Zwar sagte jemand, dass der Padauk morgen blüht, doch es ist schwer zu glauben. Das wird wohl jemand sein, der Blumen zum Blühen bringt. Aber die Blumen, die aufblühen werden, sind nicht der, der sie blühen lässt. Es sind eben doch nur Blumen, die blühen. Der glaubhafteste Beleg ihres Aufblühens ist das Blühen selbst.
Ich liebe Padaukblüten. Oh, morgen sollen sie blühen. Wie aufsteigenden Zigarettenrauch sehe ich in der Ferne umgekehrt einen Wasserfall. Braungrüne schleimige Moosschichten nur umhüllen die glatten, runden Steine. Schwach ist das Rascheln des Batiklongyis mit gelbem Rankenmuster im Wind zu hören. Sie hatte es schon mal gesagt. Die Liebe muss unerwartet über einen kommen. Wenn zusammen mit Blitz und Donner vom hohen Himmel unverhofft ein Sturm ins Dasein fegt, wird das ganze Leben bewegt, wandelt sich, wird ruhelos, sehnsuchtsvoll, und es ist, als ob man wie ein wirbelndes Blatt in einen tiefen Abgrund stürzt.
Über den Sturm namens Liebe sagte mal jemand: Da läuft nichts nach Programm. Die Liebe ist planlos. Der Anfang ist Liebe. Die Mitte ist Liebe. Das Ende ist Liebe. Als ich mich in ein Mädchen mit heller Haut, schmalen Augen, doppeltem Eckzähnchen verliebt hatte, war am Anfang Liebe, in der Mitte Liebe, am Ende Liebe. Wenn dem so ist, verschwindet alle Reihenfolge, Anfang, Mitte, Ende sind gar nicht mehr da. Das Blatt, das die Reihenfolge verkündet, habe ich zerrissen und weggeworfen.
Draußen ist es trübe. Vom Regenwasser aufgeweicht liegen die Papierschnipsel nutzlos herum. Der Milchtee in der Schale wird mit der Zeit fad. Ich glaube nicht, dass morgen früh die Padaukblüten aufgehen.
Auf der Sandbank am Rande des Strandes von Maungmakan steht ein kleiner überdachter Getränkekiosk. Ihre Füße sind sehr schön. Sie mag Sandaletten mit schmalen Riemchen. Zumindest die Spur ihres bloßen Fußes, die im Sand zurückbleibt, ist sehr schön. Als ich sage, dass die Welle, die ans Ufer rollt, irgendwann, irgendwo auf ihrem Rücken wie ein Floß die flügellahme Möwe tragen wird, versteht sie es nicht.
Tatsächlich versteht die Kleine mit den schmalen Augen und dem doppelten Eckzähnchen, in die ich mich so verliebt habe, überhaupt nichts. Sie versteht weder, dass man das Glas Limonade mit ein, zwei Blättchen Basilikum trinken soll, noch versteht sie, dass die Hoffnung auf Freiheit mehr wert ist als die so schwer zu erlangende Existenz als Mensch. Sie versteht weder, dass es in der Kunst keine andere Aufgabe gibt, als die Größe des Menschen zu zeigen, noch, dass es nötig ist, das Trinkwassergefäß regelmäßig zu reinigen und mit frischem Wasser zu füllen sowie den Fußboden regelmäßig zu säubern, damit er glänzt.
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