Mallorca: Schlangenplage auf der Ferieninsel immer noch ein Problem

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Seit langem erobern Touristen nahezu ungebremst die sonnige Baleareninsel, nun breiten sich auch "eingewanderte" Schlangenarten vermehrt auf Mallorca und den Nachbarinseln aus – allen voran sorgen die Hufeisennatter und die Treppennatter für Unbehagen, sowohl bei Einheimischen als auch bei Urlaubern. Eine Lösung des Problems von offizieller Seite scheint nicht in Sicht. Da bleibt den Besuchern nur erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht.*

 

In den Mandel- und Olivenhainen auf Mallorca muss man mit Schlangenattacken rechnen; CC0 pixabay

Die recht imposante Hufeisennatter ist zwar nicht giftig, aber beißfreudig... Bild von Marc Pascual auf Pixabay CC0

In letzter Zeit tauchen wiederholt Problemtiere in der Berichterstattung über die Insel auf: zunächst Quallen, dann Haie und nun Schlangen. Generell sind in Mallorca fünf Schlangenarten beheimatet: Vipern- und Kapuzennatter sind hier schon lange bekannt, Hufeisen-, Eidechsen- und Treppennattern reisten im Laufe der vergangenen 15 Jahre beim Pflanzenimport, beispielsweise von Olivenbäumen aus Andalusien, als blinde Passagiere mit und haben sich immer mehr ausgebreitet. Nun reagieren auch die Behörden.

 Keine Giftschlangen, aber angriffslustig

Auch wenn alle diese Schlangenarten für Menschen nicht giftig sind, sorgen sie naturgemäß für großes Unbehagen und zeigen mitunter außerdem ein aggressives Verhalten: So beißt die bis zu knapp zwei Meter lange Hufeisennatter schnell zu, wenn sie gereizt wird oder sich bedroht fühlt – und diese Bisse können sehr tiefe Wunden verursachen. Eine solche sollte unbedingt medizinisch versorgt werden, um möglichen Entzündung vorzubeugen.

Unbeliebte Hufeisennatter

Es ist vor allem die Hufeisennatter, die seit einigen Monaten auf der Lieblingsinsel der Deutschen für negative Schlagzeilen verantwortlich ist. Vermehrt stoßen Einwohner auf diese Schlangenart – im Privatgarten oder auf Feldwegen. Im nordöstlichen Teil Mallorcas ist deshalb mittlerweile von einer Schlangenplage die Rede, insbesondere in der Gegend und Arta war dies aber schon seit Jahren der Fall. Dort fürchten sich die Anwohner vor den Schlangen – die ursprünglich auf der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika heimisch sind – mittlerweile so sehr, dass manche nicht mehr ihr Zweitdomizil am Land besuchen würden, berichtet Joan Lliteras, Sprecher der Volkspartei PP von Artà im Online-Portal des „Mallorca Magazins“.

In 2018 wurden auf Mallorca weit über 200 Schlangen gefangen und getötet, wie Dr. Samuel Piña Fernández, Professor am biologischen Institut der Balearen-Universität gegenüber dem „Mallorca Magazin“ erläutert.

Auf der Nachbarinsel Formentera waren es ca. 600. Die mallorquinische Behörde präsentiert online gar Bauanleitungen für Schlangen-Fallen.

Das balearische Umweltministerium ließ überdies ca. 200 Schlangenfallen aufstellen. Wer will, kann in Artà gegen Pfand selbst eine Falle ausleihen.

Bekämpfung der Schlangenplage

Das Team rund um Dr. Samuel Piña Fernández untersucht die eingefangenen und eingeschläferten Reptilien-Kadaver und versucht, Näheres über deren Lebensweise und Verhalten zu erforschen, um eine weitere Ausbreitung zu bekämpfen. Inzwischen haben die Tiere nämlich fast gesamt Mallorca erobert. Die Maßnahmen zur Eindämmung greifen aber leider zu spät, die Nattern hätten in den vergangen Jahren genügend Zeit gehabt, sich zu vermehren: Auf den Balearen treffen die Tiere – abgesehen von den Menschen – auf keinen natürlichen Feind. Professor Piña Fernández empfiehlt eindringlich, die Einfuhrbestimmungen sowohl an Airports als auch an Häfen zu ändern und somit Importware gründlicher – nach den blinden Passagieren – zu untersuchen.

Wie erkennt man die Hufeisennatter?

Diese Schlangenart wirkt aufgrund ihrer Länge von knapp zwei Metern imposant und sorgt bei ihrem Anblick auch deshalb, nicht nur bei mitteleuropäischen Urlaubern, für Angst und Panik – vor allem, wenn die Natter sich angriffslustig zeigt und ihre charakteristischen Zischlaute ausstößt. Erkennen lässt sie sich das Tier außerdem an seiner Zeichnung: Rautenförmige oder ovale Flecken verlaufen über seinen Rücken, über dem Kopf ziehen sich zwei schwarze Querbinden, eine zwischen den Augen sowie eine weitere – in Hufeisenform – dahinter.

Richtiges Verhalten bei der Begegnung mit einer Hufeisennatter

Nicht nur in einsamen Bergregionen fühlt sich diese Schlangenart wohl, sondern anscheinend auch nahe von menschlichen Siedlungen, in Mandel- und Olivenhainen, Weinbaugebieten und naturbelassenen Gärten – dort, wo sich ihre Nahrung, etwa Mäuse, finden lässt.

Wer auf eine solche Natter trifft, sollte

  • Ruhe bewahren,
  • schnelle Bewegungen vermeiden
  • und sich langsam zurückziehen.

Keinesfalls darf man die Tiere in die Enge treiben, auch sie zu reizen, sollte man unterlassen. Die Schlangen greifen nämlich nur dann an, wenn sie sich bedroht fühlen.

Ob diese besorgniserregende Schlangenplage bereits Auswirkungen auf den Tourismus auf Mallorca hat, lässt sich noch nicht sagen, Tatsache ist, dass diese Entwicklung gerade bei der Gruppe der Wanderer und Naturfreunde unter den Individualreisenden nachhaltiges Unbehagen auslöst. Bislang galt Mallorca als eine Insel, auf der man vor Schlangenattacken so gut wie sicher war.

Im Oktober 2019 konnte man im Mallorca Magazin folgende offizielle Erklärung zur Schlangenplage lesen: "Das Umweltministerium der Balearen hält denKampf gegen invasive Schlangenauf Mallorca für verloren. Man könne nichts tun und müsse hinnehmen, dass sich die Reptilien jetzt vor allem in der Zentralebene ausbreiten, sagte der behördliche Tierschutzexperte Ivan Ramos."

Das macht nicht nur viele besorgte Einheimische, sondern auch zahlreiche naturliebende Besucher sprachlos, die zwar Ökosteuer bezahlen dürfen, aber dafür oft keine entsprechende Gegenleistung vor Ort erhalten. 

Neueste Entwicklung

Die Schlangenplage ist auch in 2023 weiter Thema. Deshalb hat das Umweltministerium  Mallorcas und der Nachbarinseln beschlossen, die Einfuhr von Oliven- und Johannisbrotbäumen sowie Steineichen temporär einzuschränken. Damit soll verhindert werden, dass mehr invasive Schlangen den Archipel erreichen. Die Tiere verstecken sich häufig in den teilweise hohlen Stämmen. Mit speziellen Fallen wird darüber hinaus weiter versucht, den Bestand zu reduzieren. In 2022 wurden 177 invasive Schlangen allein auf Mallorca gefangen, darunter 139 Hufeisennattern! Ein Ende der Plage ist bislang nicht in Sicht.

Am besten sei es laut Umweltministerium, die Nattern zu eliminieren. Die Tötung von solchen invasiven Tieren ist durch das Königliche Dekret Nummer 630/2013 in Spanien ausdrücklich zugelassen

 

 Mehr Infos unter:

https://www.youtube.com/watch?v=t9A80qx5AII

https://mallorcamagazin.com/nachrichten/lokales/2017/08/12/56767/schlangen-erobern-mallorca.html

https://www.geo.de/natur/tierwelt/16986-rtkl-hufeisennatter-wie-gefaehrlich-sind-die-schlangen-auf-mallorca-wirklich 

https://www.mallorcamagazin.com/nachrichten/lokales/2019/10/28/74525/balearen-regierung-kapituliert-vor-invasiven-schlangen.html