Mucho trabajo

oder mañana ist auch noch ein Tag

Auszug aus dem Buch Eine Finca auf Mallorca erweiterte Auflage 2013 - 2016

von Elke Menzel

“No llueve nunca en Mallorca, pero si llueve – llueve de verdad!”, wie die Mallorquiner sagen. (Es regnet niemals auf Mallorca, aber wenn es regnet, dann  richtig!)

Nachdem nun schon zweimal das  Wohnzimmer unser Finca überschwemmt war, musste etwas passieren!

Als die Regenfluten das erste Mal über die Schwelle schwappten, mussten unser jüngerer Sohn und seine Freundin der Lage Herr werden. Als die beiden – naja, ich denke, es war wohl später Vormittag – aus dem Schlafgemach herunterkamen, standen sie gleich knöcheltief im Wasser. Das meiste hatten aber zum Glück schon unsere nagelneuen Teppiche aufgesaugt, deren leuchtende Farben erst langsam ausbluteten und dann malerisch ineinander liefen. Sie hängten sie für einige Stunden draußen über die Wäscheleine; die Terrasse hätte Ähnlichkeit mit einem nordafrikanischen Basar gehabt....
Beim zweiten Mal traf es mich, am vorletzten Tag meiner „Ferien“, als mein Mann schon wieder abgereist war. Sämtliche verfügbaren Handtücher und Bettlaken, die alle schon frisch gewaschen und fein säuberlich im Schrank lagen, kamen zum Einsatz!

Den Teppichen hat es aber nichts mehr ausgemacht!

Dennoch musste eine Lösung gefunden werden!

Nun endlich ist es soweit: der nach oben offene Licht- und Rattenpatio unserer Finca soll überdacht werden, damit ein für alle Mal die Zeiten vorbei sind, in denen es praktisch mitten im Haus regnet, was, auch ohne Wolkenbrüche, in den Wintermonaten viel Feuchtigkeit, hereinkriechende eklige ciempies (Hundertfüßer) und hässliche Flecken an den Wänden bedeutet.

Es ist Ende April, und nach einem langen nasskalten Frühjahr, das die Osterurlauber wieder einmal zur Verzweiflung brachte, weil in Deutschland gerade der wärmste April seit hundert Jahren alle Daheimgebliebenen beglückte, ist ganz plötzlich und übergangslos der Sommer ausgebrochen.

Freitag, den 1. Mai,

verbringen wir hauptsächlich damit, Kleinmöbel, Bilder und Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände von Wohn- und Schlaf- und Badezimmer auszuräumen, und alles, aber auch wirklich alles in zwei ehemalige kleine Kinderzimmer zu stopfen; dabei merkt man mal wieder, wieviel Krempel man überall herumstehen hat. Tag der Arbeit eben!

Am Samstag werden die schweren unbeweglichen Möbelstücke mit Malerfolie zugedeckt, der offene Durchgang zur Küche mit einer großen Plastikplane verhängt, ein weiterer türloser Nebenraum ebenfalls mit einem Plastikvorhang notdürftig abgeteilt. Zur Befestigung verkleben wir viele Kilometer Malerkreppband.
Am Sonntagabend reist mein Mann wieder ab. (Nie ist er da, wenn man ihn braucht!)
Mir graut es vor dem ganzen Dreck, den ich überdeutlich auf mich zukommen sehe.

Am 4. Mai, Montag morgens um halb sieben rappelte mich der Wecker aus dem Tiefschlaf – und pünktlich um acht stehen die Handwerker vor meiner Tür:
Eugenio, der Baumeister, der vor fast zwanzig Jahren unser altes Landhaus von Grund auf renovierte, Toni, der schon ewig für ihn arbeitet und den ich gut kenne, sowie Magu, sein Handlanger, ein pechrabenschwarzer hochgewachsener Senegalese mit breitem, elfenbeingelbem Lächeln im Gesicht!

Eugenio küsst mich zur Begrüßung auf beide Wangen und klagt über Halsschmerzen. (Hoffentlich ist er nicht der erste Fall von Schweinegrippe auf Mallorca!) Salvador und sein Sohn Tomeu, die Elektriker, folgen ihnen auf dem Fuße, steigen über die Treppe nach oben auf den Balkon und basteln mir als erstes die Fernsehantennen ab. Das dauert nur fünf Minuten, –  und ich werde sie für vier lange Wochen nicht mehr sehen, was ich allerdings in dieser frühen Morgenstunde noch nicht ahne. Salvador empfiehlt mir mit wissendem Lächeln, bevor er geht, noch seine Putzfrau, ich bräuchte ihn nur anzurufen, wenn es soweit sei.....

Eugenio weist seine Leute ein und macht sich dann im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Staub, nicht ohne mir vorher noch zu versichern, dass Magu bereits seit drei Jahren für ihn arbeitet und sehr zuverlässig und fleißig ist. Etliche seiner Landsleute hätten Farbigen gegenüber ja Vorurteile, aber in der Welt muss es für alle zu essen geben, sagt er dann noch.

Punkt neun Uhr ist merienda-Zeit, Frühstückspause. Toni und Magu verziehen sich für eine halbe Stunde in den Schatten und nehmen die erste Stärkung des Tages zu sich.

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