Palma ist und war schon immer das Eingangstor zur Insel. Kommen heute die Touristen überwiegend auf dem Luftweg, brachten noch bis Mitte der 1950er-Jahre Fährschiffe das Gros der Besucher. Von einigen Autoren liegen Schilderungen der kleinen Seefahrt vor.

Das »Vergnügen« der Überfahrt war natürlich nicht ganz unabhängig von der Wetterlage, wie uns Harry Graf Kessler (1868-1937), ein als »roter Baron« bekannt gewordener Schriftsteller und pazifistischer Diplomat, in seinem Tagebuch aus dem Jahr 1926 (Insel-Verlag, Frankfurt 1995) anschaulich schildert.
Im Oktober 1929 floh der zu dieser Zeit schon recht bekannte englische Dichter und Verfasser einer auch kommerziell erfolgreichen Autobiographie, Robert Graves (1895-1985), zusammen mit seiner exzentrischen Lebensgefährtin Laura Riding vor familiären Problemen über Frankreich nach Mallorca. Dort sollte er – bis auf eine unfreiwillige Unterbrechung 1936-1946 wegen des spanischen Bürgerkriegs und danach des 2. Weltkriegs – den Rest seines Lebens verbringen. Die amerikanische Dichterin aus jüdisch- deutscher Familie, Gertrude Stein (1874-1946), hatte Graves den Rat gegeben, sich auf Mallorca niederzulassen Für Robert Graves war der erste Eindruck von Palma geprägt durch den Anblick der Kathedrale La Seu, die sich ihm von der Barcelona-Fähre aus im Sonnenlicht des frühen Morgens wie eine goldene Festung präsentierte hatte. Palma aber war für Graves‘ und Ridings Geschmack zu laut und zu chaotisch, so dass sie sich auf Empfehlung eines deutschen Künstlers und durch Vermittlung des britischen Konsuls ein Haus in Deià mieteten.

Auch Albert Vigoleis Thelens (1903-1989) umfangreicher autobiographischer Roman »Die Insel des zweiten Gesichts« (1953), für den der Autor 1954 mit dem Fontane-Preis ausgezeichnet wurde, setzt ein mit der frühmorgendlichen Ankunft der Barcelona-Fähre im Hafen von Palma und schildert dann mit teilweise ermüdender Weitschweifigkeit die Erlebnisse des deutsch-schweizerischen Schriftstellerpaares Vigoleis und Beatrice auf Mallorca in den Jahren zwischen 1931 und 1936.
Über 60 Jahre danach wählte der amerikanische Romanautor und Reiseschriftsteller Paul Theroux (*1941), den man in Deutschland vor allem durch den Roman »Moskitoküste« (1981) und dessen erfolgreiche Verfilmung kennt, den Seeweg von Alicante, um im Rahmen einer umfassenden Mittelmeererkundung nach Mallorca zu gelangen. Es ist erstaunlich, wie sehr sich seine Eindrücke mit den Erfahrungen decken, die seine Schriftstellerkollegen Jahrzehnte zuvor gemacht hatten, obwohl in der Zwischenzeit Mallorca längst aus dem Dornröschenschlaf erwacht und zum beliebtesten Ferienziel Europas aufgestiegen war.