Mallorcas traditioneller Feuerlauf - der Correfoc - vor dem Aus?

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Mit ihren lokalen Festen zeigen Mallorquiner häufig und gerne, dass sie anders sind als die anderen Spanier. Doch einer wichtigen Tradition, dem Correfoc, dem Feuerlauf, droht jetzt das „Aus", weil er den Sicherheitsnormen der EU nicht entspricht.

Traditioneller Feuerlauf auf Mallorca vor dem Aus? (c) Miguel Angel - fotolia.com

In der Dunkelheit ertönt ein Knall, dann noch einer. Es hört gar nicht mehr auf. Plötzlich lodert ein Feuer auf und im Schein der Flammen werden teufelsähnliche Gestalten sichtbar, ganze Teufelsgruppen mit Mistgabeln aus denen Funken sprühen. Ihnen folgen Drachen und andere Bestien. Dieses befremdliche, fast schon unheimliche Spektakel ist der Correfoc, der Feuerlauf, Höhepunkt vieler Stadt- und Dorffeste auf Mallorca, in der Region Katalonien und in Valencia. Für viele besteht der eigentliche Reiz des Feuerlaufs im Mitmachen. Auch wenn es gefährlich erscheint, mischt sich das Publikum häufig unter die Teufel, umarmt sie und tanzt mit ihnen durchs Feuer.

Doch Teufelstanz und Feuerlauf wird es vielleicht schon bald so nicht mehr geben. Denn bereits am 4.1.2010 tritt eine neue EU-Richtlinie für Feuerwerkskörper in Kraft. In allen Ländern der EU sollen dann die gleichen, hohen Sicherheitsauflagen gelten.

Bisher hat jedes Land seine eigenen Sicherheitsvorschriften. Zum Beispiel dürfen bestimmte Kategorien von Raketen in manchen EU-Ländern nur von Pyrotechnikern gezündet werden, während in anderen Mitgliedstaaten schon Zwölfjährige die Raketen abfeuern. Diese unterschiedlichen Regelungen erschweren den freien Handel von Feuerwerksköpern innerhalb der EU.

Darüber hinaus schätzt die Brüsseler Kommission, dass sich EU-weit jährlich bis zu 20 000 Unfälle ereignen, alle verursacht durch den fahrlässigen Gebrauch von Feuerwerkskörpern. Strengere Sicherheitsregelungen, so hofft die Kommission, werden einen vorsichtigeren Gebrauch zur Folge haben, so dass es weniger Unfälle geben wird.

Doch die neue EU-Richtlinie gefällt den Mallorquinern gar nicht, denn der Feuerlauf steht auf dem Spiel. Das scheint widersinnig, denn gerade beim Feuerlauf wird mit Raketen und Böllern besonders vorsichtig umgegangen. Mit ihrem Spaß an Feuer und Funken ist es den Mallorquinern ernst. Deshalb gibt es einen so genannten Verband für Dämonen, Feuerteufel und -bestien. Joana-Maria Mairata, die Vorsitzende, erklärt, dass es beim Correfoc fast nie zu Unfällen kommt. "Das einzige, was passieren kann," sagt sie, "sind klitzekleine Brandwunden, viel, viel schwächer, als wenn dich jemand mit einer glühenden Zigarette berührt. Die vielen Unfälle ereignen sich bei anderen, nicht kulturellen Festen." Wie zum Beispiel in Deutschland an Sylvester oder in Spanien zu den Mitsommernachtsfeiern. Und trotzdem dürfen ab nächstem Jahr auch beim Correfoc nur noch Feuerwerkskörper mit dem Kennzeichen „CE" benutzt werden. Es schreibt verbindliche Regeln für den Gebrauch vor, die auf Böllern und Raketen deutlich vermerkt sind. Dazu gehören ein Sicherheitsabstand von acht bis 15 Metern zwischen dem, der das Feuerwerk zündet und dem Publikum. Sandra wird als funkensprühender Correfoc-Teufel dann nicht mehr mit dem Publikum tanzen können. Sie ist wütend: "Das ist so, als wenn sie den Deutschen verbieten würden, Würstchen zu essen!", sagt sie. Wahrscheinlich ist es sogar ein bisschen schlimmer.

Eine weitere Sicherheitsmaßnahme bedroht den Correfoc. Kinder unter 12 Jahren sollen nicht mehr daran teilnehmen dürfen. "Nordeuropäern mag es völlig verrückt erscheinen, dass wir fünfjährigen Kindern einen Dreizack mit Feuerwerkskörper in die Hand drücken und so durch die Straßen ziehen. Aber es ist Teil unserer Kultur und es passiert nichts, weil die Kinder alle von uns geschult werden", kommentiert Joana-Maria Mairata die Maßnahme.

Doch eine gründliche Schulung aller Teilnehmer soll den Feuerlauf retten. Weil das spanische Industrieministerium für die Umsetzung der neuen Sicherheitsmaßnahmen auf Mallorca zuständig ist, wurde hier ein Kompromiss ausgehandelt: Wenn geschulte Teufel das Feuerwerk zünden, müssen weder Sicherheitsabstand noch Mindestalter eingehalten werden. Jetzt wartet Mairata auf die Zustimmung aus Brüssel: "Wir denken, dass alles gut ausgehen wird und dass wir mit unserem Correfoc so weitermachen können wie bisher." Der Optimismus ist begründet, denn in der neuen EU-Richtlinie sind Ausnahmeregelungen für Personen mit Fachkenntnissen vorgesehen. Doch es bleibt abzuwarten, ob sich die Mallorquiner einer Schulung unterziehen wollen, bevor sie ins Teufelskostüm schlüpfen und Feuerwerk zünden.