Nutzpflanzen und Ernährung in Myanmar, Seite 2

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Auf meiner Fahrt durch den nördlichen Shan Staat – in Städte wie Taung-paing oder Moe-meik – habe ich große Flächen mit Teepflanzungen gesehen. Die Shan und mehrere andere ethnische Gruppen, so etwa die Palaung, ein Mon-Khmer- Stamm mit Sprachverwandtschaft zu den Mon und den Wa, der wegen seiner sachkundigen Teekultur hohes Ansehen genießt, produzieren hier hauptsächlich unfermentierten grünen Tee. Grüner Tee wird das ganze Jahr hindurch geerntet und entsprechend der Erntezeit klassifiziert, wobei die Blätter des berühmten shwephi-oint-namt in der Trockenzeit (November bis Januar) gepflückt werden. Mit heißem Wasser übergossen, nehmen verschiedene Sorten des grünen Tees unterschiedlichste Farben an, von hellgelb bis dunkelbraun, dem höchsten Grad.

Die meisten grünen Tees schmecken westlichen Zungen etwas bitter, aber ihre gesundheitsförderlichen Wirkungen dürften inzwischen wohl unumstritten sein. Der verbreitete Glaube, grüner Tee sei weniger anregend als schwarzer, ist falsch. Die getrockneten Blätter von grünem Tee enthalten beides, Koffein und Theophyllin. Doch maßvoll konsumiert, ist grüner Tee nicht nur für Burmesen, sondern auch für Touristen aus dem Ausland ein perfektes Getränk, besonders im heißen Klima von Myanmar.

Der fermentierte schwarze Assam-Tee, auch als acho-chyauk bekannt, wird vornehmlich in der Regenzeit produziert. Mit kochendem Wasser aufgebrüht, färbt er sich rötlich. Wenn man – wie in Myanmar üblich – Kondensmilch und viel Zucker hinzufügt, ergibt sich eine übersüße, leicht bittere Brühe. Teeblätter verwendet man auch – gepreßt und eingelegt – für die Herstellung des beliebten lephet. Gemischt mit anderen Zutaten wie getrockneten Shrimps, gerösteten Erbsen, Knoblauch, Erdnüssen und Gewürzen entsteht daraus eine Art Salat, lephet thok genannt, der am Ende der Mahlzeit gereicht wird. Wegen des schleimigen Aussehens konnte ich mich aber nicht mit diesem gesunden „Magenschließer” anfreunden.

Obwohl es auf der Welt viel mehr Teetrinker als Kaffeetrinker gibt, hat der sehr viel teurere Kaffee einen höheren Handelswert. Myanmar produziert sowohl Kaffee als auch Tee, aber beide werden hauptsächlich im Inland konsumiert und fallen als Exportgüter wenig ins Gewicht – Tee nicht, weil der größte Teil der Ernte grüner Tee ist, für den im Westen eine geringe Nachfrage besteht, und Kaffee nicht, weil die gesamte Jahresproduktion nur etwa tausend Tonnen ausmacht.

Wie der Tee, wird auch der Kaffee im Shan Staat angebaut, besonders in der Umgebung von Pyin Oo Lwin (ehemals Maymyo) in den nördlichen Vorbergen des Shan-Plateaus, wo während der heißen Jahreszeit ein angenehm kühles Klima herrscht. Die Burmesen lieben ihren Kaffee, den man gewöhnlich als süße Mischung aus Pulverkaffee, Trockenmilch und Zucker in winzigen Tassen serviert bekommt. Nur mit Zitronensaft versetzt, wird das Resultat – ein etwas bitteres und säuerliches Gebräu – „schwarzer Kaffee” genannt. Der mit den Landessitten noch nicht vertraute Fremde ist gut beraten, wenn er sich im Zweifelsfall an den grünen Shan-Tee hält.

Mag sein, daß die Briten versucht haben, als drittes berühmtes Genußmittel auch den Kakao nach Burma zu bringen, aber das muß ein Fehlschlag gewesen sein. Heute jedenfalls wird der Kakaobaum dort nicht angebaut.

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