Region südlich von Alaior
Spektakuläre Talaiots
In dieser Region befinden sich die drei spektakulärsten talayotischen Grabungsstätten Menorcas. Trotz mancher Ähnlichkeiten zeigen sie allerhand Unterschiede in der Anlage und vielen Details. Überall gibt es Anderes und spezifisch Eigenes zu entdecken.
Anfahrt
Wer auf der Me-12 über Sant Climent in die Region südlich von Alaior fährt, passiert 4 km westlich des Ortes den Abzweig der Straße nach Alaior. Nur 600 m nördlich liegt an ihr das erst 2015 der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Gelände von So na Caçana und nochmals 3 km weiter die besonders eindrucksvolle Ciutat Torralba d’en Salort.
Die dritte und bekannteste talayotische Siedlung von allen ist Torre d’en Galmes. Man erreicht sie nur über die Straße Richtung Son Bou, die an der Me-1 bei Alaior ihren Ausgang nimmt.
Region südlich von Alaior und Es Mercadal
Von der Hauptausfahrt der Me-1 fürs zentrale Alaior (Carrer de Melians) geht es zugleich nach Süden in Richtung Cala en Porter. Die gleichnamige Carretera stößt nach ca. 6 km auf die Me-12 (Í oben). Von dort sind es noch 3 km bis Cala en Porter.
An dieser Route liegen die beiden erstgenannten archäologischen Stätten unverfehlbar am Wege, zunächst etwa 2,5 km südlich der Me-1 das Areal von
Torralba d’en Salort
Diese ausgedehnte Siedlung entstand ab 1.400 v. Chr., erlebte seine Blütezeit bis zur römischen Besatzung und wurde bis ins Mittelalter hinein bewohnt. Sie ist teilweise sehr gut erhalten. Das gilt insbesondere für zwei Talaiots und eine beachtliche Säulenkammer, deren Dach aus großen Flachfelsen gebildet wurde. Um den Zentralbereich samt seiner berühmten Taula mit fast fünf Metern Höhe gruppieren sich neben prähistorischen Ruinen und höhlenartigen Grabkammern auch teil erhaltene Steinhäuser und Schutzmauern, die erst im Mittelalter errichtet wurden.
Das Gelände ist Juni-September täglich 10-20 Uhr zugänglich, Rest des Jahres 10-13 Uhr und 15-18 Uhr, So geschlossen; Eintritt €4.
So na Caçana
Weitere 3 km südlich passiert man mit So na Caçana eine Ansammlung talayotischer Strukturen, die bislang noch nicht vollständig freigelegt werden konnten. Nach der Interpretation von Archäologen dienten die hier errichteten Bauten keinen Wohnzwecken, sondern waren eine Art religiöses Zentrum für die Siedlungen der Umgebung. Ihre Ursprünge liegen ebenso wie die des Nachbarn in der mittleren Bronzezeit (1.500-1.300 v. Chr.). Neben typischen Talaiots finden sich Grundmauern, Säulen und Wände von mittlerweile dachlosen Strukturen, die dem Schutz mehrerer Taulas dienten. Sie sind indessen weitgehend erodiert. Auch hier gibt es als Grabkammern genutzte Höhlen. Funde zeigen, dass So na Caçana bis ins 4. Jahrhundert der vermuteten Funktion diente. Das Gelände ist Mitte März-Mitte November täglich 10-20 Uhr zugänglich, Rest des Jahres 10-18 Uhr; Eintritt €2.
Von Alaior nach Cala en Porter am westlichen Ende der Me-12 sind es ca. 10 km, von Maó dorthin 13 km.
Cala en Porter
Der Ort wurde ab den 1960er-Jahren als einer der ersten auf Menorca eigens für den Tourismus in die dort bis dato unbebaute Landschaft gesetzt. Die gleichnamige etwa 600 m trichterförmig in die Küs tenlinie einschneidende Bucht ist beidseitig von steilen Felsen eingefasst und läuft in einen ca. 120 m breiten Strand aus.
Sieht man von der zum Strand hinunter führenden Straße, den Strandparkplätzen und einer begrenzten Hangbebauung ab, liegt das Gros des Ortes mit dem wesentlichen Teil der Infrastruktur – also Hotellerie, Gastronomie und Shopping – hoch über dem Meer und zieht sich auf der Ostseite der Bucht ca. 500 m in die Hügellandschaft hinein. Neuerdings expandiert Cala en Porter auch entlang der Me-12. Die rechte westliche Seite der Bucht und ihre hinter dem Strand als naturgeschütztes Feuchtgebiet ausgewiesene Fortsetzung blieben unbebaut. Der Weg aus dem Ort hinunter zum Strand ist zu Fuß – per Straße oder über Treppen – relativ weit und bei Hitze beschwerlich. Im Sommer sorgt daher eine »Gummibahn« für den Gästetransport zwischen Ort und Strand.
Gegebenheiten vor Ort
Für Besucher von Cala en Porter liegt es nahe, zunächst einmal der Straße Richtung Strand zu folgen. Autofahrer finden dort aber nicht immer Platz. Wer oben parkt oder kein Fahrzeug besitzt, kann an diversen Halte stellen in die erwähnte »Gummibahn« steigen, die von Juni bis September ganztägig zwischen Hotels, Ortszentrum und Strand pendelt. Von der Straße Passeig Maritim führt ab dem Aussichtspunkt/Mirador über die Bucht gegenüber dem Hotel Playa Azul ein Treppenzug hinunter zum Strand.
Gastronomie
Eine für den allgemeinen Verkehr gesperrte Straße mit Promenadenfunktion führt ab dem Parkplatz weiter am Strand entlang bis ans Wasser. An ihr warten ein paar – wegen ihrer Straßenlage – nicht übermäßig einladende Lokale auf Gäste. Viel besser sitzt man z.B. auf der wunderbaren Aussichtsterrasse des Restaurants
• La Vela, oben am Passeig Marítim 5 (ca. 100 m nördlich des erwähnten Mirador). Für Menorquinisches inkl. Meeresfrüchte ist auch dessen Küche nicht schlecht.
Noch besser, was die Aussicht betrifft, nämlich hoch oben über 30 m steil abfallendem Fels mit Blick auf Strand, Bucht und Meer gleichzeitig, ist das Restaurant des
• Club Menorca, Carrer de Sa Mina (ab Ende des Passeig Maritim). Die Meinungen der Gäste über dessen kulinarische Qualitäten etc. variieren ziemlich, aber ein Cappuccino, Bier oder Cocktail tun es ja auch, speziell ab spätem Nachmittag bis Sonnenuntergang.
Cova d’en Xoroi
Eine besondere Attraktion in Cala en Porter ist die Cova d’en Xoroi. In der ausgebauten Höhle im Fels der Steilküste am südlichen Ortsende (Carrer de sa Cova, die von der Avinguda Central abzweigt, einer »Geradeaus-Verlängerung« der Me-12) hat man Barbetrieb und Discothek untergebracht und zusätzlich Außenterrassen angelegt. Die Disco ist nicht nur eine der lohnenswertesten Adressen Menorcas für Nachtschwärmer, sondern auch tagsüber ein prima Ziel für Ausflügler, speziell zum Sonnenuntergang. Aber bereits tagsüber kostet der Besuch Eintritt!
Zu Fuß zu den Cales Coves
Wer den Abstecher zu den – von Cala En Porter ca. fünf Straßen kilometer entfernten – Cales Coves erwägt, könnte alternativ auch zu Fuß gehen und sich dabei ein ganzes Stück staubiger Schotterstraße sparen. Von einer kleinen Parkbucht am Ende der Carrer Alt (Avinguda Central, von ihr auf die Travessia de l’Avinguda nach links und am Straßenende wieder nach links) geht’s auf einem – hinter einem Holztor beginnenden – Pfad dorthin. Nach ein paar Kehren verbreitert der sich und führt geradewegs zur westlichen Platja de Cales Coves (ca. 1.200 m). Nur die letzten rund 150 m haben wieder Trampelpfadcharakter.
Die Legende vom Piraten Xoroi
Der Name der Cova d’en Xoroi geht auf eine Legende zurück: Nach Rückeroberung der Insel durch die Christen soll der arabische Pirat Xoroi in der Höhle Zuflucht gesucht, nach einiger Zeit der Einsamkeit ein menorquinisches Bauernmädchen dorthin entführt und Jahre in der Höhle mit ihr gelebt und drei Kinder gehabt haben. Sich und seine Familie hatte er über all die Jahre angeblich durch Diebstähle versorgt und damit die Gegend in Atem gehalten.
Als es eines Winters mehrere Tage lang geschneit hatte, gelang es den Einwohnern von Alaior dank der Fußspuren im Schnee endlich, das Versteck von Xoroi zu finden. In die Enge getrieben, entschied Xoroi sich für den Freitod durch einen Sprung über die Klippen. Die Nachfahren seiner drei Kinder sollen noch heute auf Menorca leben.
Abstecher zu den Cales Coves
Höhlenbuchten
Nur einen guten Kilometer Luftlinie östlich der Cala en Porter öffnet sich eine 250 m lange und 50-70 m breite Bucht, die am Ende y-artig zwei 100 m bzw. 150 m lange Arme mit kleinen steinigen Stränden bildet. An allen Seiten ragt der Fels steil auf. Die Bezeichnung der Bucht resultiert aus den zahlreichen Höhlen, den Coves, und Nischen, die dort für Wohnzwecke und Bestattungen in den Fels gehauen wurden.
Anfahrt
Zu erreichen sind die Cales Coves – wie vorstehend beschrieben – zu Fuß ab Cala en Porter oder auf dem Cami de Cales Coves, der am Kreisverkehr beim Landgasthof C’an Bernat von der Me-12 abzweigt (ca. 500 m östlich der Carretera nach/von Alaior). Nach ca. 200 m Asphalt geht die Straße in eine zum Ende hin schlechter werdende Schotterpiste (ca. 2 km) zum Ostarm der Cales Coves über.
Die Arme der Cales Coves
Die Straße führt bis unmittelbar hinter den hier unattraktiven Strand. Wegen des erdigen Untergrunds ist das Wasser weniger klar als man es sonst auf Menorca gewohnt ist. Verblüffend ist die Echo-Akustik zwischen den Wänden dieses Teils der Cales Coves. An ruhigen Tagen kann man sich selbst davon überzeugen.
Rechterhand führt ein mit roten Pfeilen gekennzeichneter Pfad zum Westarm mit der Platja de Cales Coves, die sich hinter der die Bucht teilenden hohen Felsnase verbirgt. Dort leuchtet das Meerwasser smaragdgrün und lädt zum Baden ein – am besten mit Sprung von den Felsen. Denn der Strand ist bis weit ins flache Wasser hinein steinig. Die Besatzungen der im Sommer oft zahlreich dort ankernden Boote haben es da besser.
Neben den vielen Höhlen sind in den Felswänden häufig auch mutige Kletterer zu bestaunen, die sich im Free Climbing üben.
Alternativkultur
In jüngerer Vergangenheit erfreuten sich die Cales Coves bei Hippies und anderen Aussteigern lange großer Beliebtheit. Trotz der zwischen zeit lich erfolgten offiziellen Verbote der Höhlennutzung blieben die Buchten populärer Treffpunkt junger Leute.
Cala und Bereich Son Bou
Lage und AnfahrtDer Begriff Son Bou bezeichnet zunächst den mit 4 km längsten ununterbrochenen Strand Menorcas. Die Platja de Son Bou liegt 7 km westlich von Cala en Porter und ist über die weitgehend parallel verlaufenden Carreteras de Son Bou und de Llucalari zu erreichen. Beide zweigen von der Me-1 bei Alaior bzw. 2 km westlich von Alaior ab. Wie im Fall Cala en Porter wurden die dahin - ter liegenden Siedlungen Sant Jaume Mediterrané, Torre Solí Nou und das für die gesamte Agglomeration namensgebende Son Bou (ganz im Osten) ausschließlich für den Tourismus geschaffen.
Es Prat und 4 km Strand
Eine Besonderheit ist, dass das Gros der Bebauung auf Sant Jaume entfällt, einen kompakt-rechteckigen Ort von 1,3 x 0,4 km Kantenlänge, der sich einen bewaldeten Hang hinaufzieht. Er ist vom Strand durch das naturgeschützte, mehrere hundert Meter breite Es Prat de Son Bou getrennt, ein Rückzugs- und Brutgebiet für Wasser- und Zugvögel, und kann nicht durchquert werden. Alle in Sant Jaume und im noch etwas nördlicheren Torre Solí Nou untergekommenen Feriengäste müssen Es Prat daher über das letzte Stück der Carretera de Son Bou südlich umgehen, wenn sie zum Strand wollen. Dabei hilft auch dort die in der Saison zwischen zentralen Ortspunkten, Hotels und Strandzugang pendelnde »Gummibahn«. Die Strandabschnitte hinter Straßenende und Großparkplatz füllen sich dann schnell, während die Besucher sich vor allem weiter westlich bald verlaufen.
Ortsteil Son Bou
Der Ortsteil Son Bou ist ein südöstliches »Anhängsel« von Sant Jaume mit dem Vorzug der Strandnähe ohne trennendes Feuchtgebiet. Er besteht im Wesentlichen aus zwei touristischen Großkomplexen für Familienurlaub (Son Bou Family Club und Sol Mila nos Pinguinos) sowie Shopping- und Restaurantcenter.
Wenn auch die beiden Hoteltürme des Pinguinos das Küstenpanorama ziemlich stören, sieht davon nichts, wer am gepflegten Strand Richtung Meer und Sonne blickt. Dabei helfen die
• Beach Bar des Pinguinos-Komplexes und – 200 m weiter – die
• Ses Garces Old Sunset Beach Bar.
Beide übertreffen bezüglich Ambiente und Qualität der Cocktails, Tapas und anderer Snacks das Niveau vieler Strandbars anderswo.
Torre d’en Galmes
Ca. 2,5 km südlich von der Me-1 kreuzt die Carretera de Son Bou den Camí de Llucalari. Nach links (Süden) geht es zum Gelände Torre d’en Galmes (1,5 km).
Die Ursprünge dieser größten vortalayotischen Siedlung auf Menorca liegen wie auch im Fall der vorstehend beschriebenen Strukturen im Wesentlichen in der mittleren Bronzezeit, wobei einige Funde sich sogar bis auf 2.000 v. Chr. zurück - datieren ließen. Die weitläufige Anlage auf ca. 60.000 m2 Fläche hat die Ausmaße einer kleinen Stadt und war offenbar in der Hochzeit der Talayotkultur – in den Jahren 1.000 v. Chr. bis zur Ankunft der Römer 123 v. Chr. – eine Art Menorca beherrschende Kapitale mit bis zu 1.000 Bewohnern. Dafür sprechen auch die Lage auf einer Anhöhe, von der man die Küste und eine Reihe der Nachbarsiedlungen im Blick hatte, und das Vorhandensein einer Schutzmauer.
Neben einigen Talaiots, den typischen »Türmen« der Epoche (Í Seite 193), finden sich dort außer »Wohnhäusern« auch Bauten mit offenbar gemeinschaftlicher Funktion. Darunter – wie im Fall So na Caçana (Í Seite 129) – ebenfalls Taulas umgebende und schützende Konstruktionen, innerhalb derer religöse Zeremonien stattfanden. Die Taulas wie auch die felsige Architektur der Relikte als solche sind hier besonders eindrucksvoll.
Ein kleines Besucherzentrum mit vielen Detailinformationen, kleinem Museum und Film (eher für Kinder) ist Ostern bis Ende Okt. Mi-Sa 9-20 Uhr geöffnet, Di+So 10-14 Uhr; Eintritt € 3. Mo und Di+Sa nachmittags ist das Zentrum geschlossen, aber das Gelände trotzdem zugänglich und dann eintrittsfrei.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum talayotischen Gelände steht die Finca La Torre d’en Gaumés (spanischsprachige Schreibweise), ein Paradebeispiel für die vom englischen Stil geprägten Herrenhäuser Menorcas.
Tauchschule
In Son Bou gibt es mit Son Bou Scuba eine Tauchschule für Anfänger und Fortgeschrittene mit entsprechenden Ausflügen. Büro beim Centro Comercial Sant Jaume, Passeig des Prat etwa 800 m vom Strand entfernt; www.sonbouscuba.com.
Basilica
Gleich hinter dem Ende des Strandes schützt eine steinerne Einfriedung das kleine Areal mit den Grundmauern der frühchristlichen Basílica de Son Bou. Wer nicht über den Strand dorthin kommt, geht bzw. fährt bis ans Südende der Anlage des Royal Son Bou Family Club. Ein Schild weist dort den Weg (ca. 120 m) zu den spärlichen Überresten einer Kirche aus der Zeit um das Jahr 500 herum. Nur das alte Taufbecken ist noch in Gänze erhalten.
Wandertipps
Schön und leicht zu realisieren ist die Strandwanderung nach Sant Tomàs (ca. 3,5 km). Man folgt ab Son Bou einfach dem Strand oder einem Pfad gleich dahinter (Teil des Camí de Cavalls). Den letzten Kilometer geht’s über einen Wegabschnitt mehr oder weniger ufernah über die dort felsige Küste bis zur östlichen Platja de Sant Tomàs. Ideal für kleine Gruppen oder Familien, wenn sich einer als Fahrer »opfert« und seine Leute in Son Bou entlässt und am Ostende des Strandes in Sant Tomàs (Treffpunkt wäre z.B. das Restaurant Es Pins) wieder aufnimmt.
Sportliche Naturen könnten die Wanderung ab Sant Tomàs auch noch über die Platja Binigaus fortsetzen bis zur Cova des Coloms.
Wer im Bereich Son Bou ein individuelleres Restaurant als in Sant Jaume oder in der Lokalballung von Son Bou sucht und nicht auf Beach Bars eingestellt ist, findet Authentisches etwas außerhalb von Torre Solí Nou:
Grillrestaurant
• Das Es Forn in einem alten Landhaus ist bekannt für Gegrilltes. Die Terrasse ist attraktiver als die Räumlichkeiten drinnen. Anfahrt über die Carretera de Llucalari, dann 500 m auf der Carrer de l’Ossa Major; esforntsn.com.