"Das ist doch nicht Vater" von Nu Nu Yi (Innwa)

Diese unverschämten Kerle! Benehmen sich, als ob das ihr Fähranleger wäre. Als ob sie hier sämtliche Autos kontrollierten. Die wollen alle Wagen, die vom anderen Ufer herüberkommen, alleine saubermachen. Und die Wagen, die von Yangon kommen, wollen sie auch noch machen. Kann man sich so was vorstellen! Saw San Htu, Naing Oo und Hlaing Gyi: diesen drei Kerlen würde ich am liebsten eins verpassen. Wie im Film möchte ich die an den Haaren ins Wasser tauchen. Und dann würde ich sie fragen, ob sie noch mal einem anderen, der zuerst da war, den Wagen wegschnappen werden. Ob sie sich noch mal bei einem Boot vordrängeln werden, bei dem ein anderer vor ihnen war. Das würde mir ziemlichen Spaß machen. Würde ich wirklich gerne machen. Und ich habe das nur noch nicht gemacht, weil die drei älter sind als ich, und natürlich auch stärker. Aber nicht, dass ich Angst vor denen hätte. Ich trau mich durchaus, es mit den dreien aufzunehmen. Ich hab mich schon mal mit denen, allein gegen drei, im Staub vorm Fähranleger geprügelt. Hab natürlich ganz schön was abbekommen. Die haben mich ziemlich durch den Staub gerollt. Ich hatte Glück, dass die Fahrer dazwischen gegangen sind. Auch wenn ich die drei nicht ausstehen kann, seit dem Tag wage ich es nicht mehr, Streit mit denen anzufangen. Und die andern trauen sich auch nicht, mit denen zu streiten. Genau wie ich.
„Okay. Macht nur. Ihr könnt gleich alle Autos waschen. Wir werden schon noch sehen. Er knüllte den nassen Lappen in der Hand zusammen und warf ihn hin, um einen heimlichen Blick auf die drei werfen zu können. Jeder mit einem eigenen Eimer und einem Lappen, waschen sie die drei Hilux ab. Sie beeilen sich, wischen sehr schnell. Natürlich, weil sie die ersten sein wollen, wenn die nächsten Autos ankommen. Die Wagen, die sie waschen, werden nie richtig sauber. Deren Gewische ist nicht mal fünf Kyat wert. Aber die Fahrer haben keine Ahnung, wofür sie da bezahlen. Die sehen ja nicht zu. Die schließen den Wagen ab und gehen weg. Wie sollen sie das dann mitbekommen.
Die große Fähre braucht diesmal lange am anderen Ufer. Bei der Fuhre müsste eigentlich der Wagen von einem Stammkunden von mir dabei sein. Seinen Wagen darf nur ich waschen. Da kommt kein anderer ran. Ich wasche sein Auto und kauf Betel und Zigaretten für ihn. Dafür gibt er mir immer einen Zehner. Und er gibt mir etwas Betel ab. Prima, wenn er diesmal mit dabei ist. Der Zehner, den er mir gibt, plus die fünf, die ich für ein Mal Autowaschen schon bekommen habe, damit hab ich genug für mein Frühstück zusammen. Das Essen in Nang Seins „Zwegabin“-Imbiss, ihre Schweinefleischcurrys, Fischcurrys und ihr Rindfleisch, sind richtig gut. Eine Portion mit einem Curry nach Wahl kostet fünfzehn Kyat. Essen, soviel man will, kostet zwanzig Kyat. Wenn mein Kunde wirklich kommt und ich jetzt noch einen Wagen abbekomme, dann werd’ ich mich satt essen können.

Siehste, da kommt schon ein Wagen aus Yangon an. Da muss ich schnell sein. Die anderen drei sind ja mit ihren Wagen noch nicht fertig. Und alle übrigen sind Weicheier, echte Weicheier. Als das gelbe Auto einparkt, wird ganz schön Staub aufgewirbelt. Ich bin der erste an der Fahrertür.
„Ein Mal abwischen oder mit Wasser waschen, Onkel?“ Während ich das frage, kommt ein anderer Kerl an und will sich an die Fahrertür drängeln, so dass ich ihm eins mit dem Ellenbogen versetzen muss. Und trotzdem ruft er noch: „Soll ich den Wagen saubermachen, Onkel? Ich mach ihn ihnen blitzeblank.“
„He, was willst du?! Das habe ich schon gesagt, das ist mein Job.“
„Na und! Hat er dir denn schon was zugesagt?“
„Und wenn schon… Ich war zuerst da.“ Ich stoße ihn etwas zu kräftig, und der Kerl fällt in den Staub.
„He, ihr! Was ist denn hier los?! Aus dem Weg mit euch! Ich kann die Tür nicht aufmachen."

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