Kontakte finden auf Mallorca

...mit Einheimischen

Wer ins Ausland geht, tut sich oft schwer, dort neue Kontakte anzuknüpfen. Insbesondere die Sprachbarriere, Mentalitätsunterschiede und eventuell auch persönliche Zurückhaltung machen es oft nicht leicht, mit den Einheimischen warm zu werden. Deshalb suchen viele in erster Linie Kontakt zu eigenen Landsleuten und bleiben dann unter sich.

Dabei ist es im Grunde einfach, mit Mallorquinern Bekanntschaft zu schließen, da ihnen Berührungsängste weitgehend fremd sind. Mit der deutschen Gesellschaft vergleichbare soziale Barrieren bestehen weniger. Auch anders als bei uns, wo man sich oft lange Gedanken macht, bevor man Unbekannte anspricht, handeln Spanier eher aus der Situation heraus.

Kontakte in Bars

Eine Unbekümmertheit ist ja als typisch spanisches Verhalten bekannt. Sie ist auch und vor allem in Bars festzustellen, wo jeder mit jedem redet, über Wetter, Fußball und Gott und die Welt. Wenn Sie da ein wenig mithalten können und über einige Sprachkenntnisse verfügen, brauchen Sie sich über mangelnde Kontakte keine Sorgen zu machen.

Kontakte sind nicht nur aus sozialen Gründen wichtig, sondern unabding- bis unbezahlbar, wenn sie auf Mallorca etwas erreichen wollen. Auch diese Art Kontakte finden sie in Bars. Allerdings müssen es die richtigen sein. Sehen Sie sich die Gäste an: Krawattenträger sind Geschäftsleute, Freiberufler oder Angestellte von Behörden und damit »ihre Leute«.

Beziehungen

Wenn Sie sich durch Gespräche über Fußball, und dabei vor allem über Real Mallorca, mit dem einen oder anderen etwas angefreundet haben, machen sie doch einmal einen Test. Erwähnen sie beiläufig, dass sie ein kleines Problem hätten. Da es für einen Spanier ningún problema (kein Problem) gibt, wird seine Neugier geweckt. Dann deuten sie Einzelheiten an. Machen sie jetzt aber nicht den Fehler, ihn gleich zu fragen, ob er nicht jemanden wüsste, der ... eine derart direkte Ansprache lieben Spanier gar nicht. Wenn er Sie mag, kommt er von sich aus sofort oder bei nächster Gelegenheit darauf zu sprechen, dass er tatsächlich jemanden kennt, der ihnen vielleicht helfen könnte. Und Sie werden feststellen, dass es in Spanien tatsächlich oft ningún problema gibt ...

Nachbarn, »Freunde« und Landsleute

Ihre spanischen Nachbarn lassen Sie in Ruhe, wenn Sie nicht selbst die Initiative ergreifen. Trotzdem wissen Ihre Nachbarn mehr über Sie, als Sie glauben, denn sie registrieren unauffällig Vieles. Wenn es Ihnen auf Kontakt ankommt, gehen Sie nicht mit einem knappen buenos dias an ihnen vorbei, sondern wechseln ein paar Worte. Damit schaffen Sie die Basis für gute Nachbarschaft und eventuell auch für die – in mancher Situation wichtige – Bereitschaft der Nachbarn, Ihnen mit Rat und Tat zu helfen, sollte mal Not am Mann sein. Auch wenn Spanier sich zurückhaltend zeigen, dürfen sie meist mit Hilfe rechnen. Nachbarn können sie in der Regel unbesorgt die Wohnungs- bzw. Hausschlüssel überlassen. Sie werden Ihre Pflanzen gießen und auf ihr Haus aufpassen, als wäre es ihr eigenes. Und sollten Sie Handwerker benötigen und davon Ihren Nachbarn erzählen, so hat der einen Maurer in der Familie und ein anderer Elektriker oder Klempner.

Das »Du« in Spanien

Im Spanischunterricht lernen Sie neben der vertraulichen »Du«- Form auch die förmliche Anrede Usted (»Sie«). Dabei dürfte Ihre Lehrkraft bereits darauf hinweisen, dass das »Du« in Spanien gebräuchlicher ist als bei uns. Auf Mallorca werden Sie bald feststellen, dass Sie häufig mit dem »Du« auskommen. Im täglichen Umgang ist ein »Du« normal, so z.B. in der Bar beim Gespräch der Gäste untereinander. Auch den Barmann duzt man, während der Sie mit Usted anredet. In der Bank werden Sie den Direktor nicht gleich mit »Hola, Roberto« ansprechen können, aber wenn er Sie kennt und Sie ein guter Kunde sind, wird er in manchen Fällen bald sagen: »Puedes tutearme, soy Roberto« (»Du kannst mich duzen, ich bin/heiße Roberto«). Auch in Firmen duzen die Mitarbeiter ihre Chefs natürlich nicht ohne dessen ausdrückliche Aufforderung.

Der Wechsel vom »Sie« zum »Du« erfolgt ohne Brimborium. Vielfach gehen in Spanien die Frauen voran. Wenn man erst einmal beim »Du« ist, bleibt man auch dabei und hat es nicht, wie schon mal bei uns, am nächsten Tag »vergessen«. Vielen Mallorquinern ist das »Sie« lästig, es engt sie ein. Deshalb möchten sie es möglichst schnell loswerden. Schafft man es nicht, im privaten Bereich nach drei- bis viermaligem Treffen vom »Sie« ins »Du« überzuwechseln, ist das oft ein deutliches Signal: eigentlich will ich mit ihnen nicht viel zu tun haben.

Die wie selbstverständlich gehegte Vertraulichkeit basiert auf der Formel: »Vorname plus ‚du’« und kennt kein Zwischending wie das im Deutschen verwendete »Vorname plus ‚Sie’«.

Amigos

Ist Spanien eine einzige Amigo-Gesellschaft? Fast könnte man es meinen, wenn man einen Spanier von seinen amigos reden hört. Tatsache ist, dass Spaniern sehr viel daran liegt, Freunde zu haben und diesen Kreis ständig zu erweitern. »Freund« und »amigo« sind jedoch nicht gleichzusetzen. Ein Freund, wie wir ihn verstehen, ist ein Mensch, dem wir großes Vertrauen schenken, der zu uns steht und uns nicht enttäuscht. Da solche Fälle selten sind, sagen viele Deutsche, sie hätten in diesem Sinne überhaupt keine Freunde. Spanier sind (auch) in dieser Hinsicht unbekümmerter und stellen keine Gretchenfragen. Für sie definieren sich amigos vorzugsweise unter Nützlichkeitsgesichtspunkten. Man muss Freunde bei Gelegenheit anpumpen können, sie müssen verfügbar sein, wenn man Probleme hat, und sollen Verbindungen herstellen. Wenn man sie daneben auch noch dann und wann ins Vertrauen ziehen kann, umso besser.

Amigo wird man hier über die Sympathie, die zwei füreinander empfinden, wobei man schnell zur Sache kommt. »Eres simpático« (wörtlich: »Du bist mir sympathisch«, aber sinngemäß eher: »nett«, »feiner Kerl«) ist dann schon die »Weihe«, mit der man zum amigo befördert wird. Aber nehmen Sie diese Ehre nicht so ernst, wie Sie es aus ihrem Verständnis von einem Freund gewohnt sind. Es könnte durchaus sein, dass ihr Gegenüber sie ganz bewusst »ausgeguckt« hat in der Überzeugung, Sie könnten ihm nützlich sein. Letztendlich muss man sagen, dass die Amigo-Gesellschaft auf Mallorca bestens funktioniert. Es lohnt sich, Kontakte zu suchen mit dem Ziel, auf der Insel möglichst viele amigos zu gewinnen.

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