Mallorquiner, Ausländer und Touristen, Seite 2
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Mallorca Tourismus aktuell
Jüngste Entwicklung in Zahlen bis Anfang 2015
Über Jahrzehnte ging es mit Mallorca wirtschaftlich steil bergauf. Lebte die Insel noch vor 50 Jahren überwiegend von Agrarwirtschaft und Fischfang mehr schlecht als recht, machte seither der Tourismus die Balearen insgesamt zur reichsten Region Spaniens. Sie kam auch vergleichsweise ungeschoren durch die Eurokrise. Zwar reduzierte sich die Zahl der Urlauber speziell aus dem eigenen Land dramatisch (von rund 3 Mio. vor 2008 auf ganze 700.000 in 2010 und nach leichter Erholung nur 1,1 Mio in 2014, aber schon 2011 zog die in der Krise ebenfalls – zunächst deutlich – gesunkene Zahl touristischer Besucher aus dem Ausland wieder erheblich an. Besonders der Tourismus aus Großbritannien und Deutschland legte 2011 gegenüber 2010 um 50% bzw. 70% zu und erreichte damit wieder die Spitzenwerte vor der Krise. Mallorca konnte dadurch das Wegbleiben der Besucher vom spanischen Festland quantitativ und – dank höherer Ausgaben der Ausländer pro Kopf – erst recht ökonomisch überkompensieren.
Die Touristenzahlen – sowohl aus Spanien wie aus dem Ausland – stabilisierten sich in den Folgejahren 2012-2014 weiter. Die Prognosen für 2015 sind optimistisch mit der Folge, dass es an Mallorcas Stränden im Sommer wieder voll werden dürfte, zumindest, was die besonders populären Brennpunkte des Tourismus betrifft.
Die gute Nachricht auch für Hochsaisonbesucher ist, dass in der Krise die seit langem gut ausgebaute gastronomische Infrastruktur nicht ersichtlich zurückgefahren wurde. Im Gegenteil, viele Unternehmen haben die Schwächephase genutzt, um das qualitative Angebot zu verbessern. Zudem dürfte es auf Promenaden und Caféterrassen selbst zu Spitzenzeiten nur selten eng werden. Und das Preisniveau blieb bislang weitgehend stabil.
Saisonale Schwankungen
Aus mallorquinischer Sicht ist trotzdem die Welt noch lange nicht wieder in Ordnung. Hatte man sich vor der großen Krise schon über Dekaden abgemüht, das Jahr saisonal zu entzerren und die Vorzüge der langen Wintersaison (Mitte November bis Ende April) in allen wichtigen Herkunftsländern der Gäste durchaus mit einigem Erfolg propagiert, sprang trotz des Aufschwungs im Rest des Jahres der Wintertourismus nach der Krise nicht wieder an.
Wintersaison 2014/2015
Dafür ist nicht nur das im Konkurrenzvergleich (Kanaren, Karibik) ungünstigere Wetter verantwortlich, sondern auch der Zusammenhang zwischen Touristenzahlen, Flugangebot und Infrastruktur. Die Fluggesellschaften verringerten in der Krise die Zahl der Mallorca-Verbindungen und die Gastronomie wie auch andere Dienstleister verkürzten die Saison auf die lukrativeren Monate. Damit wurde eine Spirale nach unten in Gang gesetzt, die bis heute nicht gestoppt werden konnte. Die Wintersaison 2014/15 war daher so schlecht wie seit Jahren nicht. Wenn – außer in Palma – die Bürgersteige ab Mitte November überall mehr oder minder hochgeklappt werden, spricht sich das herum und Gäste bleiben fern. In Konsequenz verweisen Airlines und Betreiber von Servicebetrieben auf die geringere Nachfrage und vermindern ihr Angebot weiter. Was wiederum die Entscheidung potenzieller Urlauber für ein paar Winter-/Frühjahrstage auf Mallorca torpediert. Golfspieler, Biker und Wanderurlauber allein genügen oft nicht für eine wirtschaftliche Auslastung. Da schließen viele Hotels und Lokale lieber.
Mallorca von November bis April
Zeitlich flexiblen Mallorca-Interessenten, die nicht Bade- und Strandurlaub im Sinn haben und die Ruhe der langen Wintersaison eher positiv bewerten, bieten sich indessen ab November bis Ostern und teilweise noch danach Möglichkeiten für besonders preiswerte Tage und Wochen auf Mallorca bei meist durchaus angenehmen Wetterbedingungen), vom Frühling zur Zeit der Mandelblüte nicht zu reden
Die Angst vorm Ausverkauf
Der massenhafte Erwerb von Immobilien durch Ausländer, speziell durch Deutsche, führte in den letzten Jahrzehnten bei den Einheimischen zu wachsender Besorgnis über den »Ausverkauf« der Insel und angeblich drohenden Verlust mallorquinischer Identität. Die Parole vom »Mallorca der Deutschen« machte die Runde, basierend auf der gleichnamigen und leider recht plumpen »Sozial-Utopie« des katalanischen Journalisten Carlos Garrido.
Die Diskussion über eine germanische »Machtergreifung« setzte seltsamerweise ein, nachdem viele Deutsche auf vernachlässigten Grundstücken baufällige Fincas oder verrottete Stadthäuser (gut zu sehen z.B. in Alcudia und Artá) gekauft und diese dann liebevoll und aufwändig renoviert hatten, meist im traditionellen Stil, ganz im Sinne der Erhaltung mallorquinischer Kultur.
Vergessen wird von den Kritikern dieser Entwicklung, dass zu einem Verkauf immer zwei gehören. Nur zu gerne verkauften viele Mallorquiner Land und verfallene, scheinbar »wertlose« Strukturen an Ausländer, wenn die ein Mehrfaches des Preises zahlten, den ihnen ein Landsmann geboten hätte.
Zugeben muss man aber, dass Arroganz und großspuriges Auftreten mancher Ausländer zur gelegentlich spürbaren Antipathie, speziell gegen Deutsche, einiges beigetragen haben.
Integration oder oder Ausgrenzung der Ausländer?
Die Mallorquiner und vor allem ihre wechselnden Regierungen werfen den Fremden vor, dass die meisten sich separieren und abschotten, anstatt sich zu integrieren. Nur weniger als ein Drittel der deutschen Residenten seien an Kultur und Sprache Mallorcas interessiert, heißt es. Ihnen ginge es vorrangig um ein angenehmes Leben unter besseren klimatischen Bedingungen als zu Hause.
Das Thema »Integration« taucht auch ohne dramatische Ereignisse immer wieder in der Presse auf. Doch wenn auf Diskussionsforen lokaler Zeitungen (auch im Internet) nur Mallorquinisch gesprochen wird und die eingeladenen deutschen Teilnehmer aus diesem Grund überwiegend gar nicht mitreden können, ist das für die Integration selbst gutwilliger Ausländer nicht eben förderlich. Das gilt auch für kulturelle Veranstaltungen, die ein hervorragendes Forum für Integration sein könnten, wenn nicht die Dominanz des Mallorquinischen oft von vornherein ausländische Besucher und auch die meisten Festlandspaniere ausschlösse.
Wie empfindlich die Einheimischen in diesem Punkt sind, zeigt das energische Vorgehen gegen Geschäfte und Restaurants vor allem deutscher Betreiber, die ihre Waren und Dienste mangels anderer Gäste nur auf Deutsch anbieten. Denn das verstößt nach neuerer »Sprachregelung« gegen das Gesetz.