Ende der Araberzeit
Die Rückeroberung Mallorcas am Ende des Jahres 1229 durch ein eigens zusammengestelltes Christenheer erfolgte lange vor der vollständigen Vertreibung der islamischen »Heiden« aus Spanien. Die letzte Bastion der Westgoten in Asturien an der Biskayaküste war Ausgangspunkt der Reconquista, die zunächst das nördliche Spanien mit den Regionen Galicien, León, Navarra, Kastilien, Aragón und Kaxtalonien von der Maurenherrschaft befreite. Anfang des 13. Jahrhunderts existierte so im Bereich Barcelona/ Tarragona/Zaragoza das Vereinigte Königreich von Aragón und Katalonien, zu dem auch Provinzen des heutigen Südfrankreich (Montpellier/Roussillon/Provence) gehörten.
Rückeroberung Mallorcas durch die Christen
Wegen der nach wie vor imminenten Bedrohung der Küsten und seiner Handelsschiffe durch von Mallorca aus operierende arabische Piraten erschien dem damaligen König Jaume I. eine weitere Invasion (vorher unternommene Versuche waren mehrfach fehlgeschlagen) der Insel geboten, die sich zugleich als Kreuzzug deklarieren ließ. So stach er unter Beteiligung dreier Erzbischöfe und ihrer Truppen im September 1229 mit 150 Schiffen und einer Streitmacht von 13.000 Mann in See und landete zunächst unbehelligt in der Bucht von Santa Ponça. Die ihm entgegengesandten Kräfte der Araber wurden geschlagen, und eine 3-monatige Belagerung von Palma (arabisch Medina Mayurca) schloss sich an. Am Silvestertag 1229 konnte Jaume die Kapitulation des Emirs in der Almudaina entgegennehmen. Während der darauffolgenden Plünderung wurden die meisten der arabischen Sakralbauten zerstört, darunter auch die Hauptmoschee. Auf ihren Grundmauern begannen bald darauf die Bauarbeiten zur Konstruktion der bis heute das Stadtbild prägenden Kathedrale.
Jaume I
Die (Wieder-)Christianisierung wurde mit der Vertreibung oder Integrierung der überlebenden Araber in den Folgejahren vollzogen. Grundeigentum und Paläste der maurischen Oberschicht gelangten in den Besitz der Mitstreiter und Günstlinge des neuen Herrschers. Menorca unterwarf sich kampflos und entging noch für Jahrzehnte der Eroberung gegen Tributzahlungen. Erst Ende des 13. Jahrhunderts mußten die Araber auch die Nachbarinsel räumen. Der Eroberer, Jaume I, veranlasste noch während seiner Regierungszeit neben dem Beginn der Arbeiten an der Kathedrale die Grundsteinlegung zum über Palma thronenden Castell de Bellver und den Umbau der Almudaina zum Königspalast.
Königreich Mallorca
Nach seinem Tod 1276 wurde das Königreich unter den beiden Söhnen aufgeteilt: Pedro erhielt die spanischen Festlandsbesitzungen, sein jüngerer Bruder Jaume die Balearen und die südfranzösischen Reichsteile. Damit war der Keim zu einem Gegensatz gelegt, auf den die heute wieder aktuellen Autonomiebestrebungen zurückgehen. Zunächst aber hatte Mallorca durch die Erbteilung einen eigenen König erhalten, der tatkräftig die Entwicklung der Insel betrieb und sich auch durch einen 1286 bis ins Inselinnere vorgetragenen Angriff des Sohnes und Nachfolgers seines Bruders, Alfons von Aragon, nicht aus dem Sattel heben ließ. Vielmehr erhielt er 1298 Menorca noch dazu. Bevor Mallorca 1311 an König Sancho I überging, wurden das Castell de Bellver fertiggestellt, ein Königspalast in Sineu errichtet, die Kirche von Sant Francesc in Palma begonnen und eine Reihe von heute wichtigen Städten – u.a. Felanitx, Llucmajor, Manacor, Petra – gegründet. Das bemerkenswerte Wirken des Schriftgelehrten und mallorquinischen Nationalhelden wider den Islam, Ramon Llull fällt in jene Zeit.