Kanada-Varianten der Verkehrsregeln
Verkehrsregeln und -zeichen entsprechen weitgehend den europäischen. Folgende Unterschiede zu kennen, ist wichtig:
- Das kanadische Stoppschild hat zwar dieselbe Bedeutung wie in Europa. Aber es gibt viele Kreuzungen, an denen alle Straßen ein Stoppschild aufweisen (3- oder 4-Way-Stop); dort muss jeder Verkehrsteilnehmer anhalten. Die Kreuzung wird in Reihenfolge der Ankunft überquert.
- Ampeln befinden sich in Nordamerika meist hinter oder über der Kreuzung; natürlich muss an der (nicht immer klar erkennbaren) Stopplinie vor der Kreuzung gewartet werden. Bei Freigabe wechselt Rot direkt auf Grün; Gelb wird nur in der Übergangsphase von Grün nach Rot angezeigt.
- Rechtsabbiegen an Ampelkreuzungen ist – nach kurzem Stop – auch bei Rot grundsätzlich erlaubt. Ausnahmen werden durch ein Schild No Turn on Red angezeigt. Beim Wechsel von einer Einbahnstraße in eine andere ist auch das Linksabbiegen bei Rot gestattet.
- Eine der wichtigsten bei uns nicht bekannten Regelungen betrifft die gelben Schulbusse: Wenn Kinder ein- und aussteigen, dürfen Schulbusse weder überholt noch in Gegenrichtung passiert werden. Man darf – in beiden Richtungen! – erst weiterfahren, wenn das blinkende rote Stopplicht des Busses erloschen ist. Das Verbot besitzt die Schärfe der Stoppregel bei roten Ampeln. Die Nichtbeachtung ist ein schwerwiegendes Verkehrsdelikt.
- Die Blutalkoholgrenzwert beträgt in Canada und Alaska 0,5 Promille. »Open Container« (nicht originalverpackte alkoholische Getränke, selbst ungeöffnete Einzelflaschen) müssen im Kofferraum transportiert werden.
- Die zulässige Höchstgeschwindigkeit liegt auf kanadischen Autobahnen meist bei 110 km/h, teilweise bei 100 km/h. Auf anderen Straßen sind 80 km/h, gelegentlich bis zu 100 km/h, und innerorts 50 km/h das Limit. Die Einhaltung des Tempos wird selten durch stationäre Radargeräte, sondern überwiegend durch in den Polizeifahrzeugen befindliche »Radarpistolen« kontrolliert. Das Gegenmittel des kanadischen Autofahrers sind Radardetektoren. Ihre Benutzung ist in Alberta, BC, Saskatchewan und Alaska legal.
- Auf vierspurigen Straßen wird gerne rechts überholt. Theoretisch ist das nur erlaubt bei höherem Tempo des gesamten Verkehrs auf der rechten Spur, wird aber nicht so eng ausgelegt. Im Stadtbereich zweigen überdies Autobahnausfahrten manchmal von der linken Spur ab. Die rechte Fahrbahn verdient daher generell mehr Beachtung als bei uns.
- Innerstädtische Parkverbote sind durch farbig (meist gelb) markierte Bordsteine und/oder ein Schild No parking any time gekennzeichnet. Vor Hydranten darf niemals geparkt werden. Als Tow Away Zone (Abschleppzone) sind Straßenabschnitte markiert, auf denen abgestellte Fahrzeuge ohne »Vorwarnung« abgeschleppt werden.
Polizei in Canada
Polizeiliche Verfolgungen – z.B. wegen einer Geschwindigkeitsübertretung – laufen in Canada und in den USA so ab, wie wir es aus Fernsehserien und Filmen kennen. Der Streifenwagen schaltet seine Bubblegum Lights ein, rotierende rot-blaue Leuchten, und setzt sich hinter den Übeltäter. Ein kurzes Aufheulen der Sirene macht unmissverständlich klar, wer gemeint ist. Nach dem Anhalten bleibt die Polizei weiter hinter dem gestoppten Fahrzeug. Der Autofahrer steigt nicht aus, sondern wartet mit den Händen am Steuer (!), bis der Officer kommt. Auf keinen Fall darf man bereits vor dessen Eintreffen hektisch nach Papieren suchen; es könnte als Griff zur Schusswaffe missdeutet werden!
Gewöhnlich ist die Polizei bei Kontrollen zuvorkommend und höflich. Von einem Strafmandat (Ticket) für geringfügige Übertretungen wird bei ausländischen Touristen schon mal abgesehen. Aber zu arg darf man es nicht getrieben haben. Polizisten in Touristengebieten kennen »ihre« deutschen Raser und verpassen gelegentlich knallharte Denkzettel.
Führerschein für Canada
Die alten deutschen Führerscheine (graue »Lappen«), irritieren nordamerikanische Officer, die an eine scheckkartengroße Driving Licenses gewöhnt sind. Ein zusätzlicher Internationaler Führerschein mit aktuellem Foto ist immer hilfreich.