Blenheim Palace – ein Palast für einen Kriegshelden
Blenheim Palace ist nicht nur eines der größten nicht-königlichen Schlösser Englands, sondern auch ein Ort mit politischer Symbolkraft. Nach dem Sieg des Feldherrn John Churchill, 1. Duke of Marlborough, über die Franzosen und Bayern in der Schlacht von Höchstädt im Jahr 1704 erhielt er von Königin Anne als Dank ein monumentales Barockschloss. Der Bau wurde aus öffentlichen Mitteln finanziert und auf königlichem Land bei Woodstock errichtet – als Geschenk der Nation an ihren Kriegshelden. Zwischen 1705 und 1722 schuf der exzentrische Architekt John Vanbrugh ein Meisterwerk des englischen Barock, dessen Design opulent und triumphal ausfiel. Blenheim sollte weniger ein gemütlicher Wohnsitz sein, sondern vielmehr ein gebautes Denkmal britischer Macht und militärischer Größe.
Heute ist Blenheim Palace UNESCO-Weltkulturerbe und Sitz der Familie Spencer-Churchill, der Nachfahren Marlboroughs. Die meisten Besucher allerdings kommen wegen einer anderen Berühmtheit: Winston Churchill wurde hier 1874 geboren. Eine Dauerausstellung würdigt den späteren Premierminister, und auch Churchills im Originalzustand belassenes Geburtszimmer kann besichtigt werden – ein persönlicher Zugang zur britischen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Neben den Prunkräumen im Palastinneren lohnt der Blick nach draußen: Blenheim ist umgeben von einer weitläufigen Parkanlage mit Wäldern, Wiesen und Seen, gestaltet ab 1764 von Lancelot “Capability” Brown. Ein künstlich angelegter See spiegelt die sanften Hügel wider, malerische Brücken verbinden die Ufer, und direkt vor der Westfassade erstrecken sich formale Wassergärten mit Fontänen und geometrischen Buchsbaumornamenten. Diese Mischung aus natürlicher Harmonie und barocker Inszenierung bietet ideale Fotomotive – und stille Rückzugsorte für Reisende, die einfach spazieren möchten.
Einige praktische Hinweise: Der Eintritt ist hochpreisig, doch bei Online-Buchung gibt es Ermäßigungen. Tipp: Das Tagesticket kann ohne Aufpreis in eine Jahreskarte umgewandelt werden – ideal für alle, die länger in der Region bleiben oder wiederkommen möchten. Vor Ort gibt es mehrere Cafés und ein gutes Selbstbedienungsrestaurant im Innenhof. Besonders reizvoll sind die zusätzlichen Führungen hinter die Kulissen, etwa in die sonst nicht zugänglichen Private Apartments der Herzogsfamilie oder in die Arbeitsbereiche des Palastes.
Aktuelle Infos auf der Website des Blenheim Palace
Woodstock – Dorfidyll mit historischem Flair
Direkt an den Schlosspark grenzend liegt das kleine Städtchen Woodstock, das den reizvollen Kontrast zwischen aristokratischer Pracht und englischer Bodenständigkeit verkörpert. Mit rund 3.500 Einwohnern, steinernen Häusern aus honigfarbenem Cotswold-Kalkstein, verwinkelten Gassen und traditionellen Pubs wirkt Woodstock wie ein Dorf aus dem Bilderbuch. Hinter der hübschen Fassade verbirgt sich jedoch eine bewegte Geschichte: Bereits im Mittelalter war Woodstock ein bedeutender Standort königlicher Verwaltung. In der Nähe befand sich Woodstock Palace, eine königliche Jagdresidenz, die von englischen Königen gerne genutzt wurde, bevor sie im englischen Bürgerkrieg zerstört wurde. Auch Königin Elisabeth I. verbrachte eine Zeit lang als Gefangene in Woodstock – mangels intakter Schlossgebäude in einem nahegelegenen Jagdhaus.
Wer heute durch Woodstock schlendert, spürt sofort das typisch englische Lebensgefühl: deutlich ruhiger und authentischer als in manchen überlaufenen Cotswolds-Orten, aber dennoch einladend und gepflegt. Die Ortsmitte wird vom Marktplatz und dem Town Hall geprägt – einem klassizistischen Gebäude von 1766. Rundherum laden kleine Läden, Galerien und Cafés zum Stöbern und Verweilen ein.
Besonders sehenswert und nützlich für Hintergrundwissen sind: das Oxfordshire Museum mit vielseitigen Ausstellungen zur Geschichte der Region, inklusive Skulpturengarten. Der Eintritt ist frei. Beliebt bei Besuchern ist auch das Blenheim Buttery, ein charmantes Tea Room und B&B direkt am Marktplatz, wo hausgemachte Scones und Cream Tea serviert werden. In Sachen Pubkultur bieten sich The Crown Inn und The King’s Arms an – beide mit traditioneller Küche, Ales vom Fass und – Übernachtungsmöglichkeiten.
Viele Besucher von Blenheim Palace entscheiden sich dafür, in Woodstock zu übernachten. Die Lage ist ideal, um morgens früh am Schloss zu sein oder abends nach Schloss-Schluss die Ruhe des Ortes zu genießen. Die Unterkünfte reichen von kleinen B&Bs bis zu historischen Hotels wie dem Bear Hotel, einst ein Gasthof aus dem 13. Jahrhundert. Woodstock ist bewusst kein Ort für Massentourismus – und genau das macht seinen besonderen Reiz aus.
Oxford – akademische Würde und lebendige Jugend
Gerade einmal 13 Kilometer südlich von Woodstock liegt Oxford, die älteste Universitätsstadt Englands. Mit dem Bus ist das Zentrum in etwa 30 Minuten erreichbar. Wer Blenheim besucht, sollte die Gelegenheit nutzen, auch dieses geistige Herz Englands kennenzulernen. Oxford präsentiert sich als inspirierendes Nebeneinander von akademischer Würde und lebendigem Studentenleben: altehrwürdige Colleges und Bibliotheken treffen auf quirlige Pubs, Buchläden und Fahrradfahrer.
Ein Rundgang durch die Innenstadt Oxfords offenbart zahlreiche weltberühmte Sehenswürdigkeiten: die Radcliffe Camera und die Bodleian Library – architektonische Ikonen des Oxford-Stils. Die runde Radcliffe Camera ist eine der meistfotografierten Bibliotheken Europas. Die Bodleian zählt zu den ältesten Universitätsbibliotheken des Kontinents. Das Christ Church College beeindruckt mit seiner Great Hall, bekannt als Vorlage für den Speisesaal in den „Harry Potter“-Filmen. Und das Ashmolean Museum, gegründet 1683, bietet mit seinen ägyptischen Mumien, antiken Skulpturen und Gemälden eine der besten Sammlungen des Landes – bei freiem Eintritt.
Oxford lässt sich hervorragend zu Fuß erkunden. Ein Tipp für Autofahrer: Die Innenstadt ist weitgehend verkehrsberuhigt und Parkplätze sind knapp. Am besten nutzt man das „Park & Ride“-System – zum Beispiel ab Oxford Parkway oder Seacourt. Dort stellt man den Wagen am Stadtrand ab und fährt mit dem Shuttlebus ins Zentrum. So erspart man sich Staus und findet sich direkt im historischen Stadtkern wieder.
Neben den großen Attraktionen lohnt sich ein Blick auf das Alltägliche: Ein Spaziergang durch die Gärten entlang des Cherwell, ein Bier im alten Turf Tavern oder ein Besuch in der Traditionsbuchhandlung Blackwell’s mit ihrem unterirdischen Büchersaal geben einen unmittelbaren Einblick in die akademische Seele der Stadt.
Empfehlung mit Substanz
Wer Blenheim Palace besucht, bekommt mehr als nur ein Schloss zu sehen – man erlebt ein Stück britischer Identität, in Stein gegossen und doch erstaunlich lebendig. Die prachtvollen Architekturachsen und historischen Ausstellungen lassen Geschichte greifbar werden. Mit dem malerischen Woodstock gleich nebenan wird das Erlebnis angenehm geerdet: Hier findet man ländliche Eleganz, Ruhe und typisch englische Gastlichkeit. Oxford schließlich setzt einen geistigen Kontrapunkt – die jahrhundertealte Universitätsstadt bietet Inspiration an jeder Ecke.
Dieses Dreieck aus Blenheim, Woodstock und Oxford ist für kulturbegeisterte Reisende ein Reiseziel mit Substanz – ein englischer Klassiker, der nachhaltig beeindruckt.
