"Die Zeitmaschine" von Thet Htun (Hsay Theippan)

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Die Rollen, die ich auf der Bühne des Lebens gespielt habe, waren die eines Arztes, eines Soldaten, eines Staatsbediensteten, eines Schriftstellers. Na, ist da nicht eine Vielfalt an Charakterzügen enthalten? Also, es gibt auch schnapstrunkene Kapitel.
Mit dem Schwarzgebrannten, den ich als junger Mann in Monywa mitten in der Nacht an Wachposten und streunenden Hunden vorbei besorgt hatte, um ihn mit dem Schriftsteller Maung Ye Khain zu Ngapi Htaung und Hsipyu-Beeren zu trinken, ist nicht mal der Chivas Regal Whisky zu vergleichen, den ich zuletzt in der Filmpreisverleihungsnacht eines befreundeten Schauspielers getrunken habe. Wie ich diesen Geschmack vermisse…
Sehnsucht oder Vergnügen, Reichtum oder Mittellosigkeit, Fortschritt oder Abstieg, Villa oder Hütte, SE-Fahren oder in Gummilatschen herumlaufen – keine Frage, was besser ist. Aber warum nur haben die Menschen immer Sehnsucht nach der Vergangenheit?
Warum sehnt man sich danach, im Regen zu duschen, wenn man ein gefliestes Badezimmer mit warmem und kaltem Wasser hat? Immer wieder singen sie die alte, sehnsüchtige Schnulze „Ich denk’ zurück an meine Kindheit“? Habe ich nicht Recht? Fragen Sie mal Rhett Butler und Scarlet O’Hara aus „Vom Winde verweht“.
Haben die keine Sehnsucht nach der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges? Oder heute in Israel? Die alten Opas und Omas, die Eichmanns Hölle entkommen sind – wer sagt denn, dass die sich nicht wehmütig an die Tage erinnern, an denen sie sich, um in Polen der Nazi-Gestapo zu entkommen, angstvoll versteckt hielten?
Als Arzt war meine glänzendste, fröhlichste, verrückteste Zeit, als ich in dem Dorf Hpa Auk eine Praxis hatte. Ich öffnete sie nur morgensund abends und fuhr über Mittag an den 30 Meilen entfernten Strand von Setse, um zu schwimmen. Trank dort ein paar Schnäpse. Erging mich in Erinnerungen an mein gebrochenes Herz.
Vom U Khanti-Hügel in Mawlamyine sah ich hinüber nach Kyaikmaraw. Blickte wehmütig nach Bilu Kyun. Wie wir nach Mitternacht mit einer ganzen Gruppe Mopeds zu Festivals in Mawlamyine oder Mudon gefahren sind, wie am ersten Tag des neuen Jahres auf dem Fest um die Rogo Pagode mit Wasser gespritzt wurde, wie ich, ohne mich vor Banditen und Rebellen zu fürchten, mit dem Moped auf den kleinen Feldwegen über die Berge von Kyaikmaraw nach Hpa Auk zurückgefahren bin – an alles das denke ich voller Nostalgie zurück.

Damals, als ich in der Armee war, mussten wir mit der Offensive 883 zur Schlacht um das feindliche Lager 6689 ohne Pause nach Möng Yawng marschieren. Einen ganzen Tag, die ganze Nacht und den nächsten Morgen marschierten wir, ohne zu schlafen. Rauf auf den Berg und wieder runter, mitten in der finsteren Nacht durch einen hüfttiefen Graben mussten wir. Weil wir nur trockene „Defender 6“ Kekse zu essen hatten, erbettelten wir uns beim Durchqueren eines Feldlagers etwas gekochten Reis von einem Kameraden. Es war nur eine Handvoll Reis, gewälzt in einem Chilimörser, in dem zuvor Ngapi gestampft worden war. Und Blätter zum Einwickeln oder Teller gab es auch nicht. Wir mussten beide Hände zusammenlegenund beim Laufen daraus essen. Diesen Reis aber möchte ich jetzt noch einmal essen. Wie sehr möchte ich zurückkehren zu den Dingen der Vergangenheit, die ich so vermisse. Aber wie könnte das gehen? Man kann nur träumen, wehmütig sein und Sehnsucht haben. 

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