"Ein Sitzplatz" von Lai Twin Thar Saw Chit

<<< Vorherige Seite

In der Nähe standen zwei alte Leute. Wenn der Zug durch die Kurven fuhr, stützte die Großmutter den schwankenden Großvater. Es war ein richtig netter Anblick. Aber nicht für Maung Kyaw: Wenn er hier stehen blieb, würde es ungehörig sein, sich einen Sitzplatz zu erkämpfen. Er würde den alten Leuten den Vorrang geben müssen.
Er ging also an eine andere Stelle. Kurz darauf standen zwei Leute auf, um am Hauptbahnhof auszusteigen. Die Großmutter und der Großvater hatten jetzt Sitzplätze. Einen Moment freute er sich für sie. Hier und dort stand jemand auf, um auszusteigen. Die jeweils in der Nähe stehenden Leute bekamen dann einen Platz. Aber von den Sitzplätzen in der Nähe von Maung Kyaw stand niemand auf. Maung Kyaw seufzte.
Als der Zug im Hauptbahnhof hielt, stiegen unzählige Leute in den Waggon ein und jeder suchte mit umherschweifenden Blicken, ob es nicht noch irgendwo einen freien Platz gäbe. Maung Kyaw fand es zum Lachen. Wo doch selbst er, der extra eine Station früher als diese Leute eingestiegen war, stehen musste. Der Waggon füllte sich, und es wurde immer enger. Jetzt gab es nur noch wenig Hoffnung auf einen Sitzplatz. In seiner Nähe entschuldigte sich ein Mädchen und setzte sich noch mit auf einen Zweierplatz. – Oh, … Mädchen eben, die machen so was.

Maung Kyaw betrachtete die eng aneinander gezwängt sitzenden Mädchen. Hübsch waren sie. Könnten Sekretärinnen sein. Aber davon, dass er hübsche Sekretärinnen betrachtete, würde er auch keinen Sitzplatz bekommen. Wenn er dort stehen bliebe, wäre es hoffnungslos. Dort saßen sie zu dritt auf einem Platz. Er musste woanders hingehen. Langsam bewegte er sich durch den Waggon unds tellte sich an eine andere Stelle. Jetzt war er auf der linken Zugseite, in der Nähe von zwei Dreierplätzen. Wenn von den sechs Leuten eineraufstehen würde, bekäme er einen Platz. Als sie die Station Ma Hlwa Koun erreichten … „Ha! So ein Mist!“ In der Nähe der Stelle, wo er zuletzt gestanden hatte, waren zwei Leute ausgestiegen. Nicht nur die zu dritt auf einem Platz sitzenden Mädchen hatten jede einen Sitz bekommen, sondern auch einanderer Mann, der in der Nähe gestanden hatte. Maung Kyaw warden falschen Plätzen nachgejagt. Na ja, dann würde er eben an der Stelle stehen bleiben, wo er jetzt stand, und einfach darauf warten, dass ein Platz frei würde. Wenn er mal nach hier, mal nach dort ging, würde er nie einen Platz bekommen. Ein, zwei, drei Stationen…„Verdammt…!“, murrte er im Geiste. An anderen Stellen standen Leute auf, und in der Nähe der frei werdenden Plätze stehende Menschen konnten sich setzen. Die sechs Leute auf den Sitzen in Maung Kyaws Nähe aber bewegten sich nicht von Fleck. Zwei von ihnen lasen in aller Ruhe. Zwei Kinder, die bei der letzten Station zugestiegen waren, stellten sich neben ihn. Sie trugen grüne Longyis und weiße Hemden und schienen Geschwister auf dem Heimweg von der Schule zusein. Ihre Haut war hell und ihre Gestalten kräftig. Der Junge war vielleicht zwölf, das Mädchen etwa zehn Jahre alt. Er schien sich um seine kleine Schwester zu kümmern und hielt sie an der Hand. Sie streckte ihm ein offenes Päckchen eingelegte Jujuben entgegen, als ob sie fragen wollte: „Willst du noch eine?“. Er schüttelte den Kopf.

Nächste Seite >>>