Aung San Suu Kyi – Porträt einer mutigen, aber umstrittenen Frau

Daw Aung San Suu Kyi wurde am 19. Juni 1945 als Tochter von Daw Khin Kyi und General Aung San in Rangun geboren. Sie war erst zwei Jahre alt, als ihr Vater, faktisch schon Premierminister eines unabhängigen Burma, kurz vor den ersten freien Wahlen von einem politischen Gegner ermordet wurde.

Ihre Biografie und politische Rolle in Myanmar (aktualisiert bis 2025)

Kindheit, Studium und Exiljahre

aung san suu kyi
Daw Aung San Suu Kyi 2017; Foto: Europäische Kommission über wikimedia

Aung San Suu Kyi wurde 1945 als Tochter des burmesischen Unabhängigkeitsführers Aung San geboren. 1960 zog sie mit ihrer Mutter, die als Botschafterin nach Indien entsandt wurde, nach Neu-Delhi und begann dort ihr Studium. Es folgte ein Studium der Philosophie, Politik und Wirtschaft am St Hugh’s College in Oxford, wo sie ihren späteren Ehemann, den Tibetologen Michael Aris, kennenlernte.

Nach kurzer Tätigkeit bei den Vereinten Nationen in New York lebte sie mit ihrer Familie in Bhutan, Japan und Großbritannien. Das akademisch geprägte Familienleben mit zwei Söhnen fand ein abruptes Ende, als Suu Kyi 1988 wegen der Erkrankung ihrer Mutter nach Burma zurückkehrte – in eine Zeit massiver politischer Umbrüche.

Aufstieg zur Oppositionsführerin

1988, im Jahr der „8888-Revolte“, schlug das Militär einen von Studierenden, Intellektuellen und Mönchen getragenen Aufstand brutal nieder. Aung San Suu Kyi gründete als Antwort die „National League for Democracy“ (NLD). Sie wurde rasch zur Symbolfigur des gewaltlosen Widerstands. 1989 stellte das Regime sie unter Hausarrest, doch ihre Popularität wuchs weiter. Bei den Wahlen 1990 gewann die NLD fast 80 % der Sitze – das Ergebnis wurde vom Militär jedoch annulliert.

Trotz weltweiter Anerkennung – darunter der Friedensnobelpreis 1991 – blieb Suu Kyi über Jahre in Haft oder unter Hausarrest. Ihre Familie sah sie kaum wieder, ihren Ehemann Michael Aris nicht mehr vor dessen Tod 1999.

Hausarrest, internationale Unterstützung und langsame Öffnung

Zwischen 1989 und 2010 verbrachte Suu Kyi insgesamt etwa 15 Jahre unter Hausarrest. Wiederholt wurde sie freigelassen und erneut inhaftiert – besonders nach gezielten Provokationen oder Angriffen auf ihre Person, wie 2003 bei der Depayin-Attacke. Internationale Vermittlungsversuche – u. a. durch die UNO – führten nur zu temporären Verbesserungen. Das Regime entwarf eine neue Verfassung, die Suu Kyi aufgrund ihrer ausländischen Familienangehörigen faktisch von der Präsidentschaft ausschloss.

Der politische Wandel ab 2010

Am 13. November 2010 wurde sie freigelassen, 2012 zog sie ins Parlament ein. Ihre Partei gewann 2015 erneut – diesmal mit voller Anerkennung. Da ihr das Präsidentenamt verwehrt blieb, übernahm sie das neu geschaffene Amt der „Staatsberaterin“, de facto vergleichbar mit dem eines Regierungschefs. 2016–2021 führte sie Myanmar als zentrale politische Figur, auch als Außenministerin.

Kritik an ihrem Regierungshandeln

Während ihrer Amtszeit verlor sie international stark an Ansehen. Besonders ihre Reaktion – oder das Ausbleiben einer klaren Verurteilung – auf die brutale Vertreibung der muslimischen Minderheit der Rohingya ab 2016 sorgte für Enttäuschung. In Den Haag verteidigte sie die Armee öffentlich gegen Völkermordvorwürfe, was international Entsetzen auslöste, in Myanmar jedoch ihre Popularität eher stärkte.

Trotz anhaltender Militärdominanz im Parlament zeigte sich in den Wahlen 2020 eine weitere massive Zustimmung für die NLD, die erneut einen überwältigenden Wahlsieg errang.

Militärputsch 2021 und erneute Inhaftierung

Am 1. Februar 2021 putschte das Militär erneut – unter dem Vorwand angeblichen Wahlbetrugs. Aung San Suu Kyi wurde sofort festgenommen, ebenso wie Präsident Win Myint und zahlreiche Mitglieder der NLD. Das Militär rief den Ausnahmezustand aus und übernahm unter General Min Aung Hlaing wieder die volle Macht.

In der Folge wurde Suu Kyi in mehreren Prozessen – international als politisch motiviert kritisiert – zu insgesamt über 30 Jahren Haft verurteilt, darunter wegen Korruption, Wahlbetrug, und Verletzung von Staatsgeheimnissen. Ihre Prozesse fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, die Urteile gelten als Willkürjustiz.

Situation seit 2023: Haft und internationale Isolation

Im Sommer 2023 wurde bekannt, dass sie in ein Hausarrest-ähnliches Arrangement verlegt wurde, angeblich aus Gesundheitsgründen. Informationen über ihren genauen Aufenthaltsort oder Zustand sind seitdem rar. Das Militärregime ließ 2024 verlauten, man habe einzelne Strafen herabgesetzt – eine tatsächliche Freilassung erfolgte jedoch nicht.

Internationale Appelle, darunter von UN, ASEAN und westlichen Staaten, blieben weitgehend wirkungslos. Chinas Einfluss auf die Junta wuchs, Russland lieferte Waffen, während die Volksaufstände in mehreren Provinzen 2024/2025 erneut aufflammten. Aung San Suu Kyi bleibt weiterhin Symbolfigur des Widerstands – wenngleich ihre tatsächliche politische Rolle stark eingeschränkt ist.

Bewertung

Aung San Suu Kyi gilt als tragische Symbolfigur des 20. Jahrhunderts: eine Frau, die jahrzehntelang für Demokratie und Gewaltfreiheit kämpfte, dabei persönliche Opfer brachte, aber zuletzt auch schwere politische Fehler machte. Ihr Schweigen zu Menschenrechtsverletzungen hat ihr internationales Ansehen dauerhaft beschädigt – doch in Myanmar bleibt sie eine verehrte, fast sakrale Figur.