten, auch wenn der Druck vom Wirt ab 23.00 Uhr deutlich erhöht wurde: “Drink up, please!“
Die Sperrstunde wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach geändert, 1954 wurde sie von 23:00 Uhr auf 23:30 Uhr „verlängert“. 1988 wurde die Sperrstunde in England und Wales auf 23:00 Uhr zurückgesetzt und in 2005 in England und Wales schließlich vollständig abgeschafft.
Die Aufhebung der Sperrstunde war eine umstrittene Entscheidung. Befürworter argumentierten, dass sie den Pubs mehr Flexibilität (und Umsatz) sowie den Kunden mehr Freiheit bieten würde. Gegner hielten dagegen, dass sie zu mehr Alkoholkonsum („Binge-Drinking“) und zu Problemen wie Gewalt und Vandalismus führen würde. Es gibt in der Tat wissenschaftlich fundierte Hinweise darauf, dass die Aufhebung zu einer Zunahme des Alkoholkonsums von 3-4 % geführt hat.
Nach gesetzlicher Regelung dürfen Pubs montags bis samstags zwischen 11 Uhr und 23.00 Uhr Alkohol ausschenken. Während die Kneipen in den großen Städten 12 Stunden ohne Unterbrechung geöffnet haben, machen Gasthäuser auf dem Lande zwischendrin auch mal zu. Sonntags haben Pubs maximal zwischen 12:00 und 22:30 Uhr geöffnet.
Arten von Pubs
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Pubs, die „gebundenen“ und die „freien“. Seit dem 20. Jahrhundert befinden sich die meisten Kneipen im Besitz von Brauereien oder werden von diesen betrieben, so dass nur Biersorten der jeweiligen Brauerei im Angebot sind. Im Kontrast dazu entwickelte sich das Konzept des „freien Hauses“ , eines Pubs, der nicht an eine bestimmte Brauerei gebunden ist, sondern eine Auswahl an hochwertigen (und auch teureren) Fassbieren zum Ausschank bringt. Solche „Free Houses“ erkennt man an der stolzen Aufschrift z.B. auf dem Pub-Schild.
Es gibt unterhalb dieser beiden Kategorien viele verschiedene Arten von Pubs in England, jede mit ihrem eigenen Charme und ihrer eigenen Zielgruppe. Hier sind einige der beliebtesten:
Traditional Pubs sind die klassischen Pubs, die man sich vorstellt, wenn man an England denkt und wie sie oben beschrieben sind. Sie sind vorwiegend in Gebäuden mit Geschichte untergebracht und bieten eine gemütliche Atmosphäre. In traditionellen Pubs erwarten den Besucher typisch englische Gerichte und Biersorten.
City Pubs sind in großen Städten wie London und Manchester, Birmingham etc. zu finden. Sie sind in der Regel größer und lebhafter und auch moderner als traditionelle Pubs und bieten eine breitere Auswahl an Gerichten, Getränken und Unterhaltungsmöglichkeiten.
Country Pubs findet man in ländlichen Gegenden in Dörfern oder an Landstraßen. Sie sind meist kleiner und gemütlicher als City Pubs und bieten eine entspannte Atmosphäre. Diese Country Pubs sind beliebte Treffpunkte für Einheimische und bieten Besuchern/Touristen eine gute Möglichkeit, die Kultur der Gegend kennenzulernen und mit locals ins Gespräch zu kommen.
Theme Pubs
Themenpubs, auch Themenbars genannt, sind Pubs oder Bars mit einem bestimmten Thema oder Ambiente. Diese können auf einer Vielzahl von Dingen basieren, wie z. B. einer bestimmten Musikrichtung, einer historischen Epoche, einer fiktiven Welt oder sogar einer bestimmten Speise oder einem bestimmten Getränk.
Themenpubs sind in England beliebt, weil sie etwas anderes als die traditionelle Pub-Erfahrung bieten. Sie können unterhaltsame und anregende Orte sein, um etwas zu trinken oder zu essen, und sie bieten oft ein sozial integrativeres und interaktiveres Erlebnis als ein normales Pub.
Beispiele für Themenpubs in England
Der Sherlock-Holmes-Pub in London ist im viktorianischen Stil gestaltet und voller Anspielungen auf die vielen Bücher und Filme, in denen die Figur Sherlock-Holmes mitgewirkt hat.
Im Obergeschoss findet sich eine Dauerausstellung zum berühmtesten Detektiv Englands.
Die Harry-Potter-Bar The Cauldron in London ist so hergerichtet, dass sie wie der „Leaky Cauldron“ aus Harry Potter aussieht, und bietet eine Vielzahl von Harry-Potter-Themengetränken und -Snacks.
Der Oktoberfest-Pub in Londons Fulham Road ist wie eine traditionelle bayerische Bierhalle gestaltet, und es bietet eine Vielzahl deutscher (bayerischer) Biere und natürlich Brezeln.
Live-Music Pubs
Live-Music-Pubs sind seit Jahrhunderten ein Eckpfeiler der populären britischen Kultur. Diese Lokale bieten Musikern eine ideal Plattform in entspannter, wohlwollender Atmosphäre, auf der sie ihr Talent oft erstmals öffentlich unter Beweis stellen können. England verfügt über eine lebendige Live-Musikszene mit Pubs, in denen ein breites Spektrum an Genres vertreten ist, von traditionellem Folk und Jazz bis hin zu Rock, Punk und Indie. Viele berühmte Bands von den Beatles über The Police bis Oasis und unzählige mehr starteten ihre Karriere in Pubs oder angeschlossenen Clubs.
Sing along Pubs (bzw. Karaoke Bars)
In Sing-Along-Pubs sind die Gäste zu bestimmten Zeiten eingeladen, sich dem Gesang der gespielten Musik anzuschließen. Früher geschah dies zu Livemusik, heute bieten DJs eine breite Auswahl an Musik, von klassischen Hits bis hin zu aktuellen Chartstürmern. Sing-Along-Pubs sind somit zeitweilige Karaoke-Bars, sie erweisen sich nach wie vor als sehr populär und stärken das Gemeinschaftsgefühl.
Sport Pubs sind spezialisierte Theme Pubs, die sich auf die beliebtesten Sportarten konzentrieren. Sie sind in der Regel mit großen Fernsehern ausgestattet, auf denen Sportereignisse – oft aus dem Pay TV – live gezeigt werden. Sport Pubs sind ein beliebter Ort, um Fußballspiele, Rugby, Pferderennen oder Cricket Matches etc. zu verfolgen, darauf zu wetten und generell um mit Freunden Sport zu schauen und dabei maximalen Spaß zu haben.
Pub Aktivitäten
Darts
Darts hat eine lange Geschichte, die wenig überraschend beim Militär begann. Bereits die Römer und später die Franzosen und Engländer verwendeten kurze Wurfpfeile als Waffe auf dem Schlachtfeld. Die ersten Dartsspiele wurden wahrscheinlich in England im 16. Jahrhundert entwickelt. Darts, so wie wir das Spiel heute kennen, entstand wohl aber erst im 19. Jahrhundert in Amerika. Als Dartziele dienten einfache Holzscheiben mit Zahlen darauf. Von Anfang an war Darts ein Freizeitvergnügen zum Bier im Pub, das es für die meisten auch geblieben ist. Erste Wettkämpfe fanden zwischen nahegelegenen Kneipen statt. Ein offizielles Regelwerk existiert seit den 1930ern. Es gibt mittlerweile viele verschiedene Arten von Dartsspielen, darunter die Klassiker „501“, „301“ und „Cricket“. Seit den 1950er Jahren wurde Darts in England zu einem populären Fernsehsport. Heute ist Darts immer noch ein beliebter Zeitvertreib in englischen Pubs, wo man an einem oder mehreren elektronische Darts-Automaten gegeneinander spielen kann. Einige Pubs halten weiterhin regelmäßig Darts-Turniere ab, an denen auch Gäste teilnehmen können.
Billard, Tischfußball, Flipper- und Spielautomaten
Das aus Frankreich importierte Billardspiel fand früh in den Pubs seine ideale Heimstätte. In England gab es angeblich bereits im 17. Jahrhundert Billardclubs, die regelmäßig in Wirtshäusern spielten. Heute ist Pool Billard dort die mit Abstand beliebteste Variante, auch wenn Billardtische immer seltener zu finden sind. Tischfußball und Flipperautomaten sind weitere Klassiker der englischen Unterhaltungskultur in Pubs, die seit dem frühen 20. Jhd. dort Einzug hielten und immer weiter entwickelt wurden. Die Flipperautomaten sind oft mit nervigen Licht- und Soundeffekten ausgestattet, die mit dem Spielgeschehen interagieren – ähnlich wie die unsäglichen Slot Machines (Fruit Machines), die Spielautomaten, von denen es aktuell im Schnitt einen in den verbliebenen 40.000 in englischen Pubs gibt. Wer sich davon gestört fühlt, wechselt am besten den Raum – oder den Pub…
Pub Quiz
Ein Pubquiz ist ein Quiz-Spiel in einer Kneipe, bei dem verschiedene Gruppen gegeneinander antreten. Es ist eine beliebte Freizeitaktivität in Großbritannien und Irland.
Pubquizze finden in der Regel einmal pro Woche statt, meist am Dienstag oder Donnerstag. Die Teilnahme ist überwiegend kostenlos, aber einige Pubs verlangen einen kleinen Eintrittspreis.
Um an einem Pubquiz teilzunehmen, bildet man ein Team aus zwei bis sechs Personen. Die Fragen werden vom Quizmaster gestellt, der ein freiwilliger Helfer des Pubs ist. Die Fragen sind in verschiedene Kategorien unterteilt, wie z. B. Geschichte, Geografie, Popkultur, Sport oder aktuelle Ereignisse.
Die Antworten werden traditionell auf einem Zettel notiert. Die Teams mit den meisten richtigen Antworten gewinnen den Preis, der vorzugsweise aus einer Runde Getränke für das Team besteht.
Pub Crawl
Der berühmt-berüchtigte Pub Crawl in England ist eine Kneipentour, bei der an einem Abend mehrere Pubs in einer bestimmten Gegend, oft einem Stadtteil, besucht werden, die fußläufig erreichbar sind. „Crawl“ (Kriechen) bezieht sich dabei ironisch auf die Art der Fortbewegung der Teilnehmer im weiteren Verlauf des Abends… .
Bei der buchbaren kommerziellen Variante wird die Tour in der Regel von einem lokalen Reiseleiter geführt, der die Gruppe von Pub zu Pub begleitet.
Frauen und Pubs
Die Geschichte von Frauen in Pubs in England ist komplex und exemplarisch für die zögerliche Emanzipation von Frauen in der Gesellschaft bis ins späte 20. Jahrhundert. In früheren Zeiten waren Pubs Männerdomänen, und Frauen hatten oft gar keinen Zutritt. Dies war teilweise auf die bekannten traditionellen Geschlechterrollen zurückzuführen, die Frauen als Hausfrauen und Mütter sahen, die sich nicht in öffentlichen Räumen, dem neben „der Arbeit“ wichtigsten Teil der „Männerwelt“, aufhalten sollten. Darüber hinaus waren Pubs Orte des Alkoholkonsums und manchmal auch der Gewalt, was sie für Frauen nicht nur aus Männersicht gefährlich machte. Dies leitete sich u.a. vom starken Einfluss der Anglikanischen Kirche ab, die unterstellte, dass Frauen nicht in der Lage seien, Alkoholkonsum zu kontrollieren und daher leicht zu Sünden und Vergehen verleitet werden könnten.
Es gab jedoch immer Ausnahmen von dieser Regel. In einigen Pubs wurden Frauen geduldet, und in anderen wurden sie sogar willkommen geheißen. In den meisten Fällen waren Frauen jedoch auf spezielle Bereiche von Pubs beschränkt, wie z. B. auf die „Ladies Lounge“, oder sie mussten in der public oder saloon bar an einem Tisch sitzen und warten, bis ihnen ihr Begleiter ein Getränk brachte.
In den 1960er Jahren begann sich die Situation für Frauen in Pubs zu ändern. Die Frauenrechtebewegung kämpfte massiv für die Gleichberechtigung der Geschlechter, was in Folge zu Veränderungen in der Pub-Kultur führte. 1962 wurde der Licensing Act verabschiedet, welcher Frauen erlaubte, sich in allen Pubs in England und Wales aufzuhalten, (Alkohol) zu trinken und Essen zu bestellen.
Dieses Gesetz war ein wichtiger Meilenstein für die Emanzipation der Frauen in Großbritannien. Es ermöglichte ihnen, an einem wichtigen Teil der britischen Kultur teilzunehmen und trug generell dazu bei, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern.
In den folgenden Jahren wurden weitere Fortschritte erzielt. 1975 wurde das Sex Discrimination Act verabschiedet, das Diskriminierung aufgrund des Geschlechts in allen Bereichen des öffentlichen Lebens untersagte. Dies führte z.B. dazu, dass Frauen in Pubs nicht mehr auf bestimmte Bereiche beschränkt waren.
Heute sind Frauen in Pubs selbstverständlich gleichberechtigt mit Männern und schon lange ein aktiver Teil der lebendigen englischen Pub-Kultur.
Gay Pubs
Bestimmte Pubs, sogenannte Molly-Houses, vor allem in abgelegenen Vierteln größerer Städte, waren schon vor Jahrhunderten mehr oder weniger geheime Treffpunkte von homosexuellen Männern. Diskretion war für die Besucher eine elementare Voraussetzung, weshalb man sich vor allem in separaten Hinterzimmern traf. Die Gefahr, „aufzufliegen“, gedemütigt und sozial geächtet und verurteilt zu werden, war allgegenwärtig in einem Land, das bis 1967 Homosexualität in als gravierend empfundenen Fällen unter mehrjährige Gefängnisstrafe stellte. Prominente Opfer dieser inhumanen Rechtspraxis waren z.B. der Schriftsteller Oscar Wilde und der Informatiker Alan Turin, der die Enigma-Kodierung der Nazis entschlüsselte. Nach der Legalisierung von Homosexualität schossen Gay Pubs und Clubs zunächst wie Pilze aus dem Boden, bis in den 1980er Jahren das Aufkommen von AIDS diesem Boom zunächst ein herbes Ende bereitete. Gleichzeitig wurden diese Lokale aber zu Zentren der Gay Community, die es sich zum Ziel machte, über AIDS aufzuklären und gegen die sich wieder verstärkende Diskriminierung homosexueller oder queerer Menschen im Allgemeinen zu kämpfen. Heute gilt vor allem London als ein Zentrum der europäischen LGBT+-Bewegung und -Szene. Im Stadtteil Soho gibt es die klassische Schwulenszene mit den vielen Bars und Clubs, zum Beispiel in der Old Compton Street und den umliegenden Seitenstraßen. Hier treffen sich queere Menschen aus London unbehelligt mit Gleichgesinnten aus dem Rest der Welt.
Good manners: Verhaltensregeln für Pubs
Natürlich sind Pubs – im Gegensatz zu anspruchsvolleren Restaurants – informelle Orte, wo keine strenge Etikette gilt. Trotzdem gibt es eine Reihe von ungeschriebenen Regeln, deren Einhaltung hilfreich ist und deren Kenntnis dazu beiträgt, Fettnäpfchen zu vermeiden bzw. sich wie ein „ahnungsloser Provinzler“ aufzuführen.
Generell gilt: In England dürfen alle Personen ab dem 18. Lebensjahr Pubs besuchen. Es gibt keine weiteren gesetzlichen Voraussetzungen für den Besuch einer Wirtschaft. (Ausweiskontrollen sind aber durchaus nicht ungewöhnlich, man sollte also im Zweifelsfall als junger Tourist seinen Reisepass dabei haben). In der Praxis kann es sogar vorkommen, dass einige Pubs eine Mindestaltersgrenze von 21 Jahren festlegen. Dies ist jedoch nicht gesetzlich vorgeschrieben.
Personen in einem betrunkenen oder aggressiven Zustand können vom Betretens eines Pubs ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für Besucher, die sich „unangemessen verhalten“ oder andere Gäste belästigen.
In einigen Fällen kann es vorkommen, dass Personen das Betretens eines Pubs verwehrt wird, wenn sie bestimmte Kleidung tragen, z. B. Gangoutfit oder provozierende religiöse Symbole. Dies ist jedoch ebenfalls nicht gesetzlich vorgeschrieben und hängt vom jeweiligen Pub Landlord ab.
Pub Rules
An der Bar bestellen und bezahlen
In einem englischen Pub bestellt man Getränke und Essen an der Bar und bezahlt dort direkt. Es ist nicht üblich, dass Kellner am Tisch bedienen. Wenn man Essen bestellt hat, kann es aber sein, dass man die fertige Mahlzeit an den Tisch bringt, ansonsten muss man diese am Tresen nach Aufforderung abholen. Man rührt das hingestellte, randvolle Glas dort aber erst an, wenn man bezahlt hat!
“Please“, please!
Jede Bestellung am Tresen (oder ausnahmsweise am Tisch) endet obligatorisch mit dem Wort “please“! Alles andere wird als grob unhöflich empfunden. Also: “A pint of lager, please!“ oder: “Two bags of cheese and onion crisps, please!” Und bitte geduldig hinten anstellen und nicht vordrängeln („No queue jumping, please!“). Das tun nach englischer Sichtweise nur „hunnische Barbaren“ (eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für unhöfliche, respektlose Deutsche). Es kann übrigens zu Stoßzeiten schon mal eine Viertelstunde dauern, bevor man sein Pint in Händen hält.
Trinkgeld?
Trinkgeld (“Tip“) ist in englischen Pubs nicht üblich. In der Regel werden Getränke und Essen an der Bar bestellt und auf den Penny genau bezahlt. Vom Personal wird kein Trinkgeld erwartet. In einigen Pubs kann es jedoch ein Glas oder Tellerchen für Trinkgeld auf der Theke stehen. In diesem Fall können Sie dem Barkeeper ein paar Münzen geben, wenn Sie möchten.
Eine(r) aus der Gruppe zahlt
Wenn man in einer Gruppe von Personen unterwegs ist oder im Pub die Ehre hat, in eine Gruppe von Zechern aufgenommen zu werden, ist es üblich, dass eine Person die jeweilige Runde zahlt. Sobald die Gläser (fast) leer sind, geht abwechselnd einer der Anwesenden an die Bar und holt und bezahlt eine neue Runde Getränke für alle!
Talk to me!
Pubs sind Orte, wo man sich mit anderen oft spontan unterhält. Wenn man in einen Pub geht, sollte man bereit sein, mit den Gästen Englisch zu sprechen. Gerade als ausländischer Besucher kommt es häufig vor, dass man angesprochen und gefragt wird, wo man herkomme und wie man es „hier“ finde. Niemand erwartet, dass Ausländer in perfektem Englisch parlieren können, aber höflich antworten sollte man auf jeden Fall!
Der Niedergang der Pub-Kultur
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert begann – wie oben bereits erwähnt – der Niedergang der Pub-Kultur, zunächst langsam und schleichend, zuletzt beschleunigt in Folge der Coronakrise. Diese betrübliche Entwicklung ist auf eine Reihe von soziologischen und ökonomischen Faktoren zurückzuführen, darunter:
- Die Veränderung der Lebensgewohnheiten der Menschen: Die Menschen gingen seltener in Pubs, um zu trinken und Gesellschaft zu pflegen. Stattdessen verbrachten sie mehr Zeit zu Hause oder in anderen öffentlichen Einrichtungen wie Kinos, Restaurants, Clubs und Bars.
- Die zunehmende Konkurrenz von anderen Freizeitangeboten: Der Aufstieg von Fernsehen und Internet sowie anderen Formen der elektronischen bzw. digitalen Unterhaltung hat die Pubs ins „analoge Off“ manövriert.
- Die steigenden Kosten für die Führung eines Pubs: Die Aufwendungen für Miete, Personal und Waren sind in den letzten Jahren stark gestiegen, was es für Pub-Betreiber schwieriger macht, profitabel zu sein. Darüber hinaus klagen die Wirte über die immensen Steuern auf Bier, die zu den höchsten der Welt gehören.
- Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen auch das generelle Rauchverbot, billiger Alkohol aus dem Supermarkt sowie ein restriktiveres „Trinkverhalten“ in Teilen der Gesellschaft aus finanziellen, weltanschaulichen oder gesundheitlichen Gründen.
Der Niedergang der Pub-Kultur hat eine Reihe von negativen Folgen für die englische Gesellschaft, denn Pubs waren und sind wie bereits erwähnt integraler Bestandteil der englischen Alltagskultur und spielen immer noch eine wichtige Rolle für den Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Sie bieten einen Ort für soziale Kontakte, Meinungsaustausch, Unterhaltung und Geselligkeit. Das Verschwinden der Pubs vor allem aus den Wohnvierteln hat zu einer stärkeren Isolation der Menschen geführt und die Gemeinschaft nachhaltig geschwächt.
In Groß Britannien ist Einsamkeit seit Jahrzehnten ein wachsendes soziales Problem, mehr als 10% der Bevölkerung leiden mittlerweile darunter, weshalb bereits 2018 ein „Ministerium für Einsamkeit“ ins Leben gerufen wurde. Es koordiniert die Versuche der Regierung, Menschen aus der Isolation und der Anonymität zu holen. Auch die Bekämpfung des Pub-Sterbens könnte dabei eine bedeutsame Rolle spielen. Die British Beer and Pub Association behauptet, dass zurzeit weniger als 40% der Betriebe profitabel arbeiteten, weshalb sie staatliche Hilfe fordert, um den Niedergang der Pub-Kultur zu stoppen – zum Wohle der Gesellschaft.. .
Die Zukunft des Pubs
Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens YouGov aus dem Jahr 2023 ergab, dass angeblich mehr als zwei Drittel der Engländer mindestens einmal pro Woche in einen Pub gehen. Die Hauptgründe dafür sind, um Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen (79 %), um etwas zu trinken (78 %) und um sich zu entspannen (77 %). Diese Zahlen mögen zunächst erstaunen angesichts des allseits beklagten Pub-Sterbens.
Man muss sich allerdings vor Augen halten, dass noch vor 20 Jahren „die Engländer“ zwei, drei oder vier Mal pro Woche in einen/ihren Pub gingen. Heute tun sie dies nur noch einmal die Woche, weil sie es sich nicht mehr leisten können oder wollen.
Die Umfrage zeigte auch, dass Pubs für viele Engländer trotz allem ein wichtiger Teil ihrer Identität sind. Immerhin gut zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie sich mit ihrem lokalen Pub verbunden fühlen.
Eine weitere Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos MORI aus dem Jahr 2023 ergab, dass Pubs immer noch ein wichtiger Teil der englischen Kultur sind. Fast 90% der Befragten gaben an, dass Pubs ein typisches Symbol für England seien.
Weitere interessante Ergebnisse von aktuellen Umfragen zu Pubs in England (Mehrfachnennungen waren möglich):
• Die beliebtesten Pub-Getränke sind Bier (77 %), Wein (64 %) und Spirituosen (59 %).
• Die beliebtesten Pub-Snacks sind Chips (73 %), Erdnüsse (68 %) und Popcorn (64 %).
• Die beliebtesten Pub-Spiele sind Darts (57 %), Billard (49 %) und Kartenspiele (47 %).
Die Beliebtheit der Pubs in England ist also erstaunlicherweise fast ungebrochen. Sie spielen aber bei aller Liebe keine dominante Rolle mehr im sozialen und kulturellen Leben des Landes.
Verwaltung und Politik
In England sind für die Pubs in erster Linie die Stadt- oder Gemeindeverwaltungen zuständig. Diese regeln die Genehmigung von neuen Pubs, die Überwachung der bestehenden Pubs und die Einhaltung von Vorschriften wie der Gesundheits- und Sicherheitsgesetzgebung. Auf nationaler Ebene ist das Department for Levelling Up, Housing and Communities (DLUHC) für die allgemeinen Vorschriften für Pubs zuständig. Dazu gehören die Vorschriften für die Alkoholvergabe, die Arbeitszeiten und die Sicherheit sowie die Förderung der Pub-Kultur in England.
Im Vereinigten Königreich gibt es seit 2017 keinen zuständigen Minister mehr für Pubs. Es sind jedoch vermehrt Forderungen zu hören, diese Funktion wieder einzuführen, da die Pub-Branche mit einer Reihe von gravierenden Problemen konfrontiert ist, die zum allseits bedauerten Pub-Sterben geführt haben. Es ist jedoch fraglich, ob solch ein politisches Amt allein eine Trendwende herbeiführen könnte. Wichtig scheint es den Betroffenen aber zu sein, dass der Niedergang der englischen Pub-Kultur als nationale Herausforderung anerkannt wird. Als konkrete Maßnahme würde z.B. eine spürbare Steuererleichterung die Konkurrenzfähigkeit und das Durchhaltevermögen vieler Pubs nachweislich stärken. Das wäre nach Ansicht der Betreiber ein Schritt in die richtige Richtung.
Pub Vokabular
Beschreibungen eines Pubs
- Public house: eine andere Bezeichnung für einen Pub
- Tavern: eine Traditionsgaststätte, die sich in der Regel in einem ländlichen Gebiet befindet
- Inn: ein Gasthof, der auch Zimmer vermietet
- Beer garden: Biergarten (meist überschaubarer Außenbereich)
- Landlady: die Besitzerin/Betreiberin eines Pubs
- Landlord: der Besitzer/Betreiber eines Pubs
Getränke
- Beer (draught/bottle): Bier (vom Fass oder in der Flasche)
- Ale/Bitter: ein obergäriges Bier (typisch englisch)
- Lager: untergäriges Bier (wie unser Pils)
- Porter: dunkles, malziges Bier
- Stout: sehr dunkles, kräftiges Bier, wie z.B. Guinness
- Cider: Apfelwein (dry/semi dry/sweet)
- Whisky/Whiskey – schottische/kanadische bzw. amerikanische/irische Spirituose
- Gin: Englands beliebteste Spirituose (destilliert aus Wacholderbeeren als Hauptbestandteil)
- Vodka: Wodka
- Cognac/Brandy: wie im Deutschen
- Wine: Wein (dry/semi dry/sweet)
- Soft drinks: alkoholfreie Getränke
Speisen
- Pub food: einfache, herzhafte Speisen, die in einem Pub serviert werden • Menu: Speisekarte (oft auf einer klassischen Schiefertafel)
- Ploughman’s lunch: ein traditioneller englischer Imbiss, der aus Brot, Käse, Wurst und Gemüse/Salat besteht
- Fish and chips: frittierter Fisch mit Pommes frites
- Steak and kidney pie: eine Pastete mit Rindfleisch und Nieren
- Cottage/Shepherd´s pie: ein Auflauf mit Hackfleisch, Kartoffelpüree und überbackenem Käse.
- Bangers and mash: Würstchen mit Kartoffelpüree
- Crisps: Chips (!) in kleinen Beuteln mit vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen
- Chips/French fries: Pommes frites (!)
- Nuts: Nüsse
Sonstiges
- Bar: der Tresen in einem Pub
- Local: die Stammkneipe
- Regular: Stammgast
- Barman: der Barkeeper
- Barmaid: die Barfrau
- Stool: ein Barhocker
- Pint: ein britisches Biermaß, das 568 ml entspricht
- Half pint: ein halbes Pint (284 ml)
- Full English Breakfast: ein englisches Frühstück, das aus gebratenen Eiern, Speck, Würstchen, Bohnen, Toast und Tomaten etc. besteht
- Last orders: der Aufruf des Barkeepers zur letzten Bestellung (vor der closing time, also meist um 11 p.m.)
- Bill: die Rechnung
- Cheers!: Prost!
- Bottoms up!: Austrinken/Auf EX!
© Hartmut Ihnenfeldt/reisebuch.de