Autofahrer fahren nach Raixa über einen westlichen Abzweig von der Ma 11, ungefähr auf Höhe von km 12. Nach etwa 600 Metern ist der Parkplatz erreicht.
Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, steigt an der Haltestelle Bunyola aus und biegt gegenüber der Einmündung der Straße nach Bunyola in einen Feldweg, den „Camino Viejo“, in südwestlicher Richtung ein. Nur wenige Meter von der Ma 11 entfernt hört man nur noch wenig von der Straße. Ab und zu gackern Hühner, kräht ein Hahn, bellt ein Hund, sonst ist es still.
Anfangs ist der Weg asphaltiert. Er führt vorbei an Gärten, durch Mandel-, Oliven- und Johannisbrothaine. Beiderseits des Weges ziehen sich Mauern mit Zäunen entlang. Manchmal sind die Bäume Bestandteil der Mauern geworden, indem die Stämme einfach mit eingemauert wurden.
Der Asphaltweg endet, ein Schotterweg führt weiter. Von rechts grüßen Esel, links passieren wir eine Pferdekoppel des Club Hipico Ja Gubia mit vielen Reitpferden, dann verengt sich der Weg. Nach der Überquerung des trockenen Bachbettes des Torrent de s’Alquar la Blanca verengt sich der Weg zu einem schmalen Pfad. Vorbei an Granatapfelsträuchern, die in Frühjahr rot blühen, geht es weiter. Von den Feldern klingt das Gebimmel der Schafsglöckchen herüber.
Wir gehen weiter geradeaus. Nur nicht beirren lassen, auch wenn es scheint, als laufe man erst einmal an Raixa vorbei.
Der Weg endet, wie die Zufahrt von der Straße her, an einem großen Parkplatz. Der Eingang zum Gelände befindet sich rechts am Ende des Parkplatzes.
Führungen auf Katalanisch, Spanisch, Deutsch und Englisch finden an den Öffnungstagen jeweils um 10 und um 12 Uhr statt und dauern 2 Stunden. Eine Anmeldung, mindestens eine Woche im Voraus, ist unbedingt erforderlich, Tel. 971 237 636 oder per Email an visitesraixa@conselldemallorca.net.
Sowohl der Besuch als auch die Führungen sind kostenlos.
Der erste Blick auf das mehrstöckige Gebäude geht zu der nach Süden ausgerichteten Fassade mit der großen, durch zehn Säulenbögen verzierten Loggia. Davor befinden sich die Unteren Gärten. Dominierend sind eine große Palme, eine gewaltige Araukarie und etliche rot blühende Bougainvillea-Sträucher inmitten sonstiger Mittelmeer-Vegetation.
2002 geriet Raixa in die Schlagzeilen, als sich die deutsche Modedesignerin Jil Sander für das Landgut interessierte. Doch der Inselrat (Consell de Mallorca) nahm sein Vorkaufsrecht wahr und kaufte das Landgut gemeinsam mit dem Umweltministerium (Ministerio de Medio Ambiente) für 8,4 Millionen Euro.
Immer wieder sind die Renovierungsarbeiten ins Stocken geraten. Zwei beteiligte Baufirmen sind in Konkurs geraten, und lange war überhaupt nicht klar, ob Raixa überhaupt wieder Besuchern zugänglich gemacht werden würde. Restaurierung und Sanierung des Anwesens haben zusätzlich zum Kaufpreis hohe Kosten verursacht.
Ursprünglich war geplant, dass in Raixa ein internationales Umweltzentrum entstehen werde. Auch sollten auf dem Anwesen Familienfeiern oder Hochzeiten abgehalten werden können. Beides ist nun vom Tisch. Allerdings soll es für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Theateraufführungen, für Konferenzen und Tagungen genutzt werden können.
Raixa diente in der Vergangenheit auch als Kulisse für zahlreiche Filmen, zum Beispiel „Das Böse unter der Sonne“ nach dem gleichnamigen Kriminalroman von Agatha Christie, „Bearn o la sala de muñequas“ nach dem Roman „Das Puppenkabinett des Señor Bearn“ von Lorenç Villalonga und „Presence of Mind“ (El Celo) des mallorquinischen Regisseurs Antoni Aloy.
Auch in Zukunft sollen das Anwesen und die Gärten wieder für Filmaufnahmen und Werbefilme zur Verfügung stehen.
Über einen langen, modernen Holzübergang erreicht man die Auffahrt zum Herrenhaus. Rechts steht noch das ehemalige Eingangstor. Der Hauptweg führt zwar nach links, doch es empfiehlt sich, zunächst einmal durch das Tor zu schreiten, um es von der anderen Seite zu betrachten. Ein großes, steinernes Wappen ziert den Torbogen.
Dann wenden wir uns wieder dem Weg zum Herrensitz zu und befinden uns in der ersten von drei Gartenanlagen. Vorbei an Oleanderbüschen und einem kleinen Teich mit quakenden Fröschen geht es links zur Belvedere-Terrasse, wo eine Büste des Kardinals Don Antonio Despuig y Dameto steht, der diesem Anwesen seinen italienischen Stempel aufgedrückt hat.
Ursprünglich war Raixa wahrscheinlich ein arabisches Landgut. 1660 kam es in den Besitz der Grafenfamilie Despuig. 1797 übernahm es Antonio Despuig (1745-1813), der 1803 in Rom von Papst Pius VII zum Kardinal ernannt wurde. Auf seiner Italienreise lernte er die italienische Kunst und Architektur kennen. Er ließ Raixa zu einer italienischen Renaissance-Villa umbauen und die Gärten gestalten.
Durch ein weiteres Wappengeschmücktes Tor gelangen wir in den großen Innenhof mit einem Brunnen. Von hier aus führen zahlreiche Türen in die verschiedenen Gebäudeteile, die Wohnbereiche der Besitzer, des Verwalters und der Arbeiter.
Wir betreten zunächst den Ostflügel auf der linken Seite, wo in einigen Räumen auf Informationstafeln über die Geschichte des Anwesens, der Gärten und der Familie Despuig informiert und auch die aktuelle Entwicklung bis heute thematisiert wird.
Das Haus ist fast zu sehr modernisiert worden. Es gibt barrierefreie, öffentliche Toiletten, und zwischen historischen Treppenaufgängen ist sogar ein Fahrstuhl eingebaut worden. Die Türen zur Loggia sind alle geöffnet. Von hier aus haben wir einen schönen Blick auf die unteren Gärten. Irgendwo da unten soll es einmal ein Heckenlabyrinth gegeben haben, doch davon ist nichts mehr zu erkennen.
Nach Süden breitet sich die Ebene aus, und der Blick geht bis zum weit entfernten Palma.
Wir überqueren den Innenhof und betreten die andere Seite des Gebäudes. Der Weg nach oben führt an der alten Kapelle vorbei in die Wohnräume der „Herrschaften“. Alle Räume sind renoviert und modernisiert, jedoch völlig leer und ohne jeglichen Schmuck, der auf frühere Bewohner schließen ließe.
Wieder im Erdgeschoss, gehen wir durch eine Tür in den rückwärtigen, nördlichen Teil des Gebäudes zu den oberen Gärten und stehen auf einmal vor einer monumentalen Treppe mit 63 Stufen.
Kardinal Despuig frönte einer ausgeprägten Sammelleidenschaft und trug während seines Lebens Skulpturen, Antiquitäten und Ausgrabungs-Fragmente in großer Zahl zusammen. Sie waren zum Teil entlang der langen Treppe aufgestellt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sah sich die mittlerweile bankrotte Familie Despuig gezwungen, die Sammlung zu verkaufen. Obwohl Kardinal Despuig in seinem Testament verfügt hatte, dass seine Sammlung der Öffentlichkeit erhalten bleiben solle, wurde sie in alle Welt zerstreut. Der erfahrene dänische Kunstmäzen und Sammler Carl Jacobsen erwarb die besten Stücke, weitere gingen nach Berlin und sogar bis nach Boston. 1922 erwarb der Stadtrat von Palma die Reste der Sammlung, die allerdings erst seit 1995 im Schloss Bellver ausgestellt sind.
Der Bereich um die ehemals zypressengesäumte Treppe präsentierte sich noch vor wenigen Jahren völlig kahl. Keine Spur von üppigem Bewuchs links und rechts auf den Stufen, und nicht eine Statue außer einer ganz oben in der Mitte. Auch hier haben die Gärtner inzwischen ganze Arbeit geleistet, die Terrassenbeete völlig neu gestaltet und die monumentale Treppe wieder neu in Szene gesetzt.
Das Hauptgebäude von Raixa ist von 2003 bis 2008 gründlich renoviert worden. Dann waren die Gärten dran, und dabei handelt es sich um insgesamt 47,5 Hektar. Sie sollten nach dem historischen Vorbild wieder hergerichtet werden, was auch bedeutete, dass „fremde“ Pflanzen entfernt werden.
Wir gehen nach links weiter, erklimmen einige Stufen und erreichen einen großen, rechteckigen Wasserteich von etwa 100 Metern Länge, der wie eine Terrasse angelegt ist. Große und kleine Fische, nicht größer als Kaulquappen, tummeln sich darin. Das Becken ist direkt an die Felsen gebaut: auf der einen Seite große Felsbrocken als Begrenzung, auf der anderen Seite der akkurat angelegte Beckenrand. Das Wasser hat eine hellblaue bis türkise Farbe.
Lange Zeit war dies mit 1.400 Quadratmetern Wasserfläche das größte Wasserreservoir der Insel.
Im 19. Jahrhundert führten zahlreiche romantisch überwachsene Wege zum Teich. Von hier kann man bei klarem Wetter bis nach Palma schauen.
Raixa wirkt im Vergleich zu anderen Landgütern wie Alfabia, La Granja oder Els Calderers vielleicht etwas enttäuschend. Zu lange ist gar nichts gemacht worden, alles war ziemlich heruntergekommen. Wo früher Springbrunnen und Wasserspiele zwischen üppigem Grün sprudelten, hat die unermüdliche, jahrelange Arbeit der Gärtner nun endlich Früchte getragen, und den noch vor kurzer Zeit recht trostlosen Gärten wieder zu neuem Ansehen verholfen.
Koordinaten: 39° 68’ 10.37’’ nördlicher Breite, 2° 67’ 30. 20’’ östlicher Länge
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 15 Uhr, vom 1. Juli bis 15. September 10 bis 14 Uhr. Führungen nur nach Voranmeldung, Tel. 971 23 76 36 oder per Email an visitesraixa@conselldemallorca.net. Eintritt kostenlos.
Anreise mit dem Auto:
Auf der Straße M-11 von Palma nach Soller (oder umgekehrt) etwa auf Höhe von km 12 links (aus Richtung Soller kommend rechts) auf das Hinweisschild nach Raixa achten. Abbiegen in die kleine Seitenstraße und weiterfahren bis zum Parkplatz.
Anreise mit der Bahn:
Bunyola liegt etwa auf halber Strecke zwischen Palma und Soller. Der Zug fährt in Palma von der Plaça d’Espanya bzw. der Straße Eusebio Estada ab, in Soller am Bahnhof, ebenfalls an der Plaça d’Espanya.
Fahrplan und Preise: https://trendesoller.com/deu/fahrplane
Anreise mit dem Bus:
Linie L 211 Palma – Port de Soller
Abfahrt in Palma, Plaça d’Espanya, Abfahrt in Port de Soller am Sportplatz in der C. del Poeta Costa i Llobera, Abfahrt in Soller in der Carrer Cetre. An der Haltestelle Bunyola aussteigen, von dort in die kleine Straße gegenüber der Haltestelle einbiegen, Raixa ist ausgeschildert.
Linie L 220 Palma – Bunyola
Abfahrt in Palma wie Linie 211, Abfahrt in Bunyola oben im Ort, in der Caller de la Costa de s’Estació.
Fahrpläne und Preise für Hin- und Rückfahrt:
Linie L 221 Bunyola – Orient
Abfahrt in Bunyola oben im Ort, in der Caller de la Costa de s’Estació.
Fahrpläne für alle Linien: https://www.tib.org/de/web/ctm/autobus/seccio/200
© E. Kölzer, Reisebuch.de