In den letzten Jahren ist eine deutliche Zurückhaltung bei der Neuveröffentlichung von Mallorca-Literatur zu erkennen. Wahrscheinlich hat sich der Touristenboom literarisch nicht entsprechend monetarisieren lassen.
Nur wenige Werke schaffen es, sich einen weiteren Leserkreis zu erschließen. Hierzu gehören vor allem die fünf Mallorca-Bände von Peter Kerr, des schottischen Bestsellerautors, der mit seiner Familie drei Jahre lang eine kleine Finca im Sóller-Tal betrieben hatte. Von Licht und Schatten dieser Erfahrung erzählen seine augenzwinkernden Mallorca-Memoiren, die unter den Titeln »Im Tal der Orangen«, »Manyana«, »Manyana«und »Viva Mallorca« zwischen 2000 und 2006 in deutscher Übersetzung erschienen.
»A Basket full of Snowflakes« und das Abschlusswerk »From Paella to Porridge« warten noch auf ihre deutsche Veröffentlichung. Wer typisch britischen Humor schätzt und einen Faible hat für die Marotten der Mallorquiner, der findet in Kerrs Chroniken eine kurzweilige und zuweilen sogar erhellende Lektüre. Dass sich dabei etliches wiederholt, bleibt nicht aus und stört auch nicht besonders, trägt aber dazu bei, dass Klischees eher bestätigt als aufgebrochen werden. Als Fazit erschrickt dann ein wenig die Tatsache, dass drei Jahre Mallorca, drei Jahre Traum vom sonnigen Süden, offensichtlich genug waren, die Kerrs wieder mit Sack und Pack in ihre kalte und feuchte schottische Heimat zurück zu schicken…
Hohe Literatur auf Augenhöhe mit Carme Riera liefert die mallorquinische Literaturprofessorin Maria de la Pau Janer mit ihrem Epos »Im Garten der Finca« aus dem Jahre 2002 (deutsche Ausgabe 2004). Ein „Frauenroman“ im positiven Sinne, der aus weiblicher Perspektive drei Generationen einer mysteriösen mallorquinischen Familie umfasst. Eher voll schwüler Sinnlichkeit und gepflegter Langeweile als ein Actionthriller, aber brillant geschrieben und kongenial übersetzt.<b/p>
Einen Mallorca-Schmöker für Freunde historischer Romane gibt es von Eric Maron seit 2005 unter dem Titel »Die Rebellinnen von Mallorca«