Fische fangen auf Mallorca

An Mallorcas Küsten angeln und fischen - Flacher Sand bei ruhiger See ist selbst für kleine Kinder ungefährlich. Sie können dort im Sand buddeln oder ins seichte Wasser gehen und sich dabei kaum verletzen. Gefahren drohen nur von leichtsinnigen oder ungeübten Windsurfern und von Booten, die unerlaubterweise dem Badestrand zu nahe kommen.

Angelmethoden für Anfänger

Viele Freizeitkapitäne wissen nicht, daß Boote auf Mallorca 250 Meter Abstand von Badestränden halten müssen. Schwimmer dürfen andererseits nicht weiter als 250 Meter hinausschwimmen. An der übrigen Küste ist für Boote – und entsprechend für Schwimmer – ein Abstand von 100 Meter zum Ufer vorgeschrieben.

Auch am langen Sandstrand können (nicht nur) Kinder viel Spaß haben, aber unvergleichlich interessanter sind doch von Felsen eingefasste und steinige Strände. Wenn ihr am Sandstrand durch eine Schnorchelmaske ins Wasser schaut, seht ihr außer Sand nur ein paar Muschelschalen und gelegentlich ein verirrtes Fischlein. Schon wer an felsigen Stellen nur im flachen Wasser watet, bekommt sehr viel mehr zu sehen.

Im Mittelmeer spielen Ebbe und Flut nur eine geringfügige Rolle, denn der Wasseraustausch mit dem Atlantik erfolgt ausschließlich durch die Meerenge von Gibraltar. Die Wassermenge, die dort in jeweils sechs Stunden ins Mittelmeer hinein- bzw. aus ihm hinausfließen kann, ist begrenzt. Auf Mallorca verändert sich der Wasserstand zwischen den Gezeiten deshalb nur um maximal sechzig Zentimeter. Sturm, Wellen und Meeresströmungen sorgen aber gelegentlich für größere Unterschiede. Alle Tiere und Pflanzen, die im Grenzbereich zwischen jeweils höchsten und niedrigsten Wasserstand zu Hause sind und mehrere Stunden außerhalb des Wassers überleben können, lassen sich bei Ebbe auch ohne Schnorchelmaske beobachten.

Da kleben Napfschnecken und Seepocken, die eigentlich winzige sind, an den Felsen, und kleine Krabben laufen seitwärts über die nassen Steine und verschwinden in dunklen Höhlen. Eine spitze Schnecke scheint zuckelnd über den Grund zu wandern. Erst wenn wir sie auf einen trockenen Stein setzen, bemerken wir, dass das Schneckenhaus von einem Einsiedlerkrebs bewohnt wird, der vor Krebse sichtig herausschaut und mit seinem Haus wieder ins Meer strebt, sobald er sich sicher fühlt. Klippenasseln und Strandflöhe, beides Krebsarten, huschen ins Wasser. Zählt einmal, wie viele verschiedene Horn-, Turban- und Kreiselschnecken ihr auf den Steinen im flachen Wasser entdeckt! Doch Vorsicht vor den schwarzen, braunen oder violetten Seeigeln, die in Gruppen an den Felsen haften! Man kann sie mit dem Tauchermesser abheben und behutsam auf die Hand setzen. Dann sieht man, wie sie ihre Stacheln in einem eigenartig langsamen Rhythmus bewegen und dass sie auf der Unterseite eine Mundöffnung und Zähne besitzen, mit denen sie Algen abweiden können. Um den Mund herum wachsen kleine Saugfüße, mit denen sie sich im Zeitlupentempo vorwärtsbewegen können.

Mitunter werdet ihr runde, wunderschöne Seeigelskelette finden. Sie sind zart und zerbrechlich und hellgrau, bräunlich oder grauviolett gefärbt. Ihre Form erinnert an die Zwiebelkuppel einer russischen Kirche. Winzige Noppen sitzen auf der dünnen Kalkschale, die von feinen Streifen geschmückt wird. Wenn ihr sie gegen das Licht haltet, seht ihr, daß die Kalkschale teils durchscheinend ist, teils aber auch kleine Löcher aufweist, die ein wunderbares, filigranes Ornament bilden.

Noch schöner ist die Wirkung, wenn ihr bei Dunkelheit eine dünne Taschenlampe an die Öffnung eines Seeigelskeletts haltet. Dann strahlt dieses Wunderwerk der Natur wie eine Zauberkugel. Die Skelett-Kugeln der Steinseeigel haben nur schmale Mundöffnungen. Deshalb findet ihr darin häufig noch den Kauapparat, der wie eine kleine Laterne aussieht und Laterne des Aristoteles genannt wird.

Es macht viel Spaß, im flachen Wasser Steine umzudrehen und zu sehen, was sich darunter verbirgt. Unter vielen Steinen haben sich kleine Tiere versteckt. Hohlräume unter Steinen sind ihre Heimat, deshalb solltet ihr alle Steine gleich wieder so hinlegen, wie ihr sie vorgefunden habt.

Ihr werdet vielerlei unterschiedliche Schnecken, kleine Krabben, Seesterne, Schlangensterne, Seegurken, gelbe und rote Fischchen und vielleicht sogar kleine Tintenfische antreffen. Entscheidend ist das geduldige Beobachten und das genaue Hinschauen:

Das Algenbüschel, das da über den Meeresboden kriecht, ist erst beim zweiten Blick als eine kleine Seespinne zu erkennen, also als eine Krabbe mit langen Beinen, die sich mit Algen getarnt hat. Die Wachsrosen, die dort in Gruppen auf den Felsen kleben, sind Blumentiere und keine Pflanzen. Sie werden zu den Seeanemonen gezählt. Ihre grünen Tentakel (Tastarme) haben purpurne Spitzen. Sie halten eure Finger genauso fest wie die kleinen Wassertiere, mit denen sie sich ernähren. Was aussieht wie Gruppen kleiner Pilze, sind Kolonien von Schirmchen-Algen.

Wenn ihr sehen wollt, welche Fische zwischen den Felsen im Seichtwasser leben, braucht ihr nur ein vom Frühstückstisch mitgebrachtes Brötchen im Wasser zu zerbröseln – und schon kommen sie angeschossen. Da gibt es Lippfische in vielen Arten, bunte Meerpfauen und Meerjunker, aber auch kleine Meergrundeln und Schleimfische in vielen Farbvariationen. Falls ihr etwas tiefer ins Wasser geht, interessieren sich bestimmt auch größere Fische für eure Brotbrösel: Goldstriemen, Geißbrassen und Brandbrassen unterbrechen ihre Weide auf den Seegras-Wiesen und kommen herbeigeschwommen.

So fangt Ihr Fische am Meeresufer

Diese und andere Fische erreichen eine Größe, die sie durchaus angelbar macht. Wer sein Glück versuchen möchte, kann das mit einer sehr einfachen Angel tun, die aus einem Bambusstab (caña de pescar), Angelschnur (sedal), Schwimmer (flotador veleta), etwas Blei (plomo) und einem kleinen Angelhaken (anzuelo) besteht.

Angelzubehör kauft man auf Mallorca in Eisenwaren-Handlungen. Die heißen auf Spanisch Ferretería und werden so ausgesprochen, wie man sie schreibt, Betonung auf dem „i“. Als Köder verwendet man Stücke von Tintenfischen (calamares, pulpos) oder altes Brot, das ihr am besten zu einem Teig knetet, damit es sich im Wasser nicht so schnell ablöst. Man kann die Fische auch mit aufgeweichtem Brot anlocken und beobachten, ob sie überhaupt Appetit auf Brot haben. Versprecht euch aber nicht zu viel, die Bissfreudigkeit schwankt sehr nach Wetter und Jahreszeit!

Die Mallorquiner haben noch viele andere Angelmethoden. Für euch kommt auch das Oberflächen-Angeln in Frage: Dazu müsst ihr vier oder fünf Drillingshaken (anzuelos triples) derart an der Schlinge einer Angelschnur befestigen, dass sie sich zusammenziehen lässt. Die Haken werden dann so in eine Scheibe von mallorquiner Weißbrot (barra) oder Brötchen (panecillo) gesteckt, dass man das Brot mit der Schlinge zusammenziehen kann.

Das Brot sollte möglichst schon drei Tage alt und gummiartig zäh sein. Altes Brot (zum Fischen = para pescar) könnt ihr in den Bäckerläden billig kaufen.

Ehe man das Brot mit den Drillingshaken auswirft, stippt man sie kurz ins Wasser, damit sie schwerer wird und sich weiter werfen läßt. Vielleicht habt ihr schon beim Baden oder Schnorcheln festgestellt, wo Fischschwärme stehen und wo ein guter Standplatz zum Angeln sein könnte. Angeln solltet ihr aber nur, wenn ihr den gefangenen Fisch nachher auch essen wollt! Dazu muß man ihn vom Haken lösen und durch einen Schlag mit einem Knüppel oder dem Messerrücken auf den Kopf oder durch einen Stich hinter die Kiemen schnell töten. Es ist Tierquälerei, geangelte Fische in einen Eimer mit Wasser zu werfen, in dem sie dann ersticken, weil ihnen der Sauerstoff ausgeht!

Wer Fische nicht töten mag, sollte nicht angeln! Ihr könnt aber auch Jagdfreuden erleben, wenn ihr Fische für das Aquarium fangt oder auch nur, um sie einmal genau betrachten zu können. Dazu besorgt ihr euch einen oder zwei möglichst große und transparente Plastikbeutel. Gut geeignet sind die Beutel, in denen man fünf Kilo Orangen kauft.

Aus so einem Plastikbeutel bastelt ihr euch eine Fischfalle, indem ihr ganz hinten einen Köder hineinsteckt. Aufgeschnittene Seeigel sind bessere Köder als Brot!

Die Falle wird im flachen Wasser aufgestellt und der Eingang mit Steinen oder Stöckchen offengehalten. Sobald ihr beobachtet, daß sich Fische in dem Plastikbeutel befinden, schwimmt ihr schnell hinzu und schließt den Beutel. Besser geht das noch, wenn sich der Beutel mit einer Schnur zuziehen lässt. Dann könnt ihr zum Beispiel auf einer Schwimmmatratze über der Fischfalle lauern und den Beutel schließen, sobald ihr seht, dass Fische in die Falle gegangen sind.

Gut wäre es, wenn ihr über Maske und Schnorchel verfügt, denn dann seid ihr imstande, richtig ins Meer zu schauen wie in ein Aquarium. Lasst aber die gefangenen Fische möglichst bald wieder frei! Sie ersticken, falls sie nicht schnell in ein belüftetes Becken oder Meerwasser-Aquarium kommen. Sie sterben auch, wenn das Wasser zu warm wird. Um Meerestiere lebend und gesund nach Deutschland zu transportieren, bedarf es spezieller Kenntnisse und guter Vorbereitung. Sprecht vorher mit euren Eltern, falls ihr das vorhabt!*)

Vergesst bitte nicht, Eure Plastikfalle wieder herauszunehmen, wenn ihr das Wasser verlasst. Sie darf auf keinen Fall einfach im Meer bleiben.