Der Militärputsch in Myanmar – Überblick und aktuelle Entwicklungen (Stand: Juni 2025)
Der Putsch vom 1. Februar 2021
Am 1. Februar 2021 übernahm das myanmarische Militär unter General Min Aung Hlaing erneut die Macht. An dem Tag, an dem das neu gewählte Parlament seine Arbeit aufnehmen sollte, erklärte das Militär den Ausnahmezustand, löste das Parlament auf und setzte den vormaligen Vizepräsidenten Myint Swe als kommissarisches Staatsoberhaupt ein. Staatsrätin Aung San Suu Kyi und weitere führende Mitglieder der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) wurden festgenommen.
Gründe für den Putsch
Das Militär begründete den Putsch mit angeblichem Wahlbetrug bei den Parlamentswahlen im November 2020, bei denen die NLD einen überwältigenden Sieg errungen hatte. Beweise für diese Behauptungen wurden jedoch nicht vorgelegt. Internationale Beobachter hatten die Wahlen größtenteils als frei und fair bewertet.
Reaktionen und Widerstand
Der Putsch löste landesweite Proteste aus, die zunächst friedlich verliefen. Das Militär reagierte mit Gewalt, was zu einer Eskalation führte. Aus dem zivilen Widerstand heraus bildeten sich bewaffnete Gruppen, darunter die People’s Defence Force (PDF), die gemeinsam mit ethnischen bewaffneten Organisationen gegen die Junta kämpfen.
Aktuelle Lage (Stand: Juni 2025)
Territoriale Kontrolle
Laut einer Untersuchung der BBC kontrolliert die Militärregierung derzeit nur etwa 21 % des Landes, während oppositionelle Kräfte und ethnische Armeen etwa 42 % kontrollieren. Die verbleibenden Gebiete sind umkämpft oder unter unklarer Kontrolle.
Humanitäre Situation
Die humanitäre Lage ist katastrophal. Mehr als 3,5 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben, und etwa 19,9 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, und grundlegende Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Bildung sind weitgehend zum Erliegen gekommen.
Menschenrechtsverletzungen
Die Vereinten Nationen berichten von systematischen Menschenrechtsverletzungen durch das Militär, darunter willkürliche Verhaftungen, Folter und gezielte Angriffe auf Zivilisten. Seit dem Putsch wurden über 6.000 Menschen getötet und mehr als 20.000 willkürlich festgenommen.
Politische Entwicklungen
Geplante Wahlen
Die Militärregierung plant, im Dezember 2025 oder Januar 2026 Wahlen abzuhalten. Internationale Beobachter und Menschenrechtsorganisationen kritisieren diese Pläne scharf und bezeichnen sie als Farce, da viele Oppositionsparteien verboten wurden und führende Politiker, darunter Aung San Suu Kyi, inhaftiert sind.
Internationale Reaktionen
Die internationale Gemeinschaft hat den Putsch und die anschließenden Menschenrechtsverletzungen verurteilt. Die USA, die EU, das Vereinigte Königreich und andere Länder haben Sanktionen gegen die Junta verhängt. China hingegen hat die Junta unterstützt, um seine wirtschaftlichen Interessen in der Region zu schützen.
Ausblick
Die Lage in Myanmar bleibt äußerst instabil. Der anhaltende Konflikt, die humanitäre Krise und die geplanten Wahlen unter fragwürdigen Bedingungen lassen wenig Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Demokratie. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Gewalt zu beenden und den Weg zu einer demokratischen Ordnung zu ebnen.