"Das ist doch nicht Vater" von Nu Nu Yi (Innwa)
„Weißt du das denn wirklich nicht? Das ist Vater!“
„Was?“
Ich bekomme einen Schreck. „Vater“, sagt sie. Wirklich?
„Das ist doch nicht wahr. Das kommt dir nur so vor.“
„Nein, wirklich! Komm, komm mit! Ich zeig’s dir, komm!“
Meine Schwester zerrt mich energisch dahin. Neben dem Imbiss, wo wir immer essen, unter dem Blechdach, genau wie gestern Abend. Da liegt ein älterer Mann. Wir drängeln uns zwischen den Leuten hindurch.
„Sieh doch, sieh! Sieh genau hin! Klar ist das Vater.“
Ich sehe ihn mir genau an. Lange Haare. Ein älterer Mann mit eingefallenen Wangen, dickem Bauch, großen Knien und ganz dünnen Waden. Ach wo, das ist doch nicht Vater. Solche älteren Leute habe ich schon öfter hier…, hier liegen gesehen.
„Vater, Vater, warum antwortest du nicht? Vater! Er wird doch nicht sterben… Los, Pazun, versuch du ihn zu rufen, Vater…“
„Was? Ich will das nicht. Das ist doch Quatsch. Das ist doch nicht Vater.“
Meine Schwester weint, und ich laufe weg. Das war nicht Vater. Das kann nicht sein. Na ja, … ich hab keine Ahnung. Gerade legt die Fähre an. Das Auto von meinem Stammkunden ist auch dabei. Damitist das Abendessen gesichert. Diese Nacht, als ich auf dem Fährdeck liege und in die Sterne gucke, kommt der Mann, der die Fähre bewacht, an Bord. Mit seinem schlürfenden Gang und der hellen Taschenlampe leuchtend. „He du, Pazun. Schläfst du schon?“„Noch nicht.“ Er setzt sich zu mir und zieht an seiner Zigarette, dass sie rot aufleuchtet. „Der Mann, der gestern Nacht unter dem Blechdach vom Imbissgelegen hat, ist gestorben.“ „Gestorben?“„Ja.“Na und? Und wenn schon… Von der rabenschwarzen Oberfläche des Flusses hört man die Geräusche der Wellen. Als ich noch ganz klein war, haben mein Vater und ich hier am Flussufer gebadet. Mein Vater hat mich im Arm gehalten. Plötzlich kommen mir die Tränen. Oh… Was ist denn jetzt los? Was soll das denn? Warum sollte ich weinen? Er war doch nicht Vater. War doch nicht mein Vater…
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