Mallorcas Geschichte und Kultur, Teil II

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Römerzeit

Mit dem Niedergang Karthagos entwickelte sich ein Machtvakuum, das die keiner Seite sonderlich verbundenen Mallorquiner zur Seeräuberei nutzten. Diese einträgliche Aktivität ließ auch römische Handelsschiffe nicht ungeschoren, was den Unwillen Roms erregte und letztlich – im Jahre 123 v. Chr. – zur Besetzung der Balearen führte. Damit begann eine über 500 Jahre währende friedliche Epoche unter römischer Verwaltung. Kriegsveteranen und Verbannte wanderten aus Rom und ganz Italien zu. Pollentia (heute Alcúdia), Inca und Palma wurden gegründet, eine verbindende Heerstraße – immer noch Hauptverkehrsachse der Insel – entstand, und eine florierende Exportwirtschaft entwickelte sich vor allem mit Öl von den damals eigens eingeführten Olivenbäumen sowie mit Tongeschirr und Keramik. In den ersten Jahrhunderten der neuen Zeitrechnung begann auch auf den Balearen die Christianisierung. Die immer noch zugängliche Höhle von Sant Marti bei Las Gaviotas diente den frühchristlichen Gemeinden als Zufluchtsort vor Verfolgung, bis sich das Christentum vollends durchgesetzt hatte.

Vandalenherrschaft & Arabische Herrschaft © by Reise-know-how - Verlag
Vandalenherrschaft & Arabische Herrschaft © by RKH-Verlag Grundmann GmbH

Vandalen, Ostrom und Araber

Die Pax Romana endet mit der Eroberung der Balearen und weitgehender Zerstörung römischer Strukturen durch die Vandalen im Jahre 430. Hundert Jahre später löste Ostrom von Byzanz aus (Istanbul) die Vandalenherrschaft ab und nutzte Mallorca als Basis für den Kampf gegen die Goten auf dem spanischen Festland. Gleichzeitig verlor Byzanz nach und nach seine nordafrikanischen Besitzungen an vorrückende arabische Heere (Mauren), deren Flotten im 8. Jahrhundert erstmalig auch vor den Balearen auftauchten. Der darauffolgenden Phase von Plünderungen und gegenseitiger Piraterie setzte die Eroberung Mallorcas durch die Araber, die sich mittlerweile ganz Spanien – das frühere Westgotenreich – einverleibt hatten, im Jahre 902 ein Ende. Über mehr als drei Jahrhunderte arabischer Herrschaft entfaltete sich nun orientalische Kultur auf der Insel. Maurische Hinterlassenschaften sind die bewässerten Obst- und Gemüseterrassen vor allem an der südlichen Westküste, die Orangen- und Mandelbaumkulturen sowie die Gartenanlagen um Villen und Paläste, wie sie noch heute in Esporles (La Granja) oder Alfabia existieren. Viele arabische Ortsnamen überdauerten die Jahrhunderte, so zum Beispiel Alcúdia, Algaida und Alaró, aber auch so fremdartig wirkende Bezeichnungen wie Andratx, Fornalutx, Binissalem, Banyalbufar oder Biniairaix. Bauwerke aus arabischer Zeit sind dagegen bis auf die Banys Arabs in Palma in ihrer ursprünglichen Form so gut wie gar nicht mehr vorhanden.

Comic Arabische Herrschaften © by Reise-know-how - Verlag
Arabische Herrschaft © by RKH-Verlag Grundmann GmbH