Mit dem Auto und der Fähre nach Mallorca – Reizvolle Alternative oder umständlicher Umweg?

| von Hartmut Ihnenfeldt

Mallorca gilt als eines der beliebtesten Flugreiseziele Europas – dank günstiger Verbindungen, kurzer Flugzeiten und einer breiten touristischen Infrastruktur. Die meisten Reisenden steigen ins Flugzeug und mieten vor Ort ein Fahrzeug. Doch es gibt sie: Individualreisende, Familien mit Kindern, Camper und Langzeiturlauber, die sich bewusst für eine alternative Anreise mit dem eigenen Auto entscheiden – über Land und See, mit einer der Autofähren von Spanien oder Südfrankreich nach Mallorca.

Mit dem Auto und der Fähre nach Mallorca – Reizvolle Alternative oder umständlicher Umweg?
Die neue gasgetriebene Schnellfähre verbindet Alcudia auf Mallorca mit Barcelona in nur drei Stunden; Foto: balearia.com

Diese Reiseform ist zeitintensiv und nicht unbedingt günstiger – aber sie verspricht Freiheit, Flexibilität und die Möglichkeit, Mallorca im eigenen Tempo zu erreichen. Doch wie sind die aktuellen Bedingungen auf den Routen? Und für wen lohnt sich diese Art der Anreise wirklich?

Die Landstrecke: Durch Europa Richtung Mittelmeer

Wer aus Deutschland auf dem Landweg anreist, muss – je nach Startpunkt – mit einer Strecke zwischen 1000 und 1900 Kilometern bis zum nächsten Fährhafen rechnen. Aus dem Großraum Hamburg oder Berlin sind es rund 1800 Kilometer bis Barcelona, knapp 1600 bis Toulon. Von München aus reduziert sich die Strecke auf etwa 1050 bis 1200 Kilometer. Reine Fahrzeit: zwischen 12 und 20 Stunden – ohne Pausen und Verkehrsstörungen.

In Frankreich und Spanien sind die Autobahnen zum Teil mautpflichtig. Die französischen Péages schlagen mit etwa 80 bis 110 Euro pro Strecke zu Buche, in Spanien kommen – bei Nutzung der Autopistas – weitere 20 bis 30 Euro hinzu. Wer die Schweiz als Transitroutenland nutzt, benötigt eine Jahresvignette für derzeit 40 Franken. Einwegmieten oder kurzfristige Campinglösungen lohnen sich in dieser Konstellation in der Regel nicht. Die Fahrt bietet jedoch die Möglichkeit für Zwischenstopps – ob in der Provence, im Languedoc, im Roussillon oder entlang der Costa Brava. Genau darin liegt für viele der Reiz: Die Anreise wird Teil des Urlaubs.

Option 1: Die Fähre von Toulon nach Alcúdia

Corsica Ferries betreibt seit mehreren Jahren saisonale Verbindungen zwischen dem südfranzösischen Toulon und dem mallorquinischen Hafen Alcúdia. 2025 wird die Route erneut von Mitte April bis Mitte Oktober mit zwei bis drei Abfahrten pro Woche bedient. Die Überfahrt erfolgt meist über Nacht und dauert je nach Schiffstyp und Wetterlage zwischen 13 und 17 Stunden. Eingesetzt werden Schiffe der Mega Express-Klasse, die ursprünglich für den Verkehr nach Korsika gebaut wurden.

Die Preise sind vergleichsweise moderat: Zwei Personen mit Fahrzeug und Außenkabine zahlen je nach Saisonzeitpunkt zwischen 220 und 330 Euro einfach. Wer ohne Kabine reist, kann mit rund 150 Euro rechnen, doch bei einer Nachtüberfahrt ist das kaum ratsam. Kinderermäßigungen, Haustierzuschläge und flexible Umbuchungskonditionen sind vorhanden, aber nicht automatisch inkludiert.

Die Schiffe bieten grundlegenden Komfort, darunter Restaurants, Selbstbedienungsbereiche, Bars und Außendecks. Die Bordgastronomie bleibt jedoch ein Schwachpunkt – sowohl preislich als auch qualitativ. Die Kommunikation erfolgt fast ausschließlich auf Französisch. Englisch ist vorhanden, aber oft schwer verständlich, Deutsch wird nicht angeboten. WLAN-Zugänge sind teuer und meist instabil; EU-Roaming greift auf hoher See nicht – Telefonate über Mobilfunk werden über das (teure) maritime Satellitennetz TIM@Sea abgerechnet.

Wer mit dieser Fähre reist, sollte wissen: Die Ankunft in Alcúdia ist relativ unspektakulär. Man erreicht die flache Nordostküste, oft bei Dunkelheit oder Dämmerung. Landschaftlich reizvoll ist die Route kaum – bis auf kurze Sichtverbindungen zur Nordküste Menorcas.

Option 2: Die klassischen Routen ab Barcelona

Deutlich dichter getaktet und ganzjährig betrieben sind die Fährverbindungen von Barcelona nach Palma de Mallorca oder – seltener – nach Port d’Alcúdia. Die wichtigsten Reedereien auf dieser Strecke sind Balearia, Trasmed und Grandi Navi Veloci. Letztere bedient seit 2023 verstärkt die Route im Rahmen ihres Mittelmeerliniennetzes.

Fahrzeiten variieren stark: Während Grandi Navi Veloci und Trasmed auf konventionelle Nachtfähren mit 7 bis 8 Stunden Fahrzeit setzen, bietet Balearia auch eine moderne Schnellfähre – die LNG-betriebene Margarita Salas, die in nur 3,5 Stunden zwischen Barcelona und Palma pendelt (Stand: Sommer 2025, tagesabhängiger Fahrplan). Für eine Tagesverbindung mit Auto und zwei Personen fallen je nach Saisonzeitpunkt zwischen 300 und 550 Euro an, inklusive Kabine auf den Nachtlinien. Reine Deckpassagen ohne Fahrzeug sind ab etwa 35 Euro erhältlich.

Die Fähren ab Barcelona bieten deutlich mehr Infrastruktur als jene ab Toulon. Sie verfügen über moderne Innenkabinen, Familienbereiche, Gastronomie in mehreren Preisklassen, kleine Shops und Haustierkabinen. Die Kommunikation erfolgt meist auf Spanisch und Englisch – einige Schiffe bieten inzwischen auch deutschsprachige Menüs und Hinweise, insbesondere bei Balearia.

Besonders reizvoll ist die Einfahrt nach Palma: Wer tagsüber reist, genießt – je nach Route – Ausblicke auf die Westküste mit der Serra de Tramuntana, die Südspitze mit dem Cap Blanc oder das Panorama von Palmas Kathedrale. Auch die Hafenzufahrt in Barcelona ist gut organisiert: Der „Moll Adossat“ im Hafengebiet ist über breite Straßen erreichbar, Beschilderung und Check-in-Abläufe sind professionell, allerdings zeitintensiv. In Palma befindet sich das Terminal am Paseo Marítimo – Zufahrt ist nur stadteinwärts über Porto Pi möglich, die Ausschilderung ist immer noch unzureichend.

Praktikabilität: Was man vorab wissen sollte

Eine Anreise mit dem eigenen Auto nach Mallorca ist keine Spontanentscheidung. Sie erfordert Planung, Geduld und Flexibilität. Wer per Fähre reist, muss spätestens 90 Minuten vor Abfahrt am Check-in sein, mit Fahrzeug sogar noch früher. Boardingkarten müssen am Schalter der jeweiligen Reederei unter Vorlage der Buchungsdaten abgeholt werden – auch bei Online-Check-in. Der Wagen wird durch das Bordpersonal verladen, danach geht es zu Fuß ins Passagierdeck. Wichtig: Während der Überfahrt ist kein Zugang zum Autodeck erlaubt.

Verspätungen sind bei allen Anbietern nicht selten – vor allem bei starkem Seegang oder technischen Problemen. Auch die Rückfahrt sollte nicht zu knapp kalkuliert werden, wenn Anschlussverpflichtungen bestehen.

Für wen lohnt sich die Fähre wirklich?

Für den klassischen Pauschaltouristen mit einer Woche Aufenthalt lohnt sich diese Form der Anreise kaum. Der Zeitaufwand ist hoch, die Kosten liegen im Bereich eines Mittelklassefluges inklusive Mietwagen. Sinn ergibt diese Option in folgenden Szenarien:

  • bei Aufenthalten ab zwei bis drei Wochen
  • für Familien mit Kindern, die viel Gepäck oder Haustiere mitnehmen möchten
  • für Individualisten mit festen Routenvorstellungen oder Zwischenstopps
  • für Camper und Wohnmobilisten
  • für Residenten, die auf Mallorca längere Zeit verbringen und nicht auf ein Mietfahrzeug angewiesen sein wollen

In diesen Fällen kann die Kombination aus Auto und Fähre nicht nur sinnvoll, sondern auch bereichernd sein. Sie erlaubt Zwischenstationen, eine eigene Reiserhythmik und ein anderes Mallorca-Erlebnis – eines, das nicht am Flughafen beginnt.

Offizielle Websites der Reedereien:

Vergleichs- und Buchungsportale:

Nützliche Dienste für die Anfahrt per Auto:

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