Die Chinesen

Im Lauf der Geschichte hat es verschiedene Einwanderungsbewegungen aus allen möglichen Regionen Chinas gegeben. Die Vorfahren der meisten Chinesen, die heute im Tiefland und im Zentrum Burmas leben, sind in den letzten zweihundert Jahren über südostasiatische Nachbarländer oder auf dem Seeweg nach Myanmar gekommen. Eine andere Gruppe, die im Shan Staat ansässig ist, kam über einen Zeitraum von vielen hundert Jahren in mehreren Schüben hauptsächlich aus der Provinz Yunnan.
Noch andere Chinesen – etwa die aus dem Kokang-Gebiet im Shan Staat – wurden Burma in der Kolonialzeit einverleibt, als die Briten willkürliche Landesgrenzen festlegten. Lange waren die Chinesen in Myanmar eher unauffällig geblieben (viele Angehörige der älteren Generation erinnern sich mit Schrecken an die anti-chinesischen Ausschreitungen von 1967 in Yangon). Heute löst ihre zunehmende ökonomische und finanzielle Vormachtstellung im Norden und Nordosten des Landes bei vielen Shan und Burmanen eine nicht ungefährliche Verbitterung aus. Insbesondere, weil alle wissen, dass eine Minderheit der chinesischen Bevölkerung von Myanmar illegale Geschäfte, vor allem Schmuggel mit Edelsteinen und Drogenhandel betreibt.

Im Shan Staat gibt es verschiedene mehr oder weniger einflußreiche Chinesen-Gruppen mit einer je eigenen Geschichte: Die Shan Tayok, die sich durch Einheirat mit den Shan vermischt haben und in kleinen Gemeinschaften über den ganzen Shan Staat verstreut leben; die Kokang Chinesen, deren Siedlungsgebiete zwischen Lashio und der Grenze mit China liegen; und die Haw Chinesen, die in den Dörfern und Städten des Goldenen Dreiecks zu Hause sind. Mit den Kokang Chinesen werde ich mich im Zusammenhang mit dem Goldenen Dreieck und dem Thema Opium noch näher befassen, denn aus ihren Kreisen stammen vermutlich einige der größten Opiumhändler von Myanmar. Ihre Volksbrüder, die Haw Chinesen, die als Maultiertreiber aus Yunnan gekommen sind, haben sich in den unzugänglichen Gebirgsregionen des Goldenen Dreiecks als Opiumsammler und Drogenhändler etabliert. Die Haw, auch unter den Namen Hui oder Pathay bekannt, stammen ursprünglich ausPersien und Zentralasien. Sie waren muslimische Chinesen, die sich durch Heiratsverbindungen mit den Han vermischten und hauptsächlich im westlichen Teil Chinas und entlang der burmesischen Grenze lebten. Die Geschichte dieses Stammes ist besonders faszinierend.

 

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