Westwinde am Pazifik, stabile Hochs im Zentrum und Tiefdruckgebiete am Atlantik
Diese Klimakonstanten charakterisieren im großen Maßstab das kanadische Klima. Die regionalen Unterschiede sind, wie bei einem so riesigen Land nicht anders zu erwarten, extrem. Im Süden der Prärieprovinzen etwa überschreiten die Temperaturen im Juli/August fast täglich 30°C, während in Inuvik in den Northwest Territories die Sommerwärme gerade ausreicht, den gefrorenen Boden einen Meter tief aufzutauen.
Klima an der Atlantikküste von Kanada
Die Lage von Nova Scotia, PEI und New Brunswick zwischen dem 43. und dem 46. Breitengrad bedeutet nicht, dass auch das Klima mit dem im Süden Frankreichs oder im Norden Italiens gleichzusetzen wäre. Verschiedene Faktoren, wie z.B. die Ablenkung des Golfstroms und der gegenläufige Labradorstrom sowie dominante Winde sorgen für ein ausgeglichenes, mildes Seeklima mit gemäßigten Temperaturen und relativ starken und häufigen Niederschlägen. Typisch sind Nebel vor der Küste, die durch das Zusammentreffen der kalten Labradorströmung aus dem Norden mit wärmerem Wasser ausgelöst werden.
Jahreszeitenklima an Kanadas Atlantikküste
Der Hochsommer bringt nichtsdestoweniger zahlreiche warme Tage und intensive Sonneneinstrahlung mit sich. Die Temperaturen liegen dann zwischen 20° und 30°C. Die Strände laden im Juli und August bei Wassertemperaturen wie in Nord- und Ostsee durchaus zum Baden ein.
Auch der Herbst zeigt sich im allgemeinen recht lange freundlich und sonnenreich. Der Winter bringt zahlreiche Niederschläge, auch ziemlich viel Schnee, doch ist er gemäßigter als im zentralen Canada und mit Mitteleuropa zu vergleichen. Am Meer bleibt der Winter mild. Der Frühling kommt mit etwas Verspätung, geht aber spätestens im Juni ziemlich schnell in den freundlichen Sommer über.
Neufundlands Klima ist kühler und feuchter, der Winter dauert dort länger. In Labrador gelten bereits subarktische Verhältnisse, ähnlich wie in Nordskandinavien.
In den drei »Maritimes« ermöglichen die Klimaverhältnisse eine intensive landwirtschaftliche Bodennutzung ebenso wie in Teilen Neufundlands; dort verkürzen aber späte Frühjahrs- und frühe Herbstfröste die Vegetationsperiode.
Im Norden Labradors behindert Permafrost die Bodenkultivierung, auch Siedlungen und Transportwege werden damit vor Probleme gestellt. Der Klimawandel könnte diese Situation grundlegend ändern.
Niederschläge in Kanada
Pazifikregion und British Columbia
Mit Regen rechnen müssen Canada-Reisende vor allem im Einzugsbereich des Pazifik, in erster Linie aber auf Vancouver Island. Estevan Point an der Westküste der Insel bringt es auf einen Rekordwert von 3 m Niederschlag pro Jahr. Im Windschatten der insularen Gebirgszüge erhält Vancouver nur noch ein Drittel dieser Regenmenge, wobei ein Großteil davon auf die Wintermonate entfällt. Im Sommer regnet es in Vancouver vergleichsweise wenig. Etwa 100 km östlich der Stadt gibt es in Hope und Umgebung an den windzugewandten Westhängen der Cascade Mountains aber wieder erhöhte Niederschlagswerte. Im dahinter gelegenen Okanagan Valley fällt kaum noch Regen.
Rocky Mountains und Prärien
An den Gebirgszügen der Rocky Mountains regnen sich die feuchten Westwinde endgültig ab. In den Prärien bleibt es daher relativ trocken. Die durchschnittlichen Niederschläge liegen dort bei ganzen 40 cm pro Jahr. Im Sommer prallen Ausläufer feuchtwarmer Strömungen aus dem Süden auf die trockenen kontinental- arktischen Luftmassen. Dann bilden sich Sturmwetterlagen mit Gewittern, die aber mit den vorherrschenden Westwinden meist rasch nach Osten ziehen.
Ontario
Weiter östlich spielen diese Faktoren eine stärker werdende Rolle, so dass etwa das östliche Manitoba mehr sommerliche Regentage zählt als Saskatchewan und Alberta. Ontario kommt – im wesentlichen wegen starker Schneefälle – oberhalb der Großen Seen und im Osten auf höhere Niederschläge als die Westprovinzen abseits der Gebirgsregionen. Toronto zum Beispiel hat weit größere Schneemassen zu verkraften als Ontarios kalter Norden. Im Sommer dürfen Reisende dort mit gutem Wetter rechnen, wenn auch Regenfronten die Großen Seen deutlich öfter heimsuchen als die Prärie.
Die folgenden Zahlen verdeutlichen noch einmal anschaulich die erläuterten Zusammenhänge. Die Tabelle zeigt die Verteilung der Regenmenge in ausgewählten Orten der Westprovinzen auf die Hauptreisemonate:
Pazifikregion
Das Klima in der Pazifikregion wird von relativ milden Luftmassen geprägt. An der Küste sorgt die Nordamerikaströmung nicht nur im Süden von Britisch Columbia, sondern auch in der Inside Passage Alaskas für moderate Wintertemperaturen oberhalb der Frostgrenze. So hat Anchorage ungeachtet seiner nördlichen Position ähnliche Wintertemperaturen wie Ottawa. Das angenehmste Klima besitzt Victoria auf Vancouver Island: es erfreut sich milder Winter und durchweg warmer und sonniger Sommer mit zahlreichen Tagen im Juli und August, an denen 25°C und mehr gemessen wird.
British Columbia
Während Wolkenfelder an den windzugewandten Seiten der Gebirge auch im Sommer häufig kühle Witterung und Regen mit sich bringen, ist es in geschützten, windabgewandten Regionen wie dem Okanagan oder dem unteren Fraser Valley von Mai bis September sehr warm, im Sommer mit Temperaturen von oft über 30°C sogar heiß. Im Mai/Juni muss man im Küstenbereich und in Höhenlagen mit Temperaturen von im allgemeinen unter 20°C rechnen. Im Sommer ist es auch an der Küste und in den Bergen warm, vorausgesetzt, die Sonne scheint. Im Herbst wird es bei tagsüber oft angenehmen Temperaturen nach Sonnenuntergang rasch kühl.
Prärien
Östlich der Rocky Mountains, der Klimascheide des westlichen Canada, prägen kalte Winter und warme Sommer mit Temperaturen über 30°C das Bild. Verantwortlich für das Wettergeschehen im Zentrum des Landes ist das »Kanadische Hoch«, das kontinental- arktischen Luftmassen aus dem Norden den ungehinderten Zugang nach Süden bis tief in die USA hinein verschafft. Da es keine von Ost nach West verlaufenden Gebirgszüge gibt, die sie aufhalten, bestimmt das Canadian High bis tief in die USA hinein die trockene Witterung. Die Folge davon sind um ca. 20°C tiefere Wintertemperaturen als in Europa auf demselben Breitengrad.
Im Sommer verzeichnen die Prärien oft wochenlang stabile Hochdruckwetterlagen, die bisweilen von Gewittern unterbrochenwerden. Sonnigster Punkt Canadas ist Estevan im Südosten von Saskatchewan mit jährlich 2.537 Std. Sonnenschein. Verantwortlich dafür ist ebenfalls das Canadian High. Es bewirkt selbst im Norden der Provinzen im Juli und August Tagestemperaturen von meist deutlich über 20°C und lässt das Thermometer nahe der Grenze zu den USA auf Höhen ansteigen, die in Canada sonst nur das Okanagan Valley registriert.
Hoher Norden
Die sommerlichen Temperaturen im hohen Norden sind wegen der langen Dauer des Sonnenscheins (nördlich des Polarkreises zum Sommeranfang rund um die Uhr) erstaunlich hoch. Bei klarem Wetter erreichen sie im Juli/August meist über 20°C, bisweilen auch 30°C und mehr.
Allerdings gilt dies nicht für den Einflussbereich der Hudson Bay. Neun Monate des Jahres schiebt sich vom Eispanzer der Bucht ein Kältekeil über das kanadische Festland, der auch im Sommer seine Wirkung nicht ganz verliert. Da die kalte Luft wenig Feuchtigkeit aufnimmt, fallen im Norden erheblich geringere Regen- und Schneemengen als in allen anderen Regionen Canadas.
Ontario
Im zentralen Ontario und weiter östlich besitzt das Canadian High nur begrenzten Einfluss. Feuchtwarme tropische Luft aus der Karibik und dem Golf von Mexiko dringt von Mai bis Oktober oft bis ins südliche Canada vor. Schwülwarmes Wetter ist die Folge. Die durchschnittlichen Höchsttemperaturen von bis zu 27°C im Juli/August etwa in Südontario liegen weit über den Mittelwerten in Deutschland. Die Winter sind dort andererseits kalt und schneereich.
Die folgende Übersicht zeigt durchschnittliche Temperaturen an ausgewählten Orten während der Hauptreisemonate: