Optimale Reisezeiten für Kanada

Kanadas Natur lockt viele Touristen zu jeder Jahreszeit; (c) fotolia.de Kushnirov_Avraham

Saisonabgrenzungen

Ob man in der Hauptsaison (tourist season) oder in der Vor- bzw. Nebensaison (off-season) nach Kanada fliegen sollte, hängt nicht nur von terminlichen Vorgaben und Geldbeutel, sondern auch von den Aktivitäten ab, die man während der Reise plant. Grundsätzlich eignen sich die Monate Juni bis September am besten für einen Urlaub im Westen des Landes, bei dem das Naturerlebnis Kanada im Vordergrund steht. Bis in den Mai hinein und ab Oktober muss man – je nach Region – mit witterungsmäßigen Unbilden und begrenzten touristischen Möglichkeiten rechnen. Regenperioden und sehr kühle Tage, in den Höhenlagen Schnee und Kälte, sind dann wahrscheinlicher. Noch oder schon geschlossene touristische Einrichtungen (z.B. Seilbahnen, Berghütten, Schwimmbäder, Campingplätze, sogar Motels) und stark eingeschränkte bzw. eingestellte Angebote (Boots-, Fahrrad- und Pferdeverleih, Veranstaltungen in Nationalparks, Wildwasserfahrten) beeinträchtigen dann die Urlaubsfreude. Gleichzeitig bricht die Dunkelheit früher ein. Einige Straßen schneien bei Schlechtwettereinbrüchen selbst im Juni schon mal wieder zu, etwa der Icefields Parkway in den National Parks Jasper und Banff. Schnee bleibt häufig bis in den Frühsommer hinein liegen. Im Winter entstandene Straßenschäden sind daher oft im Mai, gelegentlich auch erheblich später noch nicht beseitigt. Gravel und speziell Dirt Roads können bis zum Frühsommer nicht befahrbar sein.

Hauptsaison in Kanada

Die Touristensaison beginnt nach offiziellem Verständnis Mitte Juni und dauert bis zum ersten Montag im September (Labour Day). In diese Zeit fallen auch die kanadischen und US-amerikanischen Schulferien. Sieht man ab von den absoluten Brennpunkten des Tourismus wie den bekanntesten Nationalparks und bestimmten Provinzparks ab, kann aber von einer echten Hauptsaison im Sinne voll ausgelasteter touristischer Kapazitäten nur an Wochenenden (in Kanada lediglich Samstagmittag bis Sonntagabend) und in den Ferienkernwochen Anfang Juli bis Mitte August die Rede sein. Außerhalb dieser sechs Wochen, den Wochenenden und generell abseits der touristischen Hauptpfade wird man im Westen Kanadas selten einen – nach unseren Begriffen – großen Andrang erleben.

Vor- und Nachsaison in Kanada

Bei zeitlicher Flexibilität und Reisen in die Rocky Mountains und nach Vancouver Island, aber auch bei Reiseplänen, die Fahrten mit den Alaskafähren einschließen, sollte man den Start ab Mitte August bevorzugen. Auch in den ersten Septemberwochen wird das Wetter tagsüber im allgemeinen noch recht angenehm sein, während die Nächte schon spürbar kühler sind als im Sommer. Eine Campingreise per Zelt im Juni oder September ist daher in Höhenlagen nur etwas für abgehärtetere Naturen. Der Spätsommer/ Frühherbst besitzt jedoch generell den Vorzug geringer frequentierter Ziele. Auf den dann ruhigen Campingplätzen trifft man überwiegend europäische Urlauber oder amerikanische Rentnerehepaare mit ihren Wohnmobilen. Gelegentlich findet sich ein ganzes Seeufer ohne Nachbarcamper.

Sonderfälle in Kanada

Reisen nördlich des Polarkreises sollte man besser nicht vor Mitte Juni antreten. Denn Straßenschäden sind dann noch ausgebessert, und Schnee- und Eisreste können die Fahrt über Passhöhen erschweren. Obwohl im Hochsommer Gutwetterperioden eher die Regel sind (siehe oben), kann das Wetter auch schon mal recht wechselhaft ausfallen. Bereits Ende August wird es nachts in aller Regel empfindlich kühl. Spätestens Mitte September sinken auch die Tagestemperaturen auf ein ungemütliches Niveau, und der erste Schnee lässt oft nicht mehr lange auf sich warten.

Mückenplage in Kanada

Nebenbei sei angemerkt, dass rechtzeitig zur Touristensaison ab Juni fast überall eine mehr oder minder lästige Mückenplage auftritt. Sie nimmt erst im Laufe des August langsam ab. Spätestens im September setzen ihr Nachtfröste ein Ende.

Als zusätzliche Hilfestellung zur Entscheidung für die persönlich optimale Reisezeit sind im folgenden bereits genannte und zusätzliche bedeutsame Charakteristika der Reisebedingungen für Früh-, Hoch- und Spätsommer zusammengefasst:

Frühsommer in Kanada (Anfang Juni bis Mitte Juli)

  • Die Tage sind besonders lang
  • Lange Dämmerlichtzeiten bieten gute Möglichkeiten zur Tierbeobachtung
  • Wanderwege verlaufen durch schöne Bogs (Sümpfe) mit reicher Vegetation
  • Blütezeit der alpinen Blumen
  • Flüsse und Fälle führen viel Wasser
  • Bergspitzen sind noch fotogen verschneit, aber ebenso die Wanderwege in größeren Höhen
  • Das Wetter neigt zu höherer Schauer- und Gewitterbildung
  • Zahllose Black Flies und Mosquitos vergällen bisweilen die Ferienfreude. Die Mücken stechen morgens und abends, Schwarze Fliegen beißen tagsüber
  • Vor allem viele Schotterstraßen zeigen noch nicht reparierte Winterschäden, aber auch asphaltierte Nebenstrecken im Gebirge

Hochsommer in Kanada (Mitte Juli bis Mitte August)

  • Wanderwege sind auch in größeren Höhen schneefrei
  • Höchste Temperaturen
  • In Südontario ist es schwül, im Okanagan Valley und in den südlichen Prärieprovinzen sehr heiß
  • Alle Attraktionen haben bis in den Abend hinein geöffnet
  • An beliebten Ausflugszielen herrscht großer Andrang
  • Hochsaisonpreise
  • Motels und Campingplätze sind in populären Urlaubsgebieten (Nationalparks) oft ausgebucht

Spätsommer/Frühherbst in Kanada (Mitte August bis Mitte September)

  • Im Laubwald tritt die Fall Foliage, die Blätterverfärbung ein; insbesondere in Ontario und den östlicheren Provinzen bilden sich nach erstem Frost prachtvoll bunte Wälder.
  • Black Flies verschwinden mehr oder weniger; Mosquitos erlahmen in ihrer Angriffslust.
  • Im allgemeinen kann man mit einer relativ stabilen Gutwetterlage rechnen. Die Nächte sind kühl, über 1000 m liegen die Nachttemperaturen unter dem Gefrierpunkt.
  • Wasserfälle und Wildbäche führen nur noch wenig Wasser; Stauseen stehen oft halbleer. Feuchtgebiete liegen trocken, ganze Landstriche wirken ausgedörrt.