Kriminalität auf Mallorca - Wie sicher ist Mallorca?

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Policia local regelt mehr als nur den Verkehr auf Mallorca © by if - reisebuch.de

Wem auf Mallorca das Auto geknackt und Rucksack und Radio gestohlen wurden, der mag es vielleicht nicht glauben, aber Mallorca ist im Großen und Ganzen ein sicherer Ort. Allein schon weil der Lieblingsfleck der Deutschen eine überschaubare Insel ist. Wird beispielsweise in Pollença ein Wagen geklaut, wird er vielleicht irgendwo zwischen Palma und Porto Cristo wiedergefunden. Denn wo soll der Dieb mit seiner Beute auch hin? Spätestens  in der Kontrolle bei der Überfahrt mit der Autofähre aufs spanische Festland würde er geschnappt.

Trotzdem birgt die Insel ein paar Risiken; vor einigen kann man sich aber sehr gut schützen. Außerdem gerät die Insel immer mal wieder durch spektakuläre Mordfälle (gerade mit deutschen Opfern und Tätern) in die Schlagzeilen. Darüber hinaus  floriert auf Mallorca der Drogenhandel. Dann sei erwähnt, dass Steuerbetrug für viele Mallorquiner nach wie vor an der Tagesordnung ist. 

Polizeiauto © by if - reisebuch.de
Polizei ist auf Mallorca deutlich mehr präsent als in Deutschland © by if - reisebuch.de

Handtaschendiebe und Einbrecher

Dort, wo besonders viele, oder dort, wo gar keine Menschen sind, ist es wie überall auch auf Mallorca am wahrscheinlichsten, mit Verbrechen wie Raub, Diebstahl oder Einbruch zu rechnen.
Da die mallorquinische Polizei gegen Handtaschendiebe auf Wochenmärkten, auf dem Flughafen oder am Strand relativ machtlos ist, empfiehlt sich überall, wo Menschengemenge herrscht, der gute alte Brustbeutel.
Sollten Sie dennoch bestohlen worden sein, ist es unbedingt ratsam, den Diebstahl anzuzeigen. Auch wenn kaum eine Chance besteht, den Dieb zu fassen und die gestohlenen Wertsachen zurückzubekommen, ist die Anzeige außerordentlich nützlich, denn das Anzeigeprotokoll dient zur späteren Vorlage bei Versicherungen, Kreditkartenunternehmen, Banken, Pass- und Führerscheinbehörden.
Jede Polizeidienststelle auf Mallorca nimmt Diebstahlanzeigen entgegen. Über die Notrufnummer 902 102 112 auch telefonisch in deutscher Sprache.

Leider sind auch Einbrüche in leer stehende Fincas auf Mallorca keine Seltenheit. Auch hier gilt: Auf jeden Fall Anzeige erstatten! Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, rät die Polizei, ein paar einfache Maßnahmen zu ergreifen, wie zum Beispiel  an Lampen Zeitschaltuhren montieren und das Haus mit einer Alarmanlage mit Anschluss an einen privaten Sicherheitsdienst versehen. Nützlich sei es auch, die Nachbarn zu bitten, den Briefkasten zu leeren. Eine gute Verbindung zu den Nachbarn, auch wenn diese einen halben Kilometer entfernt wohnen, wirke oft Wunder, heißt es auf dem Polizeipräsidium. So sollte jeder, der fremde Menschen bemerkt, die sich für ein bekanntes Grundstück auffällig interessierten, seine Beobachtungen der policia local melden. Auf diese Art und Weise sei es schon gelungen, zahlreiche Einbrüche zu verhindern. Denn anders lässt sich die geringe Häufigkeit von Einbrüchen in Gegenden mit wachsamen Menschen, die das Gespräch mit der zuständigen Polizei suchen, nicht erklären, erläutern Beamte der policia local.

Besondere Risiken für Deutsche, die auf der Insel Arbeit suchen

Viele Deutsche, die auf Mallorca Fuß fassen wollen, kommen, ohne genügend vorbereitet zu sein. So groß ist wohl die Sehnsucht nach einem leichteren Leben unter der Sonne des Südens, dass viele leichtsinnig den erstbesten Job annehmen, ohne Hintergründe und Bedingungen nachzuprüfen. Um es vorwegzunehmen: Das größte Risiko, mit dem Neu-Residenten auf Mallorca konfrontiert sind, ist die eigene Naivität.  
Wie sonst sollte sich erklären lassen, dass auf der Insel ansässige Call-Center immer wieder Deutsche finden, die ohne Vertrag wochenlang für sie arbeiten, um am Ende (fast) leer auszugehen?
Die besagten Call-Center inserieren beispielsweise in deutschen Zeitungen. Meldet sich ein Interessent, werden Lohn und Arbeitszeiten nur mündlich vereinbart. Ein Arbeitsvertrag wird nicht unterschrieben, und trotzdem wagt daraufhin manch Bundesbürger den Neustart auf Mallorca, berichtet der deutsche Konsul. Wenn die Neu-Residenten dann nach ein paar Wochen um ihren Verdienst bitten, werden oft vermeintliche Kosten für die Unterbringung sowie Sozialleistungen abgezogen, so dass vom Lohn so gut wie nichts mehr übrigbleibt. Und sofern kein Arbeitsvertrag existiert, sind die Chancen, doch noch wie vereinbart bezahlt zu werden, gleich null.
Der Konsul erzählt weiter, dass auch immer wieder Geschäftslokale, die kaum Kunden haben, weil sie beispielsweise zu abgeschieden liegen, deutsche Käufer finden. So kommt es vor, dass ganze Familien nach Mallorca kommen, um ein Restaurant zu übernehmen und dann feststellen müssen, dass sie ausschließlich für den Eigenbedarf kochen.
All das sind zwar keine Einzelfälle, aber auch kein Hinweis darauf, dass   Mallorquiner gerne Deutsche betrügen. Rechtsanwälte, die auf Mallorca leben und arbeiten, schätzen, dass das Inselvolk nicht unehrlicher ist als Deutsche, Engländer oder Franzosen. Genauso wie auch in Deutschland nutzen einige Menschen aber gerne mangelnde Erfahrung und fehlende Sprachkenntnisse von Zugezogenen aus.  
Doch auch wer sich an seriöse Institutionen wie an die deutsche Arbeitsagentur wendet und nach Mallorca vermittelt wird, kann enttäuscht werden, denn es kann passieren, dass selbst diese Behörde keine Hintergrundinformationen über mallorquinische Arbeitgeber einholt. Doch gerade das ist das A und O und der einzige Schutz vor bösem Erwachen. Wer nach Mallorca auswandert, muss sich unbedingt genügend informieren. Und sofern er die Sprache nicht beherrscht, bei Vertragsabschlüssen oder ähnlichem einen Übersetzer oder Dolmetscher einschalten. Wer bereits von Deutschland aus einen Job auf der Insel gefunden hat, sollte auf einen schriftlichen Arbeitsvertrag pochen, noch bevor er den Umzug in die Wege leitet.

Kriminalität unter deutschen Residenten

Kleinkriminelle, die in Deutschland von Finanzamt oder Justiz gesucht werden, tauchen gerne auf Mallorca unter, denn auch wer keine fremde Sprache spricht, kann sich auf Mallorca gut zurechtfinden. Um von den deutschen Behörden nicht gefunden zu werden, melden sich in Deutschland straffällig gewordene Mallorca-Residenten in der Regel nicht auf der Insel an und arbeiten schwarz. Doch das birgt viele Risiken, denn wer sich der Erfassung durch den Staat entzieht, indem er untertaucht, kann keinen  Anspruch auf umfassenden Schutz durch den Rechtsstaat erheben. Wird beispielsweise einem Handwerker, der sich nicht angemeldet hat, die Rechnung nicht bezahlt, kann er das Geld nicht einklagen. Ein deutscher Rechtsanwalt, der auf Mallorca arbeitet, berichtet, dass deutsche Kleinkriminelle angeblich eine Parallelgesellschaft bilden, in der Selbstjustiz herrscht. Wagen würden angezündet, Villen in Brand gesteckt, weil z.B. Rechnungen nicht bezahlt worden seien.
Wer seine Geldforderungen auf friedlichem Wege eintreiben will, muss sich auf Mallorca anmelden. Und wer sich vor Gewalttaten schützen will, bezahlt (deutsche) Schwarzarbeiter am besten gleich oder beschäftigt lieber erst gar keine.

Morde an Deutschen

Immer wieder, wenn auch statistisch gesehen sehr selten, kommt es in deutschen Kreisen auf Mallorca zu spektakulären Mordfällen, die als auffallend grausam gelten. Die „Bierkönig-Morde“ im November 1997 haben wohl das meiste Aufsehen erregt: Die Opfer waren der damals 49-Jährige Manfred Meisel, sein Sohn Patrick (8) und seine Hausangestellte Claudia Leisten (31). Manfred Meisel war durch seinen Biergarten „Bierkönig“ in der Schinkenstraße an der Playa de Palma zum Millionär geworden. Er wohnte in einer Finca bei El Arenal, in der ihn Unbekannte erschossen. Obwohl der Fall mehrmals wieder aufgerollt wurde, bleibt er bis heute ungeklärt. Mord aus Eifersucht oder ein geplanter Raubüberfall, bei dem die Gangster auf eine Millionenbeute hofften, jedoch in Panik gerieten und Hals über Kopf flüchteten oder ein Akt der Rache für unbezahlte Geschäfte- alles scheint den Behörden auch heute noch möglich.

Es sei aber darauf hingewiesen, dass Mallorca im Allgemeinen als friedlich gilt, als ein Ort mit relativ wenigen Gewaltverbrechen.

Drogen

Spanien ist in der EU Spitzenreiter beim Konsum von Haschisch und Kokain und von Designerdrogen wie LSD und Ecstasy. In Barcelona und Madrid konnten zeitweise in einigen Vierteln, in denen in großen Mengen Drogen konsumiert werden, sogar Spuren von Rauschgiftpartikeln in der Luft nachgewiesen werden. Wahrscheinlich ist Drogenkonsum auf Mallorca ähnlich weit verbreitet, auch wenn die Hemmschwelle öffentlich Drogen zu nehmen, vermutlich höher ist als in den Großstädten des Festlands. Denn anders als im nahen Barcelona sieht man in Mallorcas neuer Metro nicht schon an manchen Morgen koksende Geschäftsleute sitzen.

Wer auf Mallorca ausgeht, muss keine besonders feine Nase haben, um in Kneipen und Bars den Geruch von Marihuana wahrzunehmen. In vielen Lokalen und Diskotheken treten regelmäßig Dealer an die Tische, um ihren Stoff anzubieten. 

 

 

Das besondere Verhältnis der Mallorquiner zum Staat

Größere Rechnungen zahlen viele Mallorquiner gerne in bar. Dagegen ist nichts einzuwenden. Als aber im Frühjahr 2007 bekannt wurde, dass in Spanien mehr als ein Viertel aller 500 Euro Scheine der gesamten Eurozone kursieren, wurden die Steuerbehörden skeptisch. Denn die zahlreichen 500 Euro Scheine sind ein Hinweis auf einen gedeihenden Schwarzmarkt. Im Visier ist seitdem die unübersichtliche Baubranche. Es wurde ermittelt, dass viele Leih-, Fremd- und Gastarbeiter cash, am Fiskus vorbei bezahlt werden. Und es heißt, dass noch größere Summen beim Immobilienkauf verschoben würden. Mallorquiner bestätigen, dass sie  beim Verkauf eines Hauses oder eines Grundstücks nur einen Teil der Summe versteuert haben, nämlich den, der per Überweisung auf ihr Bankkonto einging. Den anderen Teil haben sie in bar kassiert, ohne jegliche Abzüge.
Doch man muss nicht Eigentümer eines Hauses sein, um zu erfahren, dass die Mehrwertsteuer, die IVA, die in Spanien nur 16% beträgt, gerne nicht bezahlt wird. Bei Rechnungen über ein paar hundert Euro im Pflanzencenter, beim Möbel- oder Gebrauchtwagenkauf fordert Mallorquiner und Residenten immer wieder die gleiche Frage heraus: „Sin oder con IVA“? Mit oder ohne Mehrwertsteuer? Das muss der Kunde auf Mallorca oft selbst entscheiden.  

Nun genießen auch in Deutschland Staat und Politiker im Allgemeinen kein hohes Ansehen, und trotzdem kommen Deutsche nicht so schnell auf die Idee, die Mehrwertsteuer zu unterschlagen. Doch auf Mallorca ist es wohl schon seit jeher üblich, den Staat zu hintergehen. Es wird nicht als kriminell empfunden. Ein deutscher Jurist, der auf Mallorca arbeitet, beschreibt die Mentalität der Mallorquiner mit einem Sprichwort aus Juristenkreisen: „Una vez engañado al estado, tres años de perdon.“ Wer einmal den Staat betrogen hat, bekommt drei Jahre Absolution, so das Sprichwort.