Schwarzgeld und schwarz bauen auf Mallorca

Schwarz bauen, schwarz vermieten, schwarz kassieren waren auf Mallorca lange beliebte Selbstverständlichkeiten des Alltags, deren Popularität aber unter dem Druck staatlicher Gegenmaßnahmen in letzter Zeit nicht mehr ganz so ausgeprägt zu sein scheint; zumindest gilt das fürs Bauen oder erweitern ohne Baugenehmigung und gegen bestehende Regelungen.

Es gibt aber nur wenige Beispiele von drakonischen Maßnahmen, wo illegal errichtete Gebäude von der unverzüglich nach Verurteilung auftauchenden Abrissbirne dem Erdboden gleichgemacht wurden. Deutsche Hausbesitzer auf Mallorca beklagen allerdings, sie würden gegenüber Einheimischen besonders hart in die Pflicht genommen und deshalb de facto benachteiligt. Es fällt jedoch nach wie vor auf, dass etliche Jahre ins Land gehen, bevor Abrissmaßnahmen tatsächlich vollzogen werden, wie bei Spaniens Justiz üblich.

Um das Prozedere zu beschleunigen und die Schwarzbaumaßnahmen in den Griff zu bekommen, wurde 2009 extra ein »Amt für Baukontrolle« eingeführt. Ob dies hilft, die Anzahl der illegalen Bauten zu reduzieren? Es trägt auf jeden Fall dem ausgeprägten spanischen Bedürfnis nach bürokratischer Regelung Rechnung.

Schwarzgeld-Transaktionen waren lange eine Selbstverständlichkeit, um die Steuerlast zu minimieren, sind aber wegen der europaweiten Transparenz der Konten mittlerweile riskanter geworden. Die »Nettozahlung« ohne Rechnung und Mehrwertsteuer ist auch bei uns bekannt, bei Immobiliengeschäften aber problematisch. Beim Verkauf/Kauf von Immobilien auf Mallorca war es dagegen durchaus üblich, wenn nicht sogar die Regel, dass der Kaufpreis »unterverbrieft« und Bargeld »unter dem Tisch« durchgereicht wurde. Dadurch vermindert sich der ggf. anfallende und zu versteuernde Gewinn des Verkäufers, und der oft ausländische Käufer wird auf diese Weise sein Schwarzgeld los. Zugleich erscheint das erworbene Objekt auf dem Papier erschwinglicher, die Gefahr einer Entdeckung (»wie kann der sich das leisten?«) geringer. Damit auf der Verkäuferseite niemand dahinterkam/kommt, wurde und wird das so eingenommene Geld außerhalb Mallorcas investiert, am liebsten in Ländern, wo niemand genau fragt, etwa in der Karibik, einer vielleicht nicht zuletzt aus diesem Grund in letzter Zeit bevorzugten Region spanischer Direktinvestitionen.

Das Thema »Schwarzgeld« ist aber durchaus auch auf Mallorca heikel, denn Steuerhinterziehungen von mehr als €120.000 werden in Spanien als Straftaten geahndet mit Gefängnisstrafen bis zu vier Jahren und zusätzlich hohen Bußgeldern, siehe auch hier.

Bezeichnend war in diesem Zusammenhang die Erklärung von Ex-Balearenpräsident Jaume Matas, als er wegen schwerer Korruption angeklagt wurde. Der sich keiner Schuld bewusste Angeklagte ließ die mehr oder weniger staunende Öffentlichkeit durch seine Rechtsvertreter wissen, dass die Verwendung von Schwarzgeld auf Mallorca doch nicht kriminell sei. Die Zahlung mit und das Annehmen von »Geld unbekannter Herkunft« sei auf den Balearen »im Alltag etwas völlig normales«. Dies gelte auch und vor allem für Bauinvestitionen (um die es hier ging).

Schwarzvermietung

Schwarzvermietung ist ebenfalls eine gern genutzte Variante der Steuerhinterziehung. Privatleute ziehen im Sommer zu Freunden und vermieten ihre Appartements oder Fincas für teures Geld »privat« an Touristen. Damit verdient mancher so viel, dass er gut durch den Winter kommt. Indessen gehen die Behörden in den letzten Jahren auch dieser Art von Missbrauch verstärkt nach und kommen Missetätern auch vermehrt auf die Schliche.

Ausländer, die ihr Ferienapartment/-haus »schwarz« vermieten, müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie im Rahmen des »gläsernen Bankkontos« innerhalb der EU schnell entlarvt werden können. Auch das Internet gibt in vielen Fällen findigen Finanzbeamten Auskunft über »private«, also fiskalisch nicht erfasste Vermietungen.

Nicht-Residenten müssen pauschal 25% ihrer Einkünfte aus Vermietung an das Finanzamt abführen. Residenten mit Mieteinnahmen zahlen Steuern entsprechend dem persönliche Einkommenssteuersatz, der sich aus der Summe aller steuerpflichtigen Einnahmen ergibt, ganz genau wie bei uns.