Im Dezember 1983 starb, 89-jährig, Joán Miró, der bereits zu Lebzeiten als einer der größten Maler und Bildhauer seiner Epoche galt. Er gehört zu den bekanntesten Exponenten des Surrealismus, später wurden seine Werke von der Graffiti-Kultur beeinflußt.
Miró war Katalane aus Tarragona, verbrachte aber den überwiegenden Teil seiner zweiten Lebenshälfte, und damit die meisten Jahre seines Schaffens, auf Mallorca. Dort bewohnte er zunächst »Son Abrines«, ein Haus am Fuße der Serra Na Burguesa in Cala Major unweit des Königspalastes. Als ringsum Hotelbauten hochgezogen wurden, kaufte er das alte Herrenhaus »Son Boter«, 200 m weiter oberhalb. Zwar war er dort nicht untätig und versah mit dem Kohlestift die weißen Wände der Räume mit seinen Kreationen, Son Abrines aber blieb sein eigentliches Atelier. In Übereinstimmung mit dem Vermächtnis des Meisters beließ man nach seinem Tode dessen Zustand, wie es vorgefunden worden war.
Außerdem hatte er verfügt, dass das Atelier Mittelpunkt eines neuzuschaffenden Zentrums für junge Künstler werden sollte. Eine Stiftung wurde gegründet und mit dem Kapital ausgestattet, das eine posthume Versteigerung von 42 seiner Werke aus eigenem Besitz erbrachte. Wegen vielerlei Hin und Her zogen sich die Bauarbeiten für das Miró- Zentrum und Museum rund um Son Abrines (das dritte neben bereits existierenden Zentren in Barcelona und Saint Paul de Vence in Südfrankreich), über eine gute Dekade hin.
Zu Miros 100. Geburtstag wurde das Museum 1994 endlich eröffnet. Unübersehbar an der Plaça de la Reina unterhalb des Aufgangs zu Kathedrale und Almudaina steht Miros Plastik Personatge (»Persönlichkeit«), die sich bei Touristen als fotografischer Rahmen seit eh und je großer Beliebtheit erfreut.
Ausstellungen seiner Werke finden in unregelmäßigen Abständen auch anderswo als im Museum in Cala Major statt, so zum Beispiel in der alten Handelsbörse Sa Llotja am Passeig Sagrera. Einige Frühwerke sind im erst 2004 eröffneten Kunstmuseum Es Baluard zu bewundern.