Öffentliches Gesundheitssystem
Für gesetzlich Versicherte besteht weder freie Arzt- noch Hebammenwahl. Auch das Krankenhaus, in dem entbunden werden soll, wird je nach Wohnort zugeteilt. In Frage kommen die Krankenhäuser Son Dureta, Son Llàtzer, Inca, Manacor und bald auch das Klinikum Son Espases, das im Oktober 2010 fertig werden soll. Wohin sich die schwangere Frau wenden kann, erfährt sie im örtlichen Gesundheitszentrum (Centre de Salud).
Hier finden in der Regel vier bis fünf Vorsorgeuntersuchungen durch die Hebamme statt. Auch Geburtsvorbereitungskurse mit Gymnastik und Atemübungen gehören zum Standardprogramm. Drei zusätzliche Ultraschalluntersuchungen führt ein Arzt im Krankenhaus durch. Des weiteren erfolgen ein Test auf Schwangerschaftsdiabetes und andere Routine-Untersuchungen.
Während der Geburt im Krankenhaus leisten gut geschulte Hebammen Hilfestellung. In allen öffentlichen Kliniken werden die Gebärenden dabei unterstützt, das Kind so natürlich wie möglich zur Welt zu bringen. Verbreitete Hilfsmittel sind Gummi- und Massagebälle sowie bequeme Geburtsbetten. In den Krankenhäusern Inca und Son Llàtzer sind selbst Wassergeburten möglich. Darüberhinaus ist die Periduralanästhesie (PDA) auch auf den Geburtsstationen Mallorcas ein verbreitetes Hilfsmittel.
Ärzte greifen nur ein, wenn es zu Komplikationen kommt und beispielsweise ein Kaiserschnitt durchgeführt werden muss.
Meist bleiben Mutter und Kind zwei bis drei Tage auf der Wochenbettstation, nach einem Kaiserschnitt bis zu fünf Tagen. Das Kind wird hier täglich gebadet und danach üblicherweise mit Colonia (Kölnisch Wasser) eingerieben, was zu einer größeren Aufnahme von Alkohol über die Haut führen kann. Wer darauf verzichten möchte, sollte ausdrücklich darum bitten.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beschränkt sich die Nachsorge auf einen einzigen Termin bei der Hebamme. Falls Sie (noch) nicht bei der Insalud (spanische gesetzliche Krankenkasse) versichert sind, sondern Mitglied einer gesetzlichen Kasse in Deutschland, haben Sie Anspruch auf die gleichen Leistungen wie ein Versicherungsnehmer der Insalud. Dass auf Mallorca entbunden wird, sollte aber auf jeden Fall mit der deutschen Kasse abgesprochen sein. (siehe Kapitel „In Deutschland gesetzlich versicherte Residenten“)
Deutschsprachige Frauenärzte
Wer auf eine deutschsprachige Betreuung Wert legt und während Schwangerschaft und Geburt von ein und demselben Arzt betreut werden möchte, muss sich privat versichern. Allerdings sind Sie bei der Entbindung dann auch auf eine Privatklinik (zum Beispiel Clínica Rotger, Clínica Planas oder Femenías) angewiesen, was nicht die bessere Lösung sein muss. Denn anders als die Hebammen in den öffentlichen Krankenhäusern, sind die privaten Gynäkologen unter Umständen schneller dazu bereit, die Geburt einzuleiten oder das Kind per Kaiserschnitt zur Welt zu bringen. Auch ist es in manchen Privatkliniken üblich, Mutter und Kind nach der Geburt erst einmal zu trennen. Die Mutter soll sich so besser erholen können. Das Kind allerdings wird schreien gelassen. Weitere Routinemassnahmen auf der Wochenbettstation sind auch bei den Privaten das Einreiben mit Colonia und -bei Mädchen – das Ohrlöcherstechen.
Welche Kosten die jeweilige private Krankenkasse übernimmt, sollte vorher genau abgeklärt werden, denn beispielsweise Geburtsvorbereitungskurse werden nicht immer abgedeckt.
Hebammen und Geburtshelfer
Während die gesetzlichen Kassen in Deutschland bis zu drei Wochen nach der Geburt tägliche Hausbesuche einer Hebamme finanzieren, wird auf Mallorca davon ausgegangen, dass die älteren Frauen der Familie den jungen Müttern zur Seite stehen. Müssen Mutter und Kind auf diese Hilfe verzichten, finden Sie bei der Beratungsstelle ABAM (Associació Balear d’Alletament Matern) Unterstützung. (http://www.abamlactancia.org)
Wer eine Nachsorge zu Hause wünscht, muss diese selbst finanzieren, bzw. über die deutsche Krankenkasse abrechnen lassen (Absprache empfohlen). Auch eine Hausgeburt muss mit ungefähr 2000 € selbst getragen werden. Zuständige Hebammen und Geburtshelfer finden Sie bei der Organisation „Grup Neixer“ (Tel: 971796292) oder Sie wenden sich an die deutsche Hebamme Yessica Hölscher (Tel: 667513306).
Hilfen für Familien
Auf Mallorca finden Familien eine ganz andere Gesetzeslage vor als in Deutschland. Von einem Jahr Elterngeld und drei Jahren Elternzeit kann man auf der Insel bislang nur träumen.
Baby-Scheck
Noch bis zum 1. Januar 2011 erhalten die Eltern jedes Neugeborenen eine einmalige Zahlung von 2.500 €. Das Geld gibt es auch für deutsche Eltern, allerdings nur, wenn sie seit mindestens zwei Jahren in Spanien gemeldet sind.
Der Baby-Scheck wurde erst im Sommer 2007 in Spanien eingeführt. Er galt als spektakuläre Maßnahme von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero und sollte die Geburtenrate steigern. Im Zuge der Sparmaßnahmen, die die Regierung im Mai 2010 beschloss, wurde diese Hilfe wieder gestrichen.
Kindergeld
Berufstätige Mütter erhalten monatlich 100 Euro, bis ihr Kind drei Jahre alt ist. Zusätzlich werden Familien mit mehr als zwei Kindern für Schulbücher und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bezuschusst. Bis 2009 gab es für berufstätige Mütter außerdem jährliche Zahlungen von 300 Euro für die Guarderia (Krippe). Diese Unterstützung fiel mit den oben erwähnten Einsparungen bei den Sozialausgaben weg.
Des Weiteren gibt es noch Einmalzahlungen für Bedürftige. Familien mit behinderten Kindern erhalten rund 25 € monatlich bis zum 18. Lebensjahr des Kindes, aber nur, wenn das Jahreseinkommen der Familie weniger als rund 10000 € beträgt.
Mutter- und Vaterschutz
In der Regel arbeiten schwangere Frauen auf Mallorca bis kurz vor der Entbindung, um danach 16 Wochen Mutterschutz in Anspruch zu nehmen. Es ist ebenfalls möglich, schon ein paar Wochen vor der Entbindung zu pausieren, insgesamt darf die Mutter aber nur in Ausnahmefällen länger als 16 Wochen zu Hause sein. Wer ein ganzes Jahr oder mehr dem Nachwuchs widmen will, hat keinen Anspruch mehr auf seinen Arbeitsplatz.
Zu den Vätern: Sie haben nur Anrecht auf ein paar wenige freie Tage. Seit März 2008 gibt es 15 Tage Vaterschutz-Urlaub.
Betreuung in der Kinderkrippe
Für Kinder bis zu drei Jahren lassen sich vergleichsweise leicht Plätze in einer Escoleta (Kinderkrippe) finden, besonders in den kleineren Städten. Aber auch in den Ballungszentren Palma und Manacor gibt es keine endlosen Wartelisten wie in Deutschland. Trotzdem empfiehlt es sich bei der Suche nach einem geeigneten Platz, ein paar Monate Vorlauf einzuplanen, denn Kinderkrippen die dem meist hohen Anspruch deutscher Eltern gerecht werden, sind auch bei den Mallorquinern mehr und mehr beliebt.
Es beginnt bei der Eingewöhnung: Ganz anders als in Deutschland ist es auf Mallorca üblich, die Kinder schon am ersten Tag an der Pforte abzugeben. Nur nach Absprache ermöglichen einige wenige Kindergärtnerinnen den Kleinen eine sanfteren Einstieg, indem die Eltern erst einmal ein paar Tage mit dabei sein dürfen.
Da Kinderkrippen weder staatlich noch von der Kirche bezuschusst werden, ist die Ausstattung meist viel bescheidener. Deshalb finden zumindest für Kinder ab zwei Jahren ein paar Aktivitäten außerhalb der Krippe statt. Sehr verbreitet ist beispielsweise die psychomotorische Förderung (psycomotricidad) in der Turnhalle. In der Regel werden die Kinder hier zwei Mal pro Woche zu Bewegungs- und Wahrnehmungsspielen angeleitet.
Die Kosten für die Unterbringung entsprechen in etwa denen in Deutschland. Ein halber Tag kostet monatlich um die 130 €, die ganztägige Unterbringung rund 180 €. Das Essen und die Besuche der Turnhalle müssen extra bezahlt werden.