Geologie von Kanadas Osten

Im Nordosten beidseitig der Grenzen dominieren waldreiches Hügelland und Mittelgebirge, unterbrochen von Küstenebenen und breiten Fluss tälern. Canadian Shield, Appalachian Mountains, einige große Flüsse wie der St. Lawrence und der Hudson River, die Great Lakes und die Atlantikküste sind die bestimmenden
Strukturen.

Canadian Shield

Der Canadian Shield, ein felsiger »Schild« aus Granit- und Gneis, ist die größte zusammen hängende geologische Formation des nordamerikanischen Kontinents. Sie bedeckt fast die Hälfte der Fläche Canadas, 67% von Ontario und 84% von Québec. Der Fels ist nur von einer dünnen Erdschicht bedeckt, die sich für eine Landwirtschaft nicht eignet, dafür aber reich ist an Mineralien.
Die oft rosafarbenen, durch Erosion stumpf und glatt gewordenen freien oder in Spalten nur spärlich bewachsenen Granitflächen bilden besonders im Zusammenspiel mit den Seen Ontarios eine eigene attraktive Land schafts form. Dort findet man von Sandstränden unterbroch ene Ufer und unzählige vorgelagerte Inseln und Inselchen vor allem an der Georgian Bay des Lake Huron, an den Muskoka und den Kawartha Lakes und im Algonquin Park.

Zwei zum Canadian Shield gehörende Bergmassive sind
• die Laurentides bzw. die Laurentian Highlands. Dieser Höhenzug verläuft nördlich des Ottawa- und nordwestlich des St. Lawrence River. Zwischen Montréal und Québec City bilden die Laurentides einen »Wall« von 500-800 m Höhe, wirken aber wegen ihrer steil abfallenden, bewaldeten Hänge viel höher. Die zahlreichen Seen in den langen Tälern bieten – wie breite Flüsse – unend liche Strecken ursprünglicher Kanureviere.
• die Adirondack Mountains, ein Mittelgebirge mit Höhen bis zu 1629 m voller Seen und Flüsse im Norden von New York State gleich unterhalb der Grenze. Deren immense Laub- und Nadelwaldbestände sowie Eisenvorkommen wurden schon früh wirtschaftlich genutzt. Wegen ihrer Nähe zu den dicht besiedelten
Tälern des Hudson River und den Ballungszentren um New York City wurden die Adirondacks bald ein Freizeitrevier. Der größte Teil steht heute als öffentlicher Park unter der Verwaltung des New York State Department of Environment.

Costal Plains

Zur Küste hin werden die Berge flacher und laufen an der zerklüfteten Küste von Maine und in Nova Scotia mit zahllosen Inseln und Buchten aus. Zwischen New York City und New Hampshire erreichen sie den Atlantik nicht. Dort bestimmen überwiegend flache Küsten der Coastal Plains und lange Strände das Bild.

Große Seen und Saint Lawrence River

Die Seenkette Great Lakes – Lake Ontario, Erie, Huron, Michigan und Superior – bildeten sich erst am Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren. Das Wasser fließt in östliche Richtung über den Lorenzstrom in den Atlantik. Das spektakulärste Gefälle sind die Niagarafälle, zu deren Umgehung man schon im frühen 18. Jahrhundert, Kanäle und Schleusen anlegte. Seit 1959 ist der
St. Lawrence Seaway bis Chicago am Lake Michigan und Thunderbay am Westende des Lake Superior für ozeangängige Schiffe nutzbar.

Forcierte Wasserentnahme und Klimawandel lassen den Spiegel dieses weltgrößten Süsswasser-Systems jährlich um bis zu 1 m sinken, was an flach auslaufenden Uferzonen die Wasserlinie schon erheblich hat zurücktreten lassen.

Appalachen

Eine den gesamten Osten der USA beherrschende Gebirgsformation sind die in Nord-Süd-Richtung mehr oder weniger parallel zur Atlantikküste verlaufenden Appalachian Mountains. Mit fast 4.000 km sind sie einer des längsten Gebirgszüge der Welt. Beginnend im tiefen Süden der USA (Alabama) reichen sie bis hinauf in den äußersten Nordwesten Neufundlands (Long Range)
und bestimmen weitgehend die geologische Struktur der Neuengland- Staaten, des östlichen Québec einschließlich der Gas pé-Halb insel und der maritimen Provinzen:

Die Green Mountains in Vermont, die White Mountains in New Hampshire und die Berkshires in Massachusetts/Con necticut gehören als Teilformation eben so zum Appalachenmassiv wie die Catskills unweit New York City westlich des Hudson River. Die höchsten Erhebungen der Appalachen in Neuengland sind der Mount Washington mit 1916 m (New Hampshire) und der Mount
Katahadin mit 1729 m (Maine).

Grenzbereich

Die Großen Seen bilden mit dem Saint Lawrence River die natürliche Grenze zwischen den USA und der kanadischen Provinz Ontario. Im Tal des St. Lorenz Stroms und in den Uferzonen rund um die östlichen Seen finden sich die fruchtbarsten Gebiete Ontarios, Québecs und von New York State. Daher ist dort zwar die Bevölkerungsdichte hoch, aber landschaftlich reizvoll sind diese
Gebiete nicht. Wo jedoch der Fels des landwirtschaftlich unergiebigen Canadian Shield die Ufer erreicht – z.B. an der Georgian Bay des Lake Huron, am Lake Supe rior und in der 1000-Islands-Region des St. Lorenz – leben weniger Menschen; dort sind die Großen Seen und der Strom besonders attraktiv.

Niagara Escarpment

Mitten durch das Flachland im südlichen Ontario läuft das 900 km lange und bis zu 600 m hohe Niagara Escarpment, eine ungewöhnliche geologische Kalkstein-Formation, die vor 450 Mio. Jahren die Steilküste eines flachen tropischen Meeres bildete. Pflanzen und Skelette der Seelebewesen sanken ab und wurden in Steinschichten gepreßt. Diese als Fossilien erhaltene Flora und
Fauna
ist derart aufschlussreich, dass die UNESCO das Niagara Escarpment 1990 zu einer World Biosphere Reserve erklärte.

Bei Kitchener und an der Georgian Bay im Bereich Collingwood/ Craigleith sorgen die Hügel des Escarpment für die Skigebiete (!) Ontarios und bilden auf der Ostseite der Bruce Peninsula zwischen Georgian Bay und dem offenen Lake Huron eine wunderschöne Felsküste. Unter Wasser – die vorgelagerten Flower -pot Islands sind sichtbare Spitzen dieses Höhenzuges – setzt sich
das Escarpment bis Manitoulin Island fort.