Wandern auf Mallorca
Umso erstaunter und begeisterter waren unsere Gäste immer, wenn sie das »andere« Mallorca der grünen Täler und kargen Höhenzüge, der Bergdörfer und Burgruinen kennenlernten. Die Qualitäten dieser vom Massentourismus abgekehrten Seite der größten Baleareninsel haben sich herumgesprochen. Und so sind die Angebote für Wanderferien auf Mallorca wie auch für Tagestrips zahlreicher geworden und werden stark gebucht.
Viele Urlauber wollen aber gar nicht organisiert wandern, sondern lieber auf eigene Faust zu Zeiten und Zielen, die sie selber bestimmen. An sie wendet sich dieser Wanderbeileger.
Wir haben aus einer Vielzahl von möglichen Routen einige herausgesucht, die reizvoll und »unproblematisch « zugleich sind, d.h., weder in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad der Strecke noch auf die Orientierung sehr bzw. zu hohe Anforderungen stellen. Sie lassen sich ausnahmslos ohne einen ortskundigen Wanderführer durchführen.
Aber bevor es losgeht, möchten wir dem Leser noch ein paar wichtige Hinweise und Regeln mit auf den Weg geben:
Wer Wanderungen ins Hinterland Mallorcas plant, muß wissen, daß sich der Großteil des Landes – auch so abgelegene und unwirtliche Regionen wie die Gipfelbereiche der höchsten Berge (Teix, Massanella, L’Ofre etc.) – in Privatbesitz befindet.
Man mag dies bedauern, aber es ist ein nicht zu änderndes Faktum, das im übrigen einen ganz interessanten historischen Hintergrund hat: mit der Rückeroberung der Insel durch die Christen (in den Jahren 1229/30) wurden die Ländereien Mallorcas gemäß Rang, Stand und Bewährung auf dem Schlachtfeld den überlebenden Siegern zugeschlagen.
In Anbetracht der begrenzten Landmasse bezog man bei der Verteilung auch unfruchtbare, damals eher »wertlose« Areale in den Bergen mit ein. Die damit geschaffenen privaten Eigentumsverhältnisse haben sich bis heute mehr oder weniger erhalten.
Lange Zeit fehlten auch verlässliche Wanderkarten und Wegmarkierungen, was mit der Weigerung von Grundeigentümern zu tun hatte, bei deren Anfertigung »mitzuspielen«. Einige von ihnen dulden die Überquerung ihrer Gemarkungen nicht. Manch schöner Weg bleibt (zumindest individuellen) Wanderern deshalb verschlossen.
Gelegentlich werden auch Gebühren erhoben (Massanella). Beim Wechsel von Eigentumsverhältnissen oder auch durch Sinneswandel der Grundbesitzer kommt es aber immer mal wieder zu Veränderungen – sowohl mit für Wanderer positivem, als auch mit negativem Ergebnis, also der Sperrung bislang offener Wege.
Mancher Wanderführer von Mallorca, der nicht laufend überarbeitet wird, beschreibt deshalb die eine oder andere aktuell nicht mehr erlaubte Route. Dort läuft man als nichtsahnender Tourist in Gefahr, aufgebrachten Grundbesitzern und ihren Hunden gegenüberzustehen. Wir raten dem Leser, vorsichtig zu sein beim Nachvollziehen von »Abenteuerrouten« und sich zunächst zu vergewissern, ob der angepeilte Weg, wie beschrieben, begangen werden darf.
Unter dem Eindruck steigender Zahlen gibt es einen wachsenden Widerstand einiger betroffener Grundbesitzer gegen den Wandertourismus als solchen und speziell auf nicht-autorisierten Pfaden.
Die beschriebenen 8 Routen beziehen sich auf öffentliche Wege oder laufen über Grundstücke, deren Eigentümer gegen Wanderer nichts haben, sofern sie gewisse Regeln einhalten. Damit das Überquerungsprivileg auch in Zukunft bestehen bleibt, bitten wir die Leser, folgende Punkte zu beherzigen:
• Tore, durch die der Weg führt, immer so hinterlassen, wie man sie vorfindet: verschlossen oder geöffnet, ggf. mit einem Stein zur Sicherung (zum Durchgang für freilaufende Tiere).
• Obst am Wege nicht pflücken, es sei denn, mit ausdrücklicher Erlaubnis des zufällig angetroffenen Grundbesitzers.
• Abfälle nicht achtlos wegwerfen oder irgendwo eingraben, sondern aufbewahren und mit zurücknehmen.
• Die Natur belassen wie sie ist, auch die hübscheste Blume. Viele Pflanzen stehen unter Naturschutz.
• Schilder wie Prohibido el Paso oder Camino Particular (Durchgang verboten – Privatweg) unbedingt respektieren.
Mit diesen paar Regeln im Sinn kann nicht mehr viel passieren, was die Wanderfreude trübt, wenn auch die Vorbereitung stimmt: Die Karrenwege und Wanderpfade Mallorcas sind streckenweise sehr steinig und geröllhaltig. Mit leichten Wanderschuhen, so vorhanden, läuft es sich auf ihnen am besten. Ausreichenden Halt geben aber auch feste Sportschuhe mit Profilsohle. Auf keinen Fall sollte man Sandalen oder anderes zu leichtes Schuhwerk wählen.
Wer sich an heißen Sonnentagen auf den Weg macht, muß bedenken, daß die meisten Pfade zumindest abschnittsweise an Berghängen entlang oder über freies Gelände ohne schattenspendenden Waldbestand führen. Eine Kopfbedeckung als Sonnenschutz ist ab April bis Oktober unverzichtbar, Sonnenöl mit einem hohen Lichtschutzfaktor empfehlenswert. Genügend Trinkwasser oder Fruchtsäfte gehören ebenfalls ins Wandergepäck, auch wenn einige Quellen vorhanden sind. Oft versiegen sie im Sommer.
In Frühjahr, Herbst und Winter sollte man unbedingt einen Regenschutz dabeihaben; am besten geeignet sind Regencapes oder lange Windjacken aus wasserdichtem Goretex, Sympatex o.ä. Zur Not tut es auch ein Schirm. Selbst an strahlenden Sonnentagen kann das Wetter in den Bergen umschlagen. Eine warme Jacke oder ein Pullover zur Windjacke ist immer sinnvoll, da in 800 m bis 1000 m Höhe oft ein kühler Wind bläst, selbst wenn es weiter unten warm und windstill ist. Das gilt ganz besonders im Winter: der Höhenwind kann eisig sein, und überraschende Schneefälle kommen vor.
Planen Sie eine Wanderung im übrigen so, dass sie nicht in Hetze oder einen Kraftakt ausartet, sondern Ihnen Entspannung und Erholung und damit Freude bringt.